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Batumi Stichkämpfe Indien und China dominieren

Titelfoto: Anna Shtourman (FIDE Chess)

Die sechs Stichkämpfe beginnen mit der gleichen Farbverteilung wie am Tag zuvor. In der Hinrunde gewann die Ukrainerin Anna Muzychuk deutlich. Nur in der anderen entschiedenen Partie passiert ein Drama. Erneut sind die Stichkämpfe sehr unterhaltsam.

Von Thorsten Cmiel

Hinrunde (15+10)

Die erste entschiedene Partie war ein Kantersieg von Anna Muzychuk, die ihre Gegnerin auf dem falschen Fuß erwischte. In der Partie der Inderin Harika Dronavalli gegen die Griechin Stavroula Tsolakidou gab es eine kurze Phase in der beide Spielerinnen Vorteil hatten, aber die Partie endete letztlich in einem gerechten Unentschieden. Die Niederlage der Russin Valentina Gunina gegen die Georgierin Nana Dzagnidze kann eigentlich nicht erklärt werden. Ansonsten hatte vor allem Vaishali erneut Glück gegen US-Amerikanerin Carissa Yip. In der Partie von Kateryna Lagno gegen Vantika Agrawal versuchte die Russin ihre Gegnerin in taktische Varianten zu verstricken, die verbrauchte viel Zeit, blieb aber ruhig und auch diese Partie endete letztlich friedlich.




Zuletzt hatte die Russin Gunina ihren Läufer von a6 nach c8 gezogen. Wie sollte Schwarz antworten?


Glück Vaishali. In dieser Stellung zog die US-Amerikanerin überraschend und völlig unverständlich ihren b-Bauern nach vorne und die Partie endete Unentschieden. Jeder plausible Läuferzug bewahrte die schwarze Gewinnstellung.

Rückrunde (15+10)

Eine bemerkenswerte Rückrunde. Routiniert und verdient gewann Alexandra Kosteniuk die zweite Partie und zog als einzige Spielerin in die nächste Runde ein. Anna Muzychuk konnte mit Schwarz gegen die Chinesin Song Yuxin ein Doppelturmendspiel nicht Remis halten. Valentina Gunina gewann nach einer weiteren verrückten Partie den Rückkampf und erreichte eine Verlängerung. Die Partien der drei Inderinnen endeten zwar sämtlich Remis, hätten aber durchaus entschieden werden können. Während Harika und Vantika gute Chancen auf einen vollen Punkt ausgelassen haben, stand Vaishali erneut auf fast verlorenem Posten.



Die Ukrainerin Anna Muzychuk hat noch etwas mehr als 50 Sekunden und ihre chinesische Gegnerin noch 14 Sekunden. Wie hält man diese Stellung mit Schwarz am Zuge am besten Remis?



2. Stichkampfrunde (10+5)

Die Hinrunde mit erneut verkürzter Bedenkzeit und wie bei jeder neuen Matchrunde zu Beginn vertauschten Startfarben brachte diesmal viele entschiedene Partien und am Ende fünf entschiedene Resultate. Nur Kateryna Lagno und Vantika Agrawal setzten ihre Remisserie zunächst fort. In der zweiten Partie sah es gut aus für die Inderin, die aber im entscheidenden Moment nicht mutig genug agierte, stattdessen ihre Königsstellung ruinierte und ausschied. Anna Muzychuk verlor erneut mit Weiß und bekam in der zweiten Partie keine realistische Chance und wurde von ihrer chinesischen Gegnerin dominiert. Harika gewann ihre erste Partie gegen die Griechin und in der zweiten Partie war wieder alles drin, dann aber gewann die Inderin auch ihre zweite Partie. Nach zwei knappen Remis heute konnte Vaishali diesmal ihre Gegnerin deutlich schlagen und auch die zweite Partie stellte keine allzu schwierigen Aufgaben. Im Match Dzagnidze gegen Gunina gewann diesmal erneut zunächst die Georgierin mit Weiß. Die zweite Partie in dem Match war dann wie immer dramatisch und endete mit dem Rauswurf der Russin.


Mitfavoritin Anna Muzychuk raus

Anna Muzychuk scheint im Verlauf des Wettkampfes ihre Gegnerin unterschätzt zu haben und scheiterte am Ende daher vermutlich an sich selbst. Ihre Gegnerin, die Chinesin Song Yuxin, ist Internationaler Meister (2023) und war zuletzt geteilte Siegerin der Asienmeisterschaft der Frauen. Zuletzt spielte sie wieder vermehrt in Europa und scheint als Ziel den Großmeistertitel anzustreben. Anders als Muzychuk, die zuletzt nur noch Frauenturniere der FIDE mitspielt und dabei außerordentlich erfolgreich war.



Vantika scheidet aus

Bis zur letzten Partie und auch in dieser Partie war Vantika Agrawal immer in Führung – auch im Partieverlauf sah es immer so aus als würde eher sie einen vollen Punkt holen können. Auffällig war auch bei der Inderin ihr vergleichsweise üppiger Zeitverbrauch. Es lag an kleinen Details. In der letzten Partie dieses Wettkampfes fehlte der Inderin der Mut und vielleicht die Intuition im Stile von Tigran Petrosjan ein Qualitätsopfer zu bringen.


Die entscheidende Stellung im Wettkampf von Kateryna Lagno und Vantika Agrawal ist diese hier. Wie sollte Schwarz hier am besten fortsetzen?


Vaishali mit Widerstandskraft weiter

Nimmt man die letzte klassische Partie hinzu, dann gewann Vaishali keinesfalls so deutlich wie es hier aussieht. Sie stand drei Partien hintereinander klar auf Verlust, konnte aber jeweils mit einer starken Widerstandskraft ihre Gegnerin vom Gewinn abhalten. Das ist eine Fähigkeit, die oft unterschätzt wird und bei Vaishali als Vielspielerin in Open-Turnieren und in zahllosen, vermutlich frustrierenden Bulletpartien (10’+1′) mit ihrem Bruder entstanden ist. In der letzten Bedenkzeit gewann Vaishali vor allem die Partie in der fünften Runde nach einer unglücklichen Aufstellung ihrer Gegnerin deutlich.



Wie Harika weiterkam

Die Inderin Harika Dronavalli (34) gehört schon längere Zeit zur erweiterten Weltspitze bei den Frauen. Unvergesslich für Fans ist sicherlich wie sie hochschwanger bei der Schacholympiade 2022 im indischen Chennai ihr Team nicht im Stich lassen wollte und mitspielte. Seit 2011 ist Harika Schachgroßmeister und war lange Zeit die Nummer zwei hinter ihrer Landsfrau Koneru Humpy (38). Diese Position wird sicherlich in den nächsten Jahren von Vaishali (24) und Divya Deshmukh (19) attackiert, aber noch ist die Inderin die Nummer Zwei in Indien.

Die Gegnerin in diesem Match war Stavroula Tsolakidou (25) aus Griechenland. Stavroula trägt den Titel eines Internationalen Meisters und etablierte sich vor allem im letzten Zyklus des Frauen-Grand-Prix. Die Griechin gewann von 2013 bis 2016 drei Weltmeistertitel in ihrer Altersklasse. Sie ist die Nummer Eins in Griechenland.

Zwischen den beiden Spielerinnen entwickelte sich ein bemerkenswert ausgeglichener Wettkampf bei dem sich am Ende die Inderin durchsetzen konnte. Auffällig war vor allem das etwas schlechter Zeitmanagement der Griechin, das ihr manche Chance verbaute. Bedenkt man wie die letzte Partie entschieden wurde, dann fällt das Ergebnis am Ende sicherlich zu hoch aus.




Ergebnisse (Event-Homepage).

Fotos: FIDE Chess. Anna Shtourman.


Servicehinweis

Die Partien können durch Klicken auf den hier Orange markierten Button heruntergeladen werden.

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