
Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.
Vaishali gewinnt ihre letzte Weißpartie und kann zu Kateryna Lagno aufschließen. In der offenen Klasse remisieren Alireza Firouzja und Anish Giri schnell und setzen damit auf ihre Gewinnchance in der elften Runde. Hans Niemann kommt durch einen Sieg gegen Praggnanandhaa letztlich in die Verlosung und Keymer verpasst eine gute Chance gegen seinen Landsmann Matthias Bluebaum.
Von Thorsten Cmiel

Der dramatischste und folgenreichste Moment in der zehnte Runde. Hier war Vincent Keymer mit den weißen Steinen am Zuge und zog seinen Turm nach h7. Was hat er bei seinem Zug übersehen?
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Eine Runde vor Schluss sieht die Schachwelt so aus: In der offenen Klasse kommt es zum Showdown und die Wertung (Elo-Durchschnitt der Gegner) spielt eine Rolle für die Strategien der Spieler morgen. Die Frauen haben ein ähnlich knappes Finale bei dem sich drei Spielerinnen um die zwei Qualifikationsplätze zu bewerben scheinen. Dabei haben Kateryna Lagno und Vaishali mit einem halben Punkt und besserer Wertung die besseren Karten vor Bibisara Assaubayeva und Yuxin Song. Aber beginnen wir mit der Tabelle nach Runde 10 und den Paarungen der elften Runde.
Top-Spieler im Open-Grand-Swiss nach zehn Runden

Es folgen 14 Spieler mit 6.0 (+2) Punkten.
Die relevanten Paarungen in Runde 11

Top-Spielerinnen im Frauen-Grand-Swiss nach zehn Runden

Es folgen 4 Spielerinnen mit 6.0 (+2) Punkten.
Die Paarungen in Runde 11

Die Situation in der offenen Klasse
Arjun's qualifying scenarios:
a) He has to win;
b) And Hans vs. Anish needs to be draw
c) And Abhimanyu doesn't win
No other scenario for Arjun to qualify. https://t.co/pG7fsPBm2O
— Chess Numbers India (@chess_insights) September 14, 2025
Nicht nur in Deutschland finden Rechenspiele statt. In der Offenen Klasse sind die im Twitter-Beitrag angegebenen Elodurchschnittswerte nach 11 Runden relevant. Es ist extrem knapp. So weisen Anish Giri und Vincent Keymer die exakt gleichen Gegnerschnitte auf und da es einen Korrekturergebnis gibt und das bei beiden identisch ist, bleibt es bei folgender Rangfolge: Bluebaum, Firouzja, Niemann, Giri und Keymer. Es gibt noch eine weitere Unsicherheit, gilt die gerundete Zahl, statt eine genaue Auflistung wie hier vorgenommen, könnte auch Hans mit Vincent und Anish gleich sein (das wurde inzwischen von der FIDE bestätigt). Sollte es zwischen Hans, Anish und Vincent zum Vergleich kommen, zählen die anderen Wertungen, die zurzeit ebenfalls fast gleich sind. Ein tolles Finish steht an.
Wertung nach Runde 11

Szenarien und Strategien aus deutscher Sicht
Die beste Wertung der Top5-Spieler weist der deutsche Großmeister Matthias Bluebaum auf. Ein Remis genügt ihm für einen der vorderen zwei Plätze, sofern Anish Giri und Hans Niemann keinen Sieger finden. Falls einer der beiden gewinnt, darf zumindest nicht sein Landsmann Vincent Keymer voll punkten. Es gibt noch ein anderes Szenario, das Matthias Bluebaum einen Strich durch die Remis-Rechnung machen könnte. Falls Abhimanyu Mishra seine Partie gegen Vidit gewinnt, wäre Mishra dann auf dem zweiten Platz.
Für Vincent Keymer stellt sich die Situation anders dar: Er muss seine Partie mit Schwarz in jedem Fall gewinnen, da er bei Remis zwingend hinter einem der Spieler in der Partie Anish Giri – Hans Niemann und hinter mindestens einem der Spieler am Spitzenbrett (bei Remis hinter beiden) landen würde.
Die beiden Kontrahenten Anish Giri und Hans Niemann müssen beide ebenfalls auf Gewinn spielen, da bei Remis am ersten Brett sowohl Alireza Firouzja und Matthias Bluebaum vor ihnen landen würden. Es wird in jedem Fall spannend und zwei deutsche Spieler können es ins Kandidatenturnier schaffen.


Renier analysiert Hans – Pragg
Schachgroßmeister Renier Castellanos analysiert in jeder Runde eine Partie aus dem Grand Swiss für Lichess. Die Analysen sind besonders empfehlenswert, da Renier erfahrener Coach und Buchautor ist, also etwas von Didaktik versteht. Seine gesammelten Analysen finden sich hier.


Giri und Alireza vertagen Entscheidung
Beide Spieler waren letztlich mit dem Unentschieden zufrieden, denn beide Spieler konnten abweichen. Das Motiv mit dem Springerzug nach c3 ist ein bekanntes Motiv.


Josefine analysiert Matthias – Vincent
Die Frauen-Großmeisterin Josefine Safarli analysierte diesmal natürlich die deutsche Begegnung zwischen Vincent Keymer und Matthias Bluebaum und erneut die Partie der einzigen deutschen Spielerin im Feld bei den Frauen. Weitere Video-Analysen finden sich auf dem Youtube-Kanal von Josefine.


Frauen Grand Swiss
Die Spitzenreiterin Kateryna Lagno musste sich in der zehnten Runde mit Tan Zhongyi auseinander setzten, die bereits via World-Cup qualifiziert ist und nach einem Spätstart erst in den finalen Runden an die Spitze aufrücken konnte. Die Partie endete nach hartem Kampf friedlich. Einen großen Schritt Richtung erneute Qualifikation zum Turnier der Kandidatinnen machte Vaishali, die gegen die Ex-Weltmeisterin Mariya Muzychuk nach einigem Hin und Her gewann.

Modernes von Engines inspiriertes Schach ist oft nicht schön. Die diesmal gewählte Variante ist von einem einem Wettstreit der stärksten Maschinen inspiriert. Hier sollte Weiß was am besten spielen?
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Raluca analysiert
Die Internationalen Frauen-Meisterin Raluca Sgircea analysiert täglich für Lichess, die technologisch führende Spielplattform im Schach, eine Partie aus dem Frauen Grand Swiss in Samarkand. Am heutigen Spieltag wählte die Rumänin die entschiedene Partie von Vaishali gegen Mariya Muzychuk.

Partie des Tages
Die folgende Endphase beinhaltet Einiges was beim Schach Spaß macht. Kreativität und etwas Material wird geopfert, um einen unwiderstehlichen Mattangriff vorzutragen. Der Ukrainer Vassily Ivanchuk ist Jahrgang 1969, kult und war viele Jahre einer der besten Spieler der Welt und könnte längst bei den Senioren (50+) mitspielen. Stattdessen hält er immer noch gut bei den Jungen mit. Sein Gegner in dieser Partie ist 35 Jahre jünger.




Ergebnisse Grand Swiss
Spieler | Runden 1-6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 |
Pragg | 3.5/6 | 1.0 | 0.5 | 0.5 | 0.0 | |
Erigaisi | 4.5/6 | 0.0 | 0.5 | 1.0 | 0.5 | |
Gukesh | 3.0/6 | 0.0 | 0.5 | 0.5 | 1.0 | |
Firouzja | 4.0/6 | 1.0 | 0.5 | 1.0 | 0.5 | |
Keymer | 4.0/6 | 0.5 | 1.0 | 1.0 | 0.5 | |
Nodirbek | 4.0/6 | 1.0 | 0.5 | 0.5 | 0.5 | |
Nihal | 4.5/6 | 1.0 | 0.5 | 0.0 | 0.5 | |
Erdogmus | 4.0/6 | 0.0 | 1.0 | 0.0 | 0.5 | |
Svane, F | 2.5/6 | 0.5 | 0.0 | 1.0 | 0.5 | |
Gurel | 3.0/6 | 1.0 | 0.5 | 0.5 | 0.0 | |
Divya | 2.5/6 | 1.0 | 0.5 | 0.0 | 0.5 | |
39/66 | 7.0 | 6.0 | 6.0 | 5.5 |
Ergebnisse Grand Swiss der Frauen
Spielerin | Runden 1-6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 |
Wagner | 4.0 | 0.0 | 0.5 | 0.5 | 0.0 | |
Vaishali | 5.0 | 1.0 | 0.0 | 0.5 | 1.0 | |
Agrawal | 2.5 | 1.0 | 0.0 | 0.0 | 1.0 | |
Miaoyi | 3.0 | 1.0 | 0.5 | 0.5 | 0.5 | |
14.5/24 (+5) | 3.0 | 1.0 | 1,5 | 2.5 |
Kamen die ausgewählten 15 Gladiatoren am ersten Tag gemeinsam noch auf elf Punkte, waren es tags drauf noch zehn und in Runde drei neun Punkte. In Runde vier und fünf kamen die Protagonisten nur auf 50 Prozent. In der sechsten Runde kamen neun Punkte zusammen. In der siebten Runden waren es wie in der zweiten Runde zehn Punkte. In der achten Runde waren es sieben aus 15, also erstmals weniger als 50 Prozent. in der neunten Runde reichte es gemeinsam für 50 Prozent. In Runde zehn kam noch einmal ein Plus hinzu.
Fotos aus Samarkand: Michal Walsuza. Fide Chess.
Hinweis
Ich versuche einige Partien trotz Urlaubs zu analysieren und nutze Links zu Analysen, die mir gefallen, sofern ich das rechtlich darf. Dazu gehören diesmal die Analysen der Internationalen Frauen-Meisterin Raluca Sgircea, Großmeister Renier Castellanos Rodriguez, die das Turnier für Lichess beobachten und eine Partie pro Runde ausführlich analysieren. Die beiden sind zudem Teil des Teams von Killer Chess Training. Die engagierten Analysen der Frauen-Großmeisterin Josefine Safarli (früher Heinemann) kann ich ebenfalls empfehlen, vor allem für die Fans der deutschen Spielerinnen und Spieler. Hier geht es zu ihrem Youtube-Kanal. Ich selbst bin Fide-Meister mit einer IM-Norm und das ist so lange her, dass der Weltschachbund nicht mal das Ernennungsjahr auf seiner Website vermerkt. Auf meiner Urkunde steht 1988 und die ist unterschrieben von Florencio Campomanes, dem damaligen Präsidenten. Manche spannende Phasen aus Partien habe ich als GIF mit Hilfe des Datenprogramms von Chessbase abgespeichert. Ich finde das ein schickes Feature, um sich einen schnellen Eindruck über einen Partieverlauf zu machen. Wer die Geschwindigkeit drosseln will, der klickt einfach auf das Diagramm. Bei Partieanalysen findet sich entweder oben links ein Diagramm zum Nachspielen oder durch Klicken auf einen beliebigen Moment öffnet sich ein Pop-up-Diagramm bei Klicken auf die Notation