Foto: Jurriaan Hoefsmit
Die neunzehnjährige Divya Deshmukh will ihre erste Großmeisternorm erzielen. 2024 war ein sehr erfolgreiches Jahr für die Inderin. Ihr Start in Wijk 2025 war nicht gelungen. Wir schauen bei den Frauen im Challengers genauer hin und beginnen mit der Inderin.
Von Thorsten Cmiel
Der Spielermix im Challengers in Wijk aan Zee verspricht jedes Jahr das Aufscheinen junger Talente. In 2025 nehmen vier spielstarke Frauen und Juniorinnen im Challengers teil. Von diesen Spielerinnen konnte bisher nur Vaishali den Großmeistertitel erringen. Die anderen drei Spielerinnen sind Internationale Meister und zumindest die zwei Jüngeren wollen den Großmeistertitel. Wie in jedem Jahr gibt es überzeugende Ergebnisse und Enttäuschungen. Zudem ist es nicht ungewöhnlich, dass Spielerinnen und Spieler völlig unterschiedliche Turnierhälften spielen. Nach der fünften Runde stand der erste Ruhetag an und damit die erste Möglichkeit etwas genauer hinzusehen.
Runde 1 | Runde 2 | Runde 3 | Runde 4 | Runde 5 | Ergebnis | Performance | |
Deshmukh (2490) | 0.0 (w) | 0.5 (w) | 0.0 (s) | 1.0 (w) | 0.0 (s) | 1.5 aus 5 | 2489 |
Lu Miaoyi (2429) | 1.0 (w) | 0.5 (s) | 1.0 (w) | 0.5 (s) | 0.0 (w) | 3.0 aus 5 | 2597 |
Vaishali (2476) | 1.0 | 0.5 | 0 | 1.0 | 0.5 | 3.0 aus 5 | 2615 |
Bulmaga (2386) | 0.0 | 0.0 | 0.0 | 0.5 | 0.0 | 0,5 aus 5 | 2160 |
Runde 1: Divya – Yakuboeev 0-1
Das Turnier begann für Divya mit einer Niederlage gegen einen der Topfavoriten im Challengers. Nodirbek Yakuboeev ist derzeit der drittstärkste Usbeke mit einer Elozahl von 2659 Punkten. In Chennai 2022 war er Teil des usbekischen Teams, das Olympiasieger wurde. Nach der folgenden Fehlentscheidung der Inderin mit Weiß in der folgenden Stellung bekam sie keine Chance mehr auf Ausgleich.
In dieser Stellung hatte der Usbeke zuletzt seinen Springer nach f4 gezogen. Weiß kann nicht gut zweimal auf f4 schlagen, weil Schwarz seinen a-Bauern vorzöge und damit in der Folge auf b2 Material verloren geht. Die Frage, die sich Divya stellte war also, ob sie überhaupt auf f4 ihren Läufer geben sollte. Positionell ist der Tausch auf den schwarzen Feldern eine Katastrophe wie Königsindisch-Spieler beispielsweise wissen sollten. So wäre auch hier ein Entwicklungszug mit dem Springer nach c3 richtig gewesen, zumal der Läufer e2 in dieser Maroczy-Struktur tendenziell ein „schlechter“ Läufer ist. In der Folge gelang es Nodirbek seinen Läufer nach e5 zu befördern, er verbesserte seine Stellung stetig und spielte eine hervorragende und sehenswerte Partie.
Runde 2. Divya – Nguyen 0.5 – 0.5
Divya hatte zum Start zwei Partien mit Weiß. In der zweiten Runde folgte ein weiterer Turnierfavorit. Thai Dai Van Nguyen ist Großmeister aus Tschechien und wie Divyas Gegner am Tag zuvor ebenfalls Anfang Zwanzig. Die beiden begannen mit einer bekannten Sizilianischen Variante im Najdorf und Divya zögerte nicht lang und ließ sich auf entgegengesetzte Rochaden ein. Der Partieaufbau wirkte gefährlich für Weiß, aber im Nachhinein scheinen beide Seiten sehr präzise gespielt zu haben. Zum Schluss bot der Großmeister Remis an und nutzte, dass seine Gegnerin in größerer Zeitnot war. Die Schlussstellung war eher etwas besser für die Inderin.
Die kritische Stellung war nach dem achtzehnten Zug von Schwarz entstanden. Der Tscheche hatte in seinem letzten Zug den Turm von a8 nach c8 gezogen und ein Qualitätsopfer angeboten. Bis hierhin war die Partie einer Vorgängerpartie gefolgt. Tatsächlich bietet die Annahme Weiß die etwas besseren Perspektiven. Alternativ konnte Divya den Bauern auf a6 schlagen, aber das wirkt weniger attraktiv, zumal der Gegner sich freiwillig auf diese Stellung eingelassen hat. Die Inderin fand eine dritten Zug und zog ihren Doppelbauern auf der c-Linie vor. Das erwies sich aber als nicht zielführend und die Partie nivellierte sich zusehends.
Runde 3: Suleymanli – Divya 1 – 0
In der dritten Runde wurde Divya als Nachziehende mit dem Londoner System konfrontiert und es sah zunächst gut aus, aber dann kam es in der folgenden Stellung doch zu einem Problem, das die Inderin nicht ausreichend lösen konnte. Der aserbaidschanische Großmeister Aydin Suleymanli wurde 2005, also im gleichen Jahr wie Divya, geboren und befindet sich in seinem letzten Jahr als Junior. Er hatte zuvor zwei Remis gespielt und wechselte den Eröffnungszug.
Bis hierhin hatte Aydin konkret wenig erreicht, aber immerhin hatte er Divya „hängende“ Bauern angedreht. Im letzten Zug hatte er den Springer von d2 nach b1 gezogen, um den Springer nach c3 zu ziehen und mehr Druck auf das gegnerische Zentrum auszuüben. Jetzt sollte Divya am besten mit dem Vormarsch ihres f-Bauern reagieren und nach dem Zug des Springers nach c3 mit ihrem a-Bauern vorpreschen und dem Gegner einen wertlosen Doppelbauern andrehen. Danach konnte Schwarz mit dem eigenen g-Bauern angreifen und am anderen Flügel für Betrieb sorgen. Mit ungefähr gleichen Chancen. Divya verhinderte die gegnerische Springeraufstellung physisch und zog ihren eigenen Springer nach b5. Der Springer hatte allerdings Deckungsfunktionen und stabilisierte das Zentrum. Nach dem Antwortmanöver des Gegners – die weiße Dame zog zunächst nach e2 und danach nach c2 mit Doppelangriff gegen die Bauern a4 und c5 – ging ein Bauer verloren und später die Partie.
Runde 4: Divya – Gurel 1 – 0
In der vierten Runde folgte dann Divya’s Comeback gegen einen anderen Jungstar, den sechzehnjährigen türkischen Großmeister Ediz Gurel (16). Divya war wie immer in der Eröffnung gut vorbereitet und gewann in dieser vierten Runde eine von ihr gut gespielte Partie, die wir hier etwas genauer betrachten.
Runde 5: L’Ami – Divya 1 – 0
Wijk aan Zee ist wegen der traditionell langen Dauer mit dreizehn Runden für viele Teilnehmer eine Achterbahn der Gefühle und oft wechseln sich Siege und Niederlagen hintereinander ab. Für Divya ging es gegen den niederländischen Großmeister und Veteranen Erwin L’Ami genau so weiter. Die Entscheidung fiel früh in einer bekannten Stellung.
Partien zu den Diagrammen
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Mehr Informationen zum Turnier findet man auf der offiziellen Homepage des Tata Steel Turniers in Wijk aan Zee 2025.