Von Thorsten Cmiel
Um Lernerfolge zu erzielen, sollten Schachaufgaben nicht zu einfach ausfallen. Daher ist das Lösen von Aufgaben im Speedmodus eine Art schachlicher Fingerübung, mehr nicht. Der erzielbare Effekt ist jedoch äußerst zweifelhaft. Gute Aufgaben sind schwierig, manche sogar zu schwierig, stellen aber in jedem Fall eine Herausforderung dar und Aktivieren im besten Fall die Gehirnzellen des Lösenden.
Unter dem Aufgabentyp „Simply the Best“ gilt es in der Regel einen Zug zu finden, den ersten und besten Zug. Dafür sind Überlegungen notwendig, die je nach Schwierigkeitsgrad bis hin knapp zur Unlösbarkeit sein können. Oft ist der erste Zug, der einem erfahrenen Spieler am Brett einfällt, letztlich der richtige Zug. Der Spieler folgt seiner Intuition. Ein wichtiges praktisches Problem bei der Konstruktion von Aufgaben ist, dass man mit der Aufgabenstellung die Information vermittelt, dass in dieser Stellung etwas funktioniert. In der Praxis ist das nicht so.
Simply The Best
Beginnen wir unsere Betrachtungen mit einer komplexen Mittelspielstellung, die aus einer Eventualvariante zu einer Bundesligapartie von Ivan Sokolov gegen Mikhail Golubev aus dem Jahr 2003 stammt. Falls meine Aufzeichnungen stimmen, stammt dieses Beispiel aus einer Analyse von Laszlo Hazai, einem ungarischen Internationalen Meister und Schachtrainer.
Schwarz ist in dieser Stellung am Zuge. Gesucht ist nur ein Zug, der nächste Zug. Beachten Sie: Nur weil genau ein Zug gefragt ist, heißt das nicht automatisch, dass man nicht vor der Entscheidung einige Rechenzeit investieren sollte. Anders als bei reinen Taktikaufgaben mögen bei diesem Aufgabentyp nicht immer taktische Lösungen gefordert sein.
Lösung: Simply The Best
Schwarz sollte den Zug 1…Sd3! spielen. Haben Sie diesen Zug gefunden? Haben Sie den Zug überhaupt erwogen? Können Sie ihn erklären und mit Varianten unterfüttern?
Fifty Fifty
In einer bekannten Fernsehshow bei der man als Gewinner bis zu einer Million Euro gewinnen kann, gibt es die Möglichkeit einmalig einen Joker heranzuziehen: Der Fifty-Fifty-Joker. Die Entscheidung wird in der Quizshow von einer Chance Eins aus Vier auf Eins aus Zwei reduziert. Einen zweiten Aufgabentyp, den ich sinnvoll finde, nenne ich Fifty-Fifty. In der Regel erhält man also zwei Alternativen genannt und muss sich zwischen diesen zwei Möglichkeiten entscheiden. Klingt einfach, oder?
Diese Stellung stammt aus der Seniorenweltmeisterschaft 2024 65+. Hier sah der israelische Internationale Meister Alexander Mikhalevski gegen den deutschen Großmeister Rainer Knaak die Möglichkeit, den Bauern auf c6 zu schlagen und einen Königsangriff zu starten. Aber ist das auch gut oder sollte er stattdessen den Hauptkandidatenzug 20…Sc5 spielen? Ihre Wahl.
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