Connect with:
HomeWeltmeisterschaft 2026FIDE CircuitGrand Swiss(4) – Keymer mit Kampfsieg wieder dran

Grand Swiss(4) – Keymer mit Kampfsieg wieder dran

Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.

Zwei Youngster, Divya und Yagis Kaan punkteten voll. Pragg verpasste eine große Chance gegen den US-Youngster Abhimanyu Mishra. Die wichtigste Nachricht für deutsche Schachfans war jedoch der Sieg von Vincent Keymer gegen Frederik Svane nach epischem Kampf.

Von Thorsten Cmiel

Die Bedenkzeit im klassischen Schach soll künftig möglicherweise verkürzt werden können. Das gab es vor langer Zeit schon einmal, damals noch ohne Inkrement. Es wurde aber wieder abgeschafft. In Samarkand wird mit sehr langer Bedenkzeit gespielt: 40/100, 50/20 und 15 für den Rest bei 30 Sekunden Inkrement pro Zug ab Start (Grand Swiss) und bei den Frauen nur 40/90 und 30 für den Rest, plus Inkrement. Wenn man ehrlich ist, werden die gleichen Spielerinnen und Spieler in Zeitnot kommen wie jetzt, selbst wenn man diesen mehr Zeit gönnt. Manchmal wundert man sich was manche Akteure in der Frühphase von ihren Partien mit ihrer Bedenkzeit veranstalten. Wir müssen heute über zwei unserer Spielerinnen reden.

Top-Spieler im Open-Grand-Swiss nach vier Runden

Es folgen 27 Spieler mit 2.5 (+1) Punkten.

Top-Spielerinnen im Frauen-Grand-Swiss nach vier Runden

Es folgen 14 Spielerinnen mit 2.5 (+1) Punkten.

Die meisten Partien enden nach hartem Kampf Remis

Die drei indischen Topspieler kamen diesmal über ein Remis nicht hinaus. Spektakulär war der Sieg von Yagis Kaan Erdogmus (geboren 2011) in Bursa, der Iskender-Stadt. Iskender Kebap ist ein türkisches Gericht, das man nirgendwo auf der Welt in der Qualität wie in Bursa serviert bekommt. Als ich vor einigen Jahren in Bursa in einem Restaurant – verwunderlich war, dass dort jedes Restaurant gefühlt Iskender hieß – nach der Speisekarte fragte, schaute mich der Kellner an und sagte, so etwas haben wir nicht. Wir haben nur Iskender Kebap. Ich weiß jetzt warum. Es schmeckte göttlich. So ähnlich war die Spielweise des jungen Türken an diesem Tag.

Der für die Spitze vielleicht wichtigste Sieg gelang dem deutschen Top-Großmeister gegen seinen Landsmann Frederik Svane.


Der entscheidende Moment. Welcher Königszug ist besser? Soll der schwarze König nach f8 oder f7 ziehen? Der Unterschied macht einen halben Punkt aus, zumindest auf dem Niveau der Spieler dieser Partie. Schade, Frederik hat sich falsch entschieden. Zum Glück bleibt es in der Familie der beobachteten Spieler dieser Beitragsreihe.



Pragg – Chance verpasst

Der Inder lässt gelegentlich Gewinnmöglichkeiten in Endspielen wegen ungenauer Technik aus. So auch hier. Die größte Stärke von Pragg ist es aber überhaupt viele Gewinnchancen zu schaffen. der Chennaier hat in diesem Jahr bisher das beste Jahr seiner Karriere und liegt im Fide Circuit uneinholbar vorne, ist also bereits sicher für das nächste Kandidatenturnier qualifiziert. Der Familienbetrieb aus Chennai dürfte erneut zunächst die Qualifikation von Vaishali für das Turnier der Kandidatinnen priorisiert haben.


Ich hatte meinen Titel für die Runde geschrieben und zwar: „Pragg rückt vor. In der obigen Stellung musste der Inder seinen 39. Zug ausführen und ich hatte keine Zweifel, dass er hier das Richtige tun würde. Aber was ist gemeint? Nach der Partie gab Abhimanyu Mishra Sagar Shah von Chessbase India ein ausführliche Interview.


Gukesh und Erigaisi trennen sich Remis nach längerem Kampf.

Partie des Tages

Man sieht Mattbilder im Meisterschach nur selten. In der vierten Runde gab es mehrere solche Mattbilder mit einem Wanderkönig. Einmal auf h5 und einmal auf g5, jeweils wurde mit einem Bauern mattgesetzt. Der engagierte Vortrag des vierzehnjährigen türkischen Großmeisters ist dabei besonders hervorzuheben.


Josefine analysiert Wagner – Vaishali

In der vierten Runde analysierte Josefine Safarli für ihren Youtube-Kanal die Spitzenpaarung von Dinara Wagner gegen Vaishali. Die Partie beinhaltete ein bekanntes Qualitätsopfer der deutschen Spielerin.

Zeitmanagement

Der Zeitverbrauch ist ein wichtiger Erfolgsfaktor im Turnierschach. Betrachten wir diesmal zwei absurde Situationen, bei denen in einem Fall Weiß einen zu geringen Ertrag für über dreißigminütiges Nachdenken erwirtschaftet um zweiten Fall geht es um das gleiche Thema, aber vor allem wegen insgesamt zu langsamem Spiel.


In dieser Stellung hat Dinara Wagner etwa 34 Minuten von 67 verbliebenen Minuten investiert. Ihre Gegnerin hatte nur noch 23 Minuten für 20 Züge und insofern ist das zeitliche Investment von Dinara noch unverständlicher. Der natürliche und richtige Zug ist hier ohne Zweifel der Zug des d-Bauern, um den Läufer zu decken, die Diagonale des weißfeldrigen Läufers zu öffnen und die eigene Dame von Deckungsaufgaben zu befreien. Schwarz muss dann wohl seinen Turm nach Vormarsch des a-Bauern über a6 aktivieren. Stattdessen folgte h3 und nach dem Läuferzug nach d7 bringt der Läuferzug nach g4 gar keinen Vorteil mit sich und Vaishali konnte sich einfacher entwickeln.


Vantika hat bis zu ihrem 12. Zug bereits 75 Minuten Bedenkzeit verbraten. Gegen eine erfahrene Gegnerin wie Alexandra Kosteniuk ist das grundsätzlich keine gute Strategie. Die investierte Bedenkzeit fehlte ihr hinten raus und die Inderin verpasste ihre Chance später..


Vantika hatte hier noch 33 Sekunden, also ihre Uhr war im Zug zuvor bis auf drei Sekunden heruntergelaufen. Zuletzt war der Wahlschweizerin Kosteniuk ein Fehler unterlaufen, sie hatte ihren g-Bauern nach g6 vorgezogen. Wie sollte Weiß hier fortsetzen. Die Inderin verpasste ihre letzte Chance auf Ausgleich – sie sollte ihren Springer nach d7 ziehen und verlor sogar noch im großen Stil. Kosteniuk konterte mit einem schicken Mattangriff.


Ergebnisse Grand Swiss

Spieler (Nation)12345678Gesamt
Pragg0.51.01.00.5
Erigaisi 0.51.01.00.5
Gukesh 1.00.51.00.5
Firouzja 1.01.00.00.5
Keymer 0.51.00.51.0
Nodirbek1.00.51.00.5
Nihal 0.51.00.50.5
Erdogmus 1.00.50.51.0
Svane, F 1.00.50.50.0
Gurel 0.50.00.50.5
Divya 0.00.50.51.0
7.57.57.06.5

Frauen Grand Swiss Ergebnisse

Spielerin12345678Gesamt
Wagner1.00.51.00.5
Vaishali1.01.01.00.5
Agrawal1.00.50.00.0
Miaoyi0.50.50.00.0
3.52.52.01.0

Natürlich konnte es nicht so weitergehen. Kamen die ausgewählten 15 Gladiatoren am ersten Tag gemeinsam noch auf elf Punkte, waren es tags drauf noch zehn und in Runde drei neun Punkte. Runde vier lief es diesmal nicht so glatt (7.5 aus 15). Aber ein Tag an dem Divya einen gestandenen 2600-Großmeister wegpustet, kann für die Schachwelt kein schlechter Tag sein.

Hier beim Interview mit Chessbase India

Renier analysiert

Die folgende Partie beinhaltet keinen unserer beobachteten Spieler, war aber derart interessant, dass ich mich entschlossen habe, diese Partie hier auch zu „highlighten“. Ausgespielt wurde ein französisches Duell. Marc’Andria Maurizzi, geboren 2017, ist 18 Jahre alt und amtierender französischer Meister. Hier im Kampf mit Maxime Vachier-Lagrave.



Offizielle Website.

Fotos aus Samarkand: Michal Walsuza. Fide Chess.


Hinweis

Ich versuche einige Partien trotz Urlaubs zu analysieren und nutze Links zu Analysen, die mir gefallen, sofern ich das rechtlich darf. Dazu gehören diesmal die Analysen der Internationalen Frauen-Meisterin Raluca Sgircea, Großmeister Renier Castellanos Rodriguez, die das Turnier für Lichess beobachten und eine Partie pro Runde ausführlich analysieren. Die beiden sind zudem Teil des Teams von Killer Chess Training. Die engagierten Analysen der Frauen-Großmeisterin Josefine Safarli (früher Heinemann) kann ich ebenfalls empfehlen, vor allem für die Fans der deutschen Spielerinnen und Spieler. Hier geht es zu ihrem Youtube-Kanal. Ich selbst bin Fide-Meister mit einer IM-Norm und das ist so lange her, dass der Weltschachbund nicht mal das Ernennungsjahr auf seiner Website vermerkt. Auf meiner Urkunde steht 1988 und die ist unterschrieben von Florencio Campomanes, dem damaligen Präsidenten. Manche spannende Phasen aus Partien habe ich als GIF mit Hilfe des Datenprogramms von Chessbase abgespeichert. Ich finde das ein schickes Feature, um sich einen schnellen Eindruck über einen Partieverlauf zu machen. Wer die Geschwindigkeit drosseln will, der klickt einfach auf das Diagramm. Bei Partieanalysen findet sich entweder oben links ein Diagramm zum Nachspielen oder durch Klicken auf einen beliebigen Moment öffnet sich ein Pop-up-Diagramm bei Klicken auf die Notation

No comments

Sorry, the comment form is closed at this time.