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Von Thorsten Cmiel

Die Idee der Lasker Aufgaben ist es, einmal in der Woche, in der Regel an Sonntagen, einige wenige Schachaufgaben unterschiedlicher Art an alle Interessierten des Vereins Lasker Köln zu verschicken. Es wird Taktikaufgaben und immer wieder auch mal Fragen zum Endspiel geben. Der Schwierigkeitsgrad wird unterschiedlich sein, damit für Spieler jeder Mannschaft und Spielstärke etwas dabei ist. Die Lösungen gibt es zwei Tage später. Los geht’s.


1. Aufgabe: Weiß am Zuge sollte wie fortsetzen?

Lösung 1. Aufgabe

Schwarz ist fast in Zugzwang. Damit das so bleibt ist der Lösungszug recht logisch 1.Lh1! Schwarz kann nicht auf a8 schlagen oder seinen Turm auf der achten Reihe bewegen, da ein Grundreihenmatt die Folge wäre. Es bleiben Schwarz nur Bauernzüge. 1…b6 (b5) 2.Dg2# und 1…f5(f6) 2.Ld5#. 1…e4 2.Tg5 ist ebenfalls Matt.


2. Aufgabe: Weiß ist am Zuge. Den schnellsten Weg zum Matt bitte.

Lösung 2. Aufgabe

Der Lösungszug ist 1.Sf5! Der Springer kann wegen De8 Matt nicht geschlagen werden. 1…Lf4+ hätte 2.Sg3 Doppelschach und Matt zur Folge. Das ist ein bemerkenswertes Mattbild. Beide Figuren vom Weiß können geschlagen werden, aber wegen des Doppelschachgebotes hilft das nicht.


3. Aufgabe: Weiß ist am Zuge.

Der Lösungszug ist 1.Dxh5+ Kxh5. Danach geht es laut weiter mit 2.Th4+ Schwarz kann auf zwei Arten den Turm schlagen. Immer folgt der Bauernzug g3-g4 mit Matt. Einmal wird der Läufer auf c1 das Fluchtfeld h6 kontrollieren und im anderen Fall ist es der Turm auf a6, der diese Aufgabe übernimmt.


4. Aufgabe: Kann Schwarz am Zuge diese Stellung gewinnen?

Ein klares Ja. So gestellt ist die Antwort natürlich recht einfach zu beantworten. Man muss erkennen, dass das sofortige Umwandeln 1…e1/D wegen 2.Txg4 nicht ausreicht. Auch 1…Kxg3 2.c7 e1/D 3.c8/D genügt nicht zum Sieg. Aber wenn Schwarz mit 1…Sf6+ beginnt, dann bleiben dem schwarzen König keine guten Felder zum Ausweichen. Kritisch ist eigentlich nur die Antwort 2.Kd4 – auf die c-Linie darf er wegen späterer Schachgebote nebst Damengewinn nicht und der König auf d6 läuft in die spätere Springergabel auf e8. Dann gewinnt 2…Kxg3 3.c7 e1/D 4.c8/D Dd2+ 5.Ke5 Df4+ 6.Ke6 Dg4+ mit Damengewinn.

Wer Spaß am Lösen von Schachaufgaben hat, der wird ab 2025 hier in der Schachakademie immer wieder fündig werden. Für den Anfang findet ihr unter den Links weitere Aufgaben und einige Hinweise darauf wie schwer Schachaufgaben sein sollten.


Von Thorsten Cmiel Die Idee der Lasker Aufgaben

Von Thorsten Cmiel

Zwischen Weihnachten und Neujahr spielen die besten Schachspieler traditionell den Blitz- und Schnellschachweltmeister aus. Zeit sich festzulegen wem der über 300 Teilnehmern man folgen will.

Es beginnt am 26. Dezember mit der Schnellschachweltmeisterschaft. Diese hat in diesem Jahr ein besonderes Duell parat: Arjun Erigaisi, der überzeugendste Senkrechtstarter 2024, kann sich via FIDE Circuit für das Kandidatenturnier 2026 qualifizieren, indem er das Turnier gewinnt. Sogar ein geteilter Sieg könnte reichen. Die erste Wahl der Spieler, deren Turnier ich verfolgen will ist also einfach. Neben dem Inder ist der US-Amerikaner Fabiano Caruana eine natürliche Wahl.

Die anderen Spieler im Open, denen ich bei der diesjährigen Ausgabe folge sind: Nodirbek Abdusattorov aus Usbekistan und der deutsche Großmeister Frederik Svane, der im klassischen Schach ein herausragendes Jahr hinter sich hat und im klassischen Schach die Nummer Zwei ist. Das Schnellschachturnier in der offenen Klasse sieht 13 Runden vor. Bei den Frauen sind es elf Runden.


Bei den Frauen konzentriere ich mich auf die deutsche Josefine Heinemann und die zwei jungen Superstars Lu Miaoyi aus China und Divya Deshmukh aus Indien. Beide habe ich im abgelaufenen Jahr ausführlich hier porträtiert und ich will sehen wie sie zum Jahresende abschneiden bei schnelleren Zeitkontrollen. Das Blitzturnier kennt eine wichtige Regeländerung zu den Vorjahren. Zunächst werden genauso viele Runden wie bei den Schnellschachmeisterschaften gespielt. Am Tag drauf gibt es ein Knockout-Turnier der verbliebenen acht Spielerinnen und Spieler.

NameNationRapid RatingRapid RangBlitz EloBlitz Rang
Fabiano CaruanaUSA2766227965
Arjun ErigaisiIND269416274912
N. AbdusattorovUZB27409270719
Frederik SvaneGER24551242502111
D. DeschmukhIND239318233329
Lu MiaoyiCHN231740217281
J. HeinemannGER221878227647

Stand 23.12.2024. Bei den Frauen sind 113 und 115 (Rapid) Spielerinnen gemeldet. In der offenen Klasse 184 und 182 (Rapid).

Die Elozahlen bei schnelleren Bedenkzeiten mögen manche Zuschauer überraschen. Aber Verzerrungen sind dabei vorprogrammiert. Viele der Spielerinnen und Spieler spielen nur ein gewertetes Turnier in diesen schnelleren Kadenzen und das findet zwischen Weihnachten und Neujahr statt. Die Topspieler nehmen immerhin an der Grand Chess Tour teil und dort ist es Teil des Programms. Deren Elozahlen könnten also valider sein.

Die Kritik an dem Event aus Spielersicht ist verständlich trotz eines Gesamtpreisfonds von einer Million Euro – jeweils 40 Preise gibt es. Die drei offiziellen Hotels rufen hohe Hotelpreise auf. Es beginnt bei 319 US-Dollar aufwärts. Hinzu kommt der Flug nach New York. Ein weiterer Kritikpunkt im Vorfeld ist der neu eingeführte Ruhetag zwischen Schnellschach- und Blitzturnier. Wer alles noch genauer wissen will, der sei auf die Turnierregeln verwiesen.

Mögen die Spiele beginnen.


Von Thorsten Cmiel Zwischen Weihnachten und Neujahr spielen

Titelfoto: Austin Fuller. Saint Louis Chess Club.

Von Thorsten Cmiel

Der Weltschachbund plant mehrere Änderungen am Reglement des FIDE Circuit 2025. Das gab die FIDE in einer Pressemeldung am 20. Dezember bekannt. Man reagiert damit auf das Feedback der Spieler. Beim letzten Circuit hatte es ebenfalls solche Änderungen gegeben als Reaktion auf ein kurzfristig angekündigtes GM-Turnier in Chennai und eine Turnierserie in Frankreich.

Der FIDE Circuit ist ein Weg zur Qualifikation zum Kandidatenturnier 2026. In der Version 2024 hat zurzeit Fabiano Caruana die besten Chancen. Die geplanten Änderungen für 2025 greifen Kritik auf. So war das Turnier Norway Chess nicht Teil des FIDE Circuit 2024, da dort sechs Spielerinnen und Spieler doppelrundig gegeneinander antraten. Die Regeln forderten allerdings mindestens acht Teilnehmer.


Geplante Vorschläge im Einzelnen

Bei Turnieren mit weniger als 10 Teilnehmern werden weiterhin Punkte für die ersten drei Plätze vergeben. Bei Rundenturnieren mit zehn bis zwölf Teilnehmern werden die Punkte an die vier Bestplatzierten vergeben. Bei Turnieren mit mehr als zwölf Teilnehmern erhalten die fünf Erstplatzierten Punkte.


Die Lex Norway Chess soll lauten: Doppelrundenturniere mit mindestens sechs Teilnehmern und einer durchschnittlichen Bewertung von 2700 Elo-Punkten sind ebenfalls für Circuit-Punkte qualifiziert.


Zuletzt hatte sich Fabiano Caruana in den Vereinigten Staaten von Amerika einer Tortur unterzogen und gleich zwei typische US-Open gespielt, um im FIDE Circuit 2024 Punkte zu sammeln. Man könnte aber auch sagen, dass er das System genutzt hat. Der Circuit sieht vor, dass mindestens zwei von sieben Turnieren in der Wertung nach Schweizer System ausgetragen werden müssen.

Jetzt will die FIDE dem Rechnung tragen und die erzielbaren Circuit-Punkte für diese schnelle Turnierform verringern. In US-Turnieren gibt es zudem die Möglichkeit auszusetzen. So setzte der an zwei gesetzte Spieler bei den US-Masters geplant in drei Partien aus. Das führt zu einer Verzerrung der Wertigkeit mit der ein Turnier für den Circuit gewertet wird. Die FIDE formuliert das in ihrer Pressemitteilung etwas anders.

Eine endgültige Fassung der FIDE Circuit Regeln für 2025 soll in Kürze vom FIDE Council genehmigt und bis zum 31. Dezember 2024 veröffentlicht werden.


Pressemeldung der FIDE.

Titelfoto: Austin Fuller. Saint Louis Chess Club. Von

Von Thorsten Cmiel

Die Idee der Lasker Aufgaben ist es, einmal in der Woche, in der Regel an Sonntagen, einige wenige Schachaufgaben unterschiedlicher Art an alle Interessierten des Vereins Lasker Köln zu verschicken. Es wird Taktikaufgaben und immer wieder auch mal Fragen zum Endspiel geben. Der Schwierigkeitsgrad wird unterschiedlich sein, damit für Spieler jeder Mannschaft und Spielstärke etwas dabei ist. Die Lösungen gibt es zwei Tage später. Los geht’s.


1. Aufgabe: Weiß am Zuge sollte wie fortsetzen?

Diese Aufgabe ist ein weiterer Social Media Fund. Nicht allzu schwierig denke ich. Aber gut zum Aufwärmen.


2. Aufgabe: Weiß ist am Zuge. Den schnellsten Weg zum Matt bitte.

Die Schlussstellung war es mir wert die Aufgabe in die Auswahl zu nehmen.


3. Aufgabe: Weiß ist am Zuge.

Kann Weiß seinen Angriff noch weiter verstärken? Wie?


4. Aufgabe: Kann Schwarz am Zuge diese Stellung gewinnen?

Auf diese Situation hat Jacob Aagaard in einer Ausgabe für das niederländische Magazin New In Chess hingewiesen.

Wer Spaß am Lösen von Schachaufgaben hat, der wird ab 2025 hier in der Schachakademie immer wieder fündig werden. Für den Anfang findet ihr unter den Links weitere Aufgaben und einige Hinweise darauf wie schwer Schachaufgaben sein sollten.


Von Thorsten Cmiel Die Idee der Lasker Aufgaben

Von Thorsten Cmiel

Christof Sielecki ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren in der internationalen Schachszene. Seine Eröffnungskurse und Bücher sind beliebt unter ambitionierten Schachspielern und Anfängern gleichermaßen. Sielecki hat eine gar nicht so häufige Gabe, er kann Schach erklären und so nennt er sich auch: Chess Explained.

Christof Sielecki, geboren 1974, war ein Spätstarter im Schach und begann erst mit 14 Jahren im Verein zu spielen. Mitte der Achtziger Jahre gab es noch wenig Trainingsangebote für Jugendliche und so schlug sich Christof wie seinerzeit üblich als Autodidakt durch und las viele Schachbücher. Immerhin konnte er früh mit dem Computer arbeiten, mit Datenbanken beispielsweise. Das bestimmte dann sein weiteres Fortkommen und Sielecki begann sein Berufsleben mit einer Bankausbildung bei der WestLB in Düsseldorf. Dort arbeitete er im Controlling, da ihm IT Projekte Spaß bereiteten. Im klassischen Bankgeschäft war er nach der Ausbildung nie tätig. Seine Aufgaben waren ausschließlich techniknah und umfassten das Beraten des Managements und das Betreuen von IT-Systemen.

Der Spätstarter

Beim Titelerwerb nahm Sielecki sich mehr Zeit als andere. Mit 21 Jahre wurde der Dinslakener FIDE-Meister und mit 23 Jahren hatte Sielecki bereits eine Hürde für den Titel eines Internationalen Meisters genommen und eine respektable Elozahl von mehr als 2400 Punkten erspielt. Seine ersten zwei Nomen holte Sielecki 1997 in Ungarn. 14 Jahre später, mit 37 Jahren, gelang ihm seine dritte und definitive Norm beim 27. Europäischen Club Cup im slowenischen Rogaska Slatina. Es funktionierte vorher einfach nicht oder bei ihm haben die Nerven versagt, so erinnert sich Sielecki im Jahr 2024. Vielleicht hat die Arbeit an seinem neuen Youtube-Kanal 2011 ihm geholfen. In jedem Fall gab der Titel ihm Auftrieb für seine spätere Karriere. Ein Titel sei heutzutage schon längst kein Argument mehr, um im Schachgeschäft erfolgreich zu sein, aber 2011 sei der IM-Titel wichtig gewesen.

Die Anfänge

An den Start seiner professionellen Schachkarriere erinnert sich Christof Sielecki noch ganz genau: Es begann wie bei vielen Stars der Szene mit dem eigenen YouTube Kanal. Den Ausschlag dazu gab ein Gespräch mit einem anderen Schachspieler und Arbeitskollegen in der Bank, der ihm letztlich ein Kompliment machte und sagte Sielecki könne Schach gut erklären. Christof besorgte sich ein günstiges Mikrofon und stellte seine ersten Videos auf Youtube für die Welt sichtbar. Zunächst nahm er eigene Online Blitzpartien auf und erzählte was ihm durch den Kopf ging. Er hatte nicht erwartet, dass diese Videos irgendwen interessieren würden, statt der erwarteten zwei Zuschauer waren es aber schnell einige Dutzend, die sich für seine Aufnahmen interessierten. Damals gab es nur wenige Schachkanäle und Sielecki war einer der Ersten erinnert er sich heute. Youtube war 2011 kaum bekannt und niemand konnte die Dimension des späteren Wachstums der Videoplattform vorhersagen. Videos von Blitzpartien mit Kommentaren sind heutzutage längst ein typisches Sendeformat. Manche wie Hikaru Nakamura, ein US-amerikanischer Spitzengroßmeister, haben dieses Format zu ihrem Lebensalltag gemacht und verdienen Millionen. Sielecki selbst war jahrelang als „Banter“-Spieler aktiv für die inzwischen eingestellte Webpräsenz von Chess24, einem Hamburger Onlineportal für Schach. Dort konnten Abonnenten gegen bekannte Schachspieler online Partien spielen und die anderen Zuschauer verfolgten die Livekommentierungen. Gespielt wurden meistens längere Blitzpartien.

Ein Zufallsgegner

Zum Start entstanden so mehrere Dutzend Videos für den zufällig Chess Explained“ genannten Kanal, zunächst in deutscher Sprache und dann in englischer Sprache. Sielecki wollte ausprobieren, ob sich dann mehr Zuschauer finden würden. Seine erste per Video übertragene Partie spielte er ausgerechnet gegen Hikaru Nakamura.

Also ich habe wirklich da gesessen und gesagt, jetzt nehme ich die erste Partie in Englisch auf, und dann haben sie mir Nakamura zugelost im ICC.* Das ist natürlich ein Hammer. Der war noch nicht die Internetprominenz wie heute, aber es war trotzdem super.

*Der ICC ist der Internet Chess Club.

Seine ersten Videos seien irgendwie skurril gewesen meint Christof Sielecki, da er zu Beginn noch keine Kamera benutzt habe, sondern nur das Brett aufnahm und aus dem Off kommentierte. In jedem Fall sei sein Kanal schnell gewachsen, erinnert sich Sielecki.

Nach zwei oder drei Jahren hatte Sielecki 25 bis 30 Tausend Abonnements. Und war damit ungefähr in den Top 20 der auf Schach spezialisierten Kanäle. In den ersten zwei Jahren nach dem Start bekam Christof Sielecki dann immer mehr Feedback und Anfragen, ob er Schachtraining geben könne. Das lehnte er zunächst ab, da er Vollzeit im Büro bei einer Bank arbeitete. Immerhin bemerkte der Dinslakener, dass es offensichtlich einen Bedarf gab.

Bankpleite als Startschuss

2013 dann verlor die WestLB, eine Landesbank, ihre günstige Refinanzierungssituation via Landesgarantien und wollte Mitarbeiter loswerden. Sielecki ergriff seine Chance und nahm das Abfindungsangebot an: Sielecki machte sein Hobby Schach zum Beruf, mit 39 Jahren. Für den Spätstarter ging es dann plötzlich sehr schnell. Noch zu Zeiten seines Jobs bei der Bank hatte Christof die Arbeit an seinem ersten gedruckten Schachbuch begonnen. Das Buch kam dann 2015 heraus.

Christof Sielecki erinnert sich so an seine Gedanken in der Anfangsphase: »Ich laufe jetzt nicht Gefahr, Pleite zu gehen nach einem Monat. Ich kann versuchen, ob es geht. Anfang Februar 2014 hatte ich sofort Schüler. Ich hatte sofort so viele Schüler, dass ich die Abfindung gar nicht gebraucht hätte. Es lief von Anfang an und wurde immer mehr. Ich hatte im Prinzip dann 2014/15 einen Vollzeitjob als Online-Trainer im Wesentlichen. Ich habe es einfach ausprobiert und bin losgelaufen.«

Sielecki war fleißig und gab jede Woche dreißig bis vierzig Stunden Schachunterricht.

Online-Trainer wird Chessable Autor

In der Folge gibt es immer wieder Zufälle, die sich später als wertvoll erweisen. So auch bei Christof Sielecki. Ende 2014 oder 2015 kontaktierte ihn ein gewisser John Bartholomew aus Minnesota. Auch der startete seinen eigenen YouTube Kanal und kontaktierte Sielecki, um nach Tipps zu fragen. Die beiden tauschten sich aus und Bartholomew half Sielecki bei Fragen zum Online-Schachtraining.

Aus dem Kontakt zu Bartholomew wurde später mehr und gab Sielecki’s Berufsleben eine weitere rasante Wendung. Anfang 2016 meldete sich der US-Amerikaner via e-Mail und berichtete von seinem neuesten Projekt, einem Startup. Bartholomew war einer der Mitgründer von „Chessable“ und wollte eine Schachlernplattform aufbauen. Er fragte Sielecki, ob er einen Kurs machen wolle, da es noch an Inhalten fehlte. Die Plattform funktionierte zu dem Zeitpunkt noch gar nicht. Es gab eine Webpräsenz und eine Idee, aber nichts was schon funktional war. Sielecki sagte trotzdem zu und machte einen Kurs über das Wolga Gambit, eine dynamische Eröffnungsvariante für Schwarzspieler. Zur Themenauswahl hatte Sielecki „Marktforschung“ betrieben, indem er seine Vereinskameraden befragte was die interessieren würde. Der Kurs kam im August 2016 heraus und war einer der allerersten Kurse auf der Plattform. Die Verkaufszahlen waren ansprechend. In der Urversion von Chessable wurden die Kurse ohne Videos angeboten. Es gab nur Textteil mit einem Move-Trainer. Man habe damals noch etwas ausprobiert und wusste gar nicht so genau was ankommt bei potentiellen Käufern der Kurse. Das ist inzwischen anders. Chessable ist ein internationales Unternehmen, das beinahe täglich neue Schachkurse herausbringt.

Heute Vollzeit – Autor

Für Sielecki war 2017 das Kursgeschäft damals nur die Zweitbeschäftigung. Sein nächster Kurs beschäftigte sich mit dem Aufzug mit dem Königsbauern (1.e2-e4) und Sielecki nannte das einfach „Keep it simple“. Im März 2018 kam der Kurs raus und hatte erstmals Videos. Die Übertragungstechnik bei Chessable-Kursen ist das Internet und die Technik war neu und gab Zuschauern die Möglichkeit hin- und herzuspringen zwischen den Zügen und den Erläuterungen dazu. Dieser Kurs war ein Kassenschlager und der Beginn von weiteren Kursen mit unterschiedlichen Startzügen von Sielecki.

Chess Explained ist inzwischen eine Marke in der Welt des Schachwissens. Solche Marken sind laut Sielecki wichtig, wobei für ihn die Produktmarke „Keep it simple“ für Kurse und für Bücher eine noch größere Bedeutung zu haben scheint. Das hat Wiedererkennungswert und es geht natürlich darum, Alleinstellungsmerkmale zu kreieren, um sich von anderen im Markt abzusetzen. Inzwischen gibt es viele Autoren bei Chessable.

Kein Blick zurück

Der Youtube-Kanal von Sielecki ist eingeschlafen. Das ist einfach ein anderes Geschäftsmodell. Zwar macht ihm das Aufnehmen von Videos durchaus Spaß, aber als Streamer oder Youtuber muss man öffentlich viel präsenter sein. Irgendwie zur Markenpflege dient ein regelmäßiges Format mit dem bekanntesten deutschen Youtuber, Georgios Soleidis. Die beiden haben ihr markanten Köpfe zum Programm gemacht und nennen sich die „Schachglatzen“. Alle paar Wochen verabreden sich die beiden Schachprofis und besprechen was in der Schachwelt so passiert.

Der Erfolg als Autor für Onlinekurse hatte erkennbare Konsequenzen für Sielecki, der sich voll auf das neue Geschäft einlassen wollte, keine neuen Schüler mehr annahm und so aus dem Trainergeschäft herauswuchs. Inzwischen arbeitet Sielecki nur noch sporadisch ein bisschen als Schachtrainer und sieht sich als Vollzeitautor, die Bezeichnung als Content Creator mag er nicht.

Seinen Schritt in die Selbstständigkeit hat Sieleckt nie bereut und sein Abschlusszeugnis von der Bank befindet sich noch immer in einem verschlossenen Umschlag in irgendeiner Schublade.

Fotos: Chessable.

Von Thorsten Cmiel Christof Sielecki ist einer der

Von Thorsten Cmiel

Die Idee der Lasker Aufgaben ist es, einmal in der Woche, in der Regel an Sonntagen, einige wenige Schachaufgaben unterschiedlicher Art an alle Interessierten des Vereins Lasker Köln zu verschicken. Es wird Taktikaufgaben und immer wieder auch mal Fragen zum Endspiel geben. Der Schwierigkeitsgrad wird unterschiedlich sein, damit für Spieler jeder Mannschaft und Spielstärke etwas dabei ist. Die Lösungen gibt es zwei Tage später. Los geht’s.


1. Aufgabe: Weiß am Zuge sollte wie fortsetzen?

Lösung 1. Aufgabe

Die Lösung ist nicht zu komplex, aber schick und enthält mehrere Elemente. Es beginnt mit einem Damenopfer. 1.De7+ Sxe7 2.Sgf6+ Hier geht es um die Kontrolle des Feldes d7, indem der Läufer auf h3 freigelegt wird. 2…Dxf6 (2…Sxf6) 3.Sc7 Matt.


2. Aufgabe: Weiß ist am Zuge. Was tun?

Lösung 2. Aufgabe:

Es beginnt mit 1.Lxe5+ dxe5 2.Df6+ Kg8 3.Tg1+ Kf8 4.Dd6+ Te7 5.Dh6+ Ke8 6.Tg8+ Kd7 7.Dc6 Matt. Nimmt Schwarz mit dem Turm auf e5, dann ändert das an der obigen Mattsequenz nichts. Gefunden habe ich diese Aufgabe zuerst bei Susan Polgar.


3. Aufgabe: Weiß ist am Zuge.

Lösung 3. Aufgabe

Nicht allzu schwierig. Der richtige Weg ist: 1.Sxd5 Dxd5 2. Dxd5 Sxd5 3.Lb5+. Weiß gewinnt.


4. Aufgabe: Wie würdet ihr mit Schwarz am Zuge hier fortsetzen?

Wer Spaß am Lösen von Schachaufgaben hat, der wird ab nächstem Jahr hier in der Schachakademie fündig werden. Für den Anfang findet ihr unter den Links weitere Aufgaben und einige Hinweise darauf wie schwer Schachaufgaben sein sollten.


Von Thorsten Cmiel Die Idee der Lasker Aufgaben

Von Thorsten Cmiel

Drei intensive Wochen gefüllt mit grandiosem Schach und zuletzt vielen Emotionen gehen heute zu Ende. Wir haben einen neuen Weltmeister. Gukesh heißt der Junge. Manche Geschichten sind noch nicht aufgeschrieben und manche werden vermutlich nie erzählt. Manche Gespräche kommen noch, andere sind für die Schublade, wie es neuerdings unter Schachjournalisten heißt.

Bildmaterial

Ich habe es genossen das angebotene Bildmaterial des Weltschachbundes FIDE zu nutzen. Nach meiner Vorstellung sollte Schachberichterstattung die Kombination aus hochwertiger Fotografie und engagiertem Text einsetzen, um das Produkt Schachsport besser zu vermarkten und tiefergehendes Interesse am Schachspiel zu wecken. Es gab in Singapur zwei offizielle Fotografen, die uns täglich mit hervorragendem Bildmaterial versorgten.

Chin An (Singapur)

Sein erstes Schachevent dokumentierte Eng Chin An. Er ist ein 27-jähriger Musikfestival- und Sportfotograf aus Singapur, dem nach eigener Aussage seine Arbeit hier viel Spaß gemacht hat in den letzten drei Wochen. Wer mehr über ihn erfahren will und seine Fotos, dem sei der Besuch seiner Homepage empfohlen. Ich hoffe das Turnier war nicht sein letztes Engagement in der Schachfotografie.


Maria Emelianova

Maria Emelianova (37) ist eine bekannte und langjährige russisch-englische Schachfotografin. Maria (Photochess) arbeitet als feste Fotografin für die Plattform Chess.com und dokumentiert Topevents. Wer mehr wissen will, der sei auf ihre Homepage verwiesen. Wenn ich es richtig sehe ist sie nicht ganz ausgelastet und versucht sich ebenfalls als Streamerin. In Singapur gehörte sie jeden Tag bei den Pressekonferenzen zu den eifrigsten Fragestellerinnen.


Broadcasting

Bewegte Bilder aus Singapur lieferte ein überwiegend niederländisches Team. Die Geschichte von Menno Pals, der sich mir als „Head of Broadcasting“ vorgestellt hat, seinem Unternehmen und seinem Team erzähle ich in einem anderen Zusammenhang. Auf den Fotos nicht zu sehen sind andere Teammitglieder: der als Fotograf bekannte Lennart Ootes und Freek Cool, der für den Einsatz der Künstlichen Intelligenz im Team zuständig ist. Das war in Budapest besonders wichtig, weil dort die Zahl der Kameras viel größer ausfiel.


Ab jetzt erlaube ich mir in diesem Beitrag die Qualität der Fotos erkennbar runter zu fahren. Alle Fotos ohne Namen eines Fotografen sind aus meiner Handykamera. Ich denke das sieht man meist. Macht nichts. Manche der folgenden Bilder erzählen Geschichten, die ich bisher gar nicht erzählen konnte.

Tagein Tagaus

Mein Arbeitstag in Singapur begann meist gegen zehn Uhr im Hotel Ora auf Sentosa Island. Ich bin ein Gewohnheitstier und daher kombinierte ich fast jeden Tag eine heiße Schokolade mit einem Mandelteilchen. Die Preise waren anspruchsvoll auf der Vergnügungsinsel und diese Kombination kostete umgerechnet etwa 14 Euro. Dafür hatte ich einen Arbeitsplatz und wurde zufrieden gelassen. Zudem sind Singapur und die Vergnügungsinsel bestens digitalisiert und überall gab es von den Hotels angebotenes frei zugängliches schnelles WLan.

Die Partien begannen erst um 17 Uhr, also selbst für Schachprofis eher spät am Tag. Für Journalisten ergab sich daraus ein Problem, denn die Partien dauerten fast immer mindestens vier Stunden. Danach gab es eine etwa halbstündige Pressekonferenz und wir waren meist zu spät für die Restaurants auf Sentosa Island. Die erste Anlaufstelle für Essen nach den Partien war in den ersten Runden die Kantine des Spielkasinos. Über das Treiben dort könnte man einige Geschichten erzählen. Ich fasse mich kurz: Wir haben dort viele Asiaten gesehen, die gelangweilt ihr Geld verspielten. Ich erfahre, dass Singapurer dort Eintritt berappen müssen, was gegen die Spielsucht Einheimischer wirken soll. Das Geld von Touristen ist natürlich herzlich willkommen. Es blinkt überall im Kasino, unzählige einarmige Banditen sind in dutzenden langen Reihen aufgestellt. Was wie Entertainment aussieht ist nichts anderes als ein Geldschlund neben dem anderen. Selbst das altehrwürdige Roulettespiel wird hier nur elektronisch angeboten. Ich habe nicht versucht in diesem Spieltempel Fotos zu machen, da das verboten ist.

Anfangs fanden Gespräche unter deutschen Journalisten nach den Partien in der Kantine des Kasinos statt. Das Essen war preiswert und wie in einer der unzähligen Garküchen in Singapur. Zu Ullrich und mir gesellte sich einmal im Casino Harry Schaack Chefredakteur und Herausgeber des Schachkulturmagazins Karl. Harry schlug eines Abends vor in Chinatown Essen zu gehen. Das war ein kulinarischer Aufstieg, den wir an den folgenden Tagen öfters in Anspruch nahmen. In Chinatown sind die Küchen nachts länger geöffnet. Gegessen habe ich viele Gerichte, deren Namen ich nicht wiedergeben kann und die ich via Bildern in den Karten ausgewählt habe. Um es kurz zu machen: das Essen war hervorragend. Wer gutes Essen mag, der dürfte in Asien fündig werden.

Einen Abend verbrachten wir in Chinatown, um einen unerwarteten Preis der FIDE für Ulrich Stock von der „Die ZEIT“ zu feiern. Uns war nicht so ganz klar warum er den Preis bekam, denn die Laudatio war schnell verlesen worden und später nicht zu haben. Am gleichen Tag wurden beispielweise noch Leontxo Garcia und Mike Klein von Chess.com und manche eigene Mitarbeiter der FIDE ausgezeichnet. Maria Emelianova bekam einen Preis für ihre Fotoarbeiten. Immerhin schick sah er aus.

Ich versuchte ein Interview mit Ulrich zu machen, aber es war nicht sein Tag und vermutlich wandern meine Aufzeichnungen in die Schublade. Ulrich war am Morgen sein Handy irgendwann runtergefallen und ein weißes Hemd bei einem scharfen chinesischem Pot, das ist eine Art Suppe in der wir unterschiedliches Fleisch gegart haben, war keine Idealkleidung. Das Unterfangen führte unweigerlich zu einer farblichen Veränderung des Shirts.

Mehr zum Thema Garküchen findet sich in einem Artikel, den ich für die Zeitschrift Schach verfasst habe. Inklusive einiger Fotos von Sehenswürdigkeiten, die ich in der Nähe des Finanzzentrums entdeckt habe. In einem bekannten Hotel hatte einer, der hier in Singapur keine Rolle spielte, halb nackt am Brett gesessen. Ulrich Stock hat es für Die ZEIT aufgeschrieben. Einige Artikel finden sich hier.


Little India – Wer ist Gukesh?

Am Ruhetag nach der zwölften Runde fand ich Zeit mir Little India anzuschauen. Hier meine unbearbeiteten Notizen vom Tag.


Aus der Vivo City geht es in der Harbor Front Station in die Nordost Linie, eine von sechs U-Bahn-Linien in Singapur in Richtung Little India, nach zwei Stationen passiert man Chinatown, das ich bisher dreimal, aber immer nur nachts besucht habe. Meist aus kulinarischen Gründen und einmal endete ich mit einem US-Amerikaner und einem Briten in einer Cocktailbar, die zu den Top 50 in Asien gehört, hieß es. In Chinatown hatte ich dort an einem Abend Dopplings komischerweise mit Sauerkraut gegessen, was die Bedienung selbst verwunderte. Immerhin ihr Kollege konnte die eigene Karte übersetzen. In Chinatown sind die Restaurants zahlreich, günstig und wir waren bisher sehr zufrieden. Zurück muss man dann allerdings ein Taxi nehmen, um auf die Vergnügungsinsel Sentosa Island zu kommen. Dann kommt die Station Little India das Stadtbild ist geprägt von vielen kleinen Geschäften. Neben Schmuckläden, sind das vor allem Friseurgeschäfte und Obstverkäufer zahlreich vertreten. Unzählige Möglichkeiten Essen zu bekommen tun sich auf. Mein Reiseführer rät dazu die Gerüche aufzusaugen. Gold und Götter spielen eine Rolle, das sieht man an den Auslagen. Es gibt hier alles von Kitsch über T-Shirts bis hin zu Schuhen und Spielzeug. Auffällig für mich ist, dass es die Männer sind, die an den Nähmaschinen sitzen. Blumenbinden ist auch ein Handwerk, das man hier beobachten kann. Ich erinnere mich an Fotos indischer Spieler am Flughafen, die mit Blumengirlanden behängt werden. Was hat es damit auf sich? Rechercheauftrag an mich selbst. Ein Goldschmied ist hier neben dem anderen in einer der Straßen in Little India. Fotografieren der Schmuckstücke ist verboten. Neben filigran gearbeiteten goldenen Gehängen, die schwerer aussehen als sie sind, bieten einige Goldschmiede auch Diamanten.

In einem Laden in der Nähe der U-Bahnstation dachte ich eine spontane Recherche starten zu müssen. Chennai Trading heißt der Shop. Weder die Verkäuferin noch eine Kundin, die nach eigener Aussage aus Chennai stammt, wussten von der Schachweltmeisterschaft in der Stadt und Gukesh kannten die Frauen ebenfalls nicht….Vielleicht ist das jetzt anders.


Die Geschichte hinter diesem Foto ist teilweise bereits erzählt und handelt von einem massiven Elo-Export nach Asien. Ulrich Stock und ich hatten zur Abwechslung an einem Blitzturnier teilgenommen. Anfangs lief es bei mir gefühlt ganz gut, aber nach vier Punkten nach fünf Runden kam nur noch ein halber Punkt hinzu und was für einer.

Ich sah erst bei Ansicht des Videos von John Brezina, dass ich nach dem Schlagen des Turmes auf b3 im Schach (der Turm steht auf a4) stand und mein Springerschach auf b6 war damit ein illegaler Zug. Ich hätte also einen ganzen Turm verloren in der Situation. Wir haben es beide nicht bemerkt und so ging es munter weiter und endete Remis.


Diese namenlose* junge Frau ist aus St. Angeles und spielt seit der Pandemie Schach. Zum Schach ist sie wegen eines komischen Videos von Hikaru Nakamura gekommen, mit der Netflix-Serie Queensgambit hatte es nichts zu tun. Sie war in Asien und auf dem Weg nach Berlin zu einer Hackerkonferenz, wenn ich es richtig verstanden habe. Sie hörte von der Schachweltmeisterschaft in Singapur und suchte nach dem Match einen Spielpartner in dem Hotel in dem ich täglich morgens gefrühstückt habe. Ich hatte keine Zeit für eine Partie, aber später fand sich jemand. Immerhin konnte ich sie auf eine Veranstaltung am Nachmittag hinweisen, eine Autogrammstunde vor der Siegerehrung. Sie konnte ein Autogramm ergattern. Ich sah sie später in der Schlange stehen mit Hunderten anderen Fans. Einer davon ist dieser junge Spieler, der zusammen mit seinem Vater seine Präferenz offen zeigt.

*Ich wollte ihr eigentlich per e-Mail eine Nachricht zukommen lassen, aber meine Aufzeichnung unseres kurzen Gespräches ist gecrasht.

Im Vergleich dieser beiden Fotos erkennt man sehr gut, warum man auf professionelle Fotos zurückgreifen sollte.


Ein letzter Blick aus dem Hotelzimmer auf Sentosa Island am Abend vor der Abreise. Traumhaft.

Von Thorsten Cmiel Drei intensive Wochen gefüllt mit

Dieses Titelbild von Dariusz Gorzinski zeigt eine antike Schachuhr.

Eigentlich müssen Turnierpartien von den Spielern dokumentiert, mitgeschrieben werden. Das gilt Zug für Zug. Aber das ist keineswegs immer so und hängt an der Bedenkzeitregelung. Ein Beitrag vom Internationalen Schiedsrichter Gerhard Bertagnolli über eine wenig bekannte Regel beim Turnierschach, Besonderheiten in Zeitnot und was das mit der dritten Partie bei der Schachweltmeisterschaft zwischen Ding Liren und Gukesh in Singapur zu tun hat.

Jüngere Spieler könnten überrascht sein, denn in Partien mit klassischer Bedenkzeit gibt es die Mitschreibpflicht immer. Ältere Spieler erinnern sich aber an andere Zeiten, nämlich wenn man sich in Zeitnot befand und dann in ganz speziellen Situationen nicht mitschreiben musste. Beginnen wir mit den offiziellen Regeln:

Im Laufe der Partie ist jede Spielerin / jeder Spieler verpflichtet, ihre / seine eigenen Züge und die ihres / seines Gegenübers auf korrekte Weise, Zug für Zug, so klar und lesbar wie möglich aufzuzeichnen.

(8.1.1 Laws of Chess in die deutsche Sprache übersetzt.)

Die Mitschrift hat auf dem dafür vorgesehen Formular in algebraischer Notation zu erfolgen. Eine Eingabe in ein elektronisches und dafür von der FIDE zertifiziertes Gerät ist ebenfalls möglich, aber hier nicht unser Thema. Es besteht die Pflicht zum kontinuierlichen Mitschreiben – und zwar Zug für Zug, nicht erst im Nachhinein.

Doch wie bei vielen Regeln gibt es auch hier Ausnahmen: Die Pflicht Mitzuschreiben entfällt in einer Spielphase in der sich ein Spieler in Zeitnot befindet. Zeitnot ist dabei definiert als eine Restbedenkzeit von weniger als fünf Minuten bis zur nächsten Zeitkontrolle. Aber das gilt nur für Spielphasen in denen ein Spieler keinen Zeitzuschlag von 30 Sekunden oder mehr pro Zug (Inkrement) erhält. Zudem gilt: Sobald die Spielphase der knappen Bedenkzeit (Zeitnot) vorbei ist, muss der Spieler die Züge auf seinem Partieformular nachtragen.


Im Turnierschach dienen Partieformulare dazu, um die wichtigsten Informationen zu einer Turnierpartie zu dokumentieren. Das sind Datum, Turnier, Runde, Namen der Spieler, die Züge und am Ende das Resultat und die Unterschriften der Spieler.

Bei internationalen Turnieren und in Team-Wettbewerben ist es üblich, dass Partien auf Durchschlagspapier mindestens ein weiteres Mal aufgezeichnet werden. Die Föderation, also der Weltschachbund oder der deutsche Schachbund beispielsweise, bestehen darauf, dass man das Original abgibt. Dem Spieler bleibt der Durchschlag. Partieformulare von wichtigen Ereignissen haben für manche Sammler einen hohen Wert. Beim Kandidatenturnier in Toronto beispielsweise konnten Fans im Shop originale Durchschläge von Partieformularen der Spieler kaufen und mussten dafür 200 kanadische Dollar hinblättern. (TC)


Es gibt also zwei Fälle zu unterscheiden:

Fall 1

Der Spieler erhält für jeden Zug mindestens 30 Sekunden Zeitbonus. Eine typische Bedenkzeit im klassischen Schach beträgt: 90 Minuten für 40 Züge, gefolgt von 30 Minuten für den Rest der Partie, mit einem Bonus von 30 Sekunden pro Zug.

Mitschreibpflicht

Hier bleibt die Mitschreibpflicht bestehen. Der Spieler muss sowohl seine eigenen Züge als auch die des Gegners Zug für Zug notieren und darf keine Züge überspringen.

Fall 2

Der Spieler erhält zu einem gewissen Zeitpunkt nicht diese zusätzlichen 30 Sekunden (also zusätzlich „nur“ 0 bis 29 Sekunden). Als Beispiel dient uns eine Bedenkzeit von zwei Stunden für 40 Züge und danach nochmals eine Stunde zum Ende der Partie geben (jeweils ohne Zeitgutschrift pro Zug). Es gibt also zwei Perioden pro Spieler: Die erste Periode läuft bis zum Ende der Grundbedenkzeit von zwei Stunden des jeweiligen Spielers. Die zweite Periode zwei findet zum Ende der Gesamtbedenkzeit von drei Stunden eines Spielers statt.

Keine Mitschreibpflicht

Nach 1.55 und 2.55 verbrauchter Zeit in unserem Beispiel entfällt in den jeweiligen Perioden die Mitschreibpflicht. Der Spieler ist die letzten fünf Minuten der Restbedenkzeit (jeder Periode!) nicht verpflichtet, bis zum Ende der jeweiligen Periode mitzuschreiben.

Nachtragen von Zügen

Auch die Pflicht zum Nachtragen der Züge ist geregelt. Ist ein Spieler zum Nachtragen nach der ersten Periode verpflichtet, kann er das Partieformular seines Gegners nutzen und darf erst danach weiterspielen.

Schreiben beide Spieler nicht mehr mit, dann springt der Schiedsrichter oder ein Assistent ein. Nachdem eines der Fallblättchen gefallen ist, hält der Schiedsrichter die Schachuhr an. Die Spieler müssen dann ihre Aufzeichnungen vervollständigen mit jeder verfügbaren Hilfe wie der Notation des Schiedsrichters oder des Gegenübers. Dadurch sollte gesichert sein, dass immer die vollständige Notation vorhanden ist. Im Spitzenschach werden viele Partien live übertragen, wodurch eine zusätzliche Notation zur Verfügung steht.

Praktische Bedeutung

Ob man Schachspielern empfehlen soll in Zeitnot zu geraten, ist natürlich keine Regelfrage. Aber: Nicht mitzuschreiben während einer Zeitnotphase kann Nachteile mit sich bringen. Es könnte bei hochgradiger Zeitnot sein, dass man sich verzählt. Eventuell führt man dann beispielsweise einen „Alibizug“ im 41. Zug aus und verspielt ausgerechnet dann einen Vorteil oder verliert genau wegen dieses einen unüberlegten Zuges Material und möglicherweise die Partie. Ein anderer Nachteil könnte es sein, dass man ohne Notation Schwierigkeiten bekommt, eine dreimalige Stellungswiederholung zu rekonstruieren. Das gilt freilich nicht für Supergroßmeister wie die beiden Spieler in Singapur. Die können das.


Dritte WM-Partie in Singapur

Die Bedenkzeitregelung des WM-Kampfes sah wie folgt aus: Zu Beginn 120 Minuten für 40 Züge (ohne Bonus). Ab dem 41. Zug zusätzlich 30 Minuten plus 30 Sekunden Bonus pro Zug. Das hat Auswirkungen auf die Mitschreibpflicht.


Nach Gukeshs 31. Zug (Tcd1, Restzeit: 18:34) grübelte Ding für den Antwort-Zug etwas länger und verblieb nach seinem 31. Zug …Ke8 mit einer Restbedenkzeit von 1:50 für neun Züge zum Erreichen der 40-Züge-Marke. Als erfahrener Spieler kannte er die Regeln und nutzte die Möglichkeit des Nicht-Mitschreibens. Bis zum vierzigsten Zug gab es keine(!) Mitschreibpflicht in Zeitnot. Danach schon. Die Partie endete allerdings vorher, aber das ist eine andere Geschichte.


Gerhard Bertagnolli (48 Jahre) ist seit 2006 Schiedsrichter, seit 2014 Internationaler Schiedsrichter und seit 2019 der Kategorie A. Als Kommissionsmitglied engagiert er sich zusätzlich seit 2022 in der „FIDE Arbiters Commission“.
Als internationaler Schiedsrichter kommt er in der Schachwelt rum. Am häufigsten Station macht der Südtiroler in Italien, Deutschland und Österreich. Zuletzt war Bertagnolli als Hauptschiedsrichter bei der FIDE Schach-WM der Kadetten in Montesilvano 2024 im Einsatz. Davor als Match-Schiedsrichter bei der Schach-Olympiade Budapest 2024. Zu seinen wichtigsten Erfahrungen gehören das WM-Match in Astana 2003 zwischen Ding Liren und Ian Nepomniachtchi sowie der FIDE Grand Prix in Hamburg 2019 (Sieger: Alexander Grischuk). Hinzu kamen noch zahlreiche weitere Events wie Amateur- und Seniorenweltmeisterschaften und Team-EMs. Die Liste seiner internationalen Einsätze ist länger.

Foto: Niklesh Jain für FIDE Chess.


Anmerkung

Wurde hier die männliche Form gewählt, dann geht das nicht auf den Autor zurück, sondern es handelt sich um eine redaktionelle Entscheidung. Natürlich gibt es im Schach erfreulicherweise viele Frauen, die hervorragende Schiedsrichterinnen sind und die sollen damit keinesfalls ausgeschlossen oder unerwähnt bleiben. Allerdings sind Texte mit politisch korrekten Formen inzwischen fast unlesbar und Lesbarkeit ist uns hier und an anderer Stelle wichtiger. (TC)

Dieses Titelbild von Dariusz Gorzinski zeigt eine

Von Thorsten Cmiel

Die Idee der Lasker Aufgaben ist es, einmal in der Woche, in der Regel an Sonntagen, einige wenige Schachaufgaben unterschiedlicher Art an alle Interessierten des Vereins Lasker Köln zu verschicken. Es wird Taktikaufgaben und immer wieder auch mal Fragen zum Endspiel geben. Der Schwierigkeitsgrad wird unterschiedlich sein, damit für Spieler jeder Mannschaft und Spielstärke etwas dabei ist. Die Lösungen gibt es zwei Tage später. Los geht’s.


1. Aufgabe: Weiß am Zuge sollte wie fortsetzen?

Diese Aufgabe ist ein Social Media Fund. Dort findet man sonst zwar ziemlich viel Unsinniges, aber manchmal auch solche Aufgaben. Das sollte jeder lösen können. Wer etwas mehr Zeit dafür benötigt, macht nichts. Nicht jeder ist Frühaufsteher.


2. Aufgabe: Weiß ist am Zuge. Was tun?

Nicht zu schwierig glaube ich, aber jeder sollte das bis zum Ende durchrechnen. Es gibt eine merkwürdige Lösungssymmetrie zu entdecken.


3. Aufgabe: Weiß ist am Zuge.

Hier gibt es einen klar besten Weg und es kommt auf die Zugfolge an. Ich glaube ein sehr praktisches Beispiel.


4. Aufgabe: Wie würdet ihr mit Schwarz am Zuge hier fortsetzen?

Bei dieser Aufgabe kann man eine längere Variante rechnen. Das Ende ist nicht zu schwierig zu finden, aber wunderschön. Die Stellung ist zwar nicht von Emanuel Lasker, sondern ein von mir leicht bearbeiteter Internetfund, aber die Schlusspointe hat etwas mit Lasker zu tun.

Wer Spaß am Lösen von Schachaufgaben hat, der wird ab nächstem Jahr hier in der Schachakademie fündig werden. Für den Anfang findet ihr unter den Links weitere Aufgaben und einige Hinweise darauf wie schwer Schachaufgaben sein sollten.


Von Thorsten Cmiel Die Idee der Lasker Aufgaben

Foto: John Brezina

Von Thorsten Cmiel

Entscheidend war ein Remis auf der anderen Seite der Welt. Arjun Erigaisi kam über ein Remis gegen Esipenko in der letzten Runde in Katar nicht hinaus. Daher bleibt der US-Amerikaner Fabiano Caruana vorne im FIDE Circuit 2024. Aber das Rennen wird erst in wenigen Tagen entschieden. Sollte der Inder Schnellschachweltmeister werden, sichert ihm das gleichzeitig einen Platz im Kandidatenturnier.

Photo: Anna Shtourman

Arjun Erigaisi hatte seine Chance auf die erneute Führung im FIDE Circuit 2024. Zunächst hatte er seinen Landsmann Murali Karthikeyan geschlagen und dann gab es erneut die weißen Steine für ihn gegen den mit einem halben Punkt führenden Russen Andrey Esipenko. Auch wenn diese Partie spannend war, der Inder hatte keine wirklichen Chancen auf einen vollen Punkt an diesem Tag.




NameLandCircuit Points 2024Tournaments #
1Fabiano CaruanaVereinigte Staaten130.427
2Arjun ErigaisiIndien124.407

Die Übersicht zeigt die zwei führenden Spieler im aktuellen FIDE Circuit. Würde Arjun die Schnellschachweltmeisterschaft gewinnen, dann wäre er knapp qualifiziert für das Kandidatenturnier 2026. Ein geteilter erster Platz mit zwei Wettbewerbern würde ebenfalls genügen. Das schlechteste Ergebnis des Inders würde dann ersetzt. Ein Sieg bei der Blitz-WM würde hingegen nicht ausreichen, nach jetzigen Berechnungen. Das liegt daran, dass für Schnellschach- und Blitzturniere geringere Punkte vergeben werden als im klassischen Schach.


Foto: John Brezina Von Thorsten Cmiel Entscheidend war ein