
Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.
Wer hätte das gedacht: In der vorletzten Runde beim Grand-Swiss-Turnier spielen zwei deutsche Spieler vorne mit und zumindest einer könnte sich für das nächste Kandidatenturnier qualifizieren. In der neunten Runde spielte Vincent Keymer groß auf gegen Parham Maghsoodloo und ist jetzt vorne dabei. Anish Giri zeigte eine starke Leistung im Endspiel gegen seinen Landsmann Jorden Van Foreest.
Von Thorsten Cmiel
Zwei Runden vor Schluss fängt das Rechnen an: In der offenen Klasse hat der deutsche Spieler und amtierende Europameister Matthias Bluebaum die beste Wertung (Gegnerschnitt) In der vorletzten Runde spielt Matthias mit Schwarz gegen Keymer und verbessert dadurch seinen Gegnerschnitt noch einmal deutlich, wohingegen Vincent selbst von der Paarung gegen seinen Landsmann eher nicht profitiert. Keymer und Giri werden sich damit über die Punktzahl qualifizieren müssen. Auf die Wertung werden sie sich bei Bedarf eher nicht qualifizieren können. Abhimanyu Mishra ist zwar einen halben Punkt zurück, aber er hat die besten Gegner gehabt und könnte sich bei einem Sieg gegen den Franzosen Maxime Vachier-Lagrave auf seine Wertung verlassen. Gute Chancen kann sich diesbezüglich Arjun Erigaisi ausrechnen. Er muss allerdings auch zunächst einen halben Punkt aufholen.
Bei den Frauen ist es nicht weniger spannend. Die besten Aussichten verbleiben natürlich bei Kateryna Lagno, die sowohl einen halben Punkt Vorsprung aufweist als auch eine gute Wertung besitzt. Hinzu kommt eine Paarung, die ihren Gegnerschnitt deutlich hebt. Ein Remis in Runde 10 bedeutet für Lagno fast die sichere Qualifikation für das Turnier der Kandidatinnen. Vaishali hat die besten Chancen unter den Verfolgerinnen. Sie sollte gegen Mariya Muzychuk aber zumindest einen halben Punkt holen, um mit guter Ausgangslage in die finale Runde zu gehen. Sollte die Paarung von Bibisara Assaubayeva entschieden werden, hätte die Siegerin ebenfalls gute Qualfikationschancen.
Top-Spieler im Open-Grand-Swiss nach neun Runden

Es folgen 16 Spieler mit 5.5 (+2) Punkten.
Die Paarungen in Runde 10

Top-Spielerinnen im Frauen-Grand-Swiss nach neun Runden

Es folgen 4 Spielerinnen mit 5.5 (+2) Punkten.
Die Paarungen in Runde 10



Renier analysiert Nihal – Alireza
Schachgroßmeister Renier Castellanos analysiert in jeder Runde eine Partie aus dem Grand Swiss für Lichess. Die Analysen sind besonders empfehlenswert, da Renier erfahrener Coach und Buchautor ist, also etwas von Didaktik versteht. Seine gesammelten Analysen finden sich hier. Nihal spielte zunächst inspiriert und es ist tragisch, dass er die Führung nach einer derart mutig angelegten Partie verlor.

Anish Giri nutzt Fehler gegen Landsmann gnadenlos aus


Josefine analysiert
Die Frauen-Großmeisterin Josefine Safarli analysierte diesmal Vincent Keymers Schwarzpartie gegen Parham und Dinara hatte erneut, recht unnötig, ein Damenendspiel auf dem Brett. Weitere Video-Analysen finden sich auf dem Youtube-Kanal von Josefine.


Frauen Grand Swiss
Die Spitzenpaarung zwischen Kateryna Lagno und er Kasachin Bibisara Assaubayeva sah lange Zeit wie ein voller Punkt für die jüngere Spielerin aus, aber am Ende passierte doch noch etwas Unerwartetes: die Kazachin lässt eine Abwicklung zu, welche die Stellung ausgleicht. Der Fehler war der Königszug nach f8. Besser war es den c-Bauern dem Tausch zu entziehen und den c-Bauern nach vorne zu ziehen.



Raluca analysiert Vaishali
Die Internationalen Frauen-Meisterin Raluca Sgircea analysiert täglich für Lichess, die technologisch führende Spielplattform im Schach, eine Partie aus dem Frauen Grand Swiss in Samarkand. Am heutigen Spieltag wählte die Rumänin die Partie der Spitzenspielerin aus Indien aus, die auf unserer Beobachtungsliste steht. Weißpartien von Vaishali sind oft engagiert vorgetragene Angriffspartien. So auch hier.

Partie des Tages


Divya mit schwierigem Endspiel
Die Inderin ist durch ihren Turniersieg beim World Cup bereits Großmeister. Dennoch dürfte es eine Genugtuung sein, dass sie in der offenen Klasse eine neunrundige Großmeisternorm erzielt hat. Daran änderte auch ihre Niederlage in einem sehr schwierigen Endspiel nichts. Am Ende unterlief Divya jedoch ein überraschend grobes Missgeschick.
Diese Stellung war direkt nach dem Kontrollzug auf dem Brett. Die Verteidigung ist nicht nur optisch schwierig zu organisieren angesichts der verbundenen freien Bauern auf der f- und g-Linie.


Ergebnisse Grand Swiss
Spieler | Runden 1-6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | Gesamt | Leistung |
Pragg | 3.5/6 | 1.0 | 0.5 | 0.5 | ||||
Erigaisi | 4.5/6 | 0.0 | 0.5 | 1.0 | ||||
Gukesh | 3.0/6 | 0.0 | 0.5 | 0.5 | ||||
Firouzja | 4.0/6 | 1.0 | 0.5 | 1.0 | ||||
Keymer | 4.0/6 | 0.5 | 1.0 | 1.0 | ||||
Nodirbek | 4.0/6 | 1.0 | 0.5 | 0.5 | ||||
Nihal | 4.5/6 | 1.0 | 0.5 | 0.0 | ||||
Erdogmus | 4.0/6 | 0.0 | 1.0 | 0.0 | ||||
Svane, F | 2.5/6 | 0.5 | 0.0 | 1.0 | ||||
Gurel | 3.0/6 | 1.0 | 0.5 | 0.5 | ||||
Divya | 2.5/6 | 1.0 | 0.5 | 0.0 | ||||
39/66 | 7.0 | 6.0 | 6.0 | (gerundet) |
Ergebnisse Grand Swiss der Frauen
Spielerin | Runden 1-6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | Gesamt | Leistung |
Wagner | 4.0 | 0.0 | 0.5 | 0.5 | ||||
Vaishali | 5.0 | 1.0 | 0.0 | 0.5 | ||||
Agrawal | 2.5 | 1.0 | 0.0 | 0.0 | ||||
Miaoyi | 3.0 | 1.0 | 0.5 | 0.5 | ||||
14.5/24 (+5) | 3.0 | 1.0 | 1,5 | (gerundet) |
Kamen die ausgewählten 15 Gladiatoren am ersten Tag gemeinsam noch auf elf Punkte, waren es tags drauf noch zehn und in Runde drei neun Punkte. In Runde vier und fünf kamen die Protagonisten nur auf 50 Prozent. In der sechsten Runde kamen neun Punkte zusammen. In der siebten Runden waren es wie in der zweiten Runde zehn Punkte. In der achten Runde waren es sieben aus 15, also erstmals weniger als 50 Prozent. in der neunten Runde reichte es gemeinsam auf 50 Prozent.
Fotos aus Samarkand: Michal Walsuza. Fide Chess.
Hinweis
Ich versuche einige Partien trotz Urlaubs zu analysieren und nutze Links zu Analysen, die mir gefallen, sofern ich das rechtlich darf. Dazu gehören diesmal die Analysen der Internationalen Frauen-Meisterin Raluca Sgircea, Großmeister Renier Castellanos Rodriguez, die das Turnier für Lichess beobachten und eine Partie pro Runde ausführlich analysieren. Die beiden sind zudem Teil des Teams von Killer Chess Training. Die engagierten Analysen der Frauen-Großmeisterin Josefine Safarli (früher Heinemann) kann ich ebenfalls empfehlen, vor allem für die Fans der deutschen Spielerinnen und Spieler. Hier geht es zu ihrem Youtube-Kanal. Ich selbst bin Fide-Meister mit einer IM-Norm und das ist so lange her, dass der Weltschachbund nicht mal das Ernennungsjahr auf seiner Website vermerkt. Auf meiner Urkunde steht 1988 und die ist unterschrieben von Florencio Campomanes, dem damaligen Präsidenten. Manche spannende Phasen aus Partien habe ich als GIF mit Hilfe des Datenprogramms von Chessbase abgespeichert. Ich finde das ein schickes Feature, um sich einen schnellen Eindruck über einen Partieverlauf zu machen. Wer die Geschwindigkeit drosseln will, der klickt einfach auf das Diagramm. Bei Partieanalysen findet sich entweder oben links ein Diagramm zum Nachspielen oder durch Klicken auf einen beliebigen Moment öffnet sich ein Pop-up-Diagramm bei Klicken auf die Notation