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Endspiel-Wirren in Samarkand

Von perfektem Spiel bis hin zu grobem Unfug konnte man einige Endspiele beim Grand Swiss beobachten. Manche Top-Großmeister sollten nicht nur Eröffnungen lernen. Wir lernen mit. Weniger Schmerzhaft.

Von Thorsten Cmiel

Turmendspiel Basiswissen

Ich würde erwarten, dass Vereinsspieler das folgende Basiswissen über die folgende Remisstellung besitzen.


Diese Stellung ist ein bekanntes und einfaches Remis. Schwarz muss lediglich mit dem eigenen König auf den Feldern h7 und g7 hin und her pendeln. Sollte sich der weiße König anschicken den eigenen Freibauern zu verteidigen (b6 oder b7), dann gibt Schwarz Schachgebote von hinten und Weiß kommt nicht weiter. Der Grund für die schwarze Königspostierung ist einfach: Stünde der König auf der sechsten Reihe (außer a6 oder b6 natürlich), könnte Weiß ein Schachgebot absetzen und seinen a-Bauern promovieren. Stünde der schwarze König auf f7, dann ist kein Schachgebot möglich, aber die Umgehungsstrategie mit einem Turmzug nach h8 gewönne. In der folgenden Stellung versuchte Weiß diesen Trick zu installieren, aber Schwarz war ausreichend vorsichtig.


Grober Unfug

Was in der zweiten Zweitrundenpartie zwischen Vincent Keymer und dem Eröffnungsexperten Jefferey Xiong passierte war unter dem Niveau eines guten Vereinsspielers. Mit wenig Bedenkzeit wäre der Fehler noch erklärbar gewesen. Aber jedes Berechnen von Varianten beginnt in der Ausgangsstellung mit dem Schlagen auf a7. Hier erreicht Schwarz nicht mehr die Felder g7 und h7 und weil der f-Bauer den König verstellt, gibt es auch keinen Weg, um den König vor seinen Bauern vor Schachgeboten von hinten zu schützen.


Ein fehlerfreies Turmendspiel

Neben Fehlern im Endspiel gab es natürlich auch fehlerfreie Verteidigungsleistungen wie hier aus einer Erstrundenbegegnung in der Maxime Vachier Lagrave, kurz MVL, ein etwas schlechter stehendes Endspiel souverän verteidigte.

Eine Augenweide

Dieses Fragment stammt aus der zweiten Runde im Grand Swiss in Samarkand. Besonders wie Weiß immer wieder durch seine Damenrückzüge ein Tempo gewinnt. Es gibt zwar ein kleines Fragezeichen in der B-Note, aber das spielt bei der Bewertung keine Rolle. Wer beim Nachspielen erkennt an welcher Stelle die Partie nicht optimal verlief, bekommt ein Prädikat für Endspielstärke.

Vantika scheitert knapp


Die tragische Stellung der Partie. Vantika schlug hier den Bauern h5 mit dem Läufer. Das war warum kein guter Zug und wie sollte sie besser fortsetzen? Die Antworten können in der folgenden Partieanalyse gefunden werden.


Störend war die Situation sicherlich und der Schiedsrichter hat hier keine gute Figur abgegeben. Aber in gewisser Weise war Vantika selbst schuld, dass ihr ein halber Punkt abhanden kam. Die Partie bis dahin war nicht so komplex, dass man eine weitere Zeitnot zulassen musste. Außerdem war die Verteidigung und das Spiel der Kazachin repräsentierte in der Schlussphase eine sehr starke Leistung.

Fotos: Michal Walsuza. Fide Chess.

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