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HomeDiskussionen in der SchachweltDresscode – jedes Jahr ein Aufreger

Dresscode – jedes Jahr ein Aufreger

Teilnehmer-Broschüre

Von Thorsten Cmiel

Bei der Senioreneuropameisterschaft 2024 im italienischen Lignano Sabbiadoro, traf es den Titelverteidiger 2023, dessen kurze Hose und sein T-Shirt gefielen einem Schiedsrichter nicht. Es gab Diskussionen kurz vor Rundenbeginn. Über den Umgang mit dem Dresscode im Schach.

Der Vorfall bei der Europameisterschaft der Senioren ereignete sich nicht zu Beginn des Turniers, sondern mittendrin. Einer der Saalschiedsrichter erklärte Dr. John Nunn, dass er in seinem Outfit nicht spielen dürfe. Der Engländer ärgerte sich vor allem über den fehlenden Hinweis beim Technical Meeting vor Turnierbeginn. Am Ende spielte Nunn in langer Hose. Der Preisfonds bei der Senioreneuropameisterschaft hat allerdings ein anderes Niveau als das Event in New York. Zudem gab es vor Ort bei den Senioren keine professionellen Fotografen, die entsprechend hochwertiges Fotomaterial erstellen wollen. Insofern müsste man das Thema durchaus noch einmal durchdenken.

Bei einer Amateurweltmeisterschaft auf Malta funktionierte die Klimaanlage kaum und die Spieler, meist jüngeren Alters, traten natürlich trotz Dresscode in kurzen Hosen an. Man einigte sich später, dass die Spieler nicht barfuß und in Badekleidung spielen durften. Immerhin etwas Flexibilität war vorhanden bei den Organisatoren.

Shoegate in 2023

Bei der Schnellschach- und Blitzweltmeisterschaft ist die FIDE nach einigen medialen Debakeln im Vorjahr einen Schritt weiter gegangen und hat eine Art Designleitfaden herausgegeben, um zu erklären was erlaubt und was eben nicht richtig ist. Schauen wir zunächst zum viralen Hit des Jahres 2023. Es ging um teure Designerschuhe einer niederländischen Spielerin.




Shoegate in der Presse

Offizielle Dresses Worldchess/FIDE

FIDE Dressangebot

FIDE and World Chess geben zur Schnellschach und Blitzweltmeisterschaft eine limitierte Kollektion heraus. Absurd an dem Angebot ist, dass kein Spieler beim Turnier so auflaufen dürfte. Denn die Kleidung in der Werbung widerspricht dem Dresscode des Weltschachbundes. Das vereinfacht die Sache keineswegs.

Aus der Beschreibung vom 19. Dezember 2024

Die Kollektion umfasst klassische Sweatshirts und T-Shirts mit Rundhalsausschnitt in verschiedenen Farben, die so gestaltet sind, dass sie sich bei einer Schachpartie oder einem nächtlichen Ausflug nach Nolita wie zu Hause fühlen. Die Sweatshirts sind pillenresistent, weich und gemütlich genug für eine Blitzpartie an einem eiskalten Dezemberabend. Die T-Shirts sind leicht, perfekt geschnitten und lassen sich gut übereinander tragen, denn wir sind in New York, und niemand trägt nur ein Teil. (Übersetzung aus dem Englischen)

Mein Take

Schachspieler, die um einen respektablen Preisfonds von einer Million Euro spielen wollen, sollten sich an einen Dresscode halten. Dennoch werden wir auch in diesem Jahr den einen oder anderen Fall diskutieren. Dass der Weltschachbund und die European Chess Federation (ECU) sich über das Thema Dresscode Gedanken machen, sollte niemanden überraschen und grundsätzlich ist der Ansatz richtig. Wer professionelle Spielbedingungen und Honorare kassieren möchte, der tritt in passendem Outfit an. Basta.

Bei der Schacholympiade war dieses Thema sogar noch präsenter. Es gab dort viele Fotografen, die Teams und Spieler fotografierten. Wer nicht als Team auffiel, der bekam eben keinen Profibilder von seinen Spielern. Das war zumindest zu Beginn des Events so.

Die indischen Teams beispielsweise traten meist als solches auf und stimmten die Tageskleidung, die Farbe, vorher ab. Die Inder verfügten über einen hellblauen, dunkelblauen, braunen und grauen Anzug. Die indischen Frauen waren insofern übrigens etwas disziplinierter.


Für andere Teams wie die deutsche Nationalmannschaft mussten Mitarbeiter eigene Fotos machen, da Fotografen sich die überzeugenden Teams herauspickten. Herausgekommen ist ein Fotoalbum mit 974 Fotos, das an ein privates Urlaubsalbum ohne Auswahl nach qualitativen Kriterien erinnert. Ein Fotograf fragte mich in Budapest, was macht der Deutsche Schachbund da? Ich: Keine Ahnung.

Kommen wir zum Event in New York zurück. Fotos gehören heutzutage zu einer guten Berichterstattung dazu. Wenn man auf der Weltbühne dabei sein darf, dann ist es sicher angebracht sich entsprechend den Vorgaben zu kleiden und diese zu respektieren. Das sollte für die Spieler keine allzu große Hürde darstellen und Teil der eigenen Professionalität sein.

Aber: Der Weltschachbund sendet selbst unterschiedlich interpretierbare Signale und verbreitet eine eher verwirrende Kommunikation. Luft nach oben ist vorhanden. Bei Spielern und den Verbänden.


Dieses Video wurde erst später (2025) veröffentlicht und gibt einen Einblick darüber wie Spieler informiert wurden. Explizit erläutert worden war, dass die Regeln für alle Spieler gelten. Zu sehen ist der Hauptschiedsrichter, der Magnus Carlsen später mit den hier angekündigten Folgen konfrontierte.

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