
Das Titelfoto zeigt die Sieger Magnus Carlsen und Anna Muzychuk. Von Michal Walusza für Norway Chess.
Die Nummer Eins der Welt ist und bleibt Magnus Carlsen. Er gewann erneut das Turnier in Stavanger. Norway Chess ist für die Elite neben Wijk aan Zee und dem Sinquefield-Cup eines der Highlights jedes Schachjahres. Neben sechs Top-Großmeistern spielen auch die Frauen um den gleich hohen Preisfonds. Klare Gewinnerin war diesmal die Ukrainerin Anna Muzychuk.

Die Organisatoren in Norwegen setzen auf eine etwas sportliche Bedenkzeitregelung am Ende der Partie gab es nur zehn Sekunden pro Zug. Das führte zu manchem Fehler. Zu den Besonderheiten der Norweger gehört das Ausspielen eines Siegers nach einer Remispartie. Allerdings sind Siege im klassischen Modus immer noch die beste Punktequelle (3 Punkte, ein Sieger im Armageddon nach Remis erhält 1.5 Punkte, der Verlierer 1.0 Punkte).
Der Endstand in der offenen Klasse
# | Spieler | Gewonnen/Verloren/Remis | Armageddon-Siege (Partien) | Gesamtpunkte |
1 | Magnus Carlsen (NOR) | 3/1/6 | 2 (6) | 16.0 |
2 | Fabiano Caruana (USA) | 4/3/3 | 1 (3) | 15.5 |
3 | Gukesh (IND) | 4/4/2 | 1 (2) | 14.5 |
4 | Hikaru Nakamura (USA) | 2/1/7 | 2 (7) | 14.0 |
5 | Arjun Erigaisi (IND) | 2/3/5 | 4 (5) | 13.0 |
6 | Wei Yi (CHN) | 0/3/7 | 5 (7) | 9.5 |


Der Endstand Top-3 bei den Frauen
# | Spielerin | Gewonnen/Verloren/Remis | Armageddon-Siege (Partien) | Gesamtpunkte |
1 | Anna Muzychuk (UKR) | 2/0/8 | 5 (8) | 16.5 |
2 | Lei Tingje (CHN) | 3/1/6 | 2 (6) | 16.0 |
3 | Koneru Humpy (IND) | 3/2/5 | 2 (5) | 15 |
4 | Ju Wenjun (CHN) | 1/1/8 | 5 (8) | 13.5 |
5 | Vaishali (IND) | 1/3/6 | 4 (6) | 11.0 |
6 | Khadem (ESP) | 2/5/3 | 0 (3) | 9.0 |


Emotionen
Hikaru Nakamura versucht gar nicht erst seine Gefühlswelt zu verbergen. Das ist bekannt und man findet oft ausdrucksstarke Fotos von ihm. Nach dem Kandidatenturnier in Toronto überwältigten die Emotionen den US-Amerikaner, der das Ende seiner Karriere vor sich sah, vor laufender Kamera im eigenen Kanal. Vorher hatte er mehrfach behauptet, dass ihm das Ergebnis egal sei. In Stavanger sprach die Nummer Zwei der Welt ebenfalls ständig von Abschied. Aber vielleicht versucht der 37-jährige einfach nur den Druck abzubauen und unternimmt doch noch einen Anlauf, um sich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren.


Aufmerksamkeit für das Duell der Duelle
In der zweiten prestigeträchtigen Partie zwischen Weltmeister Gukesh und Magnus Carlsen verspielte der Norweger seinen großen Vorteil und verlor sogar noch. Nicht nur die Zuschauer, sondern auch der Inder waren sichtlich geschockt. Magnus Carlsen schlug auf den Tisch und würfelte dadurch die Figuren durcheinander. Carlsen floh aus dem Spielsaal, freilich nach einem Handschlag und Schulterklopfer für seinen Gegner. Der musste sich erstmal sammeln und ließ sein Ritual nach jeder Partie folgen, baute seine Figuren auf und zeigte Respekt für das Spiel.







Gukesh – Carlsen aus Runde 6 in Bewegtbildern
Eine manipulierte Version
WOW just saw this angle #NorwayChess pic.twitter.com/BfBpXzCLsK
— Kostya Kavutskiy (@hellokostya) June 4, 2025
Einige Reaktionen in der Presse auf den „Ausraster“
Bryan Armen Graham (The Guardian)
Die Nachrichtenagentur Reuters


Erneut Drama in der zehnten Runde
In der letzten Runde konnten nur noch Magnus und Gukesh das Turnier gewinnen. Es sah zunächst nach einem Sieg für Arjun, aber auch für Fabiano Caruana aus. Dann drehten beide Partien. Gukesh konnte ausgleichen, aber auch Magnus stand plötzlich auf Gewinn, musste aber mit seinem König aktiv werden.


Impressionen vom Turnier der Frauen (Fotos: Michal Walusza)

In dieser Stellung aus der Partie von Anna Muzychuk gegen Koneru Humpy konnte die Ukrainerin mit dem Turmzug nach a8 eine glatte Gewinnstellung erreichen. Die weiße Mattdrohung entscheidet, da auf das Verstellung durch der Diagonalen mittels eines Turmzugs nach e5, Anna einfach ihren f-Bauern vorschieben konnte. Anna Muzychuk zog ihren König dem üblichen Reflex folgend von h2 nach h1, um die Fesselung des Turmes aufzuheben. Danach tauschte die Inderin die Türme via c1 und die Stellung war ausgeglichen.
Diese Stellung stammt aus der gleichen Partie etwas später. In der Blitzphase musste Koneru hier entscheiden, ob sie Damen tauschte sollte oder nicht. Sie entschied sich dafür und es war falsch.












Ruhetag im wilden Westen (Fotos: Michal Walusza)














Norway Summit
Seit 2016 gehört eine Konferenz am zweiten Ruhetag für die Spieler zum Konzept bei Norway Chess. Hier werden ganz unterschiedliche Bezüge zum Schach hergestellt, aber auch andere Themen aufgegriffen, um Diskussionen anzuregen. Wer mehr wissen will, klickt hier.





Die Medien
Die Norweger setzen konzeptionell auf Übertragungen in viele Teile der Welt und dafür sind jedes Jahr viele der bekanntesten Moderatoren der Schachwelt im Einsatz.






Die Macher
Hinter den Kulissen agieren Benedicte Westre Skog und Kjell Madland als Gründer und verantwortliche Managerin von Norway Chess. Hinzu kommen noch mehrere andere Personen wie Schiedsrichter und Volontäre, die für die Abläufe zuständig sind. Das ganze Team in der Darstellung der Organisatoren und die Aufgabenverteilung findet sich hier.





Hier wird der GI-Score nach Mehmet Ismail dargestellt. Damit misst man die Spielintelligenz der Spieler anhand einem Abgleich mit den besten Zügen der Engine. Beim Norway-Chess-Turnier punkteten die Spieler vor allem mit Weiß. Am deutlichsten fiel das Ergebnis von Gukesh aus. Der holte mit Weiß 4.5 Punkte in seinen fünf Partien, konnte aber nur einen halben Punkt mit Schwarz holen.
Nicht immer stimmt die Reihenfolge im Turnier mit dem GI-Score überein. Wer will kann andere Ursachen suchen. Die Weltmeisterin Ju Wenjun landete auf dem vierten Platz und ist möglicherweise nicht genügend Risiken eingegangen.

Photo Credit: Norway Chess. Michal Walusza, Roza Czarnota.