
Titelfoto: Stev Bonhage. Freestyle Chess.
Ist es fair oder sportlich dem Gegner zu erlauben einen Zug zurück zu nehmen? Weder…noch ist vermutlich die richtige Antwort. Aber es gibt und gab solche Momente…und ähnliche Situation. Schauen wir hin.
Von Thorsten Cmiel
Sindarov "misclicks" OTB, and Carlsen allows a takeback.
Props to Carlsen for the sportsmanship, though he had every right to make Sindarov stick with the move. Anyone who plays #chess knows it’s also completely fair not to allow a takeback.
©: Chessbase India#FreestyleChess pic.twitter.com/OgyKZ51vW9
— Attacking Chess (@attackingchess) February 16, 2025
Magnus Carlsen steht in der folgenden Stellung aus dem Video vor dem Gewinn seines Matches im Freestyle Event gegen Javokhir Sindarov. In der folgenden Stellung unterläuft seinem Gegner eine Art „Fingerfehler“, sein Turm landet lautlos auf f1 statt mit Schachgebot auf f2. Sindarov bemerkt seinen Fehler und korrigiert sich. Danach könnte Carlsen die gegnerische Dame auf c5 schlagen. Er entscheidet sich seinem Gegner das durchgehen zu lassen.
Carlsen akzeptiert die Korrektur seines Gegners nach einer typischen Carlsen-Grimasse und der Schiedsrichter Gerhard Bertagnolli, versucht einzugreifen, um die Spielregeln durchzusetzen. Die Situation ist gar nicht so selten, aber normalerweise versucht derjenige, der den Regelverstoß begeht, der also eine losgelassene Figur auf ein anderes Feld zieht, sich zu rechtfertigen oder das Geschehen umzudeuten. Eine losgelassene Figur darf nur dann gezogen oder zurück gestellt werden, wenn der Turmzug illegal wäre, also weil der Spieler beispielsweise ein Schachgebot des Gegners ignoriert hat. Das ist hier eindeutig nicht der Fall.
Der Schiedsrichter gerät hier in eine unangenehme Situation. Seine Aufgabe ist es einzugreifen und die Regeln durchzusetzen. Neuerdings gibt es aber die Tendenz, dass Magnus Carlsen macht was er will. Hier handelt es sich zudem um ein Showevent. Bertagnolli fügt sich letztlich und das halte ich für akzeptabel an dieser Stelle. Schadet die Entscheidung doch keinem anderen Spieler, da es sich um die letzte Partie handelt, Carlsen ohnehin gewinnt – Remis würde reichen und auch kein Preisgeld würde anders verteilt. Für diejenigen aber, welche Carlsen für besonders sportlich oder fair halten sei ein leicht verändertes Szenario erläutert: Angenommen in einem Turnier nach Schweizer System passiert diese Situation und der Schiedsrichter lässt den Spielern ihren Willen. Die Partie endet anders und dadurch werden Auslosung und Preisverteilungen verändert, dann ist das ganze Szenario nicht tolerabel.
Aber es sei erwähnt, dass gerade erfahrene Spieler bei ihren Partien mit weniger erfahrenen Spielern diese in Blitzpartien schon einmal ein Auge zudrücken und schwächeren Spielern die Rücknahme eines solchen Zuges durchgehen lassen. Es sollte nach purer Regelauslegung nicht so sein, passiert aber in jedem Schachverein an jedem Spielabend mehrfach. Das wissen freilich die Spieler der Generation Online nicht.

Touch Move – der falsche Take
In der folgenden Situation aus dem Jahr 2010 sehen wir einen jungen Magnus Carlsen, wie er gerade noch die Kurve bekommt. Angesichts laufender Kameras besinnt sich Carlsen die Regeln zu respektieren. Der Fall ist ähnlich gelagert. Carlsen bemerkt sein Missgeschick auf der Diagonalen (g1 -a7) und will sich korrigieren, sein Gegner fand das sicher gar nicht witzig. Aber es geht in den folgenden Fällen nicht um die Regel „Berührt – geführt“, wie es in den Beschreibungen der Videos manchmal heißt, also den Grundsatz eine zum Zwecke des Zuges angefasste Figur tatsächlich zu ziehen. Auch handelt es sich weder bei dem Turmzug nach f1 im ersten Beispiel noch hier um einen illegalen, sondern um einen besonders schlechten Zug. Es geht in den folgenden Fällen darum, dass ein Spieler eine vorher losgelassene Figur nicht auf ein anderes Feld ziehen darf.
Die Garry Kasparow Cases
Touch Move – der richtige Take
In dem folgenden Beispiel kommt es zu einer Art Unfall der besonderen Art. Die Armenier gewannen n Chennai 2022 später die Silbermedaille und die USA gingen leer aus. Sam Shankland berührt den König und will ihn auf die zweite Reihe ziehen. Dann bemerkt er, dass sein Gegner gar kein Schach gegeben hat. Der US-Amerikaner muss seinen König ziehen und verliert daher die Partie. Hier geht es nicht darum, dass der Spieler seinen schlechten Zug korrigiert, sondern darum, dass er seinen König angefasst hat, um ihn zu ziehen. Berührt – geführt.