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Lu Miaoyi – Toptalent aus China

Von Thorsten Cmiel

Mit Lu Miaoyi betrat bei der Schacholympiade 2024 erstmals ein außerordentlich talentiertes chinesisches Talent die Weltbühne. Sie profitierte davon, dass China ohne ihre vier Topspielerinnen antrat und so kam Lu zu ihrem ersten Einsatz in Budapest. Sie spielte am Ersatzbrett und punktete mit siebeneinhalb Punkten aus neun Partien ordentlich. Mit einer Elozahl von 2441 ist die junge Chinesin im November 2024 bereits die Nummer 27 in der Weltrangliste.

Schon im Frühjahr 2024 war erkennbar, dass ihre 14-jährige Tochter in Kürze deutlich an ihr vorbeiziehen würde und den IM-Titel und danach den Titel eines Großmeisters erringen wird. So groß ist ihr Talent, nach meiner Einschätzung. Bereits 2020 stellte André Schulz, deutscher Chefredakteur für Chessbase Deutschland, das damals zehnjährige Mädchen in eine Reihe mit Yifan Hou. Zu Recht. Gestoppt wurde die Chinesin auf ihrem Weg in die Weltspitze zunächst durch die pandemiebedingte 15-monatige Reisepause. Im Frühjahr 2024 dann waren Mutter und Tochter auf Europatour und spielten ein Turnier nach dem anderen. Im Februar 2024 erzielte Miaoyi ihre erste IM-Norm im norwegischen Kragero. Unter ihren neun Gegnern in Norwegen waren sechs Großmeister, ein Internationaler Meister und eine Frauengroßmeisterin. Sie holte einen halben Punkt über den Durst. In der letzten Runde besiegte Miaoyi ihre Mutter in einem Feld mit zwanzig Teilnehmern – die eigene Mutter oder den Vater zu besiegen ist ein Ereignis, das viele Spieler in ihrer schachlichen Vita erwähnen. Selten holt man gleichzeitig eine wichtige Titelnorm.

Lu Miaoyi war bei der Schacholympiade in Budapest erstmals dabei. Zu Beginn sah es gut bei den Chinesinnen aus, die in den ersten vier Runden nur ein individuelles Remis zugelassen hatten. Dann folgten zwei überraschende Niederlagen gegen Armenien und das starke polnische Frauenteam und China fiel etwas ab im Kampf um die Medaillen. In der Vorschlussrunde ging es dann gegen die späteren Siegerinnen aus Indien. Lu Miaoyi trat gegen Vantika Agrawal an und die beiden Spielerinnen lieferten sich ein hochklassiges Theorieduell in einer scharfen französischen Verteidigung. Die Partie endete unentschieden. Vantika gewann Gold am vierten Brett und Lu wurde mit 7,5 Punkten aus neun Partien Dritte am Reservebrett und erhielt Bronze. Das chinesische Team ging leer aus.

Foto: Michal Walusza (Fide-Chess)

Diese Stellung ist aus der Steinitz-Variante der Französischen Verteidigung entstanden. Beide Spielerinnen waren nach dem Qualitätsopfer 25…Txd7 noch in der eigenen Vorbereitung und die Partie ging in der Logik dann zwingend Remis aus. Die Partie ist eine eröffnungstheoretisch wichtige Angelegenheit für Anhänger beider Spielkonzepte.

Die junge Chinesin Lu Miaoyi ist eines der größten schachlichen Talente des letzten Jahrzehnts. Es wird spannend sein ihre weitere Entwicklung und ihre Partien zu verfolgen. Die Frage ist meines Erachtens nur, ob sie wirklich Hou Yifan oder Judit Polgar folgt und Frauentitel auf Dauer verschmäht und in der so genannten offenen Klasse angreift.

Von Thorsten Cmiel Mit Lu Miaoyi betrat […]

Die Partienotation

Chess Olympiad Budapest 2024

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