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Zhu Jiner – nächste chinesische Generation

Foto: Przemek Nikiel (FIDE Chess)

Die 22-jährige Chinesin Zhu Jiner ist auf dem Vormarsch im Frauenschach. Zuletzt gewann sie den Frauen-Grand-Prix. Davor hatte sie bei der Schacholympiade in Budapest durch ihre Goldmedaille am ersten Brett bereits ein Ausrufezeichen gesetzt.

Von Thorsten Cmiel

Zhu Jiner studiert in Shanghai Finanzen und Ökonomie. Darüber hinaus ist wenig über die Chinesin bekannt. Momentan scheint sie eine Pause im Studium einzulegen. Im Monatstakt spielte Zhu zuletzt die Frauen-Grand-Prix-Serie, die sie etwas überraschend gewann. Nach der Schacholympiade in Budapest hatte Zhu zuletzt beim Europäischen Frauen-Vereins-Cup mitgespielt und ihre Gegnerinnen mit sechs Punkten aus sieben Partien klar dominiert.

Ihr Sieg beim aktuellen Frauen-Grand-Prix-Zyklus war beeindruckend. Zhu Jiner war nicht vorgesehen für das finanziell lukrative Frauenturnier. Die Chinesin kam erst spät hinzu, als ihre bekanntere Landsfrau Lei Tingjie ihre Teilnahme abgesagt hatte. Ohnehin kam Zhu Jiner bislang immer nur bei Verzicht anderer Spielerinnen zum Zuge. Bei der Schacholympiade beispielsweise spielte die erste Reihe der Chinesinnen – Ju Wenjun (34), Tan Zhongyi (33), Lei Tingjie (28) und Hou Yifan (31) – gar nicht mit. Zhu Jiner, die seit 2023 den Großmeistertitel hält, spielte am ersten Brett im „Nachwuchsteam“ der Chinesinnen. Genauso dabei war bei den Chinesinnen die erst damals erst 14-jährige Lu Miaoyi, die noch eine jüngere Generation repräsentiert.


Zhu Jiner holte bei der Schacholympiade 2024 in Budapest sieben Punkte aus neun Partien und überzeugte weitestgehend. Ihre im Verlauf der Ereignisse unnötige Niederlage in der fünften Runde gegen die Armenierin Lilit Mkrtchian hatte jedoch eine Niederlage des Teams China in der fünften Runde zur Folge. Danach folgte eine weitere Niederlage des Teams gegen starke Polinnen und das Team China erholte sich nicht mehr. Eine erneute Niederlage gegen Indien – Zhu remisierte mit Harika – kostete eine Medaillenchance.

In den Live-Ratings ist Zhu Jiner inzwischen auf dem fünften Rang der Frauenweltrangliste angekommen mit einer Liverating von 2547 ist sie die fünftbeste Chinesin und ihre Karriere hat gerade erst begonnen.


China hat sieben Spielerinnen, die über 2400 Elopunkte aufweisen. Drei der Spielerinnen waren oder sind Frauen-Weltmeisterin (Hou, Tan und Ju). Song Yuxin ist Jahrgang 2005. (Quelle: 2700 Chess)

Österreich dann Vereinigte Arabische Emirate

Da Zhu sich nach ihrem jüngsten Erfolg bereits für das Turnier der Kandidatinnen qualifiziert hat, kann sich die Chinesin auf ihre weitere Entwicklung konzentrieren. Kurz nach dem Grand-Prix in Österreich spielte Zhu Jiner erneut ein starkes Turnier mit. Das Sharjah Masters stellt eine ganz andere Herausforderung dar. Wir schauen Zhu dabei über die Schulter. Neben ihr spielte von den Top-Spielerinnen nur IM Bibisara Assaubayeva (KAZ), IM Divya Deshmukh (IND) und IM Teodora Injac (SRB) bei dem A-Turnier mit. Die beste Frau im Feld erhielt 1000 US-Dollar, die letztlich an Assaubayeva gingen, die eine Großmeisternorm (Performance über 2600) erzielte.


Das Sharjah Masters gehört zu den stärksten offenen Turnieren der Saison. Zhu Jiner spielte oft ziemlich lange Partien und verlor erst in der Schlussrunde etwas Elo. In diesem Turnier wurde sie diesmal von Bibisara Assaubayeva etwas in den Schatten gestellt, da die Kazachin eine GM-Norm erzielen konnte, und bald als 43. Frau überhaupt den Großmeistertitel erreicht.

Turnierverlauf

Das Turnier begann für Zhu Jiner mit einer recht ereignisarmen Partie gegen einen vietnamesischen Großmeister. Die Chinesin konnte danach zunächst einen kleinen Vorteil behaupten, der verflüchtigte sich aber schnell wieder. Ein solider Auftakt in dieses starke Turnier. In der zweiten Runde folgte ein weiteres solides Remis ohne Ungenauigkeit, die der Instanz aufgefallen wäre. Erst in der vierten Runde begannen die Partien etwas mehr Spannung zu bieten. Es folgen einige spannende Momente.


In dieser Situation steht Zhu Jinner technisch mit Schwarz auf Verlust. Es gibt einige Dinge zu beachten. Schwarz kann den d3 nicht nehmen, da die gegnerischen Bauern nicht beide vom Läufer geschlagen werden können. Aber Weiß muss natürlich aufpassen, dass der gegnerische König nicht einen Bauern gewinnt. Zuletzt hatte Schwarz seinen König von e4 nach d5 gezogen, da der Bauer auf f4 vom Springer auf d3 zuverlässig geschützt ist. An diesem Detail sollte Weiß zunächst nicht rütteln und seinen König bringen, aber wie? Schwarz muss mit seinem König in Richtung des a-Bauern laufen und die Ereignisse forcieren.



Diese Stellung aus der fünften Runde ist für Weiß schwierig zu verteidigen. Es gab hier zwei Konzepte, um den f-Bauern zu verteidigen. Man stellt den Springer nach d2 und lässt den Bauern auf f3. Oder man zieht den f-Bauern vor und verteidigt diesen mit dem Läufer. Zhu Jiner entschied sich falsch. Wie ist es richtig


Die Eröffnungsphase war zunächst gut für den Türken Adar Tarhan mit Weiß verlaufen. Er nahm dann einen vergiften Bauern auf h5 (19. Zug) und die Stellung war ausgeglichen, dann übernahm Zhu Jiner die Kontrolle und hatte mehr vom Spiel in diessem Doppelturmendspiel. Witzigerweise galt es hier den 46. Zug zu spielen und die Frage war diesmal für die Schwarzspielerin, ob sie den Bauern auf h5 schlagen sollte oder nicht.


In dieser Stellung musste Weiß unbedingt auf d5 nehmen. Das macht man sicher ungerne, aber die Alternative war es die Läufer zu tauschen und danach ist der Springer auf d5 eine Macht. Einige Züge später gab der englische Großmeister Royal Shreyas in der folgenden, hoffnungslosen Stellung auf.


In dieser Schlussstellung gibt es lediglich einen ästhetischen Mangel. Schwarz hat vergessen, den Turm h8 nach h7 zu stellen, dann stehen alle schwarzen Figuren auf einem weißen Feld. Der Springer auf d5 dominiert das Feld und Shreyas hatte verständlicherweise keine Lust mehr weiter zu spielen. Weiterer Widerstand ist nutzlos auf dem Niveau.

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Partien unkommentiert










Was Wikipedia über Zhu Jiner sagt.



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