Vera Menchik war eine russische Schachspielerin mit tschechischen und englischen Wurzeln. Menchik war die dominierende Schachspielerin ihrer Zeit und Weltmeisterin von 1927 bis 1944. Wegen ihrer hohen Spielstärke erhielt sie die Chance an vielen Eliteturnieren teilzunehmen und spielte gegen die besten männlichen Schachspieler der Welt.
Vera Menchik wurde am 16. Februar 1906 in Moskau geboren und begann schon früh mit dem Schachspiel. Ihr Vater, ein böhmischer Unternehmer, und ihre Mutter, eine britische Gouvernante, förderten ihr Talent. Ihr erstes Schachturnier spielte sie im Alter von 14 Jahren in der Schule. Aufgrund der Revolution in Russland zog ihre Familie 1921 nach Hastings in England. 1923 trat sie im Hastings Chess Club ein und wurde von dem Clubmeister John Athur James Drewitt (1871 – 1931) und dem heute noch bekannten ungarischen Meisterspieler Géza Maróczy (1870 – 1951) gefördert. Menchik spielte zunächst lokale Turniere und besiegte 1925 die britische Meisterin Edith Charlotte Price (1872 – 1956) in zwei Partien. Im Jahr 1927 gewann Menchik in London erstmals den Titel der Frauenschachweltmeisterin, mit 21 Jahren. Diesen Titel verteidigte sie erfolgreich siebenmal bis zu ihrem Tod in Wettkämpfen und Turnieren. Am 27. Juni 1944 kam Vera Menchik zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester bei einem deutschen Bomberangriff in London ums Leben.
Pionierin ihrer Zeit
Menchik war nicht nur im Frauenschach erfolgreich. Sie trat in zahlreichen Turnieren gegen männliche Meister an, erzielte bemerkenswerte Ergebnisse und besiegte unter anderen den Weltmeister Max Euwe (1901 – 1981), Samuel Reshevsky (1911 – 1992) und Sultan Khan (1905 – 1966). Vera Menchik legte meist Wert auf eine solide Eröffnung und ein übersichtliches Mittelspiel, war aber auch taktisch eine versierte Spielerin. Ihr Andenken wird in der Schachwelt und vor allem in England hochgehalten. Menchik gilt bis heute als Pionierin des Frauenschachs und Wegbereiterin für spätere Stars im Frauenschach. Die Trophäe für das Siegerteam bei der Schacholympiade der Frauen heißt ihr zu Ehren Vera-Menchik-Pokal.
Schachliche Erinnerungen
Vera Menchik – Edgar Colle, Paris 1929.
Hier hatte der belgische Meisterspieler Edgar Colle (1897 – 1932) eine Kombination gesehen und nahm auf d4 den Bauern, seine Idee war es nach dem Damenzug seinen Turm mit Tempo auf die die d-Linie zu ziehen und auf d2 zu schlagen, weil dieser Springer „vergiftet“ war. Nach Schlagen mit der Dame wäre ein Springerabzug nach h3 mit Schach erfolgt und die Dame auf d2 verloren. Wer hatte recht?
Lösung
Vera Menchik hatte offenbar besser gerechnet. Tatsächlich funktionierte das Schlagen auf d4 nicht.
Vera Menchik – Sonja Graf Stevenson, Frauen WM-Kampf 1937
Die folgende Stellung stammt aus der vierzehnten Partie des Weltmeisterschaftskampfes 1937 gegen die deutsche Spielerin Sonja Graf Stevenson, die hier mit Schwarz spielte. Vera Menchik fand hier einen sehr starken Zug, den vermutlich jeder Schachspieler in Taktikbüchern bereits gesehen hat.
Lösung
Vera Menchik spielte den Zug 21.Td7! und ihre Gegnerin gab auf. Das Motiv ist es die schwarze Dame vom Feld h2 abzulenken. Nach 21…Dxd7 wäre 22.Dxh5 gefolgt mit der Doppeldrohung Dh8 und Dh7 jeweils mit Matt. Nach 22…gxh5 folgt 23.Lh7 Matt(#).
TC