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HomeWeltmeisterschaft 2026Deutsche Endspielschwächen in Goa

Deutsche Endspielschwächen in Goa

Foto: Michał Walusza (FIDE Chess)

Von Thorsten Cmiel

Beide deutsche Spieler scheiterten überraschend an Endspielen in der fünften Runde. Immerhin, Alexander Donchenko kann noch durch einen Stichkampf ins Viertelfinale einziehen. Frederik ist leider raus, nachdem er schon in der ersten Partie nach großem Kampf hinter sich greifen musste.

Frederik nach großem Kampf raus

Frederik Svane spielte zwei hochinteressante Partien. In der ersten Partie gelang es ihm zunächst nicht, seinem Angriff überzeugend vorzutragen und so landete er nach mehreren Damenzügen in einer fast hoffnungslosen Lage. Aber sein 19-jähriger usbekischer Gegner Javokhir Sindarov konnte seinen Vorteil nicht halten und nach der Zeitkontrolle sah es nach einem baldigen Remis aus. Als ich nach einem längeren Spaziergang an der spanischen Mittelmeerküste dann wieder in einem Café auf die Stellung schaute, konnte ich es fast nicht glauben. Frederik hatte die Stellung leider falsch angepackt und verloren. Schaut man genauer hin, dann war es nach einer ungenauen Verteidigung nicht mehr so einfach und später wurde es komplett unübersichtlich und Frederik verlor irgendwann den Faden. Im Rückspiel gelang es Frederik gegen einen hervorragend vorbereiteten Gegner zwar einen Bauern zu erobern, aber es sprang kein ausreichender Vorteil dabei heraus. Frederik war raus.


Wie sollte Sindarov hier seinen Stellungsvorteil am besten weiter ausbauen? Der Maschinenraum gibt ein klares Votum ab, der Usbeke sah die Idee, war aber nicht überzeugt, wie er im Interview einen Tag später sagte.


Es kommt hier für Schwarz darauf an, einen möglichst überzeugenden Verteidigungsplan zu entwickeln


Das entstandene Endspiel war extrem schwierig zu spielen. An dieser Stelle im 53. Zug konnte sich Frederik vermutlich letztmals verteidigen. Was sollte er hier spielen.



Don lässt Chancen liegen

Während die erste Partie kaum Höhepunkte im Wettkampf von Alexander Dochenko mit dem vietnamesischen Großmeister Le Quang Liem (34) bot, kam es in der zweiten Partie gleich mehrfach zu Bewertungswechseln. Dabei zeigten beide Spieler Lücken bei ihrem Wissen über Turmendspiele, oder sie waren einfach erschöpft. Für Beobachter einige spannende Momente, um darüber nachzudenken, wie man eine gewonnene Partie am besten gewinnt.


Alexander Donchenko versuchte einiges in dieser als Remiswaffe für beide Seiten bekannten Variante. Wie sollte der Vietnamese hier mit Weiß am besten reagieren? Die Antworten zu diesem und den nächsten Diagrammen finden sich in der ausführlichen Partiekommentaren.


Hier war jetzt Schwarz am Zuge. Alexander sollte hier wie und warum fortsetzen? Diese Entscheidung war nicht einfach und der Don fand im 37. Zug mit 52 Sekunden nicht die richtige Zugfolge.


Hier war Le Quang Liem mit Weiß am Zuge. Er muss den e-Bauern decken, aber was ist besser? Von e2 oder d2 aus. Beides hat seine Vorteile (König verteidigt entweder den eigenen b-Bauern oder ist näher am potentiellen freien gegnerischen h-Bauern), aber einer zählt mehr. Welcher?


Hier war wieder Alexander Donchenko am Zuge und musste sich entscheiden, wohin sein eigener König ziehen soll. Nach d6 oder nach b6. Beides hat Vorteile und beide Züge verderben nichts, aber was ist die praktisch bessere Entscheidung?


Weiß droht einfach seinen b-Bauern auf den Weg zu schicken. Wie kann Schwarz den Bauern aufhalten? Zunächst agierte Alexander etwas unentschlossen und beide Spieler wiederholten die Züge, dann exekutierte Alexander die richtige Idee. Gutes Kalkulationstraining ist diese Stellung in jedem Fall. Eine kleine Nebenfrage dazu: Wie ginge es nach dem Königszug nach d5 weiter?


Entwickeln sie einen Gewinnplan für den Nachziehenden. Das ist kein Hexenwerk und ich war eigentlich sicher, dass zumindest Alexander jetzt sicher in die sechste Runde einziehen würde. Pustekuchen, leider.


Ich war nervös, denn Alexander zeigte erneut Unsicherheiten und wiederholte die Züge. Was allgemein als clevere Profistrategie gilt, ist es oft nicht und hier war der Grund mehr Unsicherheit. Schwarz kann hier seinen König nach e2 oder nach g2 ziehen. Was ist richtig?


Es bleibt zu hoffen, dass Alexander nicht zu sehr mit sich ins Gericht geht, denn ohne Schlaf beispielsweise sinken seine Chancen sicherlich. Letztlich haben beide Spieler in diesem Turmendspiel – überraschend für Großmeister – einige sehr schlechte Züge gespielt.

Was sonst noch los war

Vor allem der Schlusspunkt in der Partie von Levon Aronian (43) gegen den indischen Superstar Arjun Erigaisi war ein Highlight der klassischen Partien. Neben dem Inder schafften noch der Usbeke Nodirbek Yakuboev und der Chinese Wei Yi den Einzug in die sechste Runde, die das Viertelfinale ist. Die anderen Spieler müssen einen Tag später nachsitzen.


Ein schicker Schluss aus der Partie von Levon Aronian und Arjun Erigaisi, ebenfalls aus der zweiten Partie in Runde fünf brachte die Inder zum Jubeln. Warum war der letzte Zug von Weiß, der seinen Turm von d1 nach e1 zog, keine gute Idee?

Fotos: Eteri Kublashvili, Michał  Walusza (FIDE Chess). Der FIDE und ihren Fotografen sei auf diesem Wege ein Dank für tolle Fotos ausgesprochen. Die Berichterstattung über Schach gewinnt meines Erachtens durch tolle Fotos und eine große Vielfalt und deren Auswahl. Leider ist das Fotoangebot bei vielen Turnieren anderer Organisationen und Veranstalter meist noch nicht auf diesem qualitativen Niveau.

Michał Walusza bei Instagram.



Service-Hinweis

Die Analysen der Partien können in der folgenden Ansicht als PGN heruntergeladen werden, indem man den hier rot markierten Button anklickt.


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