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Wagner (50+), Boidman (65+) und Nehmert (Nestoren) neue deutsche Seniorenmeister

Titelfoto: Dariusz Gorzinski

Vom 11. bis zum 19. Juni 2025 spielten die Senioren ihre deutschen Meister im Schach aus: mit klassischer Bedenkzeit, im Blitzschach (5+3) und im Schnellschach (12+5). Gespielt wurde im 2021 überfluteten Kurhaus von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Nach 2014 ist das die zweite deutsche Seniorenmeisterschaft im Kurhaus.

Von Thorsten Cmiel

Bei der Anfahrt wollte mein Navi mich über eine nicht mehr existente Brücke lotsen. Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde 2021 bei der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal schwer getroffen, wobei zahlreiche Brücken, Straßen und Gebäude zerstört wurden und zahlreiche Menschen ums Leben kamen. Die Stadt gehört zu den Orten mit dem größten Schadensausmaß, heißt es. Inzwischen wurden weite Teile des Kurhauses, das den Schachspielern als Spielort diente, renoviert. Direkt neben dem Kurhaus führt die Ahr inzwischen nur wenig Wasser und man kann sich kaum vorstellen wie hoch das Wasser vor vier Jahren floss und das Steigenberger Hotel, auf der anderen Seite vom Kurhaus, im Erdgeschoss unter Wasser setzte. Im Hotel stand das Wasser bei 2,8 Meter und die Renovierungen einzelner Hotelteile dauern noch an. Inzwischen sieht alles wieder weitgehend schick aus und bot ein tolles Ambiente für ein Schachturnier.

Bad Neuenahr-Ahrweiler im Wiederaufbau

Noch ist nicht alles wieder in Ordnung in Bad Neuenahr und manches wird nie wieder wie zuvor: Der junge Croupier vollführt nach jedem Wurf der Kugel an einem der zwei American Roulette-Tische eine yodaske Handbewegung, nichts geht mehr. Nachdem die geworfene Zahl feststeht, folgt die Auszahlung an die wenigen Spieler am Tisch, meist verschwinden mehr Einsätze in einem schwarzen Loch als ausgezahlt werden. Das ist bekannt und pure Mathematik, aber Spieler glauben an ihr Glück. Die Spielbank Bad Neuenahr erhielt 1948 ihr Konzession. Die Flutkatastrophe im Juli 2021 führte zu einem zwangsweisen Umzug. Seit Juni 2023 wird im Bahnhof gespielt. Neben Roulette gibt es hier vor allem Spielautomaten bei denen das Geld meist noch schneller als beim Roulette den Besitzer wechselt. Gelegentlich gewinnt ein Spieler ordentlich und treibt dadurch die anderen an. 2021 war die Spielbank glücklicherweise gegen die Naturkatastrophe versichert, aber in Zukunft wollen Versicherer das Risiko einer erneuten Flutwelle nicht mehr tragen. Die Spielbank soll daher dauerhaft im Bahnhof bleiben und ein Anbau zur Vergrößerung ist ebenfalls geplant, aber das Kurhaus wird wohl nie wieder die Spielbank beherbergen. So bedeutend und früher dreimal so groß wie jetzt, wird die Spielbank vermutlich nie wieder werden.

Die Nachwirkungen der Flut bedeuten konkrete Veränderungen für Anwohner. Die Immobilienpreise beispielsweise sind deutlich niedriger als vor der Flutwelle. Schaut man in die Auslagen der Immobilienmakler in der Stadt, dann findet sich manches Schnäppchen wie die teilsanierte 4-Zimmer-Eigentumswohnung von 135 Quadratmeter unter dem Dach in einer schicken Gründerzeitvilla aus dem Jahr 1895, gelegen direkt am Kurpark, die nur schlappe 300.000 Euro kosten soll.

Die deutsche Meisterschaft der Schachsenioren war eines der ersten Events im wieder hergestellten Kurhaus. Die älteren Senioren spielten im größeren Kursaal und die jüngere Altersklasse trat im Barocksaal an. Es ging weniger um Preisgeld, sondern vor allem um das Verewigen des eigenen Namens auf der Quadriga, das ist der Wanderpokal, der aber nicht weitergereicht wird.

Chess Classics 2026 in Bad Neuenahr


In 2026 sollen im Kurhaus Bad Neuenahr mit dem Hotel Steigenberger als Turnierhotel drei Seniorenturniere (50+ 65+ und 75+) stattfinden. Der Termin steht auch schon: vom 27. Mai bis zum 4. Juni 2026. Ausrichter ist der Förderkreis der Senioren. Mit dem Turnier greifen die Organisatoren die Tradition der Chess Classics von 2017, 2018 und 2019 auf. Danach fand das Turnier bisher nicht mehr statt. Die Teilnehmerzahlen lagen in der Vergangenheit zwischen 161 und 171. Im nächsten Jahr soll das Angebot der verfügbaren Unterkünfte im Ort höher ausfallen. Das Steigenberger Hotel will Einzelzimmer für 100 Euro und Doppelzimmer für 152 Euro pro Nacht anbieten, heißt es.

Selbstfinanzierer Senioren

Die Teilnehmerzahl war nicht so hoch wie bei der letzten Seniorenmeisterschaft in Bad Wildungen. Im Vorfeld gab es Irritationen um einen Flyer der lokalen Organisatoren für die Veranstaltung, der vom Deutschen Schachbund vor allem wegen der Verwendung einer Schriftart nicht akzeptiert wurde, und dessen später Ersatz in der Produktion längere Zeit ein Informationsvakuum erzeugte. Dass diese Provinzposse die Teilnehmerzahl beeinflusst hat, ist wahrscheinlich, meint Gottfried Schumacher, der den Kontakt zum Hotel vor Ort hielt. Schumacher zeigte sich enttäuscht von der Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle in Berlin.

Das Start- und Organisationsgeld für die klassische Meisterschaft lag mit 140 Euro (inklusive Getränkepauschale) sicherlich schon am oberen Limit – auch im Vergleich mit privat organisierten Turnieren, die selten mehr als 100 Euro Startgeld nehmen. Der Deutsche Schachbund schreibt laut Kongressunterlagen für die Senioren bis 2027 die Haushaltsposition mit der Kontobezeichnung „2845“ mit 600 Euro pro Jahr fort. Insofern müssen die Senioren ihre Meisterschaften auch unter neuer Führung komplett kostendeckend organisieren. Vielleicht wird die Veranstaltung im Rahmen des Schachgipfels bei dann geringeren Mietkosten für einen Turniersaal ebenfalls für die Senioren wieder günstiger.

Letztlich gab es in diesem Jahr bei der Registrierung noch einige Absagen. 195 Spielerinnen und Spieler traten mit klassischer Bedenkzeit an. 40 hiervon waren Jungsenioren (50+). Übertragungen per DGT-Brettern sind bei der Teilnehmerzahl nicht drin. Sechs Spieler, die nicht als FIDE-Deutsche antreten, waren dabei und konnten das Turnier und Preisgeld gewinnen, aber nicht deutscher Meister werden. In 2014 hatten 347 Spielerinnen und Spieler in zwei Leistungsgruppen in Bad Neuenahr die damalige deutsche Meisterschaft, damals noch ohne die Gruppe 50+ mitgespielt. Es bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr Mitte Juli in Dresden wieder mehr Teilnehmer an den deutschen Seniorenmeisterschaften teilnehmen.

Ahrathon

Während die Senioren ihre Meister im Schach ermittelten war gleichzeitig an einem Samstag der „Ahrathon“ ein größeres Sportereignis. Neben unterschiedlich langen Laufstrecken absolvierten einige Teilnehmer das Rennen in Kostümen. Das Wetter war schwül und das Laufen auch in normaler Sportkleidung eine schweißtreibende Angelegenheit. Selbst als Zuschauer lief das Wasser. Offenbar hatten manche Teilnehmer dennoch viel Spaß. Als Verpflegung gab es neben Wasser auch eine Ration Wein für die Teilnehmenden.

Staffelübergabe

Der neue kommissarische Seniorenreferent Wolfgang Cleve-Prinz kam auch zweimal vorbei. Der Weg von Wissen im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) war nicht weit. Während zwei potentielle Nachfolger bei Wahlen durchfielen, bekam der Neue den Job ohne dieses persönliche Risiko. Vielleicht gelingt es dem Diplom-Psychologen die weitgehende Sprachlosigkeit zwischen Senioren und Präsidium durch gute eigene Gesprächsführung in den Folgejahren zu beheben. Mit mehr Gehör für die Belange der Senioren beim Deutschen Schachbund kann er sicherlich ebenfalls bei den Senioren punkten. Im nächsten Jahr wäre ein wettbewerbsfähigeres Startgeld sicher ein guter Anfang. Vielleicht entzerrt der Seniorenreferent auch die Blitz- und Schnellschachmeisterschaften wieder von den Meisterschaften im klassischen Schach, dann nehmen sicherlich wieder mehr Spielerinnen und Spieler teil. Eine meines Erachtens gute Idee und einen Versuch wert wäre ein Art Senioren-Speed-Gipfel mit beiden Turnieren an einem separatem Wochenende.

Nach zunächst leichten Irritationen wegen des Spielortes der Senioren-Mannschaftsmeisterschaft in Bad Soden-Saalmünster ist jetzt dieses Turnier beim Deutschen Schachbund ausgeschrieben und soll stattfinden.

Wie es ausging

Bei den jüngeren Senioren waren die zwei Internationalen Meister Arno Zude und Titelverteidiger Dieter Pirrot klar favorisiert. Es folgen neun Spieler mit einer Elozahl von 2100 bis 2158. Bei den älteren Senioren schien es nicht nur wegen der größeren Teilnehmerzahl, sondern auch wegen einer größeren Leistungsdichte, spannender zuzugehen. Titelverteidiger war Jürgen Juhnke, der mit Jahrgang 1949 auch in der Kategorie Nestoren (75+) antrat. Bei den Senioren 65+ gehörten mit Evgueni Chevelevitch und Yuri Boidman ebenfalls zwei Internationale Meister zu den Favoriten.

Senioren 50+: Wagner-Spiele

Bei den Jungsenioren gab es letztlich ein echtes Endspiel der zwei Führenden. Dieter Pirrot hatte die weißen Steine gegen Hans Wagner vom SC Stein, einem kleinen Ort in Mittelfranken aus dem Landkreis Fürth. In der Runde zuvor hatte Wagner aus scheinbar gefährdeter Stellung heraus im Angriff gegen Igor Vlasov gewonnen und sich so einen halben Punkt Vorsprung erarbeitet. Die Eröffnung verlief in der Schlussrunde zunächst gut für den Favoriten. Etwas später übersah Pirrot allerdings eine Verteidigungsressource bei schon reduziertem Material, so mein seitlicher Eindruck. Letztlich bot Dieter Pirrot das Remis an und Hans Wagner griff zu. Den Titel bei den Frauen 50+ holte sich Britta Leib aus Neumünster.

Quelle Screenshot: chess-results.com.

Endstand Top7: Senioren 50+ Bad Neuenahr 2025

#NameVerein (Ort)Elo (Juni 2025)PunktePerfomance (Elo+/-)
1Hans WagnerSC Stein21207.02280 (+36)
2Dieter Pirrot23206.52269 (-7)
3Arnold HuhndorfSV Turm Bergheim21006.52275 (+42)
4Thorsten CmielLasker Köln21276.52271 (+35)
5Igor VlasovBrühler SK21286.02240 (+27)
6Gerald LöwBindlach Aktionär21585.52162 (+2)
7Arno ZudeSV Hofheim23115.52181 (-13)

Ausgelost wurde nach TWZ (Turnierwertzahl), ein seltsamer Mix aus Elozahl und Deutscher Wertzahl (DWZ). Diese Herangehensweise hat Auswirkungen auf die Auslosung und Rangliste vor dem Turnier. Weitere Informationen zum Turnier finden sich hier. Ursprünglich waren in beiden Gruppen sieben Preise ausgeschrieben – bei mindestens 250 Teilnehmern. Wegen der zu geringen Teilnehmerzahl wurden die Preise wie angekündigt reduziert und ein Preis gestrichen. Ich bleibe bei den Top7-Spielern als Preisträgern. Preise sind ohnehin nicht die Hauptmotivation für die Teilnahme an Schachturnieren und bei den Senioren schon gar nicht. Eine interessante Diskussion zum Thema Seniorenpreise findet sich derzeit beim Schachkicker.

Senioren 65+: Yuri Boidman zum Dritten

Bei den älteren Senioren endeten die vorderen drei Paarungen zügig ebenfalls unentschieden. Dahinter wurde zunächst gekämpft. Dennoch endeten letztlich die Partien an den ersten sechs Brettern allesamt Remis. Von den Spielern ganz vorne fiel nur Friedbert Prüfer letztlich noch aus den Preisrängen. Yuri Boidman hatte 2014 bereits mit acht aus neun Partien seine erste deutsche Meisterschaft geholt und 2022 hatte er ebenfalls gewonnen. Bei den Frauen gewannen Annett Wagner-Michel (65+) und bei den Nestoren lag Ulrich Nehmert aus Wiesbaden vorne, der aber als Dritter im Gesamtfeld keinen zweiten Geldpreis erhielt.

Quelle Screenshot: chess-results.com.

Endstand Top 7. Senioren 65+ Bad Neuenahr 2025

#NameVerein (Ort)Elo (Juni 2025)PunktePerformance (Elo+/-)
1Yuri BoidmanNeuwied22377.52363 (+13)
2Stephan BuchalWerder Bremen22357.02338 (+23)
3Ulrich NehmertWiesbaden22607.02342 (+19)
4Michael SchulzSpandau20696.52227 (+38)
5Holger NamysloBiberach21356.52228 (+22)
6Jürgen JuhnkeLister Turm22366.52193 (-7)
7Wolfgang PolsterSV Koblenz21066.52197 (+22)

Weitere Informationen zu den Siegern und Ergebnisse finden sich hier.


Blitzmeister: Schneider, Seyb (65+) und Schumacher (Nestoren). Schnellschach: Hans-Werner Ackermann.

Im Rahmen der deutschen Seniorenmeisterschaften fanden die Blitzmeisterschaften der Senioren statt. Gespielt wurden neun Runden nach Schweizer System. Bei den Jungsenioren nahmen 23 Spieler teil, die teilweise nur für das Blitzturnier nach Bad Neuenahr kamen. Schneider wollte es erneut wissen und hatte seine roten Schuhe angezogen. Bei den Frauen gewann Meisterschaftssammlerin Anita Stangl den ersten Preis beim Blitzen und genau wie zwei Tage später im Schnellschach.

Beim Schnellschachturnier gab es bei den jüngeren Senioren zu wenig Teilnehmer für eine eigene Gruppe. Vorne lagen am Ende vor allem die älteren Senioren, angeführt von Hans-Werner Ackermann, der mit 7.5 Punkten und einem vollen Punkt Vorsprung durchs Ziel ging. Der beste Jungsenior war Andreas Gypser vor Gerald Löw, die mit jeweils sechs Punkten durch das Ziel gingen.

Fotos: Dariusz Gorzinski.

Ergebnisse der Blitz- und Schnellschachmeisterschaften bei Chess Results. Blitz 50+, Blitz 65+, Schnellschach (Joint Group).


Ausgewählte Partiemomente von den Seniorenmeisterschaften

Mattkonstruktionen

Beginnen wir mit zwei recht einfachen Mattbildern, die ich in den ersten beiden Runden gesehen habe. Die Namen der betroffenen Spieler sind mir entfallen.


Weiß ist am Zug. Wie kann er die gegnerische Verteidigungsstellung aufbrechen?


Diese Partie ist erkennbar bereits entschieden zugunsten des Nachziehenden. Der weiße König steht gefährdet. Schwarz ist am Zug und sollte am besten wie fortsetzen?

Endspielmomente

Einige Partien wurden erst in der letzten Partiephase entschieden. Einige Stellungen sind mir beim Herumlaufen aufgefallen, da sie interessante Fragen aufwarfen. Bei den älteren Senioren wurden wichtige Weichen im Kampf um den Titel in zwei Endspielen von Stephan Buchal gestellt.


In dieser Stellung aus der zweiten Runde in der Gruppe 65+ ist Weiß am Zuge. Schwarz hat ernsthafte Probleme mit dem gegnerischen h-Bauern. Randbauern sind für Springer immer eine ganz besondere Herausforderung. Die erste Frage lautet jedoch konkret, ob hier Weiß bereits auf Gewinn steht. Welchen Zug sollte man Weiß empfehlen? Leider liegt mir die Notation nicht vor, daher musste ich die wesentlichen Momente rekonstruieren und kann nicht den gesamten weiteren Partieverlauf wiedergeben.


Einige Züge später war diese Stellung auf dem Brett. Zur Verteidigung muss Schwarz hier nur noch seinen König nach h7 beordern und danach kommt Weiß nicht mehr weiter. Schwarz kann dann einfach mit dem Springer munter hin und her hüpfen. In der Partie begann Schwarz hier richtigerweise mit dem Königszug nach g8 und nach dem Läuferzug nach f6 folgte der Springer nach d5, Weiß musste den Läufer erneut ziehen und Schwarz gelang das gewünschte Set-up. Als kleine Randnote sei erwähnt, dass einige Bretter weiter in der Partie von Franz Paus und Martin Launert das exakt gleich konstruierte Endspiel auf dem Brett stand. Auch erreichte Schwarz das Schlüsselfeld h7 zur dauerhaften Blockade, dort gelang es Weiß nicht einmal den h-Bauern bis h6 voranzubringen.


Dieses spannende Endspiel mit Weiß am Zuge entstand in der Partie der zweiten Runde zwischen Holger Busacker und Georg Haubt in der Gruppe 65+. Ich dachte mir, das Schwarz hier gute Gewinnchancen haben müsse. Die erste Etappe meines Gewinnplans bestand darin, den eigenen h-Bauern bis nach h3 vorzuschieben und so dem gegnerischen, weißen König die Annäherung an den h-Bauern zu verwehren. Danach kann der schwarze Turm offensichtlich nicht mehr ziehen. Danach wollte ich mal schauen, wie es weitergeht. Ich lag richtig und falsch, da ich ein wichtiges Detail übersah. Zunächst ist aber Weiß am Zuge und kann seinen c-Bauern ein Feld oder zwei Felder vorziehen. Was ist richtig?



In diesem Endspiel musste Michael Stierhof mit Schwarz gegen Thomas Biegel in der Gruppe 50+ nur noch ein Hürde umschiffen. Wie erreicht Schwarz das Remis? Beim späteren Abgleich mit der Datenbank fand ich für exakt dieses Endspiel vier Vorgängerpartien. Dreimal ging es Remis aus und einmal verlor Schwarz. Jetzt steht es 3.5 zu 1.5 für Weiß.


Wichtige Vorentscheidungen bei den Senioren 65+ im Endspiel

In der sechsten Runde kam es am Spitzenbrett zu der Begegnung zwischen Stephan Buchal und Holger Namyslo, die beide einen halben Punkt Vorsprung vor dem Feld hatten. Nach 40 Zügen erreichten die Spieler nach intensivem und etwa ausgeglichenem Kampf ein spannendes Läuferendspiel. Schwarz wird den a-Bauern gewinnen, dafür wird sein Gegner seinen König aktivieren. Die Frage lautet also nur, wie Schwarz das Remis erreichen kann. Die Stellung ist extrem rechenintensiv und hier war bereits ein wichtiger Moment erreicht.


Wie sollte Weiß hier noch einen Gewinnversuch unternehmen? Er kann seinen Läufer auf die lange Diagonale bringen und den Läufertausch erzwingen, aber ist der Anziehende dann schnell genug im Bauernendspiel unterwegs? Tatsächlich ging es hier um genau ein Tempo. Aber zunächst muss muss man einen Weg finden, um überhaupt noch Gewinnchancen zu entwickeln.


In der siebten Runde lag Stephan Buchal nach seinem Sieg in der Runde zuvor mit einem halben Punkt vorne und wäre im folgenden Endspiel mit Schwarz gegen Yuri Boidman mit einem Remis sicherlich zufrieden gewesen. Die entstandene Stellung direkt nach dem Kontrollzug sollte wieder ausgeglichen sein. Allerdings ließ sich der Bremer verunsichern und spielte in der folgenden Stellung bereits leicht ungenau, da er die aktiven Möglichkeiten seines Gegners übersah. Tragisch war das allerdings zunächst nicht.


Doppelturmendspiele sind oft schwieriger zu handhaben als einfache Turmendspiele, da man sich gelegentlich mit den gegnerischen Chancen auf einen Königsangriff beschäftigen muss. Hier lautet die einfache Frage: Welchen Zug sollte Schwarz hier warum spielen?



Weitere schachliche Momentaufnahmen


Diese Endspielstellung stammt aus der dritten Runde und der Partie von Matthias Wasmuth und Thorsten Sicars bei den jüngeren Senioren und wird zum Selbststudium empfohlen. Die bessere weiße Turmpostierung genügt hier für Ausgleich. Ein Detail ist, dass ein weißer a-Bauer mit Schach umwandeln würde.

Arno Zude (Jahrgang 1964) ist Internationaler Meister seit 1995 und bereits seit 1988 Großmeister im Lösen von Schachaufgaben und Studien. 1994 gewann Arno die Weltmeisterschaft im Lösen von Schachaufgaben und Studien. Die folgende rechenintensive Schlussphase will man gegen einen anderen Gegner vielleicht eher haben. Die Eröffnung war Thorsten Sicars ein wenig misslungen und er stand in der obigen Stellung bereits auf Verlust. Aber durch den Variantendschungel muss man trotzdem erst einmal durch.



Eine weitere Partie aus dem Turnier der Jungsenioren. Manchmal täuscht die Optik. Hier allerdings meines Erachtens nicht. Ich war zwar beschäftigt mit meiner eigenen Partie, aber hier stand Gerald Löw mit Weiß gefühlt schon klar besser. Wie ist die Stellung objektiv einzuschätzen? Wie sollte Weiß hier am besten fortsetzen? Das ist allerdings nur der Auftakt zu einer spannenden Partiefortsetzung, die einen überraschenden Verlauf nahm und ein Comeback des Schwarzspielers Guido Schott sah.



Weitere Foto-Impressionen

Fotos: Dariusz Gorzinski.

Dariusz ist ein Hobbyfotograf aus Dortmund, den ich bei der Schacholympiade in Budapest kennengelernt habe. Ich konnte ihn irgendwie überzeugen in Bad Neuenahr vorbeizukommen. Wer mehr Fotos von Dariusz sehen will, der sei auf seinen Flickr-Account verwiesen.

In einem zweiten Teil zur deutschen Meisterschaft in Bad Neuenahr folgt noch ein eher persönlicher Turnierrückblick mit einem Schwerpunkt auf meine eigenen Mittelspiele.

Homepage.

Chess-Results.

Ergebnisse Deutsche Seniorenmeisterschaft von 2014 in Bad Neuenahr.

Ahrathon.


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