
Titelfoto: Anna Shtourman (FIDE Chess)
Die vier Stichkämpfe beginnen mit der gleichen Farbverteilung wie am Tag zuvor. An den vier Paarungen ist jeweils eine Inderin beteiligt. In der ersten Schnellschachrunde holten die Inderinnen zwei volle Punkte, mussten aber auch zweimal hinter sich greifen. Was dann folgte war erneut grandioses Kampfschach: Divya und Koneru remisierten ohne größere Schwierigkeiten und standen lange auf Gewinn. Harika und Vaishali glichen ihre Kämpfe aus.
Von Thorsten Cmiel
Humpy Koneru – Alexandra Kosteniuk 1.5 – 0.5 (Indien weiter)
Zwei Erfahrene Spielerinnen treten gegeneinander an: Die Exweltmeisterin (2008-2010) Alexandra Kosteniuk (41) scheint im gesamten Turnier auf ihre Fähigkeiten mit kürzerer Bedenkzeit zu setzen. Diesmal ist Kosteniuk aber sicher nicht die Favortin. Koneru Humpy (38) ist zweimalige Schnellschachweltmeisterin (2019 und 2024) und dürfte damit eine mindestens ebenbürtige Gegnerin für die Wahlschweizerin sein.

Die erste Partie (25+10) begann als solides Katalanisch in einem nicht ganz so ausgearbeiteten Abspiel mit dem Damenzug nach d3. Die Inderin löste mit Weiß die Spannung zu früh auf und geriet deutlich ins Hintertreffen nicht nur auf dem Brett, sondern auch auf der Uhr. Die Inderin versuchte die Stellung zu verkomplizieren, stand aber objektiv auf Verlust. Es zeigte sich, dass Angreifen einfacher als Verteidigen ist. Kosteniuk verpasste im Verlauf zwei Chancen die Fesselung des Läufers b7 durch taktische Tricks aufzuheben und stellte letztlich die Partie grob ein.


Nur das Ergebnis zählt: In der zweiten Partie stand die Inderin lange Zeit und mehrfach auf Gewinn. Verdient zog Koneru Humpy ins Viertelfinale ein. Dort spielt sie gegen die Chinesin Song Yuxin.

Vaishali Rameshbabu – Meruert Kamalidenova 1.0 – 1.0 (Fortsetzung)
Die Inderin Vaishali (24) ging als Favoritin in dieses Duell, hat aber ihren fairen Anteil an Glück für diesen Weltcup bereits aufgebraucht. Die 19-jährige Kazachin Meruert hatte in den Runden zuvor gezeigt, dass sie eine nervenstarke Spielerin ist und sich keinesfalls ohne Gegenwehr aus dem Rennen nehmen lassen dürfte. Ihr Sieg gegen Alexandra Gorychkina dürfte ihr völlig zurecht Respekt im Feld eingebracht haben. Die Kazachin und die Inderin Divya Deshmukh sind noch keine Großmeister sondern führen als höchsten Titel den des Internationalen Meisters.

Die Kazachin wählte eine aggressive Spielweise gegen die solide Caro-Kann-Verteidigung von Vaishali und holte zunächst nichts heraus. Im Zentrum bauten die Spielerinnen eine Stellung mit Abhängigkeiten auf, die keine Seiten bevorzugen sollten. Einzig die immer noch leicht geschwächte Königsstellung der Inderin sah etwas bedenklich aus. Statt sich zweimal in taktische Verwicklungen zu stürzen spielte Vaishali einen langsamen Zug und stand auf Verlust.


Die Vorzeichen in der zweiten Partie waren bekannt. Die Inderin musste liefern und war erfolgreich. Wer sich die Partie mit Rechnerhilfe anschaut, der sieht viele Swings und grobe Fehler. Ich verzichte auf eine ausführliche Kommentierung
Harika Dronavalli – Kateryna Lagno 1.0 – 1.0 (Fortsetzung)
Beide Spielerinnen gehören ebenfalls zu den erfahrenen Spielerinnen im Feld. Harika Dronavalli (34) ist die langjährige Nummer Zwei der indischen Frauenriege. Kateryna Lagno (35) ist gebürtige Ukrainerin, spielt aber bereits längere Zeit für Russland. Sie ist Ex-Weltmeisterin im Schnellschach (2014) und dreimalige Blitzweltmeisterin. Lagno dürfte Favoritin in diesem Zweikampf gewesen sein.

Beide Spielerinnen schenkten sich nichts. in der Eröffnung. Lagno bliebt bei ihrer bekannten Strategie, die Eröffnung riskant anzulegen und sie hatte Erfolg. Beide Spielerinnen übersahen offensichtlich mehrfach ein taktisches Motiv (Einschlag auf g3), das in zwei Spielarten daher kam.


Die Inderin Harika Dronavalli hatte in der zweiten Partie viel Glück. Zuerst übersah Katerina einen taktisch einfachen Gewinn nach einem groben Versehen der Inderin und dann kollabierte die Russin in einem etwas schlechter stehenden Endspiel.
Zhu Jiner – Divya Deshmukh 0.5 – 1.5 (Indien weiter)
Die spannendste Begegnung ist zwischen der Chinesin Zhu Jiner (22) und der Inderin Divya Deshmukh (19) zu erwarten. Divya hatte die erste Partie gewonnen und die zweite Partie ebenso klar verloren. Beide Spielerinnen mussten in ihren bisherigen zwei Begegnungen noch keine Stichkämpfe bestehen. Es war also die Frage welche der beiden Spielerinnen mit der Situation am besten umgehen würde. Ein Vorteil für die Chinesin war sicherlich, dass sie die erste Weißpartie in der Rückrunde haben würde.


Divya spielte erkennbar verbessert zur Niederlage in der klassischen Partie.


Die Partie war geprägt von dem Wunsch der Chinesin, die alles versuchen musste, um die zweite Partie zu gewinnen. Divya hielt stand und willigte in Gewinnstellung in eine dreimalige Stellungswiederholung ein.


Ergebnisse (Event-Homepage).
Fotos: FIDE Chess. Anna Shtourman.

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