
Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.
Kaum jemand dürfte mit Parham Maghsoodloo auf den vorderen Plätzen im Grand Swiss gerechnet haben. Aber der Iraner geht mit einem halben Punkt Vorsprung in den Ruhetag. Die Partie gegen Arjun Erigaisi nahm keinen spektakulären Verlauf und so blieb es bei der Führung. Bei den Frauen gewinnt die Titelverteidigerin Vaishali erneut eine Schwarzpartie und ist wie Kateryna Lagno auf einem guten Pfad sich erneut für das Turnier der Kandidatinnen zu qualifizieren.
Von Thorsten Cmiel
Top-Spieler im Open-Grand-Swiss nach sechs Runden

Es folgen 15 Spieler mit 4.0 (+2) Punkten.
Top-Spielerinnen im Frauen-Grand-Swiss nach sechs Runden

Es folgen 9 Spielerinnen mit 4.0 (+2) Punkten.
Weltmeisterliche Leiden
Gukesh überzog seine Partie gegen den griechischen Großmeister Nikolas Theodorou, 25, auch wenn er am Ende an einem einzigen groben Fehler scheiterte. Das zeigt wie stark das Grand-Swiss-Turnier besetzt ist. Bei seiner Flucht aus dem Turniersaal folgte Gukesh seinem Respekts-Ritual für das Spiel, lief aber schnell an Fans vorbei. Am Ende des Videos sieht man sogar eine Gefühlsregung bei dem jungen Spieler aus Chennai, der sich anders als andere, die gelegentlich auf den Tisch hauen, sehr gut im Griff hat. Eine Doppelnull gegen Spieler unter 2650 ist sicherlich eine Rarität in den letzten Jahren. Aber etwas Erinnerung sollte schon sein: 2023 als Gukesh sich zu qualifizieren versuchte, lief es im Grand Swiss ebenfalls nicht für den amtierenden Weltmeister.


Die Stellung ist bereits optisch riskant angesichts der Tatsache, dass die schwarzen Freibauern in diesem Endspiel weiter vorgerückt sind. Welches Konzept sollte Gukesh hier beherzigen?
Lösung (Hier Klicken)
Check out the final moments as World Chess Champion Gukesh resigns against Nikolas Theodorou in Round 6 of the FIDE Grand Swiss. Gukesh is furious with himself, and quickly leaves the playing hall.
Video: @ram_abhyudaya pic.twitter.com/ELGrG1ku4e
— ChessBase India (@ChessbaseIndia) September 9, 2025
Nikolas Theodorou reveals he got an extra 2 minutes after Gukesh incorrectly claimed a draw by repetition. He went on to win, and had only one regret: "Today I was hoping to be done earlier so I could play Titled Tuesday, but unfortunately I wasn’t able!" pic.twitter.com/BXaQzNV8oc
— chess24 (@chess24com) September 9, 2025
Nihal und Anish Giri rücken auf
An den ersten zehn Brettern gab es nur drei entschiedene Partien. Neben dem Griechen gewannen Anish Giri und Nihal. Beide sind damit oben dran und geteilte Zweite, die mit 4.5 aus 6 als Meute hinter Parham Maghsoodloo herjagen. Eine Kraftleistung brachte den deutschen Großmeister Vincent Keymer (4 aus 6) wenigstens wieder in Lauerstellung.


Renier analysiert Maurizzi – Giri
In seiner täglichen Partieanalyse für Lichess wählte Renier Castellanos Rodriguez diesmal die starke Partie Partie von MarcAndria Maurizzi gegen Anish Giri. Die Partie folgte zunächst bekannten Mustern im Najdorf-Sizilianer, wurde dann sehr scharf und Giri zeigte einen klaren Angriff und gewann seine Partie überzeugend mit Schwarz. Hinweis: Klicken auf die Notation öffnet ein Pop-up-Fenster.


Nihal mit Partie des Tages
Nhal kommt mit Schwarz zu einem schnellen Sieg. Der Schluss beruht auf einem Ablenkungsmotiv und ist natürlich die Folge eines groben Fehlers seines Gegners, aber Schönheit entsteht immer aus etwas Hässlichem.
Das Konzept der Ästhetik des Hässlichen, wie von Karl Rosenkranz untersucht, ist ein eigenständiges Phänomen, das die Wahrnehmung von Schönheit beeinflussen kann, da es nicht einfach nur ihr Gegenteil ist, sondern eine Funktion davon darstellt.

Keymer kommt sofort zurück
Diesmal saß der deutsche Großmeister lange Zeit am besseren Ende des Remis, konnte aber nicht viel herausholen. In den entscheidenden Momenten hatte der Armenier im Verlauf der Partie nicht genügend Risikogespür und musste letztlich nach einem Fehler hinter sich greifen. Ein echter Arbeitssieg im positiven Sinne für den Deutschen, dem anders als den beiden indischen Topspielern das sofortige Comeback gelang.

Der entscheidende Moment: Der Armenier Hovhannisyan war hier im 87. Zug mit Schwarz dran und sollte nach langem Kampf welchen Zug am besten spielen?
Lösung (Hier Klicken)
Das spielt zwar für das Resultat der Partie keine Rolle, aber Vincent konnte hier schneller und ästhetischer gewinnen, wie?
Lösung (Hier Klicken)

Divya mit starker Vorbereitung
Die Inderin zeigt sich erneut bestens vorbereitet. Das konnte man beim World-Cup in Kazachstan vor wenigen Wochen schon beobachten. In dieser Partie holte Divya ohne Mühe ein Schwarzremis gegen einen starken Großmeister. Wer gegen die 19-jährige gewinnen will, der muss mehr bieten und am besten ein Turmendspiel erreichen, denn in dieser Spielphase liegen am ehesten die Schwächen der jungen Frau aus Nagpur.



Vaishali und Lagno weiter vorne
Dinara scheitert an ihrem Zeitverbrauch und an sich selbst. In der folgenden Stellung war es gar nicht so schwierig die Stellung ausgeglichen zu halten.
Der Bauer auf g2 droht verloren zu gehen, was sollte man tun? Vor allem sollte keine Panik die weitere Partie bestimmen.


Josefine analysiert Wagner
Die Frauen-Großmeisterin Josefine Safarli analysierte diesmal bei den Frauen die Spitzenpaarung zwischen Dinara Wagner und Kateryna Lagno aus Russland, die eine der Turnierfavoritinnen ist. Die Partie verlief nach einer frühen Ungenauigkeit der deutschen Spielerin zunächst zugunsten der Russin, die unter neutraler Flagge antreten muss. Lagno war selbst mal Ukrainerin und ist jetzt mit dem russischen Großmeister und Zeitnotspezialisten Alexander Grischuk verbandelt. Letztlich gelang es Wagner die Stellung nach schwieriger Abwehrschlacht ausgeglichen zu gestalten und dann passierte ihr im Endspiel ein Malheur und ein halber Punkt war leider weg. Weitere Video-Analysen finden sich auf dem Youtube-Kanal von Josefine.
Raluca analysiert Vaishali
Raluca Sgircea analysiert täglich eine Partie aus dem Frauen Grand Swiss für Lichess, die technologisch führende Spielplattform. Raluca ist Internationale Frauen-Meisterin und auch anderweitig im Schach unterwegs. So ist sie bei der Schachschule Killer Schach Training dabei. Hinweis: Klicken auf die Züge öffnet ein Pop-up-Fenster.
Lu Miaoyi – zweiter Punkt in Folge
Zwei Top-Talente und Internationale Meister spielen in dieser Partie gegeneinander. Die Chinesin zeigt strategische Talente in einem damenlosen Mittelspiel.und Kampfgeist. Am Ende versuchte Eline in das in Samarkand häufiger vorkommenden Endspiel Turm und ungleichfarbige Läufer gegeneinander auszubüchsen, wird aber von ihrer Gegnerin durch ein Ablenkungsopfer überrascht. Stark gespielt.



Ergebnisse Grand Swiss
Spieler | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | Gesamt | Leistung |
Pragg | 0.5 | 1.0 | 1.0 | 0.5 | 0.0 | 0.5 | 3.5/6 | 2692 (-7) |
Erigaisi | 0.5 | 1.0 | 1.0 | 0.5 | 1.0 | 0.5 | 4.5/6 | 2862 (+7) |
Gukesh | 1.0 | 0.5 | 1.0 | 0.5 | 0.0 | 0.0 | 3.0/6 | 2660 (-9) |
Firouzja | 1.0 | 1.0 | 0.0 | 0.5 | 1.0 | 0.5 | 4.0/6 | 2776 (+2) |
Keymer | 0.5 | 1.0 | 0.5 | 1.0 | 0.0 | 1.0 | 4.0/6 | 2758 (0) |
Nodirbek | 1.0 | 0.5 | 1.0 | 0.5 | 0.5 | 0.5 | 4.0/6 | 2774 (+2) |
Nihal | 0.5 | 1.0 | 0.5 | 0.5 | 1.0 | 1.0 | 4.5/6 | 2801 (+8) |
Erdogmus | 1.0 | 0.5 | 0.5 | 1.0 | 0.5 | 0.5 | 4.0/6 | 2812 (+13) |
Svane, F | 1.0 | 0.5 | 0.5 | 0.0 | 0.0 | 0.5 | 2.5/6 | 2593 (-4) |
Gurel | 0.5 | 0.0 | 0.5 | 0.5 | 1.0 | 0.5 | 3.0/6 | 2633 (0) |
Divya | 0.0 | 0.5 | 0.5 | 1.0 | 0.0 | 0.5 | 2.5/6 | 2583 (+8) |
7.5 | 7.5 | 7.0 | 6.5 | 5.0 | 6.0 | 39/66 (+12) | (gerundet) |
Ergebnisse Grand Swiss der Frauen
Spielerin | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | Gesamt | Leistung (6) |
Wagner | 1.0 | 0.5 | 1.0 | 0.5 | 1.0 | 0.0 | 4.0/6 | 2502 (+ 8) |
Vaishali | 1.0 | 1.0 | 1.0 | 0.5 | 0.5 | 1.0 | 5.0/6 | 2675 (+ 16) |
Agrawal | 1.0 | 0.5 | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 1.0 | 2,5/6 | 2352 (- 2) |
Miaoyi | 0.5 | 0.5 | 0.0 | 0.0 | 1.0 | 1.0 | 3.0/6 | 2374 (- 6) |
3.5 | 2.5 | 2.0 | 1.0 | 2.5 | 3.0 | 14.5/24 (+5) | (gerundet) |
Kamen die ausgewählten 15 Gladiatoren am ersten Tag gemeinsam noch auf elf Punkte, waren es tags drauf noch zehn und in Runde drei neun Punkte. In Runde vier und fünf kamen die Protagonisten nur auf 50 Prozent. In der sechsten Runde kamen neun Punkte zusammen.
Fotos aus Samarkand: Michal Walsuza. Fide Chess.
Hinweis
Ich versuche einige Partien trotz Urlaubs zu analysieren und nutze Links zu Analysen, die mir gefallen, sofern ich das rechtlich darf. Dazu gehören diesmal die Analysen der Internationalen Frauen-Meisterin Raluca Sgircea, Großmeister Renier Castellanos Rodriguez, die das Turnier für Lichess beobachten und eine Partie pro Runde ausführlich analysieren. Die beiden sind zudem Teil des Teams von Killer Chess Training. Die engagierten Analysen der Frauen-Großmeisterin Josefine Safarli (früher Heinemann) kann ich ebenfalls empfehlen, vor allem für die Fans der deutschen Spielerinnen und Spieler. Hier geht es zu ihrem Youtube-Kanal. Ich selbst bin Fide-Meister mit einer IM-Norm und das ist so lange her, dass der Weltschachbund nicht mal das Ernennungsjahr auf seiner Website vermerkt. Auf meiner Urkunde steht 1988 und die ist unterschrieben von Florencio Campomanes, dem damaligen Präsidenten. Manche spannende Phasen aus Partien habe ich als GIF mit Hilfe des Datenprogramms von Chessbase abgespeichert. Ich finde das ein schickes Feature, um sich einen schnellen Eindruck über einen Partieverlauf zu machen. Wer die Geschwindigkeit drosseln will, der klickt einfach auf das Diagramm. Bei Partieanalysen findet sich entweder oben links ein Diagramm zum Nachspielen oder durch Klicken auf einen beliebigen Moment öffnet sich ein Pop-up-Diagramm bei Klicken auf die Notation