Das sprichwörtliche Salz in der Suppe sind die Stichkämpfe nach unentschiedenem Match in klassischer Bedenkzeit. Es bleibt beim Format und der Farbreihenfolge, nur die Bedenkzeit wird verkürzt. Der Tag beginnt mit 15 Minuten plus zehn Sekunden Inkrement pro Zug. Die Spielerinnen produzierten viele spannende Partien und manches Drama.
Von Thorsten Cmiel
Momente aus den Stichkämpfen
Hinrunde (15+10)
Es wurde gekämpft. Die zwölf Begegnungen boten die üblichen Eröffnungsunfälle, Fehler und gelegentlich auch spannende Endspiele. Beginnen wir mit einer kurzen Auswahl der entschiedenen sieben Partien aus der Hinrunde (10+5). Einmal mehr zeigte sich wie wichtig gutes Zeitmanagement ist.
Schwarz ist am Zuge und muss sich mit dem Angriff auf den Turm auf c4 auseinander setzen. Was tun?
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Ebenfalls hier ist Schwarz am Zuge. Wie sollte die Ukrainerin und Ex-Weltmeisterin Mariya Muzychuk hier fortsetzen?
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Rückrunde (15+10)
Aus Zwölf mach Sechs
Hinrunde (10+5)
Die Farben wurden für diese Runde getauscht, die Partien wurden also in umgekehrter Reihenfolge als bisher gespielt. Mariya Muzychuk hatte in der Runde zuvor nach ihrer Auftaktniederlage den Wettkampf ausgeglichen und damit diese Stichkampfrunde knapp erreichen. Das chinesische Jungtalent Lu Miaoyi musste in der Runde zuvor mit Schwarz hinter sich greifen und durfte daher erneut ran. Das Duell von Vantika Agrawal gegen die Ukrainerin Ushenina produzierte erneut keine Siegerin und wurde daher ebenfalls verlängert. die Überraschung der Vorrunde (15+10) war allerdings, dass die ehemalige Schnellschachweltmeisterin Katerina Lagno ihre Führung nicht hatte verteidigen können und sich so noch zwei weitere Partien gönnte. Die anderen zwei Paarungen bestanden aus Spielerinnen, die sich bisher immer Remis getrennt hatten – auch mit klassischer Bedenkzeit.
In der Partie von Mariya Muzychuk ging es diesmal ganz schnell. Beide Inderinnen gewannen ihre Partien und Lu Miaoyi versuchte ein gewonnes Turmendspiel zu verwerten. Lagno gewann souverän und im Duell der beiden Mittvierzigerinnen Danielan und Stefanova gab es mit der Bulgarin erstmals eine Siegerin. Einige Momente folgen.
Drei Köniszüge stehen zur Auswahl. Welchen sollte die Chinesin mit 46 Sekunden auf der Uhr in jedem Fall nicht wählen?
Lu Miayi (China)
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Rückrunde (10+5)
Kateryna Lagno gewann beide Partien deutlich. Auch Mariya Muzychuk hatte nach ihrem Kantersieg in der Hinrunde keine Probleme auch die zweite Partie zu gewinnen. Antoaneta Stefanova spielte recht sicher bis auf einen Zittermoment, den ihre Gegnerin aber nicht nutzen konnte. Ebenfalls weiter kam die 15-jährige Chinesin Lu Miaoyi, da sie diesmal kein Comeback ihrer Gegnerin akzeptierte. Tragisch verlief die Rückrunde für die Inderinnen, die beide einen Vorsprung verspielten und in die Blitzrunde (5+3) mussten.
Wie sollte Weiß hier am besten fortsetzen?
Die Blitz-Stichkämpfe (5+3)
Alexandra Kosteniuk (Schweiz) – Padmini Rout (Indien)
Die Inderin Padmini Rout verpasste letztlich ihre größte Chance in der Runde zuvor. Alexandra Kosteniuk (41) zeigte jedoch großen Kampfgeist und gewann letztlich verdient gegen ihre zehn Jahre jüngere Gegnerin. Die erste Blitzpartie gewann Kosteniuk souverän, nachdem sie stetig ihren Druck auf die gegnerische Königsstellung erhöht hatte. In der finalen Partie sollte eigentlich Alexandra Kosteniuk erneut gewinnen, ganz Profi allerdings begnügte sie sich zum Schluss mit einem Dauerschach.
Vantika Agrawal – Anna Ushenina
Schon in der Runde mit klassischer Bedenkzeit lag die Inderin vorne. Mit verkürzter Zeit im Rapid konnte sie ebenfalls vorlegen und im Blitz reichte es letztlich für Vantika (23) gegen ihre neunundreissigjährige Gegnerin, die genau wie Alexandra Kosteniuk bereits einmal Weltmeisterin (2012 – 2013) der Frauen war. Die Blitzpartien waren weniger spannend als in den Phasen zuvor. Die Ukrainerin stellte mit Schwarz früh im elften Zug eine Figur ein und in der zweiten Partie gelang es ihr nie irgendetwas herauszuholen.
In der Hinrunde gab es achtzehn entschiedene Partien und 14 Remis. Neun Spielerinnen legten in der zweiten Partie noch einmal nach und gewannen zu Null. Elf weitere Spielerinnen kamen mit anderthalb Punkten weiter und zwölf Stichkämpfe stehen an. Immerhin gelang es fünf Spielerinnen trotz einer Niederlage am ersten Tag auszugleichen. Manchmal im Verlauf überraschend.
Relativ früh zeichnete sich ab, dass die Chinesin Tan Zhongyi und die junge Russin Anna Shukhman einen zweiten Sieg gegen die ebenfalls 2009 geborene US-Amerikanerin Alice Lee erringen würden. Von den Favoritinnen sah es nach etwa zwei Stunden so aus als würde Alexandra Goryachkina die schnelle Heimfahrt antreten müssen. Im ukrainischen Duell von Anna Muzychuk und Inna Gapanenko zeichnete sich nach einer erneut recht blutarmen Partie früh ein Stichkampf am nächsten Tag ab. Noch früher hatte Alexandra Kosteniuk, die inzwischen für die Schweiz spielt, sich mit ihrer indischen Gegnerin Padmini Rout auf Remis geeinigt. Im Turnier gilt die Sofia-Regel und mindestens dreißig Züge notwendig sind, falls keine dreimalige Stellungswiederholung vorhanden ist. Die Rumänin Irina Bulmaga, die in der ersten Partie über ein Remis nicht hinausgekommen war, stand mit Schwarz nach etwa 20 Zügen gegen ihre französische Gegnerin Deimante Daulyte-Cornette glatt auf Gewinn. Ein Match drohte früh zu kippen und steuerte auf ein Unentschieden hin: die Chinesin Song Yuxin stand gegen die Estin Mai früh auf Gewinn. Die erste Spielerin, die sich für die dritte Runde qualifizierte war dann die Russin Valentina Gunina.
Einige Paarungen stehen bereits fest, andere müssen noch auf die Ergebnisse morgen warten. Schachfans können sich auf die Begegnung der Serbin Teodora Injac und der indischen Hoffnung Divya Deshmukh freuen. Die Siegerin muss dieser Begegnung muss dann vermutlich gegen Zhu Jiner. eine der chinesischen Favoritinnen ran.
Momente
Die entscheidende Situation in dem Wettkampf zwischen der Russin Alexandra Goryachkina und der Kazachin Meruert Kamalidenova. Meruert hatte in der ersten Partie eine schicke Partie gewonnen und musste hier mit Schwarz noch eine wichtige Entscheidung treffen.
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Hier war die Chinesin mit Schwarz am Zug und musste auf die Attacke gegen ihren b-Bauern reagieren. Hat jemand einen Vorschlag?
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Die Chinesin Lei Tingjie hat in diesem Damenendspiel mit Schwarz die angenehmere Aufgabe. Die Frage für ihre argentinische Gegnerin lautet: Wie hältst du es mit Schachgeboten?
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Die US-Amerikanerin Alice Lee hatte die erste Partie bereits verloren und musste unbedingt gewinnen. In dieser Partie traf sie auf eine optimal vorbereitete Gegnerin, die ähnlich wie Ding Liren vor einigen Jahren gegen Magnus Carlsen von der Variante überrascht war.
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Diese Verteidigungsausfgabe ist nicht ganz einfach zu lösen Die Inderin Vantika Agrawal muss sich festlegen wie sie ihre Verteidigung organisieren will. Ein Remis genügt nach dem Gewinn in der Hinrunde zum Weiterkommen.
In der zweiten Runde des Frauen-World-Cup in Batumi ist die Zahl der verbliebenen Partien jetzt auf 32 reduziert. 21 Spielerinnen, die mit den höchsten Elozahlen antreten, steigen erst zu dieser Runde ein. Elf Spielerinnen hatten am Tag zuvor erst nach einem Stichkampf die Qualifikation geschafft. Die größte Überraschung der Runde war sicherlich die krachende Niederlage von Alexandra Goryachkina gegen eine kazachische Spielerin, die nominell 210 Punkte Elopunkte weniger schwer ist.
Etwas Statistik vorweg: 19 Spielerinnen in Batumi tragen einen Großmeister-Titel und 35 sind Internationale Meister. Mit noch acht Frauen ist die indische Delegation noch am größten, gefolgt von jeweils sieben Chinesinnen und Georgierinnen. Fünf Russinnen und fünf Ukrainerinnen sind ebenfalls dabei. Die Vereinigten Staaten stellen mit vier Spielerinnen die sechstgrößte Delegation. Bei solch einer Dichte bleiben nationale Duelle nicht aus. Diesmal traf es Indien, die Ukraine und die USA mit jeweils einer Paarung. Die Partie der US-Amerikanerinnen endete tragisch. Die Ukrainerinnen taten sich nicht weh und das indische Duell sah die letzte noch laufende Partie, die nach 123 Zügen friedlich endete und laut Instanz gab es daran nie etwas zu meckern.
Zwei chinesische Superstars starten mit klaren Siegen
In dieser Stellung stellt sich die Frage, ob die Schwarzspielerin hier im zwanzigsten Zug ihren f-Bauern zwei Felder nach vorne schieben sollte.
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In dieser Stellung zog die junge georgische Spielerin Anastasia Kirtadze ihrem Alter entsprechend ungestüm ihre h-Bauern zwei Felder nach vorne. Was ist davon zu halten?
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Das US-Duell: Irina Krush – Carissa Yip
Weiß hat einen Bauern für die Qualität und die etwas bessere Königsstellung. Wie sollte Irina Krush hier im US-Duell gegen Carissa Yip fortsetzen? In der Partie ging es dramatisch zur Sache.
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Kasachin sorgt für Überraschung
Goryachkina hatte die typische Profistrategie versucht und wollte mit Schwarz nur ein Remis. Das ging diesmal nach hinten los. Ihre Gegnerin hatte nur einen Aussetzer in dieser Partie. Wie sollte die Kazachin Meruert Kamalidenova (Jahrgang 2005) hier fortsetzen?
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Mix
Vaishali gewann ein Endspiel, das ihre Gegnerin an einer Stelle verteidigen konnte, was aber in einer praktischen Partie schwierig zu sehen ist, wenn niemand zur Stelle ist und einer Spielerin auf die Schulter klopft und anmerkt: „Jetzt kommt es drauf an.“ In der Partie ihrer Landsfrau Vantika Agrawal musste ihre ukrainische Gegnerin eine schwierige Frage beantworten und scheiterte. Die Gegnerin der dritten Inderin dieser Auswahl musste eine Verteidigung finden, lag aber daneben. Im letzten Beispiel hatte die Armenierin Danielan ein schwieriges Damenendspiel auf dem Brett und griff daneben. Ihre Gegnerin, die Exweltmeisterin, Antoeneta Stefanova, revanchierte sich allerdings.
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Fifty-Fifty: Gibt es einen Unterschied zwischen den Springerzügen nach d3 und e4? Welcher von den beiden Zügen ist richtig?
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Mit ihrem letzten Zug 55.e5-e6 droht Weiß ein zweizügiges Matt via f7 und d7. Wie sollte die Schwarzspielerin hier fortsetzen?
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Verpasste ihre Chance im Damenendspiel: Antoaneta Stefanova aus Bulgarien.
Fotos: FIDE Chess. Anna Shtourman, Polina Bovinova und Andrei Anosov.
Der Weltschachbund FIDE gab die aktualisierte Teilnehmerliste bekannt.
Youngster dominieren die Teilnehmerliste und kämpfen um die Plätze im Kandidatenturnier 2026.
Die FIDE kündigt das bisher stärkste Turnier nach Schweizer System – der FIDE Grand Swiss – an. Das Turnier findet vom 3. bis 16. September 2025 in Samarkand (Usbekistan) statt und folgt der Tradition der vorherigen Veranstaltungen auf der Isle of Man (2019 und 2023) und in Riga (2021)
Der Grand Swiss ist eines der bedeutendsten Turniere im Schachkalender und dient gleichzeitig als Qualifikation für das Kandidatenturnier. An dem Turnier im Schweizer System mit 11 Runden nehmen 172 Spieler teil – 116 im Open-Turnier und 56 im Frauenturnier. Gemäß den Bestimmungen qualifizieren sich die beiden besten Spieler der Open- und der Frauenkonkurrenz für das Kandidatenturnier 2026, bei dem die Herausforderer für den Weltmeistertitel ermittelt werden.
Neben seiner Funktion als Qualifikationsturnier für die Kandidatenturniere bietet das Grand Swiss 2025 auch ein bemerkenswertes Preisgeld, das gegenüber der letzten Ausgabe deutlich erhöht wurde. Das Preisgeld im Open beträgt 625.000 US-Dollar (gegenüber 460.000 US-Dollar im Jahr 2023) und im Frauenturnier 230.000 US-Dollar (gegenüber 140.000 US-Dollar im Jahr 2023).
Fotos: Dariusz Gorzinski
Das Open-Turnier
Von den 116 Spielern im Open haben sich 101 über ihre Wertungszahl qualifiziert, die restlichen Plätze werden an Vertreter der Kontinente, sechs FIDE-Wildcards und fünf vom lokalen Veranstalter vergeben. Es fehlen Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura und Fabiano Caruana, der schon via FIDE Circuit 2024 für das Kandidatenturnier qualifiziert ist. Zu den Favoriten gehören die indischen Superstars Weltmeister Gukesh, Arjun Erigaisi, Praggnanandhaa sowie der Usbeke Nodirbek Abdusattorov und der Franzose Alireza Firouzja. Von den deutschen Top-Spieler sind Vincent Keymer, Frederik Svane, Matthias Bluebaum, Dmitrij Kollars, Rasmus Svane, Dennis Wagner und Alexander Donchenko dabei.
Das Frauen-Turnier
Bei den Frauen kann Dinara Wagner mitspielen. Bemerkenswert ist sicherlich, dass Alexandra Goryachkina via Wildcard am Open teilnehmen will. Sie ist bereits für das Kandidatenturnier 2026 qualifiziert. Die Frauenliste führen die Chinesinnen Lei Tingjei und Tan Zhongyi an.
Hintergrund
FIDE Grand Swiss
Das FIDE Grand Swiss findet alle zwei Jahre statt und bringt viele der stärksten Schachspieler der Welt zusammen, die in einem klassischen 11-Runden-Schweizer-System-Turnier gegeneinander antreten. Das erste Grand Swiss fand 2019 auf der Isle of Man statt und wurde von GM Wang Hao mit 8/11 gewonnen. Die Ausgabe 2021 wurde aufgrund der Covid-Beschränkungen von der Isle of Man nach Riga verlegt und von GM Alireza Firouzja im Open-Turnier und Lei Tingjie im ersten Frauenturnier gewonnen. Der Grand Swiss 2023 wurde von Vidit Gujrathi aus Indien im Open-Turnier und Vaishali Rameshbabu im Frauenturnier gewonnen.
Der Frauen-World-Cup beginnt jetzt erst richtig. Von den teilnehmenden 107 Spielerinnen sind jetzt 43 Spielerinnen bereits ausgeschieden und damit bleiben 64 Frauen im Rennen. Das macht 32 Paarungen ab Runde 2. Die Stichkämpfe sind auf jeweils zunächst zwei Partien (15+10) angesetzt. Bei Unentschieden danach wird die Bedenkzeit sukzessive reduziert (10+5), (5+3) und (3+2).
Spannende Momente aus den Stichkämpfen
Es wurde unterhaltsam. Die elf Begegnungen boten die üblichen Eröffnungstricks, Fehler und gelegentlich auch spannende Endspiele. Beginnen wir mit einer kleinen Auswahl der entschiedenen acht Partien aus der Hinrunde.
Sophie Milliet (FRA)
Sechs Spielerinnen mussten erneut nachsitzen
Vier Spielerinnen gewannen glatt mit zwei Siegen. Nach den Aufregungen in der ersten Stichkampfpartie gewann Klaudia Kulon auch ihre zweite Partie. Gleiches gelang der Iranerin Mobina Alinasab, der 16-jährigen Georgierin Anastasia Kirtadze und der Kanadierin Maili Jade Ouellet. Vier Spielerinnen gewannen mit einem Sieg und einem Unentschieden. In drei Paarungen kam es zum Ausgleich und zwar in sämtlichen Fällen nach einer entschiedenen Partie in der ersten Runde.
Entertainment pur: Zahedifar – Bedullayeva
Eigentlich waren die Weichen für ein Weiterkommen der Aserbaidschanerin Govhar Beydullayeva bereits im ersten Stichkampf gestellt: Sie hatte die erste Partie gewonnen und in der zweiten Partie eine glasklare Gewinnstellung. Dann passierte das Unglaubliche.
Zahedifar Anahita (IRI)Beydullayeva Govhar (AZE)
Es ging also weiter mit reduzierter Bedenkzeit und wieder lag die Spielerin aus Aserbaidschan zunächst vorne. Aber erneut gelang es der Iranierin Anahita Zahedifar den Wettkampf auszugleichen. Nach der Eröffnung stand Schwarz hervorragend und ich hatte die Partie bereits abgehakt. Pustekuchen.
Der Stichkampf Gaal – Priyanka
Auch die Ungarin und ihre indische Gegnerin sorgten ab der ersten Stichkampfrunde für reichlich Spannung. Die erste Partie hatte die Inderin in der betrachteten Caro-Kann-Partie gewonnen und benötigte noch ein Remis zum Weiterkommen. Ihre Art zu spielen scheint ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht zu haben, jedenfalls opferte die Inderin einen Bauern und eine ausreichende Kompensation war zunächst nicht zu erkennen. Ihre Gegnerin weigerte sich in der Folge ihre Dame rechtzeitig auf bessere Felder zu bringen und verspielte ihre schönen vorher erarbeiteten Positionsvorteil. Entschieden wurde die Partie zugunsten der Ungarin nach einem groben Fehler von Priyanka.
Omonova Umida (UZB)Milliet Sophie (FRA)
Zweite Stichkampfrunde (10+5): IM Sophie Milliet (2355) raus
Die erste Stichkampf-Partie der beiden Kontrahentinnen in der zweiten Stichkampfrunde war Unentschieden ausgegangen. Die Französin (Jahrgang 1983) hatte gegen ihre nicht einmal halb so alte usbekische Gegnerin (Jahrgang 2006) zunächst wie die Siegerin ausgesehen. Die Entscheidung fiel dann in der vierten Stichkampfpartie für die weniger stark eingeschätzte Umida Omonova (2211).
Stichkampfrunde 3 (5+3): Nur noch Vier
Gaal (Ungarn) – Priyanka (Indien) 0.0 – 2.0
Priyanka, K (2001) aus Indien ist Internationale Frauenmeisterin mit einer Elozahl von 2090 und war die nominell klar unterlegene Spielerin. Zsoka Gaal (2007) ist Internationale Frauengroßmeisterin mit einer Elozahl von 2383 und war sicher höher einzuschätzen. In der ersten Partie gewinnt die Inderin ein für beide Seiten schwieriges Springerendspiel. In der zweiten Partie erhält die Ungarin ihre Chancen, spielte aber in entscheidenden Momenten nicht beherzt genug. Für die Inderin ein großer Erfolg.
Der verrückteste Wettkampf war sicherlich die Begegnung der Iranerin (Jahrgang 2003) Anahita Zahedifar, die Internationale Frauenmeisterin ist und eine Elozahl von 2143 (Klassisches Schach) auf den Tisch bringt. Ihre Gegnerin Govhar Beydullayeva (2003) ist Frauengroßmeisterin und liegt mit ihrer Elozahl von 2371 Punkten deutlich vor der Iranerin in der Setzliste. Man ahnt beim Nachspielen wie sehr die Intensität der Situation das Spiel beider Spielerinnen beeinträchtigt hat. Grandioses Kampfschach ist mein Fazit.
Der Frauen-World-Cup beginnt erst in der zweiten Runde richtig. Zunächst muss die Zahl der Teilnehmerinnen reduziert werden: Von den teilnehmenden 107 Spielerinnen müssen 43 Spielerinnen bereits wieder abreisen. Einige Spielerinnen erreichten nach zwei Partien ein Unentschieden und müssen am nächsten Tag erneut ran für einen Stichkampf. Am Ende bleiben 64 Frauen im Rennen. Das macht 32 Paarungen in der nächsten Runde.
Wie man Partien angeht und wie nicht
Der World-Cup besteht aus sportlichen Miniwettkämpfen bei denen nur das Weiterkommen zählt. Insofern sollte man von Spielerinnen, die bereits zurück liegen, das Eingehen von Risiken erwarten. Natürlich sind manchmal die Spielstärkeunterschiede erheblich, aber das gibt Raum für Kreativität und Risikobereitschaft in speziellen Momenten. Es folgen einige gelungene strategische Spielweisen und weniger gelungene Partien.
Wie sollte die Polin Olivia Kiolbasa hier mit Weiß am besten fortsetzen? Erst wenige Tagen zuvor hatte sie eine GM-Norm erzielt. Im Minimatch in Batumi allerdings konnte sie sogar noch ausscheiden.
Oliwia Kiolbasa
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Weiß hat zuletzt den Bauern auf d6 attackiert. Wie sollte die Argentinierin Schwarz hier fortsetzen?
Candela De Francisco Guecamburu Candela (ARG)
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Ein Unfall
Die erste Partie der Inderin Vantika Agrawal war ein Profi-Event. Die Partie bot beiden Spielerinnen keine nennenswerten Chancen. Auch in der zweiten Runde sah es nicht nach etwas Verwertbarem aus. Wie sollte Schwarz hier fortsetzen?
Nur eine Favoritin hat ihren Minikampf verloren, aber immerhin müssen elf Wettkämpfe im Stichkampf entschieden werden. Natürlich kam es zu den meisten Unentschieden, wenn beide Spielerinnen etwa gleich stark einzuschätzen waren und die Ratingdifferenz weniger als 100 Punkte betrug, also an den hinteren Brettern. Herausragend waren die 17-jährige Georgierin Kesaria Mgeladze (2226), die ist Frauen-Fidemeisterin und qualifizierte sich für die zweite Runde, nachdem sie nach ihrem überzeugenden Sieg gestern in der zweiten Partie ein sicheres Remis mit Weiß gegen die vietnamesische Internationale Meisterin Pham Le Thao Nguyen (2357) beisteuerte. Bemerkenswert sicherlich der Ausgleich von Tania Miranda Rodriguez, die mit ihrem Ratingabstand von 400 Punkten eigentlich keine theoretische Chance haben sollte.
Im georgischen Batumi spielen die Frauen drei Plätze im Turnier der Kandidatinnen und fast 700.000 US-Dollar aus. Georgien ist eine bekannte Schachnation, die lange im Frauenschach führend war. Nona Gaprindashvili und Maja Tschiburdanidse (Titelfoto) waren lange Zeit die Aushängeschilder des georgischen Schachs. Immerhin können einige eigene Talente mitspielen.
Der World-Cup wird im K.o.-System gespielt. Die Kontrahentinnen treten zunächst in Minimatches mit zwei Partien gegeneinander an. Das Turnier begann mit einer ersten Qualifikationsrunde mit 43 Matches. In der zweiten Runde komplettieren 21 nach Elozahl stärkere Spielerinnen das Feld und dann geht es strikt nach Rating weiter. Im theoretisch wahrscheinlichsten Fall spielen in der letzten Runde Lei Tingjie und Zhu Jiner gegeneinander. Für die Paarungen wurde nicht die letzte verfügbare Elo-Liste herangezogen, sondern folgende Startliste, bei der drei Chinesinnen und eine Inderin vorne stehen. Die Elo-stärkste Spielerin, die in der ersten Runde ran musste, war Carissa Yip mit 2453. Fast in allen Begegnungen gewann die Favoritin. Das Auslosungssystem hatte zur Folge, dass Yip gegen die auf dem Papier schwächste Spielerin im Feld antrat. An Brett 43 hingegen spielten zwei etwa gleichstarke Spielerinnen gegeneinander.
Einige spannende Momente aus der ersten Runde
Zuletzt hat die Griechin Stavroula Tsolakidou (Foto) ihren Turm von f3 nach d3 gezogen. Jetzt droht das Turmschachgebot auf d2. Wie sollte die Indonesierin Yuliana Evi ihre Verteidigung am besten organisieren?
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In dieser Stellung muss die Schwarzspielerin ihren 40. Zug ausführen. Würden sie 40…e3 spielen? Die Folgen sind kompliziert, insofern muss Intuition helfen.
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In dieser Begegnung wird die Gegnerin von Divya Deshmukh ausgespielt? Was ist Schwarz hier zu empfehlen?
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Zuletzt hatte Irina Bulmaga (Foto) mit Schwarz auf c1 einen Läufer geschlagen. Wie sollte die Weiße hier fortsetzen?
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Fotos: FIDE Chess. Andrei Anosov, Anna Shtourman.
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Der Kubaner José Raúl Capablanca (1888 – 1942) war der dritte Weltmeister in der Geschichte des Schachspiels. Capablanca gehört zu den anerkannten besten Spieler aller Zeiten. Ihm sei diese neue Serie von Schachaufgaben gewidmet.
Beginnen wir mit dem Meister selbst. Capablanca steht überwiegend für positionelles Spiel. In diesem Teil betrachten wir einige Endspiel-Juwelen von Capablanca von denen manche die Endspieltheorie geprägt haben. Als Inspiration zum Finden von Aufgaben dient mir oft Chesspuzzle, das ich nur empfehlen kann.
Diese Schlusssequenz stammt aus einem berühmten, sehr prinzipiellen Endspiel. Hier ist Schwarz am Zuge. Wie setzte Capablanca hier richtig fort.
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Die Partie von Capablanca gegen Yates in Hastings 1930 hatte erheblichen Einfluss auf die Theorie der Turmendspiele. Hier ist eine entscheidende Stelle erreicht. Wie sollte der Schwarze sich verteidigen?
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Fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor spielte Capablanca erneut in Hastings eine lange Zeit ausgeglichene Partie gegen Vera Menchik (1906-1944). Eine Standardstellung im Turmendspiel heute, die sich in vielen Endspielkompendien findet. Wie sollte sich Schwarz verteidigen?
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Fast zehn Jahre später kam es zwischen Capablanca und Vera Menchik erneut zu einer spannenden Partie. Wie sollte Menchik hier mit Schwarz am besten fortsetzen?
Foto coloriert via: José Raúl Capablanca via Klimbim 0.1
Der Kubaner José Raúl Capablanca (1888 – 1942) war der dritte Weltmeister in der Geschichte des Schachspiels. Capablanca gehört zu den anerkannten besten Spieler aller Zeiten. Ihm sei diese neue Serie von Schachaufgaben gewidmet.
Beginnen wir mit dem Meister selbst. Capablanca steht überwiegend für positionelles Spiel und in der Datenbank finden sich nur relativ wenige Niederlagen. Aber man findet im Schaffen des Kubaners durchaus bemerkenswerte Kombinationen, manchmal aus Simultanveranstaltungen. Als Inspiration zum Finden von Aufgaben dient mir oft Chesspuzzle, das ich nur empfehlen kann.
In dieser Partie führte Capablanca die weißen Steine. Wie sollte sein Gegner sich verteidigen und wie geht es am besten weiter? Was ist hier von dem Ablenkungszug mit dem schwarzen Turm nach d1 zu halten?
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In dieser Stellung ist Weiß am Zuge. Die Frage stellt sich, ob er auf c3 schlagen darf oder nicht.
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Wie sollte Weiß (Capablanca) hier seinen Angriff weiter fortsetzen? Diese Stellung findet sich in vielen Büchern.
Die Deutschen Meisterschaften der Senioren in Bad Neuenahr endeten letztlich für mich mit einem Highlight. Ein Sieg gegen Arno Zude, den Problemlöseweltmeister 1994 und Großmeister dieser Zunft, stand zumindest auf meinem Wunschzettel. Denn 33 Jahre zuvor hatte ich gegen Arno am ersten Brett in der zweiten Bundesliga verloren. Ich kam gerade in Form als das Turnier zu Ende war.
Von Thorsten Cmiel
Es gibt gute Gründe die eigenen Partien einer nachträglichen Analyse zu unterziehen. Bei vielen Spielern liegt der Fokus dabei auf der Eröffnungsphase. Alle Trainer, die ich in den letzten Jahren getroffen und gesprochen habe, raten von intensivem Eröffnungsstudium ab, bis man etwa 2400 Elo erreicht hat. Der Grund ist vor allem, dass man die knappe eigene Zeit besser investieren sollte. Ich lasse also diese Phase bei Eigenanalysen in der Regel weg und steige normalerweise erst in der Spielphase danach ein.
Mein Ziel in diesem Jahr war es vor allem auf zu schnelle Remis durch frühzeitige Vereinbarungen zu verzichten. Mein Kampfgeist war gestärkt und so gab es am Ende ein ordentliches Ergebnis mit drei Remis, fünf Siegen und einer Niederlage. Zwischendrin blieb genügend Raum für die üblichen unnötigen Fehler. Glück und eigene Unfähigkeit hielten sich diesmal in etwa die Waage. Zur Statistikanalyse von Turnieren gehört es meines Erachtens, die Zahl der im Turnier gespielten Züge zu betrachten. Da komme ich diesmal auf ungefähr 32 Züge, was für mich ein ordentlicher Wert ist. Dabei hatte eine zu lange Partie den Schnitt deutlich nach oben getrieben…
Das Turnier begann für mich mit Schwarz, weshalb ich mich auf einen Schwarzüberschuss einstellte. Zu Beginn des Turniers gab es bei den anderen Teilnehmern vorne im Feld überdurchschnittlich gute Weißresultate, wodurch die Farbauslosung mir ein spätes Doppelweiß einbrachte und das erleichterte überraschenderweise mein schweres Restprogramm. Letztlich spielte ich als Nummer neun im Feld gegen die Spieler eins bis vier und sechs und sieben. Überraschend viele Partien endeten bei mir diesmal mit Mattangriff. Nur in einem Fall ließ ich meinen Gegner, Gerald Löw, entkommen. Aber in der Partie hatte ich in ausgeglichener Stellung mit Mehrqualität später etwas Glück. Resultate.
Mittelbauern opfern. Echt jetzt?
Kaum ein Trainer dieser Welt bringt Beispiele für dieses wichtige Thema. Klar, Schach ist ein konkretes Spiel und man muss nur einfach genaue Berechnungen anstellen. Das ist der übliche Schnack von Großmeistern etwa seit der Jahrtausendwende. Aber dennoch zählen allgemeine Wahrheiten zum Schachverständnis ebenfalls, oder? Bauern opfere ich durchaus häufig und oft aus der Not geboren, aber wenn ich die Wahl habe, einen Mittelbauern oder einen Randbauern zu geben, dann schien mir die Entscheidung einfach zu sein. Bis zu diesem Turnier.
In dieser Stellung aus der zweiten Runde war ich mit Weiß am Zuge. Ich fand hier den positionell schlechtesten Zug meines gesamten Turniers und legte kurz darauf noch einmal nach. Es gibt drei Möglichkeiten den Bauern auf e5 zu schlagen. Oder Weiß verzichtet und zieht seinen Läufer nach h2. Welche Fortsetzung ist richtig? Es ist nicht schwierig, insbesondere wenn man das Thema dieses Abschnittes erinnert.
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Mit Weiß kam ich zu Beginn des Turniers nicht zurecht. In der vierten Runde konnte ich ein grundsätzliches Problem nicht lösen: Immer wenn Weiß hier seinen Springer nach e5 ziehen würde, konnte mein Gegner Igor Vlasov bisher mit seinem Läufer auf d2 tauschen und seinen Springer nach e4 manövrieren und so seine verbliebenen Probleme lösen.
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In der siebten Runde 7 war ich diesmal schon einen Schritt weiter und hatte den Bauern auf d4 freiwillig gegeben – im Austausch für den Bauern auf e7. Jetzt hatte ich eigentlich den Damenzug nach h6 geplant. Zeit hatte ich ohnehin ausreichend. Aber genau in diesem Moment suchte mich ein übler Blackout heim. Was würde passieren wenn mein Gegner als Antwort auf den Damenzug seinen Turm nach b2 zieht? Da sich meine Mattideen auf das Feld g7 stützten, übersah ich das einfache Matt auf f8. Grob. Im Panikmodus folgte ich meiner Notfallvariante, tauschte die Damen auf d4 und zog meinen Läufer nach f6. Das gewinnt etwas Material, aber tauscht mächtig viele Bauern am anderen Flügel.
Der schwarze a-Bauer geht noch verloren. Danach gibt es lediglich noch Bauern auf einem Flügel. Ich war mir ziemlich sicher, dass diese Stellung objektiv zu halten sein müsste. Aber immerhin hatte ich noch die Idee, einen Mattangriff auf der achten Reihe zu inszenieren. Allerdings kann Schwarz zunächst seinen König nach g7 ziehen und durch Vorziehen seines h-Bauern diesen gegen den Bauern auf g5 tauschen.
Einige Züge später hatten wir diese Stellung auf dem Brett. Eine wichtige Fragestellung in solch einer Situation ist regelmäßig, wie man die eigenen Bauern aufstellen sollte. Weiß erneuerte zuletzt den Vormarsch des g-Bauer, aber bis zu einem Mattangriff auf der achten Reihe wäre es noch längere Zeit hin. Sollte Schwarz hier proaktiv seine Bauern nach f6 und g5 stellen oder die Deckung des Bauern mit dem Läufer in der aktuellen Struktur erhalten?
In dieser Stellung lautet die Frage, ob man den Turm tauschen sollte oder nicht. Ich nenne solche Fragen Fifty-Fifty. Wie meist entschied ich mich objektiv natürlich falsch. Immerhin braucht auch eine spielstarke Engine einige Zeit um den vermuteten Vorteil zu verwerten.
Das Endspiel bereitete beiden Spielern einige Probleme. Aber auf der positiven Seite zu sein, erleichtert es natürlich. Gibt es für Weiß noch einen Gewinnplan? Wie sollte der Weiße hier fortsetzen? Die Lösung findet sich in der folgenden Partienotation.
Fünfmal Matt. Einmal selbst in einem Mattnetz gelandet
Eigentlich halte ich mich für einen Positionsspieler. Einige Wochen zuvor war ich in einem Schachcamp von Killer Chess Training in Spanien. Das Thema war Positionsschach. Es gab täglich mehrere Rechenaufgaben zu lösen. Die Vielzahl der Mattangriffe in diesem Turnier kam für mich jedenfalls überraschend. In der ersten Partie durfte ich Matt setzen. In der dritten Partie bekam ich ebenfalls einen Mattangriff hin und in den Runden sechs und sieben gelang mir ein Mattangriff nach Hilfe meiner Gegner. In der Schlussstellung meiner Niederlage gegen Dieter Pirrot war ich selbst davor Matt gesetzt zu werden. Die Schlussstellung gegen Arno Zude war ebenfalls eine Mattkonstruktion.
In meiner zweiten Schwarzpartie war mir die Eröffnung gefühlt gut gelungen. Schwarz stand hier zufrieden stellend. Leider war ich einen Moment unaufmerksam und mein Gegner nutzte seine Chance sofort, musste aber dann mit wenig Bedenkzeit seinen Angriff richtig vortragen und das gelang ihm letztlich nicht. Das folgende Diagramm zeigt die letzte kritische Stellung.
Wie sollte Weiß hier fortsetzen? Mit wenig Restbedenkzeit griff Michael Stierhof daneben. Glück gehabt.
Wie es zu der letztlich entscheidenden Situation kam
Aus der Eröffnung heraus war es mir gelungen, meinen Gegner zu beschäftigen und gefühlt war die Initiative bei mir. Leider misslang mir mein 19. Zug und mein Gegner ergriff beherzt seine Chance. Der Angriff trug Michael unter Zeitdruck nicht ausreichend überzeugend vor und am Schluss war Taktik gefragt.
Fifty Fifty – falsch entschieden
In der sechsten Runde wollte ich mit Weiß unbedingt erstmals gewinnen, um nach der Niederlage in der fünften Runde den Anschluss nicht zu verpassen. Ich hatte hier im 17. Zug zwei Kandidaten zur Auswahl. Entweder ich nehme auf g4 zurück oder ich ziehe meine h-Bauern vor, um meinen Angriff zu beschleunigen. Wie immer lag ich falsch mit meiner Entscheidung, konnte mich aber an dem Tag auf meinen Gegner verlassen, der einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte.
Dieter Pirrot mit den schwarzen Steinen
Meine Duelle mit Dieter Pirrot, dem zweimaligen Deutschen Seniorenmeister 50+, sind in der Regel anstrengend, weil Partien mit ihm oft hart umkämpft und immer taktisch chaotisch verlaufen. Leider enden meine Partien gegen Dieter bisher meist mit einer Niederlage. Ich hatte diesmal den Fehler gemacht am Tag vor der Partie am Schnellschachturnier teilzunehmen. Und tatsächlich hatte ich bei der Vorbereitung dann erneut einige Lücken. Zudem war meine letzte Schwarzniederlage gegen Dieter noch im Kopf. Immerhin: Im Jahr zuvor hatte ich mit Weiß eine ordentliche Partie gegen ihn gewonnen. In Magdeburg 2021 war die Eröffnung nur teilweise schief gegangen, weil ich eine Empfehlung von Sam Shankland falsch in Erinnerung hatte und zufällig eine ebenfalls spielbare Nebenvariante fand. Darauf hatte ich mein ganzes Kurzrepertoire gegen sein bevorzugtes Alapin-System ausgerichtet. Ein schmerzhafter Rückblick.
Mein Gegner war mir 2021 in Magdeburg in eine kurze Engine-Vorbereitung vor der Partie gelaufen, nachdem ich kurzfristig meinen eigentliche Eröffnungsplan umgeschmissen hatte. Leider fehlte mir etwas Zeit und die Feinheiten seiner Abweichung von meiner Nebenvariante musste ich am Brett finden. Das erwies sich als zu große Herausforderung an dem Tag. Wie sollte Schwarz hier spielen?
Überspringen wir das Mittelspiel der Partie in Magdeburg. In jeder Blitzpartie spielt man hier den Zug mit dem König nach b2 und gewinnt den Läufer. Aber Weiß hat einige Freibauern und ich machte mich etwa eine halbe Stunde daran, Varianten zu berechnen. Ich scheiterte mit meiner Entscheidung. Wie sollte es Weiß am besten halten mit seinem König? Sollte dieser auf Läuferfang gehen? Oder doch nicht? Die richtige Antwort findet sich in der folgenden Notation.
Runde 5: Eine frühe falsche Entscheidung und eine verpasste Chance
Hier stand ich vor meinem 15. Zug mit Schwarz. Ich hatte drei Kandidaten: den Bauernzug f7-f6, den Springerzug nach b6 und sofortiges Besetzen der c-Linie. Ich fand den schlechtesten Zug, hatte aber immerhin meine Gründe dafür.
Arno Zude: Revancheversuch nach 33 Jahren
Ich war eigentlich gar nicht für das erste Brett in der zweiten Bundesliga vorgesehen, sondern nach meiner Erinnerung am fünften Brett gemeldet. Aber unser damaliger Sponsor schaffte es nicht immer ein paar Profis ranzuschaffen und so spielte ich unter anderem gegen Arno Zude am ersten Brett. Die Partie folgte damals einer üblichen Spielweise gegen Maroczy-Aufbau meines Gegners, die allerdings für Schwarz, so weiß ich es heute, eher nicht empfehlenswert ist.
Hier fing die heiße Phase in unserer Partie in Bad Neuenahr 2025 an. In der Eröffnung war ich bereits im fünften Zug durch eine Zugumstellung meines Gegners etwas aus dem Konzept geworfen worden. Ich fand die gegnerische Spielweise bis hierhin nachvollziehbar und fühlte mich wegen der Drohung des Läuferzuges nach h5 nicht mehr sonderlich wohl. Allerdings hatte mein Gegner in seinem Lager einen schwachen Bauern auf h6 und ich immerhin das Läuferpaar.
Fazit: Im Verlauf des Turniers erreichte ich eine ausreichende Anzahl an gut spielbaren Stellungen mit Gewinnchancen. Die für mich recht hohe Quote an Fehlern im gesamten Turnier ist sicher auch der eigenen Risikobereitschaft geschuldet.
Fotos: Dariusz Gorzinski. Mehr Fotos von Dariusz finden sich auf seinem Flickr-Account.
In einem ersten Teil wurden die Turnierereignisse der Deutschen Meisterschaft genauer beleuchtet.