Maria Emelianova Chess.com (FIDE Chess)
Von Thorsten Cmiel
Dijana Dengler ist bekannt in der Schachwelt und hat in München die Schachakademie und die Münchner Schachstiftung mitbegründet. Dijana lebt seit sieben Jahren in Singapur und arbeitet an der Overseas Family School, einer privaten internationalen Schule, an der Schach als reguläres Unterrichtsfach angeboten wird. Als „Head of Chess“ ist sie dort gemeinsam mit ihrem Kollegen für die Integration und Förderung des Schachs im Schulalltag verantwortlich. Sie erzählt was in Singapur schachlich los ist.
Wer ist Dijana Dengler
Du kennst mich aus München. Dort war ich zusammen mit Roman Krulich, Stefan Kindermann und Gerald Hertneck aktiv. Gemeinsam haben wir 2005 die Münchener Schachakademie und 2007 die Münchener Schachstiftung gegründet.
Aufgabe in Singapur
Ich habe hier eine Mission: Schach weiter zu verbreiten. Ich arbeite an einer internationalen Schule, an der Schach als reguläres Unterrichtsfach angeboten wird. Ich bin der Head of Chess – so nennt man das hier. Unsere Schule ist tatsächlich eine der wenigen weltweit, an der Schach als echtes Unterrichtsfach etabliert ist und ernst genommen wird. Die Leistungen der Kinder werden sogar im Zeugnis dokumentiert, wobei wir konkret beschreiben, was sie gelernt haben und welche Fähigkeiten sie entwickelt haben. Unsere Schüler kommen aus über 70 Ländern – meist Kinder von Eltern, die beruflich in Singapur sind und später in andere Länder weiterziehen. Es handelt sich um eine private Schule mit einem internationalen Fokus.
Die Weltmeisterschaft bringt Aufmerksamkeit
Während der Schachweltmeisterschaft haben wir an unserer Schule ein zweiwöchiges Schachfestival organisiert. Wir haben zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt, darunter ein Familienturnier, einen Wettkampf zwischen Schülern und Lehrern von der Vorschule bis zur High School, Simultanpartien, eine Puzzle-Solving-Challenge und mehr.
Wir hatten Besuch von vielen Gästen, darunter eine Großmeisterin, Journalisten, Dana Reizniece, sie ist Managing Director bei der FIDE, einer Buchautorin und von Vertretern der ARD. Im Rahmen des Festivals haben wir außerdem einen schachbezogenen Kunstwettbewerb veranstaltet. Zu unserer großen Freude wurde unser Schachprogramm mit dem Gold FIDE School Award ausgezeichnet – eine Anerkennung als eines der besten Schachprogramme weltweit.
Seit wann lebst du hier in Singapur?
Seit sieben Jahren lebe ich in Singapur. Mein Mann ist etwa ein halbes Jahr vor mir hierhergezogen, und ursprünglich war es nicht mein Plan, dauerhaft umzuziehen. Auf zwei verschiedenen Kontinenten zu leben, ist jedoch schwierig. Schließlich wurde mir eine Stelle an dieser Schule angeboten. Der damalige Miteigentümer der Schule, ein Neuseeländer, wollte mich unbedingt kennenlernen. Bei unserem Treffen sagte er zu mir: „Jedes Kind auf der Welt sollte Schach lernen.“ Ich dachte zunächst, da wären irgendwo Kameras und er erlaubt sich einen Scherz mit mir. Genau diese Idee hatte ich nämlich schon in München propagiert: „Jedes Kind sollte Schach lernen“.
Arbeiten in Singapur
Man kann hier nicht einfach so bleiben – der Aufenthalt ist an einen Job gebunden. Zumindest einer von uns muss arbeiten, damit wir hierbleiben können. Singapur ist dabei relativ flexibel was das Alter und die Altersgrenzen für die Rente betrifft. Verliert man jedoch seinen Job, hat man nur einen Monat Zeit, eine neue Stelle zu finden. Andernfalls muss man das Land verlassen.
Leben in Singapur
Ich mag es hier. Ich mag die Menschen – sie sind sehr freundlich und zuvorkommend. Das Klima ist tropisch, heiß und feucht. Zu Beginn der diesjährigen Schachweltmeisterschaft hatten wir allerdings zwei Wochen mit überwiegend Regen – das war etwas Pech. Aber normalerweise ist es einfach wunderschön, morgens aufzustehen und aus dem Fenster die Sonne zu sehen. Es ist immer warm, und alles hier ist hervorragend digitalisiert. Man hat fast das Gefühl, jeden Tag ein bisschen Urlaub zu erleben. Meine Arbeit bereitet mir viel Freude, und inzwischen haben wir viele Freunde kennengelernt.
Schach in Singapur
Ich arbeite sehr gut mit der Schachföderation Singapur zusammen, und gemeinsam organisieren wir große Turniere für Kinder, auch an unserer Schule. Die Schachcommunity wächst stetig. Als ich vor sieben Jahren nach Singapur kam, sah das noch ganz anders aus. Der aktuelle Schachboom, den wir hier erleben, hat viel mit Kevin Goh zu tun.
Kevin ist nicht nur Schachgroßmeister, sondern auch Cheforganisator der Schachweltmeisterschaft und CEO der Schachföderation Singapur. Das heißt, er widmet sein Leben vollständig dem Schach. Dafür hat er sogar einen sehr gut bezahlten Job aufgegeben, um diese Position zu übernehmen – vermutlich verdient er jetzt nur noch die Hälfte seines früheren Gehalts. Aber er bringt eine unglaubliche Leidenschaft für das Schach mit, und das macht einen spürbaren Unterschied.
Geld und Sponsoren
In Singapur gibt es keine Vereine wie in Deutschland. Stattdessen wird viel Gruppentraining von der Schachföderation organisiert. Dieses Training wird in der Regel von den Eltern der Kinder finanziert. Kevin und sein Team arbeiten intensiv daran, Sponsoren zu gewinnen, um das Schach weiter zu fördern.
Schach hatte hier lange Zeit ein Nischendasein in der öffentlichen Wahrnehmung, doch inzwischen ist es deutlich sichtbarer geworden – und das ist einfach schön. Es werden auch weitere Projekte aufgegriffen, wie zum Beispiel Schach im Gefängnis oder Schach mit körperbehinderten Menschen. Diese Initiativen sind Teil der weltweiten FIDE-Projekte, und 2025 wurde von der FIDE sogar als das „Year of Social Chess“ ausgerufen. Solche Programme tragen dazu bei, Schach noch stärker in die Gesellschaft zu integrieren.
Das Gespräch fand am Rande der Siegerehrung für den neuen Schachweltmeister Gukesh in Singapur statt.
Dijana Dengler ist bekannt in der Schachwelt und hat in München die Schachakademie und die Münchner Schachstiftung mitbegründet. Dijana lebt seit sieben Jahren in Singapur, nachdem ihr Mann dorthin gezogen ist. Sie arbeitet an der Overseas Family School, einer privaten internationalen Schule, an der Schach als Unterrichtsfach angeboten wird. Dort ist sie „Head of Chess“ und verantwortlich für die Integration und Förderung des Schachs im Schulunterricht. Die Schule ist einzigartig, da sie das Schulfach Schach anbietet und Kinder aus 70 verschiedenen Ländern dort lernen. Die Schule arbeitet mit der Schachföderation in Singapur zusammen und hat bereits einen bedeutenden FIDE-Preis für eines der besten Schulschachprogramme weltweit erhalten. Ihr Leben in Singapur beschreibt Dijana wie einen täglichen Urlaub, aufgrund des ganzjährig warmen Klimas und des digitalisierten Lebensstils.