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Vlastimil Hort (1944 – 2025) verstorben

Foto: Alina l’Ami

2025 ist das Jahr der Abschiede. Nach Robert Hübner und Boris Spassky ist nun mit Vlastimil Hort ein weiterer großer Spieler und eine herausragende Persönlichkeit des Schachs gestorben. Vlastimil Hort gehörte in den 1970er Jahren zu den weltbesten Spielern. Nach seiner Übersiedlung nach Deutschland begeisterte er die Fernsehzuschauer mit seinem hintergründigen Humor bei den Sendungen „Schach der Großmeister“.

Von André Schulz.

Dieser Artikel ist zuerst bei Chessbase erschienen und hier mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlicht.

Vlastimil Hort wurde am 12. Januar 1944 in Kladno in der damaligen Tschechoslowakei geboren. Mit fünf Jahren lernte er das Schachspiel in einem Krankenhaus, wo ein fürsorglicher Arzt mit ihm spielte. Schon bald zeigte sich sein großes Talent. Schon mit 16 Jahren wurde Vlastimil Hort 1960 erstmals für eine Schacholympiade in die Tschechoslowakische Nationalmannschaft berufen.

1965 ernannte die FIDE ihn zum Großmeister. Vlastimil Hort gehörte bald zu den besten Spielern der Welt und wurde 1970 in die Weltauswahl beim legendären Wettkampf UdSSR gegen den Rest der Welt berufen. Auf dem Gipfel seiner Karriere belegte Vlastimil Hort 1977 zusammen mit Mihail Tal und Lev Polugajevsky den 6. Platz in der Weltrangliste. Als Kandidat spielte Vlastimil Hort um die Weltmeisterschaft mit. 1977 unterlag er sehr unglücklich Boris Spassky, nachdem er bei Gleichstand in der vorletzten Partie in Gewinnstellung die Zeit überschritt. Zuvor hatte Hort dem kranken Spassky eine Auszeit gewährt, weil er nicht durch Krankheit des Gegners den Wettkampf gewinnen wollte. Im Jahr 1979 verließ Vlastimil Hort wie viele andere Spieler die Tschechoslowakei, nachdem die Staatsführung in der Folge des Prager Frühlings und des Einmarsches der Armeen des Warschauer Pakts wieder „auf Kurs“ gebracht worden war.

Vlastimil Hort fand in der Bundesrepublik Deutschland ein neues Zuhause. Mit seiner charmanten Art und seinem böhmischen Humor machte er sich schnell viele Freunde, ohne aber die Verbindungen in seine alte Heimat je abreißen zu lassen. Nach der politischen Wende 1990 konnte er seine früheren Freunde auch wieder persönlich sehen.

Vlastimil Hort feierte unzählige Erfolge im Schach. Sechsmal gewann er die tschechoslowakische Schachmeisterschaft, dreimal die deutschen Meisterschaften. Zwischen 1960 und 1992 nahm Hort 14 Mal an Schacholympiaden teil, elf Mal für die Tschechoslowakei, dreimal für Deutschland.  Bei der Schacholympiade in Skopje 1972 gewann Hort an seinem Brett die individuelle Silbermedaille. Mit der tschechoslowakischen Mannschaft gewann er 1982 in Luzern ebenfalls die Silbermedaille. Im Laufe seiner Karriere gewann Hort über 80 Turniere.

Vlastimil Hort spielte viele Jahre in der Bundesliga für die SG Porz Mannschaftskämpfe und nahm seinen Wohnsitz in Köln. Hier war es auch nicht weit zum WDR, wo Hort zusammen mit Helmut Pfleger der ständige Kommentator bei den Schachsendungen „Schach der Großmeister“ war. Horts hintergründiger Humor mit vielen Aphorismen und lustigen Geschichten sorgte nicht nur unter den Schachfans für viele treue Zuschauer. Auch in seinen Büchern vermittele Vlastimil Hort neben seinen herausragenden Partien viele amüsante Erlebnisse und Geschichten rund ums Schach.  Später zog Vlastimil Hort nach Eitorf, wo er mit seiner Frau Brigitte lebte.

In den letzten Jahren litt Vlastimil mehr und mehr unter seinem fortschreitenden Diabetes. Er konnte am Ende nicht mehr gehen, musste das Schachspielen, seine Simultanvorstellungen und seine Reisen aufgeben, die ihm immer viel Freude bereitet hatten.

Im Januar 2025 musste Vlastimil Hort Abschied von seinem guten Freund Robert Hübner nehmen. Hübner und Hort hatten viele Turniere und Mannschaftswettkämpfe gemeinsam bestritten und Hübner war regelmäßiger Gast beim Ehepaar Hort in Eitorf, weil er die Gespräche mit Brigitte und Vlastimil und Brigittes Kochkunst schätzte.

Vlastimil Hort war ein überaus freundlicher, auch spontaner Mensch, der das Schachspiel ungemein liebte. Es machte ihm Freude, in Hamburg bei ChessBase vor der Kamera Partien zu zeigen und Geschichten zu erzählen. Manchmal setzte er sich in Eitorf in die Bahn, fuhr nach Hamburg, machte Aufnahmen und fuhr am gleichen Tag zurück.

Oft rief er spontan an, wollte wissen, was in der Schachwelt vor sich ging. Manchmal konnte er eine Schachaufgabe, mit denen er sich gerne beschäftige, trotz langen Probierens nicht lösen. „Bittäh, kannst du das schnell in Maschinäh eingeben. Ähs sind nur fünf Steinäh…“

In den letzten Wochen verlor Vlastimil mehr und mehr Kraft und Zuversicht. Am 12. Mai 2025 schloss er für immer die Augen.

Er wird uns allen sehr fehlen…

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