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Foto: Lennart Ootes. St. Louis Chess Club.

Besonders prestigeträchtig sind immer die Begegnungen der vier jungen Jahrgangsbesten in Turnieren gegeneinander: Gukesh (2006), Praggnanandhaa (2005), Nodirbek Abdusattorov (2004) und Alireza Firouzja.(2003). Es ist eine gute Wette anzunehmen, dass diese vier zumindest im nächsten Jahrzehnt die Weltmeisterschaftskrone wechselseitig untereinander ausspielen.

Ergebnisse Youngster im Sinquefield Cup 2025 als Rundenturnier

GukeshPraggnanandhaaAbdusattorovFirouzjaPunkte
Gukesh (Indien)X010.51.5 (3)
Praggnanandhaa (Indien)1X0.512.5 (3)
Abdusattorov (Usbekistan)00.5X11.5 (3)
Firouzja (Frankreich)0.500X0.5 (3)

Drei der hier aufgeführten vier Spieler waren bereits beim letzten Kandidatenturnier in Toronto dabei. Gukesh setzt als Weltmeister 2026 natürlich diesmal aus und Praggnanandhaa dürfte die Qualifikation im Fide Circuit 2025 sicher haben. Bei den verbliebenen Gelegenheiten Grand Swiss in Usbekistan (03.09. – 16.09.) und World Cup in Goa in Indien (31.10. – 27.11.) versuchen von der jungen Garde zusätzlich der deutsche Hoffnungsträger Vincent Keymer (2004) und als dritter Inder Arjun Erigaisi (2003) einen Platz im Kandidatenturnier zu erringen. Für die Usbeken ist noch Javohir Sindarov (2005) ein aussichtsreicher Bewerber, den man aus der jüngeren Generation auf dem Zettel haben sollte. Wer Spektakel und Kontroversen will, der wird sich vielleicht den US-Amerikaner Hans Niemann (2003) vorne wünschen.

Highlights

Die Partien der Youngster waren hart umkämpft. Die Partie der zwei Inder hatten wir schon genauer angesehen. Und die Partie von Firouzja gegen beide Inder waren ebenfalls Highlights des Sinquefield Cup 2025. Alireza Firouzja war der Titelverteidiger der Grand Chess Tour 2024 und wurde diesmal von Pragg und Nodirbek aus dem Rennen genommen. Wobei die Niederlage aus der achten Runde gegen den Usbeken letztlich unter dramatischen Umständen zustande kam.

Pragg-Sieg gegen Firouzja

Gegen seine Hauptkonkurrenten im Youngster-Vergleich, Gukesh und Firouzja, gewann Pragg seine beiden Partien und in beiden Fällen in überzeugendem Stil. Die Partie der zwei Inder hatten wir uns gesondert angesehen. Pragg war die perfekte Partie gelungen. In der Partie gegen den Franzosen ging es zwar nicht ganz so glatt, aber wer mit Schwarz gegen einen Top-Großmeister gewinnt, ohne während der Partie gefährdet gestanden zu haben, der muss Vieles richtig gemacht haben. Bevor wir einige wichtige Momente herausgreifen: die Partie zum schnellen Nachspielen.

In der Partie ging es um Einiges: Für den Inder bedeutete sein Sieg in der siebten Runde, dass er den zum Führenden Fabiano Caruana aufschließen konnte. Da Pragg gleichzeitig seinen Konkurrenten stiegen die Chancen einen der vier Finalplätze im brasilianischen San Paulo der Grand Chess Tour zu ergattern. Die Niederlage brachte den Franzosen in Zugzwang, da sein Landsmann Maxime Vachier-Lagrave, Fabiano Caruana und Levon Aronian ebenfalls die besseren Aussichten auf den Finalplatz zu haben schienen.


Wie sollte Weiß hier fortsetzen? Es ist eine Entscheidung zwischen drei Zügen: Nehmen mit dem Springer oder der Dame auf c6 oder soll Weiß seinen d-Bauern vorschieben, den Springer e5 decken und die lange Diagonale schließen?


Alireza ist vor die Frage gestellt, wie er auf e5 zurückschlagen sollte. Fifty-Fifty.


Der Franzose hat sich eine schlechte Gewohnheit zugelegt. Er ist in jeder Partie vor der ersten Zeitkontrolle unter Zeitdruck. Mit 59 Sekunden zu sieben Minuten musste er hier eine Entscheidung treffen. Soll er den offensichtlichen Damenzug nach d6 spielen, oder nicht? Fifty-Fifty.




Gukesh – Alireza: Kampf auf Augenhöhe

Auch die Partien zwischen Gukesh und Alireza sind meist hart umkämpft. Beim Kandidatenturnier in Toronto hatte der Franzose dem Inder in der siebten Runde die einzige Niederlage zugefügt. Gukesh motivierte diese Niederlage zu einem grandiosen Schlussspurt und späterer Revanche in Runde 13, die letztlich zum Turniersieg führte.


Der Weltmeister ist hier am Zuge und eigentlich kommt hier nur ein Zug mit dem Springer nach d5 in Betracht. Aber welcher Springer soll es sein? Fifty – Fifty.


Soll Alireza hier die Damen auf e6 aktiv tauschen oder seinem Gegner die Entscheidung überlassen? Fifty-Fifty.



Gukesh mit Sieg gegen Abdusattorov

Seit der Entscheidungspartie in Chennai 2022 ist das Duell von Gukesh und Nodirbek mit enormen Emotionen aufgeladen. In der Abfolge im Turnier folgte diese Partie nach der Niederlage von Gukesh gegen Pragg in der Startrunde. Die beiden Youngster kreuzten diesmal die Klingen in einen offenen Ruy Lopez und folgten lange Zeit bekannten Pfaden. Entschieden wurde die Partie später in der Rechenphase in der Gukesh im Angriff besser den Überblick behielt.


Bis hierhin war die Partie für Gukesh wie auf Schienen verlaufen. Wie sollte er hier mit den weißen Steinen fortsetzen?


Gukesh muss seine Kontrollzug (40.) ausführen. Wie sollte er hier mit Weiß am besten fortsetzen?



Abdusattorov – Pragg: Eine ereignislose Partie. Diesmal.



Nodirbek schlägt Alireza

Für beide Spieler lief es bis zur achten Runde schlecht in St. Louis. Für Nodirbek (1.5 aus 7) sogar katastrophal. Alireza (3 aus 7) musste nach seiner Niederlage gegen Pragg die letzten zwei Partien gewinnen, um eine Chance auf die Qualifikation zum GCT-Finale zu behalten. Das waren die Vorzeichen der Partie. Wir sehen überraschenderweise zunächst eine Situation in der der Usbeke einer möglichen Stellungswiederholung ausweicht. Später greift vor allem Alireza mehrfach daneben und nutzt seine überraschenden Chancen nicht konsequent genug. Es spricht für beide Spieler, dass sie sich eine großen Fight lieferten.


Eine Rechen- und Einschätzungsfrage: Was ist in dieser Stellung von Alirezas Springerzug nach d7 zu halten.


Eine interessante Entscheidung im Endspiel steht an: Es gibt zwei spannende Züge. Die Frage ist nur, welcher ist der Bessere. In der Partie wählte Nodirbek im vierunddreißigsten Zug ein spannendes Konzept und entschied sich für den Springerzug nach c2, um nach gegnerischem schlagen auf a4 den schwarzen Turm nach dem Springerzug nach c3 ins Abseits zu drängen. Die Alternative war es auf a6 zu nehmen. Was ist vorzuziehen?


Ein weiterer spannender Moment. Hier wählte Alireza eine drastische Maßnahme und schlug nach einer von verbliebenen dreieinhalb Minuten auf c4 den gegnerischen Läufer, um den f-Bauern zu eliminieren und auf den eigenen g-Bauern zu setzen. Was ist davon zu halten? Und wie geht es nach dem alternativen Vormarsch des g-Bauern weiter und wie ist die Stellung danach einzuschätzen? Fifty-Fifty.


Wo die Youngster stehen


Nur Pragg gewann in St. Louis erneut Elopunkte (+ 6.0) hinzu. Die anderen drei Youngster verloren einige Punkte (Gukesh – 8.6) oder erlebten einen größeren Rückschlag (Firouzja – 12.1, Abdusattorov -22.9). Das sind allerdings nur Momentaufnahmen. Wir vergessen oft wie jung die Spieler sind und dass Schwankungen als Folge von Ergebniskrisen in jungem Alter keinen Weltuntergang bedeuten. In 2024 war Gukesh der dominante Youngster des Jahres mit Sieg im Kandidatenturnier, Fabel-Ergebnis bei der Schacholympiade und WM-Sieg. Alireza gewann die Grand Chess Tour und Abdusattorov litt darunter sich nicht für das Kandidatenturnier qualifiziert zu haben, konnte sich 2024 um über 40 Elopunkte verbessern. Pragg stagnierte in dem Jahr. In diesem Jahr sind die Vorzeichen bisher anders gestellt. Pragg liegt bei praktisch jedem Turnier vorne und konnte sich jetzt als Zweitplatzierter im Sinquefield Cup für das GCT-Finale in Brasilien qualifizieren und hat den Qualifikationsplatz via Fide Circuit 2025 bereits sicher. Beim Grand-Swiss-Turnier in einer Woche in Samarkand könnten wieder andere Youngster scheinen.

Fotos: Lennart Ootes (St. Louis Chess Club)


Hinweis zu automatischen Übersetzungen

Der Originaltext und die Analysen der Partien wurden in deutscher Sprache erstellt. Ich habe mich entschieden eine automatische Übersetzung anzubieten, die durch Betätigen des Sprachbuttons gewählt werden kann. Manchmal sind die Übersetzungen wenig akkurat, aber das lässt sich nicht ändern. So wir beispielsweise der deutsche Begriff „Zug“ von Google mit „train“ statt „move“ übersetzt. Leider haben wir keinen Einfluss darauf. Ein anderes witziges Beispiel ist, wenn der Name des Exweltmeisters Ding Liren mit „thing“ übersetzt wird. Jeder Nutzer einer anderen Sprache sollte das mit Humor ertragen.


Service-Hinweis

Die Partieanalysen können heruntergeladen werden. Dafür muss man zunächst durch Klicken auf einen beliebigen Zug ein Popup-Fenster aktivieren. Zum Herunterladen muss man danach lediglich auf den hier grün markierten Button klicken.


Foto: Lennart Ootes. St. Louis Chess Club. Besonders

Foto: Lennart Ootes. St. Louis Chess Club

Der US-Großmeister Fabiano Caruana (33) ist ein guter Rechner am Brett. Gegen den 13 Jahre jüngeren Großmeisterkollegen Nodirbek Abdusattorov aus Usbekistan gewann Caruana eine komplizierte Partie mit den schwarzen Steinen und übernahm die Führung im prestigeträchtigen Sinquefield-Cup in St. Louis.

Von Thorsten Cmiel

Im Schachsport gibt es gelegentlich scheinbar absurde Diskussionen über die Ursachen von Fähigkeiten auf dem Brett. Hat ein Spieler eine spezielle Gabe im Schach, gemeint ist meist was viele als Talent bezeichnen würden. Irgendwer hat mal den Schachweltmeister von 2013 bis 2021, Magnus Carlsen, als den „Mozart des Schach“ bezeichnet und das hat sich zumindest bei der Nichtfachpresse als Etikett für Carlsen durchgesetzt. Der Vergleich mit dem Musikgenie beschreibt ganz gut was Carlsen auszeichnet. Der Norweger fühlt Schach; er weiß instinktiv besser als viele seiner Kollegen wohin die Figuren gehören, um ihnen maximale Wirkkraft einzuhauchen.

Foto: John Brezina. 2024.

Bei der Auftaktpressekonferenz in London 2018 fragte eine Journalistin Caruana, wie es sich anfühle gegen den Mozart des Schach zu spielen. Der US-Amerikaner war sichtbar überrascht und fand keine Antwort. Ihm half der Pressesprecher aus der Patsche und ging zur nächsten Frage über. Tatsächlich gibt es neben dem begnadeten Positionsspieler noch eine Vielzahl anderer Spielertypen, die auch ihre Qualitäten haben und je nach Stellungstyp spezielle Vorteile in die Waagschale werfen können. Caruana ist genau wie der amtierende Schachweltmeister Gukesh ein herausragender Kalkulator, der sein Schach mit tiefen Variantenberechnungen fundiert. Der Weltmeisterschaftskampf in London ging übrigens nach zwölf unentschiedenen Partien mit klassischer Bedenkzeit in die Verlängerung und endete erst nach den Schnellschachpartien mit einem Sieg von Carlsen. In der Tat kann Carlsen offenbar mit schnelleren Bedenkzeiten sein Talent besser zur Geltung bringen. In das Bild passt auch, dass der Inder Gukesh mit schnelleren Kadenzen nicht so gut zurecht kommt, wie einige seiner Großmeisterkollegen in der Weltspitze.

Der usbekische Großmeister Nodirbek Abdusattorov gehört ebenfalls in die Kategorie der Kalkulatoren. In seiner Partie mit dem US-Großmeister traten also zwei Spieler an, die über ähnliche Stärken am Brett verfügen. Beide Spieler scheuen keine Verwicklungen und sind an einem guten Tag bereit, die Brücken hinter sich abzubrechen und mit offenem Visier auf den vollen Punkt zu gehen. Das macht solche Duelle oft spannender als die feine Klinge eines Magnus Carlsen oder eines Vincent Keymer.

Crystal Fuller. St. Louis Chess Club.

Nachspielen – dann analysieren

Bevor man in die Details von Schachpartien einsteigt sollte man die Partie mehrfach nachspielen, um den Flow der Partie zu erfassen. in einem nächsten Schritt sollte man versuchen herauszufinden wann eine Partie in die entscheidende Phase kam und an welchen Stellung etwas schief lief. Die Kipppunkte.

Wir nutzen hier ein animiertes GIF, das bei seiner Durchspielgeschwindigkeit den tatsächlichen Bedenkzeiten der Spieler in der Partie folgt. Durch Klicken auf das Diagramm kann die Animation angehalten werden.


Erstellt mit Chessbase 17.

Der Usbeke war hier mit Weiß am Zuge. Beide Spieler versuchen bei entgegengesetzten Rochaden dem Gegner möglichst zuzusetzen und den eigenen Angriff zu fördern. Der offensichtlichste versuch besteht hier im Schlagen des Bauern auf g6. Caruana hatte diesen gerade nach vorne gezogen, aber ist das überhaupt gut? Gibt es einen besseren Weg, um den Angriff fortzusetzen?


Beide Spieler hatten ihre Angriffsziele verfolgt. Die entstandene Stellung bedarf eines scharfen Blicks. Wie sollte Weiß fortsetzen. der Usbeke fand hier im 25. Zug nicht die richtige Fortsetzung.

Lennart Ootes. St. Louis Chess Club.

Anders als die zuletzt vorgestellte „perfekte Partie“ von Praggnanandhaa gegen Gukesh aus der ersten Runde des selben Turniers hatte der Usbeke in dieser Partie wie gesehen eine Chance einen ordentlichen Vorteil zu erzielen. Diese Gelegenheit konnte er nicht nutzen und verpasste später den Pfad zum Ausgleich. Ist diese Partie daher qualitativ schlechter, weil aus dem Maschinenraum etwas mehr Geräusche zu vernehmen sind? Meines Erachtens ist das der falsche Ansatz zur Bewertung von Schachpartien. Die betrachtete Partie ist hochklassig und beide Seiten versuchten ihrem Gegner schwierige Aufgaben zu stellen und diesmal behielt der US-Amerikaner die Oberhand.

Foto: Lennart Ootes. St. Louis Chess Club.

Foto: John Brezina. Lennart Ootes und Crystal Fuller für St. Louis Chess Club.


Foto: Lennart Ootes. St. Louis Chess Club Der

Foto: John Brezina

Magnus Carlsen ist gelegentlich nicht zufrieden mit seinen Partien, weil sein Gegner durch ein kleines Übersehen eine unnötige Chance auf den Ausgleich bekam. Dahinter steckt der ständige Wunsch nach Perfektionismus und die Suche nach der perfekten Partie. In der ersten Runde im Sinquefield-Cup 2025 gelang Praggnanandhaa eine solche perfekte Partie – ausgerechnet gegen seinen Rivalen aus Chennai.

Von Thorsten Cmiel

Dominanzstrategien werden von manchen Spielertypen eher gespielt als von anderen. Wer eine riskantere offene Eröffnung wählt, der geht vermeintlich größere Risiken ein. Die deutschen Schachgroßmeister Karsten Müller und Luis Engel versuchten 2021 vier Spielertypen zu kategorisieren und den Vorteil der Selbstanalytik für das eigene Training zu propagieren. Man landet sehr schnell bei der Bezeichnung von Positionsspielern, die Müller und Engel als Reflektoren bezeichnen. Müller beschrieb in einem Interview die Stärken dieses Spielertyps so:

„Sie haben ein sehr tiefes Spielverständnis und erkennen relevante Muster auf den ersten Blick. Sie haben ein sehr feines Gespür für die Harmonie und Koordination der Figuren. Sie sind sehr gut, wenn es darum geht, die gegnerischen Figuren einzuschränken und deren Koordination zu stören. Typisch für sie sind aktive Prophylaxe sowie Dominanz- und Restriktions-Strategien. Strategische Endspiele behandeln sie sehr gut, denn dort kommen ihre Stärken voll zur Geltung, weil das dynamische Potenzial der Damen hier nicht mehr „stört“ und entsprechend weniger „Chaos“ aufkommen kann.“

„Ihre Schwächen: Sie haben manchmal Schwächen bei der Berechnung konkreter Varianten, was der Gegner ausnutzen könnte, indem er konkrete dynamische Stellungen anstrebt, in denen jeder einzelne Zug von entscheidender Bedeutung sein kann und umfangreiche und konkrete Berechnung erfordert.“

Der aktuelle Meister der Reflektoren ist eindeutig Magnus Carlsen – ihm gelang es öfter als anderen das Gegenspiel seiner Gegner einzuschränken. Typische Reflektoren waren ebenfalls die ehemaligen Weltmeister Karpow und Capablanca, um ganz oben ins Regal zu greifen. Von den aktiven Turnierspielern sind beispielsweise Vincent Keymer und Levon Aronian typische Protagonisten dieses Spielertyps. Dominante Partien, die Teil einer perfekten Partie sind, wird man also am ehesten bei Spielern dieses Spielstils finden können.

Insbesondere junge Großmeister suchen oft noch ihren bevorzugten Spielstil. Auch ist nicht klar, ob eine Einschätzung des Spielertyps überhaupt in einer so frühen Karrierephase gerechtfertigt oder hilfreich ist. Praggnanandhaa, Pragg, ist sicher kein reiner Reflektor im Sinne der Definition von Müller, wie Vincent Keymer beispielsweise, der vermutlich Kontrolle als wichtigstes Ziel seines Spiels ansieht. Die Fähigkeit von Pragg auch aktive Spielweisen regelmäßig in seinem Spiel einzusetzen, macht ihn eher zu einem universellerem Spielertyp als der Deutsche zurzeit noch ist. Folgt man dem Autorenduo Müller/Engel, dann wird man den amtierenden Weltmeister Gukesh vermutlich am ehesten als Aktivspieler bezeichnen müssen: Er ist ein starker Rechner, der gelegentlich positionell zweifelhafte Bauernzüge einstreut. Das ist eine Schwäche, die wir beim Weltmeisterschaftskampf in Singapur 2024 beobachten konnten. Das heißt aber nicht, dass Gukesh keine feinen Positionsleistungen abliefern kann.

Eine Partie aus Toronto zeigt wie stark Gukesh auch in der Kategorie Dominanzstrategie unterwegs ist, ihm unterlief aber gegen Nepomniachtchi das Missgeschick seine positionelle Gewinnstellung nicht verwertet zu haben. Die Anmerkungen zu dieser Partie stammen vom indischen Schachgroßmeister Sundararajan Kidambi, der einen sehr empfehlenswerten Blog betreibt. Der Schachlehrer Kidambi ist bekannt für seine Anhängerschaft klassischer Partien und stellt bei seinen Analysen oft lehrreiche historische Vergleiche her. So auch in dieser Partieanalyse.


Bis hierhin hatte Gukesh mit den weißen Steinen seinen Gegner überzeugend vom Ausgleich ferngehalten und optisch sichtbar einen ordentlichen Raumvorteil erzielt. Wie sollte der Inder hier am besten fortsetzen?


Einen Zug später war Gukesh erneut dran. Sollte Weiß den Turmtausch anstreben und anschließend auf seinen Strukturvorteil Läuferpaar setzen? Wie sollte er sein Läuferpaar am besten zum Einsatz bringen – mit oder ohne Turm auf dem Brett?

Hinweis zum Nachspielen

Klicken auf die Notation öffnet ein Popup-Partiefenster.


Was ist eine perfekte Partie?

Wir schauen uns zunächst das Profil einer Partie als Chart einer Schnellanalyse mit einem Lichess-Tool an. Unten ist die Erstrundenpartie von Praggnanandhaa gegen Gukesh angezeigt. Bei gut vorbereiteten Spielern passiert in der Eröffnung meist wenig und ein Spieler konserviert und verwertet einen minimalen Vorteil nach ungenauem Spiel des Gegners. Für eine perfekte Partie sollte es an Swings, also größeren Bewertungswechseln gegen einen etablierten Bewertungstrend fehlen. Ich würde noch ergänzen, dass der Gegner zumindest nicht viel schlechter sein sollte als der Protagonist mit der perfekten Partie. Zu einer perfekten Partie gehört also ordentlicher Widerstand und der Partie sollte nicht durch einen groben Fehler entschieden werden, der die Partie als Gesamtkunstwerk entwertet. Es gehören also immer zwei Spieler dazu, um eine herausragende Schachpartie zu kreieren.

Abweichungsanalyse

Stockfish 17, die aktuell beste Schachengine, gibt in einer etwas aufwändigeren Analyse als der hier präsentierten Lichess-Analyse (mit der gleichen Engine!) folgende Werte: Praggnanandhaa 0.02 „Centibauern“, was einem aus Sicht der Maschine fast perfektem Spiel entspricht. Keiner der Züge des Inders wurde aus dem Maschinenraum kritisiert und die Abweichung zur Spielweise der Engine betrug also 0.02 Bauerneinheiten im Schnitt pro Zug. Das ist eine absolute Top-Leistung. Gukesh wiederum bekam eine Bewertung von 0.24 Centibauern, was unter seinem üblichen Spielstandard liegt, aber immer noch eine relativ gute Leistung des Weltmeisters darstellt. Es war also angerichtet.

Foto: Crystal Fuller, St. Louis Chess Club

In dieser Stellung steht Gukesh vor der Frage, ob er seinen Läufer nach a7 oder besser nach e7 zurückziehen sollte. Das Standardfeld in ähnlichen damenlosen Stellungstypen ist im angenommenen Damengambit und in katalanischen Strukturen meist das Feld e7. Das sichert im Zweifel die Grundreihe und kämpft um das Feld d6. Der amtierende Weltmeister entscheidet sich in dieser Stellung für das Feld a7 und liegt falsch. Vielleicht störte den Inder die Schwäche des Feldes b6, das der Gegner schnell mit dem Springerzug nach a4 auszunutzen versuchen konnte, wie der Internationale Meister und Journalist Stefan Löffler anmerkte. Wie sollte Schwarz dann – mit dem Läufer auf e7 fortsetzen?


Einen Zug später ist Gukesh erneut am Zug und hat schon einige Probleme zu lösen. Ähnlich wie in seiner Partie gegen Nepomniachtchi verliert er erneut Zeit durch den Kampf um die d-Linie. Danach ist Pragg bereits positionell auf der Gewinnerstraße und erlegt seinen Gegner scheinbar mühelos. Das täuscht jedoch, denn genaue Züge sind harte Arbeit und Pragg liefert ein Meisterwerk ab. Die perfekte Partie.

John Brezina

Foto:  Lennart Ootes, St. Louis Chess Club

Fazit

Ich glaube nicht, dass die Maschine einen alleine ausreichenden Hinweis liefert, ob eine Partie perfekt ist. Aber die Analyse mit einer Maschine ist ein guter Indikator, um sich mit einem Kandidaten für eine perfekte Partie genauer zu beschäftigen. Gelegentlich kann, um ein Beispiel zu nennen, der Übergang in ein sicher gewonnenes Endspiel die Partieaufgabe forcieren. Der Rechner findet einen schnelleren Gewinn und meckert dann rum. Das wäre ein Beispiel für ein Bewertung, die ich für überflüssig halte. Oder ein taktischer Gewinn in einer Partie ist völlig unpraktisch aus menschlicher Sicht, dann würde ich auch die Kritik aus dem Maschinenraum überstimmen wollen. Am Ende des Tages zählt im Schachsport das Ergebnis.

Fotos: Crystal Fuller, Lennart Ootes, beide für St. Louis Chess Club. John Brezina.


SERVICEHINWEIS

Durch Klicken auf den orange markierten Button kann die Partieanalyse heruntergeladen werden.


Foto: John Brezina Magnus Carlsen ist gelegentlich nicht

Die 15-jährige Chinesin Lu Miaoyi ist ohne Zweifel ein Top-Talent. Aber noch fehlt es ihr etwas an Konstanz. In Dortmund 2025 war ein Up-Swing dran, nachdem der World-Cup kurz zuvor eher unglücklich verlaufen war. Schauen wir uns ihre Partien beim internationalen Frauenturnier in Dortmund an.

Lu Miaoyi ist in der August-Liste die Nummer 26 und bei den Mädchen die Nummer zwei hinter Divya Desmukh, die aber in diesem Jahr letztmals dabei sein wird. Jetzt in Dortmund gab es einiges Plus für die Chinesin. Lu Miaoyi startete mit vier Siegen und hätte in der fünften Runde gegen Elisabeth Pähtz einen weiteren vollen Punkt durchaus verdient gehabt. In der Schlussrunde gelang es Dinara Wagner doch noch die Tabellenführende etwas zu stoppen. Mit einer Performance von 2597 und einem Ratingzuwachs von zwölf Punkten sollte die junge Chinesin trotzdem zufrieden gewesen sein.


Im World-Cup in Batumi war das Turnier nach der dritten Runde (erste Runde Freilos) für Lu Miaoyi bereits vorbei. Gegen die Ukrainerin Yulia Osmak war Lu allerdings nicht Favoritin.

Ergebnis beim World-Cup







Fotos: Dariusz Gorzinski


Die 15-jährige Chinesin Lu Miaoyi ist ohne

Historisches Foto: José Raúl Capablanca und Emanuel Lasker. Quelle: Cubadebate.

Der Kubaner José Raúl Capablanca (1888 – 1942) war der dritte Weltmeister in der Geschichte des Schachspiels. Capablanca gehört zu den anerkannt besten Spieler aller Zeiten. Ihm sei diese neue Serie von Schachaufgaben gewidmet. Wir lösen damit die Lasker-Aufgaben ab.

Diesmal folgen wir Capablanca, der 1921 in Havanna den Titel von Lasker (+4, 10=, -0) übernahm. Wir beginnen diesmal aber mit einer Partie aus 1914, die in St. Petersburg zwischen Capablanca und Emanuel Lasker gespielt wurde. Eigentlich sah es mehrfach nach einem Sieg des Kubaners aus im Verlauf, aber Lasker konnte die Partie mit Glück und Geschick zusammen halten.


Diese Partie von Capablanca gegen Emanuel Lasker bot einige spannende Momente in unterschiedlichen Spielphasen. Die erste Frage war zunächst wie Lasker hier fortsetzen sollte.


Welcher Zug ist hier dem Kubaner mit Weiß zu empfehlen und wie ist die Stellung danach einzuschätzen. Siegbert Tarrasch irrte sich übrigens bei seinen zeitgenössischen Analysen.


Wie ist die Stellung nach 73.g5 einzuschätzen?


In dieser Stellung aus dem WM-Kampf von Capablanca gegen Lasker im Grand Casino de Playa in Havana 1921 unterlief dem 52-jährigen Emanuel Lasker gegen seinen 20 Jahre jüngeren Gegner ein recht grober Fehler, den man eigentlich nicht erklären kann. Nach dieser 14. Partie gab Lasker mit einem 0-4-Rückstand den Wettkampf vorzeitig auf. Der Wettkampf stand 5 zu 9 aus Sicht von Lasker und ihm machte das Klima auf Kuba zu schaffen, heißt es.

Über den Wettkampf in Havana gibt es eine ganze Menge Literatur. Spannend sind für historisch interessierte Schachliebhaber beispielsweise die Kommentare von Lasker selbst die man hier finden kann.


Mehr Lasker-Aufgaben

Historisches Foto: José Raúl Capablanca und Emanuel

Titelfoto: Anna Shtourman

Eine 19-jährige Inderin aus Nagpur erobert die Schachwelt im Sturm. Divya Deshmukh dominiert den Stichkampf gegen ihre Landsfrau Humpy Koneru und gewinnt den Weltpokal der Frauen in Batumi, Georgien. Gleichzeitig ist sie die 44. Frau, die sich den GM-Titel sichert und der 88. indische Großmeister.

Mehr Historisches und Statistisches: Divya Deshmukh ist nach Koneru Humpy, Harika Dronavalli und Vaishali Ramesbabu die vierte Inderin, die den Titel eines Großmeisters holt und die erste Inderin überhaupt, die den Weltpokal gewinnt. Zwei Jahre zuvor scheiterte Praggnanandhaa im Finale an Magnus Carlsen in der offenen Klasse.

Divya spielte in Batumi zwölf Partien mit klassischer Bedenkzeit. Vier Siegen stand eine Niederlage im Turmendspiel gegen Zhu Jiner gegenüber und brachten Divya ein Eloplus von 15 Punkten. In drei ihrer sechs Wettkämpfe musste die Inderin in die Stichkämpfe, gewann diese aber in allen Fällen souverän in der ersten Zeitkadenz und ohne eigene Niederlage. Ein beeindruckendes Boss-Resultat für das der Weltschachbund 50 Tausend US-Dollar als Siegprämie vorsieht.

Die Ergebnisse von Divya in Batumi

1. Schnellschachpartie (15+10)

Divya Deshmukh – Koneru Humpy 0.5 – 0.5


In der ersten Partie führte Divya die weißen Steine. In der Blitzphase der Partie hatte hier die 19-jährige Inderin aus Zentralindien eine Chance deutlichen Vorteil zu erzielen. Wie?


2. Schnellschachpartie (15+10)

Koneru Humpy Koneru – Divya Deshmukh 0 – 1

Schauen wir uns die Partie zunächst unkommentiert an. In den ersten vierzig Zügen passiert wenig. Dann folgt eine erste überraschende Verschärfung von Humpy Koneru, die einfach abwarten konnte. Die Partie blieb danach lange Zeit ausgeglichen bis die Fehler sich bei wenig Restzeit häuften.



Die Stellung sollte ausgeglichen sein. Zuletzt hatte sich Divya ihres Doppelbauern auf der f-Linie entzogen. Es gab hier zwei Möglichkeiten den Bauern zu schlagen oder den eigenen König nach e4 zurück zu beordern. Humpy Koneru wählte den schlechtesten dieser Züge. Ein Schock. Sie nahm mit dem Turm und hielt dadurch ihre Bauernstruktur intakt, musste dafür aber einen passiven Turm auf a1 hinnehmen.


Hier kann Schwarz recht klinisch gewinnen. Wie sollte das passieren?


Hier ist erneut Divya am Zuge. Wie sollte sie hier fortsetzen?


Wie sollte sich Humpy Koneru am besten wehren?


Ein erneuter Klassiker in Endspielen sollte hier von Divya mit Schwarz gespielt werden. Welcher?


Der letzte Fehler entscheidet. Wie sollte Humpy hier mit Weiß spielen? Machen wir daraus eine Fifty-Fifty-Entscheidung. Was ist besser der Vorzug des vorderen h-Bauern nach h7 oder der Königszug nach e5?

Bevor wir zu den Antworten auf die Fragen kommen kann man sich anschauen wie die Livekommentierung aus Indien aussah. Sagar Shah und Amruta von Chessbase haben Divya viele Jahre begleitet auf ihrer Reise bis hierhin und wurden ebenfalls emotional und litten mit der jüngeren Inderin mit. Bei aller landsmannschaftlichen Neutralität war der Sieg von Divya historischer einzuordnen als ein Sieg ihrer fast doppelt so alten Gegnerin gewesen wäre.






Offizielle Eventhomepage

Fotos: Anna Shtourman, Andreri Anosov (FIDE CHESS)

Titelfoto: Anna Shtourman Eine 19-jährige Inderin aus Nagpur

Titelfoto: Anna Shtourman (FIDE Chess)

Die Partien an zweiten Finaltag fanden diesmal unter umgekehrten Vorzeichen statt. Während die Inderinnen sich nach präzisem Spiel unentschieden trennten, konnte diesmal die Entscheidung über den dritten Platz und den Einzug ins Turnier der Kandidatinnen fallen. Nach spannendem Verlauf gewann Tan Zhongyi.

Von Thorsten Cmiel

Finale: Koneru Humpy – Divya Deshmukh 0.5 – 0.5

Erneut zeigte sich die 19-jährige Divya Deshmukh gut vorbereitet von ihrem immer noch geheimen Trainer. In der Partie kam es diesmal zu wenig kritischen Situationen. Divya folgte in einer positionell überzeugenden Variante Magnus Carlsen und kam nie wirklich in Bedrängnis. Entsprechend ausgelassen wirkte die Inderin im späteren FIDE-Kurzinterview mit dem FIDE-Presseverantwortlichen Michael Rahal.



Spiel um Platz 3: Lei Tingjie – Tan Zhongyi – 0.5 – 0.5

Die Partie der beiden Chinesinnen war ausgekämpfter als die schnelle Spielweise in der Eröffnungsphase vermuten ließ. Zunächst verpasste Tan einen klaren Gewinn nach einem Fehler ihrer Gegnerin und nachdem alles auf ein Remis hindeutete, unterlief Lei Tingjie ein gröberes Versehen und sie verlor. Nach der Partie schien die Stimmung der beiden Chinesinnen dennoch freundschaftlich.zu sein.



Ergebnisse (Event-Homepage).

Fotos: FIDE Chess. Anna Shtourman.


Servicehinweis

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Titelfoto: Anna Shtourman (FIDE Chess) Die Partien an

Titelfoto: Anna Shtourman (FIDE Chess)

Im Finale des World Cup in Batumi geht es für Divya vor allem um einen kurzen Weg zum Großmeistertitel, denn die Qualifikation zum Turnier der Kandidatinnen hat sie schon geschafft. Die Chinesinnen Tan Zhongyi und Lei Tingjie kämpfen um die direkte Qualifikation zum Turnier der Kandidatinnen.

Von Thorsten Cmiel

Es war eine kurze Phase in der für Divya Deshmukh mehr drin war, aber diese letztlich zwei Chancen dürften den 19-jährigen neuen Superstar der Frauen im Schach ärgern. Die Eröffnung hatte Humpy Koneru offensichtlich nicht vorbereitet und geriet schon früh unter Druck. Divya spielte furchtlos und opferte eine Figur für Initiative und schnellen Angriff. Koneru Humpy konnte mit Hilfe ihrer Gegnerin knapp ausgleichen. Wenn man der Bildsprache vertrauen kann, dann war Divya enttäuscht vom Ausgang der Partie.

Finale: Divya Deshmukh – Koneru Humpy 0.5 – 0.5

Die 19-jährige Inderin Divya Deshmukh hat sich mit Weiß bisher meistens bestens vorbereitet gezeigt. Diesmal war es nicht anders und die Spielerin aus Nagpur erwischte ihre Landsfrau nicht auf der Höhe, aber dann kam es wie so oft in komplexen Varianten. Divya fand nicht die beste Fortsetzung in der folgenden Stellung.


Weiß ist am Zuge und hat mehere interessante Spielweisen zur Verfügung. Was ist die beste Spielweise.


Divya hatte sich in der letzten Diagrammstellung für ein Figurenopfer auf c4 entschieden. Zunächst ist nach der Annahme und dem Schachgebot mit dem Turm auf e1 Schwarz dran. Wie sollte sich Humpy hier am besten verteidigen?


Wir wechseln erneut die Perspektive. Wie sollte Divya in dieser Stellung am besten fortsetzen?

Die Antworten auf die drei Fragen finden sich im Text der Partieanalyse.



Spiel um Platz 3: Tan Zhongyi – Lei Tingjie 0.5 – 0.5

Die Partie entscheidet welche der beiden Spielerinnen erneut Kandidatin wird. Beide Spielerinnen hatten in Toronto 2024 mitgespielt und Tan Zhongyi sogar gewonnen. Lei Tingjie verlor in der Startrunde in Toronto und lief ihrer Startniederlage lange Zeit hinterher. Diese Partie war im Vergleich mit der Finalpartie der Inderinnen etwas weniger spannend. Die beiden Chinesinnen hatten in den Vorjahren die letzten beiden Weltmeisterschaftskämpfe gegen Yu Wenjun verloren, zuletzt dieses Jahr war die Exweltmeisterin Tan ihrer Landsfrau unterlegen. Am Ende behauptet die Besserengine einen ordentlichen schwarzen Vorteil für Lei Tingjie.



Ergebnisse (Event-Homepage).

Fotos: FIDE Chess. Anna Shtourman.


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Titelfoto: Anna Shtourman (FIDE Chess) Im Finale des

Titelfoto: Anna Shtourman (FIDE Chess)

Erneut entscheidet Nervenstärke ein Match. Humpy Koneru dominierte erst in der Blitzphase ihre Gegnerin Lei Tingjie. Für Indien bedeutet der Sieg, dass jetzt zwei indische Spielerinnen für das Kandidatenturnier qualifiziert sind. Indien zieht mit den Chinesinnen gleich.

Von Thorsten Cmiel

Schnellschachpartien 15 + 10

Die erste Partie sah Lei Tingjie vorne, die griff an und traute sich dann doch nicht. Sie bekam eine zweite Chance und konnte diese erneut nicht nutzen. Damit endete die erste Partie im Remis. weniger ereignisreich war die zweite Schnellschachpartie mit (15+10), also 15 Minuten Grundbedenkzeit und zehn Sekunden Inkrement pro Zug.


Weiß hat einig Figuren im Angriff. Was sollte Lei Tingjie hier spielen?


Die zweite Partie war eher langweilig und sah die Inderin mit Weiß nie wirklich vorne.


Schnellschachpartien 10 + 10

Die zweite Schnellschachrunde zeigte sehr spannendes Schach mit einigen Windungen und beidseitig einigen Chancen Fehlern. Beide Spielerinnen gewannen letztlich ihre Weißpartien und es ging in die nächste Runde (Blitz).



Blitzpartien 5 + 3

Diesmal gelang es der Inderin mit Weiß früh einen großen Vorteil zu erspielen. Die Chinesin stellte Material ein, die Inderin revanchierte sich und die Partie war ausgeglichen und Lei packte ihren Turm an und konnte eine Drohung von Humpy nicht mehr abwehren. Tragisch. In der zweiten Partie gelang es der Chinesin nicht erneut einen Vorteil zu erarbeiten, sondern es war Humpy Koneru, welche die Partie lange Zeit dominierte. Die Chinesin versuchte noch etwas mit einem zu motivierten Opfer, lief aber in einen Konter.

Lei Tingjie hatte mit beiderseits wenig Sekunden auf der Uhr schon etwas unglücklich agiert und fasste hier den eigenen Turm an. Der konnte nicht nach a7 und es gab auch keine andere Möglichkeit die Drohung des gegnerischen Damenzugs nach d7 mit Doppeldrohungen gegen f7 und des Gewinns der Dame via des Turmzuges nach c8 abzuwehren. Ohne ihr Malheur hätte sie vermutlich den Damenzug nach f8 gefunden. Zwar hängt der eigene Turm auf a1, aber Schwarz kassiert dann einfach den weißen Turm auf c7 via Schachgebot auf d6.




Ergebnisse (Event-Homepage).

Fotos: FIDE Chess. Anna Shtourman.


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Titelfoto: Anna Shtourman (FIDE Chess) Erneut entscheidet Nervenstärke

Titelfoto: Anna Shtourman (FIDE Chess)

Es ging hin und her: Beide Inderinnen konnten mit Weiß im Turmendspiel gewinnen. Dann war beiden Spielerinnen der Gewinn entglitten und es sah nach zwei Stichkämpfen aus. Am Ende gewann die jüngere Inderin doch noch, weil ihre Gegnerin zu schnell und immer wieder ungenau spielte. Divya gewann glücklich, aber genauso verdient und steht als erste Spielerin im Finale der Weltpokal der Frauen in Batumi in Georgien.

Von Thorsten Cmiel

Turmendspiele sollten die Spielerinnen auf Weltebene eigentlich beherrschen, aber wenn der Einsatz hoch und die Bedenkzeit knapp ist, dann passieren unfassbare Fehler. Insofern war der zweite Halbfinaltag denkwürdig und historisch. Mit Divya Deshmukh qualifizierte sich die 19-jährige Inderin für das Finale. Das bringt ihr nicht nur mindestens 35.000 US-Dollar ein, sondern vor allem sichert sich Divya durch das Ergebnis die erste GM-Norm und bei einem Sieg im Finale ist sogar der GM-Titel drin.

1. Halbfinale: Humpy Koneru – Lei Tingjie 0.5 – 0.5

Nach lange Zeit ausgeglichenem Spiel verdaddelte die Chinesin das Turmendspiel und stand vor dem Aus. Humpy Koneru sollte eigentlich gewinnen, aber auch die ältere der beiden verbliebenen Inderinnen zeigte überraschende Schwächen bei der Siegführung. Sie verpasste die gleiche Idee zweimal und muss deshalb am nächsten Tag im Schnellschach erneut ran.


An beiden Brettern gab es an diesem Tag spannende Turmendspiele. Wie sollte Koneru Humpy hier am besten fortsetzen?


2. Halbfinale: Divya Deshmukh – Tan Zhongyi 1 – 0

Selten hat man so ein Drama bei den Partien mit klassischer Bedenkzeit im Weltcup in Batumi gesehen. Es ging um viel, vor allem für die Inderin. Damit man die Partie und ihren Verlauf besser nachvollziehen kann, zerlege ich besonders lange Partien in mehrere Abschnitte. Aber es gab noch mehr spannende Momente als hier herausgehoben wurden.

Unkommentierte Partie


Ausgewählte Momente einer ausgekämpften Partie

Beginnen wir mit einigen Fifty-Fifty-Entscheidungen, die ich beim Zuschauen für interessant hielt. Welche Entscheidung jeweils richtig war, kann in der ausführlichen Analyse nachgesehen werden.


In der Eröffnungsphase hatte die Inderin eindeutig mehr vom Spiel. Hier ist einer von mehreren spannenden Fifty-Fifty-Momenten. Die Frage lautet: Wie sollte es Weiß mit dem Damentausch halten? Oder sollte Divya besser auf den Tausch auf d8 verzichten und die Damen mit dem Zurückschlagen auf c1 für einen späteren Angriff auf dem Brett behalten?


Ebenfalls Fifty-Fifty-Entscheidung. Diesmal geht die Frage an die Schwarzspielerin. Sollte die Chinesin mit dem Läufer oder mit dem Bauern auf d5 zurückschlagen?



Eine weitere Fifty-Fifty-Entscheidung. Soll Divya auf a7 nehmen oder besser den f-Springer nach d6 ziehen?


Beide Türme sind angegriffen. Was ist hier der stärkste Zug für Schwarz? – So präsentiert ist es sicher einfacher als in einer praktischen Partie, in der man nicht weiß, dass etwas in der Luft liegen könnte. Aber keine Angst gelegentlich sind meine Fragen Fallstricke. Und nun?



Wie sollte Weiß hier am besten fortsetzen? Divya hat es nach 21 Sekunden richtig gespielt und eigentlich war die Partie entschieden.



Hier gibt es für die Chinesin Tan Zhongyi zwei Züge, die das Remis sichern. Von ihren zehn Minuten Restzeit verbrauchte Tan nur zwei Minuten und entschied sich falsch. Das zu schnelle Spielen in Endspielen war ihr schon vor wenigen Monaten zum Verhängnis beim WM-Kampf gegen Ju Wenjun geworden.



Ergebnisse (Event-Homepage).

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Titelfoto: Anna Shtourman (FIDE Chess) Es ging hin