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FIDE besänftigt Magnus Carlsen

Titelbild: Lennart Ootes

Von Thorsten Cmiel

Arkady Dvorkovich hat es geschafft. Magnus Carlsen nimmt an der Blitzweltmeisterschaft doch teil. Der Weltschachbund FIDE hat ihrem Superstar, der sich zuvor komplett vergaloppiert hatte, damit eine Brücke gebaut. Der ganz große Knall bleibt aus. Vorerst.

Die Schachwelt atmet auf: Im Gespräch mit Levi Rozman von „Take, Take, Take“ sagte Carlsen: „Ich spiele mindestens einen weiteren Tag hier in New York und, wenn ich gut abschneide, noch einen weiteren Tag danach“ und weiter: „Wir haben gestern viele Gespräche geführt und wir haben ein gutes Verhältnis zu FIDE-Präsident Dvorkovich…Im Gespräch mit Dvorkovich und dem Hauptsponsor Turlov hatten wir das Gefühl, dass wir einige fruchtbare Diskussionen führen konnten, und am Ende des Tages entschied ich mich zu spielen“, fügte Carlsen hinzu.

Es ist bekannt, dass im Team Carlsen vor allem Vorbehalte gegenüber dem CEO der FIDE, dem israelischen Großmeister Emil Sutovsky bestehen. Legendär sind die Meinungsaustausche zwischen Peter Heine Nielsen, dem Trainer von Carlsen, und Sutovsky via X, vormals Twitter. Die beiden bekämpfen sich verbal fast täglich. Dabei geht es vor allem um die Politik des Weltschachbundes gegenüber der russischen Schachföderation. Dabei gehört es zu den Details, dass Nielsen mit Viktorija Čmilytė verheiratet ist. Diese ist selbst Schachgroßmeister, aber auch eine führende litauische Politikerin. Die Baltenrepublik fühlt sich bedroht von den Entwicklungen in ihrer Nachbarschaft und dem Krieg der Russen gegen die Ukraine.

Es mag etwas überraschend klingen zu hören, dass Carlsen mit Dvorkovich besser klarkommt als mit dem israelischen Kollegen, der selbst mal Juniorenweltmeister gewesen ist. Dvorkovich ist jedoch zuvorderst Politiker und vielleicht ist es einfacher als Präsident zu agieren. Dennoch klingt Carlsen eher geläutert in seiner Erklärung. Neben Dvorkovich erwähnte Carlsen den Hauptsponsor, der Freedom Holding Corporation. Ein Hauptkritikpunkt von Heine Nielsen ist immer genau dieser Sponsor wegen seiner Nähe zu Russland gewesen. Das dürften interessante interne Diskussionen gewesen sein.

Mein Take

Es gibt bereits erste Jubelarien, dass Magnus den Weltschachbund in die Knie gezwungen habe. Diese Sichtweise wird vermutlich schnell die Runde machen. Das ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit, sondern der falsche Take wie man heutzutage sagt. Der Gewinner ist der FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich, der jetzt fester im Sattel sitzen dürfte als jemals zuvor. Sein Statement zeigt, wer der Erwachsene im Raum bei den Diskussionen mit dem Team Carlsen war. Seine CEO wird er nicht opfern und vielleicht hat Carlsen sogar Recht, wenn er die Rollenverteilung der beiden Granden im Weltverband mit good cop und bad cop bezeichnet.


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