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Grand Swiss(5) – Bloody Monday.

Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.

Die fünfte Runde hatte es in sich. Selten hat man so viele Favoriten straucheln gesehen wie an diesem Tag. Gukesh, Pragg und Vincent Keymer waren die prominentesten Akteure. Hinzu kam der Sieg vom Turnierführenden Parham Maghsoodloo. In diesen Partien gewann jeweils der 2700-Großmeister gegen Speiler mit 2600+. Zudem hielt Yagis Kaan Erdogmus nach 190 Zügen und in acht Stunden und 38 Minuten gegen Nodirbek Abdusattorov Remis.

Von Thorsten Cmiel

Top-Spieler im Open-Grand-Swiss nach fünf Runden

Es folgen 25 Spieler mit 3.0 (+1) Punkten.

Top-Spielerinnen im Frauen-Grand-Swiss nach fünf Runden

Es folgen 7 Spielerinnen mit 3.0 (+1) Punkten.

Viele Favoritenstürze

Ein Tag an dem die zwei stärksten indischen Großmeister aus Chennai verlieren hat sicherlich Seltenheitswert. Pragg verlor gegen den amtierenden Europameister Matthias Bluebaum aus Deutschland und Gukesh übertrieb sein Spiel an diesem Tag etwas gegen Abhimanyu Mishra, der über die ganze Partie gesehen mutig spielte und einen verdienten Punkt gegen den amtierenden Weltmeister holte. Vincent Keymer hatte schon in der letzten Schwarzpartie nur mit Glück gegen Yagis Kaan Erdogmus Remis gehalten. Diesmal verlor der Deutsche, weil er kurz vor der Zeitkontrolle zu ungeduldig den Ausgleich eintüten wollte. Immerhin auf der Habenseite verzeichneten wir Siege von Alireza gegen Sam Shankland, der einen groben Fehler im Bauernendspiel einbaute. Eine überzeugende Leistung zeigte Nihal, nachdem es in der Eröffnung nicht optimal gelaufen war. Seinen ersten Sieg verzeichnete auch Ediz Gurel. Leider verloren Frederik Svane und Divya Deshmukh ihre Partien. Bei Frederik war es in der Zeitnotphase mächtig hin und her gegangen. Divya war im Turmendspiel erneut nicht auf der Höhe, was an den World Cup in Kasachstan erinnerte, dort hatte sie versprochen an ihrer Endspieltechnik zu arbeiten. Diesmal war es jedoch simpler, eigentlich.

Eine schönen Sieg errang der Iraner Parham Maghsoodloo gegen Richard Rapport. Parham konnte dadurch seinen Vorsprung vor Arjun Erigaisi und drei anderen Spielern halten. Es folgt noch die sechste Runde und ein Ruhetag vor den finalen fünf Runden. Grandios.

Gukesh verliert gegen Abhimanyu Mishra (16)

Die Partie begann früh sich sehr komplex zu entwickeln und das lag an beiden Spielern. Dann sah es so aus als könne der Weltmeister alles zusammenhalten und am Ende brach er diesmal doch zusammen. Eine Partie, die dem jüngeren Großmeister, der während des Grand Swiss erstmals in die Top100 vorrücken konnte, sicherlich viel Motivation für die Zukunft und das restliche Turnier geben dürfte. Von Gukesh erwarte ich eine Siegesserie.


Es sind diese Momente, die Gukesh ausmachen, aber auch seine größte potentielle Schwäche sind. Er muss hier aus zwei Zügen auswählen. Abhimanyu hatte zuletzt auf e5 geschlagen. Gukesh hatte zwei Züge zur Auswahl: Er konnte seinen g-Bauern oder seinen h-Bauern vorrücken, um eine Figur zu gewinnen. Gukesh entschied sich nach 21 Minuten falsch und sein Zug sieht auch positionell falsch aus. Gukesh ist bekannt für seine konkreten, unkonventionellen Lösungen, denn vor Verwicklungen schreckt er ohnehin nicht zurück. Hier übertreibt er das Risiko aber. Was wäre ihre Wahl?


Hier findet Abhimanyu Mishra den besten Zug. Aber er hatte ohnehin die Wahl zwischen guten Alternativen, was den letzten Zug (12…g4) von Gukesh mehr in Zweifel zieht.


Der entscheidende Moment in dieser Partie. Gukesh verblieben noch 41 Sekunden für vier Züge und die dreißig Sekunden Inkrement je Zug. Wie sollte er hier fortsetzen?



Erigaisi mit überzeugendem Sieg

Arjun gewinnt eine Partie in einer weit bekannten Variante in einem Katalanen. Er bleibt vorerst der einzige der fabulösen drei Inder mit Anschluss an den Spitzenreiter.

Renier Castellano analysiert

Diese Analyse ist aus dem täglichen Analysepool von Renier für Lichess. Renier ist Schachgroßmeister, Buchautor, National-Coach und Schachpädagoge. Die Analysen können hier gefunden werden und sind empfehlenswert.



Josefine analysiert

Josefine Safarli, vormals Heinemann, ist Internationale Frauen-Schachgroßmeisterin und analysiert täglich zwei Partien von den Grand-Swiss-Turnieren für ihren Youtube-Kanal. Diesmal entschied sie sich für zwei deutsche Siege, die diesmal zwei unserer Beobachtungsspieler (Pragg und Dinara Wagner) betrafen.


Wagner dran

Am Spitzenbrett spielte Vaishali gegen Kateryna Lagno ein recht ereignisarmes Remis. Das nutzte die deutsche Spielerin Dinara Wagner, um durch ein schicken Schwarzsieg gegen die Rumänin Irina Bulmaga vorne aufzuschließen. Nach zwei Niederlagen in Folge konnte die Chinesin Lu Miaoyi in der fünften Runde ihren ersten vollen Punkt scoren. Etwa Sorgen muss man sich um Vantika Agrawal machen, die stark gestartet war und musste diesmal gegen die ebenfalls fehlgestartete Startranglistenerste, Anna Muzychuk antreten. Vantika hat bisher die stärksten Gegnerinnen im gesamten Feld gehabt, muss aber wieder einmal punkten. Die lange Rochade muss unbedingt gestoppt werden.

Die zweite Partie, die Josefine in dieser Runde in einem Video analysiert hat, ist ein spannender Kampf aus der Eröffnung heraus. Dinara gewinnt letztlich und ist geteilte Turnierführende.


Lu Miaoyi beendet Niederlagenserie

Die junge Chinesin, Jahrgang 2010, hatte bisher ein schwieriges Turnier. Aber wenn man Lu eine Chance gibt ihre taktischen Fähigkeiten zu zeigen, dann kann es eine deutliche Niederlage geben wie hier. Es gab nur einen Schönheitsfehler in der Partie. Wer diesen beim Durchspielen erkennt, ist ein gutes Auge zu bescheinigen.


Partie des Tages

Die aus meiner Sicht potentiellen Partien des Tages liefen diesmal etwas länger. Sicherlich ist die Leistung von Yagis Kaan keine Schönheit, aber eine Mammutleistung, die viel Kraft gekostet haben dürfte. Die Partie des Tages allerdings war für mich die Partie von Dennis Wagner gegen den armenischen Großmeister Haik Martirosyan. In der Startstellung verpasste Dennis im Kontrollzug seine Dame nach h4 zu ziehen und den Bauern f2 anzugreifen, mit ordentlichem Vorteil. Danach ging es munter weiter mit den Verwicklungen. Grandioses Schach.


Ergebnisse Grand Swiss

Spieler (Nation)12345678Gesamt
Pragg0.51.01.00.50.0
Erigaisi 0.51.01.00.51.0
Gukesh 1.00.51.00.50.0
Firouzja 1.01.00.00.51.0
Keymer 0.51.00.51.00.0
Nodirbek1.00.51.00.50.5
Nihal 0.51.00.50.51.0
Erdogmus 1.00.50.51.00.5
Svane, F 1.00.50.50.00.0
Gurel 0.50.00.50.51.0
Divya 0.00.50.51.00.0
7.57.57.06.55.0

Frauen Grand Swiss Ergebnisse

Spielerin12345678Gesamt
Wagner1.00.51.00.51.0
Vaishali1.01.01.00.50.5
Agrawal1.00.50.00.00.0
Miaoyi0.50.50.00.01.0
3.52.52.01.02.5

Kamen die ausgewählten 15 Gladiatoren am ersten Tag gemeinsam noch auf elf Punkte, waren es tags drauf noch zehn und in Runde drei neun Punkte. In Runde vier und fünf kamen die Protagonisten nur auf 50 Prozent.

Offizielle Website.

Fotos aus Samarkand: Michal Walsuza. Fide Chess.


Hinweis

Ich versuche einige Partien trotz Urlaubs zu analysieren und nutze Links zu Analysen, die mir gefallen, sofern ich das rechtlich darf. Dazu gehören diesmal die Analysen der Internationalen Frauen-Meisterin Raluca Sgircea, Großmeister Renier Castellanos Rodriguez, die das Turnier für Lichess beobachten und eine Partie pro Runde ausführlich analysieren. Die beiden sind zudem Teil des Teams von Killer Chess Training. Die engagierten Analysen der Frauen-Großmeisterin Josefine Safarli (früher Heinemann) kann ich ebenfalls empfehlen, vor allem für die Fans der deutschen Spielerinnen und Spieler. Hier geht es zu ihrem Youtube-Kanal. Ich selbst bin Fide-Meister mit einer IM-Norm und das ist so lange her, dass der Weltschachbund nicht mal das Ernennungsjahr auf seiner Website vermerkt. Auf meiner Urkunde steht 1988 und die ist unterschrieben von Florencio Campomanes, dem damaligen Präsidenten. Manche spannende Phasen aus Partien habe ich als GIF mit Hilfe des Datenprogramms von Chessbase abgespeichert. Ich finde das ein schickes Feature, um sich einen schnellen Eindruck über einen Partieverlauf zu machen. Wer die Geschwindigkeit drosseln will, der klickt einfach auf das Diagramm. Bei Partieanalysen findet sich entweder oben links ein Diagramm zum Nachspielen oder durch Klicken auf einen beliebigen Moment öffnet sich ein Pop-up-Diagramm bei Klicken auf die Notation

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