Foto einer historischen Schachuhr von Dariusz Gorzinski
Klassische Bedenkzeit
Der wichtigste Titel im Schach, der Weltmeistertitel, wird mit der so genannten klassischen Bedenkzeit ermittelt. Beide Spieler erhalten beispielsweise zwei Stunden für ihre ersten vierzig Züge und dann gibt es einen Aufschlag für die nächsten zwanzig Züge und so weiter. Heutzutage sind Zuschauer und Spieler gewohnt, dass die Bedenkzeit aus zwei Komponenten besteht, neben der frei verfügbaren Zeit erhalten die Spieler einen Aufschlag je Zug. Dieser Aufschlag heißt Inkrement und beträgt beim klassischen Schach 30 Sekunden pro Zug. Das war nicht immer so und die Uhren waren natürlich ebenfalls nicht immer elektronisch und geben wie heutzutage üblich die Restbedenkzeit sekundengenau an.
Historische Uhren hatten ein Fallblättchen, das zu einem bestimmten Zug, dem Kontrollzug, noch oben sein musste, sonst hatte der Spieler auf Zeit verloren. Früher fand das Spiel in Zeitnot häufiger unter Unsicherheit statt und manches Drama spielte sich in Zeitnot ab. Dieser Spannungsmoment ist durch das Einführen des Inkrement, also Zeitaufschlag pro Zug, verloren gegangen. Bei der Weltmeisterschaft in Singapur wird wie beim Kandidatenturnier mit einem einmaligen Zeitaufschlag nach Zug 40 gespielt. Ab dem Zug 41 gibt es zudem Inkrement. Diese Kadenz ist schneller als noch 2018 in London, als die erste Partie fast sieben Stunden dauerte.
Schnellschach
Partien mit weniger als einer Stunde Bedenkzeit für die gesamte Partie werden meist als Schnellschach bezeichnet. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Kadenzen und Definitionen. In London bei der Mahindra Global Chess League beispielsweise war die Bedenkzeit bei 20 Minuten je Spieler für die gesamte Partie. Das war zunächst für einige Spieler ungewohnt und es kam zu fliegenden Figuren und dramatischen Szenen. Für die Zuschauer ein Spaß und genau darum ging es den Veranstaltern. Natürlich gab es in der Schachszene Kritik von Puristen daran.
Blitzschach
Beim Blitzschach erhalten die Spieler in der Regel nur drei bis fünf Minuten Bedenkzeit und zwei Sekunden pro Zug. Ohne elektrische Uhren wurde Blitzschach mit fünf Minuten Bedenkzeit für die gesamte Partie gespielt. Neben den Weltmeisterschaften mit der klassischen Bedenkzeit veranstaltet der Weltschachbund (FIDE) traditionell die Weltmeisterschaften im Blitz und im Schnellschach vor dem Jahreswechsel.
Bulletschach
Besonders fingerfertige Schachspieler spielen zudem Bulletschach. Auch hierbei gibt es vor allem je nach Online-Anbieter verschiedene Angebote. 1+1 meint dabei beispielsweise: Eine Minute Grundbedenkzeit plus eine Sekunde pro Zug. Manche Spieler reduzieren sogar noch diese Bedenkzeit und kommen mit noch weniger Zeit aus. Das heißt dann zum Beispiel Ultra-Bullet. Die indischen Geschwister und heutigen Großmeister Praggnanandhaa und Vaishali hatten und haben vermutlich immer noch viel Spaß mit 10+1-Partien. Wobei die Grundbedenkzeit zehn Sekunden beträgt. In einer Schachschule in Chennai soll manche Uhr bereits reparaturbedürftig gewesen sein.
Helfen Partien mit schneller Bedenkzeit die Spielstärke zu steigern
Es gibt Trainer, die halten wenig davon Jugendliche und Kinder Blitz spielen zu lassen, da das nur von Partien mit klassischer Bedenkzeit ablenkt und nichts bringt. Das ist allerdings nicht erwiesen. Bekannt ist, dass der indische Großmeister Nihal Sarin viel und gerne online blitzt und seine Spielstärke durch Austesten von Varianten bis in die Weltklasse gesteigert hat. Ein anderer Protagonist der schnellen Finger ist der US-Amerikaner Hikaru Nakamura, einer der stärksten und bekanntesten Spieler und Schachstreamer der Welt. Dieser hat allerdings ein anderes Problem zu lösen, da er gewohnt ist bei seinen Partien Züge mit einem Hilfsmittel auszuführen.