Ex-Weltmeister Garry Kasparow (2024) Foto: John Brezina
Die Qualifikation zur Schachweltmeisterschaft ist ein hart umkämpfter Prozess, der die besten Talente der Schachwelt herausfordert. Durch die Kombination aus Ranglisten, kontinentalen Meisterschaften, Turnieren, dem FIDE-Circuit, dem FIDE-Weltcup und dem Kandidatenturnier wird sichergestellt, dass nur die bestvorbereiteten und stärksten Spieler die Möglichkeit erhalten, um den Titel des Schachweltmeisters zu kämpfen.
Historisch betrachtet gibt es im Schach nur einen Titel, der wirklich zählt. Es ist der Titel des Schachweltmeisters mit klassischer Bedenkzeit. Bereits bevor die Schachwelt durch eine internationale Organisation repräsentiert wurde gab es Weltmeister und Herausforderer. Nicht immer wurden die Herausforderer allerdings in einem sportlichen Wettkampf ermittelt. Gelegentlich hing es am Geld wer sein Glück versuchen durfte. Das ist jetzt anders.
Qualifikation zur Schachweltmeisterschaft
Die Qualifikation zur Schachweltmeisterschaft ist ein mehrstufiger Prozess, der sicherstellen soll, dass die besten Schachspieler der Welt die Möglichkeit haben, um den begehrten Titel des Schachweltmeisters zu kämpfen. Dieser Prozess wird von der Fédération Internationale des Échecs (FIDE), dem Weltschachbund, organisiert und unterliegt einem klar definierten Regelwerk. Dieses Regelwerk wurde jedoch in der Vergangenheit immer wieder geändert. Zurzeit wird der Herausforderer für den Weltmeisterschaftskampf alle zwei Jahre in einem Kandidatenturnier mit acht Spielern ermittelt. Vor allem in den Siebziger- und Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts gab es Wettkämpfe, um den Herausforderer zu ermitteln, diese wurden als Kandidatenkämpfe bezeichnet. Für diese K.o.-Wettkämpfe qualifizierten sich die Spieler über Zonen- und Interzonenturniere, die nach regionalen Kriterien zusammengestellt waren.
Kritik
Egal wie der Findungsprozess für den Herausforderer und zuvor die Auswahl der Kandidaten aussieht, in der Schachwelt gibt es immer Kritik. Manchmal berechtigt, manchmal interessengeleitet. Der Qualifikationsmodus für das Kandidatenturnier 2024 wurde stark kritisiert. Bis zum letzten Kandidatenturnier erhielt der in der Weltrangliste am besten positionierte Spieler einen Platz beim Kandidatenturnier. Das ist nicht mehr so. Im Dezember 2023 hatte der ehemalige iranische Großmeister Alireza Firouzja seinen Platz durch einige Lastminute-Auftritte in seiner neuen Heimat, Frankreich, erspielt. Das veranlasste die FIDE unter anderem dazu, bei Turnieren für das Ermitteln von Kandidaten striktere Vorgaben für auswertbare Turniere zu machen. Der Verlierer des Weltmeisterschaftskampfes erhielt bisher ebenfalls einen Platz im Kandidatenturnier. Die letzte Änderung im Qualifikationsprozess hat diesen automatischen Platz des Herausforderers abgeschafft. Vor allem 2014 war dieser Platz historisch relevant: Vishy Anand spielte wenige Monate nach seiner Niederlage im Weltmeisterschaftskampf 2013 gegen Magnus Carlsen das Kandidatenturnier in Chanty-Mansijsk mit, gewann und versuchte den Titel zurück zu holen.
Diese Änderungen wurden sorgfältig durchdacht, wobei alle wichtigen Faktoren berücksichtigt wurden, mit dem Ziel, den Qualifikationsprozess attraktiver und fairer zu gestalten. Dies spiegelt das Engagement der FIDE wider, den Qualifikationsprozess weiterzuentwickeln und zu verfeinern, um ein dynamisches und wettbewerbsfähiges Schachumfeld zu fördern.
(Arkady Dvorkovich, der Präsident der FIDE)
FIDE Weltcup
Der FIDE-Weltcup ist ein K.-o.-Turnier, das alle zwei Jahre stattfindet. Die besten drei Spieler dieses etwa einmonatigen Turniers qualifizieren sich direkt für das Kandidatenturnier. Die Teilnehmerzahl lag zuletzt in der offenen Klasse bei 256 Spielern. Für den Weltcup sind die stärksten Spieler laut Elozahlenliste zu einem bestimmten Stichtag automatisch qualifiziert. Die restlichen Plätze gehen an regionale Sieger von Kontinentalmeisterschaften. Indien, ohnehin so groß wie ein Kontinent, beispielsweise vergibt einige wenige Qualifikationsplätze via der eigenen Landesmeisterschaft. das gilt auch für die US-Meisterschaft. Der letzte FIDE Weltcup fand beginnend Ende Juli bis Ende August in Baku (Aserbaidschan) statt. Der Preisfonds betrug 1.834.000 US-Dollar. Der nächste Weltcup in der offenen Klasse findet 2025 statt.
FIDE Grand Swiss
Zwei Qualifikationsplätze für das Kandidatenturnier werden über das FIDE Grand Swiss 2025 vergeben. Das ist ein semioffenes (qualifizierte Spieler) Turnier für die stärksten Spieler der Welt. es werden elf Runden nach Schweizer System gespielt. Im letzten Zyklus fand das Turnier auf der Isle of Man beginnend Ende Oktober statt. Der Preisfonds in der offenen Klasse betrug 2023 insgesamt 460.000 US-Dollar. Sieger war der Inder Vidit Gujrathi. Es gab einen Doppelsieg für Indien. Vaishali gewann bei den Frauen. Der zweite Qualifikant für das Kandidatenturnier war Hikaru Nakamura.
FIDE Circuit
Im FIDE Circuit vergibt der Weltschachbund im Weltmeisterzyklus 2026 zwei Qualifikationsplätze. Für das Kandidatenturnier 2026 qualifizieren sich die Spieler mit den besten Einzelergebnissen 2024 und 2025. Diese Ergebnisse werden nach einem definierten Berechnungsprozess ermittelt. Für die Jahresendabrechnungen werden die sieben besten Turniere gewertet. Besonders starke Schnellschach- und Blitzturniere können ebenfalls in die Wertung einbezogen werden. Sie bieten aber weniger Wertungspunkte als Turniere nach klassischer Wertung und es gehen nur maximal zwei Turniere in die Wertung ein. Beispielsweise ist die Schnellschach- und Blitzweltmeisterschaft traditionell das letzte Großereignis des Jahres. Im Jahr 2025 könnte es einen weiteren Qualifikationsplatz im FIDE Circuit geben, falls der Ratingplatz nicht beansprucht oder der betreffende Spieler sich bereits anderweitig qualifiziert hat.
Wie die acht Plätze im Kandidatenturnier 2026 vergeben werden
Qualifikationspfad | Wann | Anzahl der Qualifikationsplätze |
FIDE Weltcup | August 2025 | 3 |
FIDE GRAND SWISS | Oktober/November 2025 | 2 |
FIDE CIRCUIT | 2024 und 2025 ganzjährig | 2 (2024 und 2025 jeweils einer) |
Ratingplatz | Durchschnitt Juli bis Dezemberliste 2025 | 1* |
Dieser Platz könnte an den Zweitplatzierten im FIDE CIRCUIT 2025 gehen, falls er nicht benötigt wird. Oder beispielsweise im Fall von Magnus Carlsen nicht beansprucht wird.
Kandidatenturnier
Das Kandidatenturnier ist das letzte und entscheidende Turnier der Qualifikationsphase. Es besteht aus einem Rundenturnier mit acht Teilnehmern, darunter die bestplatzierten Spieler des Weltcups, der Verlierer des letzten Weltmeisterschaftsduells* und einige der höchstbewerteten Spieler der FIDE-Weltrangliste, die sich nicht anderweitig qualifiziert haben. Der Sieger des Kandidatenturniers erhält das Recht, den amtierenden Weltmeister im Titelkampf herauszufordern.
Das letzte Kandidatenturnier fand 2024 in Toronto statt. Der Sieger war Gukesh aus Indien, der den chinesischen Titelverteidiger Ding Liren im November in Singapur herausfordert.
Weltmeisterschaftskampf
Der finale Kampf um die Schachweltmeisterschaft ist ein Match zwischen dem amtierenden Weltmeister und dem Sieger des Kandidatenturniers. Dieses Match besteht traditionell aus mehreren Partien, wobei der Spieler gewinnt, der als erster eine bestimmte Anzahl von Punkten erreicht. Der Weltmeisterschaftskampf zieht große mediale Aufmerksamkeit auf sich und gilt als das prestigeträchtigste Ereignis in der Schachwelt.
FIDE Circuit 2024 (offizielle Regeln)
TC