Connect with:
HomeRapid und Blitz WMTag 3: Rapid Frauen

Tag 3: Rapid Frauen

Titelfoto Michal Walusza (FIDE Chess)

Von Thorsten Cmiel

Josefine Heinemann, Divya Deshmukh und Lu Miaoyi spielten drei völlig unterschiedliche Turniere. Am Ende dürfte keine der Spielerinnen zufrieden mit ihrer Leistung gewesen sein. Schauen wir auf das Ende.

Beginnen wir mit etwas Statistik. (Quelle: Chess-results.com)

Name (Rapid Elo)Runde 1 – 4Runde 5 – 8Runde 9 – 11GesamtPerformanceElo +/-
D. Desmukh (2393)23272341-6.5
J. Heinemann
(2218)
1.52.515 2263+14.4
Lu Miaoyi
(2317)
1.511,541989-86.6

Die erst 14-jährige Chinesin Lu Miaoyi ist die Aufsteigerin im klassischen Frauenschach im Jahr 2024 gewesen. Sie hat in einem Jahr 182 Punkte zugelegt, sich den IM-Titel gesichert und liegt mit 2441 Punkten auf dem 28. Rang der Weltrangliste, einen Platz vor der deutschen Spitzenspielerin Dinara Wagner. Bei der Schacholympiade in Budapest holte Lu 7,5 Punkte aus neun Partien am Reservebrett für China.

Bei dieser Schnellschachweltmeisterschaft in New York lief es jedoch nicht für die junge Chinesin. Ob man ihr Ergebnis mit Jet lag oder mit der ungewohnten Bedenkzeit erklären kann? In jedem Fall war es ein Turnier, dass sie schnell abhaken sollten. Es wird interessant sein zu sehen, wie sie sich im Blitzturnier schlägt.


Weiter in ihrer Karriere ist die 19-jährige Inderin Divya Deshmukh. In 2024 gewann Divya die Juniorinnenweltmeisterschaft, zweimal Gold bei der Schacholympiade und schaffte erstmals den Sprung über die Großmeisterelohürde von 2500 Punkten. Sie startete katastrophal mit zwei Niederlagen ins Turnier. Eine ihrer besten Eigenschaften ist ihr unbändiger Kampfgeist. Sie schaffte es am Ende als 21. noch in die Preise, auch wenn sie mit ihrem Turnier sicherlich unzufrieden sein wird. Immerhin kamen ihre zwei Kolleginnen aus Indien, Humpy Koneru und Harika Dronavalli, besser zurecht.


Josefine Heinemann gewann als einzige der drei beobachteten Spielerinnen Elopunkte hinzu. Aber es war vor allem mehr drin. Zumal der dritte Spieltag sehr gut mit einem Sieg begonnen hatte. Zuletzt kamen zwei Niederlagen in den Schlussrunden hinzu, was sich grundsätzlich für jeden Schachspieler schmerzhaft anfühlt. Außer auf dem Titelfoto fand ich kein Foto von ihr im offiziellen FIDE Fotofeed. Daher greife ich auf ein Foto von Dariusz Gorzinski zurück, das dieser bei der Schacholympiade in Budapest gemacht hat.

Schauen wir Josefine bei der Arbeit zu und versuchen wir daraus zu lernen. Wie ihre Fans Josefine kennen, wird sie selbst noch kritischer an die Partieanalysen herangehen…


In der elften Runde spielte Josefine Heinemann mit Weiß gegen die US-Amerikanerin Jennifer Yu. Weiß hat eine typische Isolani-Stellung aufgebaut. Josefine konnte hier beispielsweise ihren Turm nach c1 ziehen und stand nach dem Läuferzug nach b7 und dem typischen Damenzug nach e2 angenehmer, mehr nicht. Stattdessen bewegte sie hier im 14. Zug den Springer nach e4. Das ist ein positionell schwacher Zug, der die Kontrolle des Feldes d5 aufgibt. Die Partie steht danach etwa ausgeglichen.


Diese Stellung war der vermutlich spannendste Moment der gesamten Partie und für Alapin-Spieler sehr lehrreich. Schwarz hat mit a7-a5 die Bauernstruktur am Damenflügel zu fixieren versucht. Weiß ist am Zug und Josefine zog ihren a-Bauern ein Feld vor. Danach hat Schwarz keine Probleme mehr. Aber Weiß hatte in dieser Stellung je nach Geschmack zwei gute Alternativen. Sie konnte mit 19.Sc5 kein echtes Figurenopfer bringen und profitierte danach von ihrem Raumvorteil. Die andere Alternative hier dürfte Angriffsspielern besser zusagen: Weiß zieht seinen Springer nach e5 und nach dem Schlagen auf a3 nimmt Weiß einfach auf h6 den gegnerischen Bauern und zerstört den Schutz des gegnerischen Königs.

Bei Josefines Partien war leider eine Schwäche mit Schwarz erkennbar. Mit Weiß hingegen gelang es der deutschen Spielerin oft, chancenreiche Stellungen zu erzielen. Das geht vielen Spielern so und könnte auf eine nicht geglückte Eröffnungswahl im Schnellschach hindeuten. Hoffentlich legt Josefin beim Blitzen etwas zu und hat dann ein echtes Blitzrepertoire am Start. Das hilft ungemein und ist für mich ein eigener Vorsatz für 2025.


No comments

Sorry, the comment form is closed at this time.