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Titelfoto Michal Walusza (FIDE Chess)

Von Thorsten Cmiel

Josefine Heinemann, Divya Deshmukh und Lu Miaoyi spielten drei völlig unterschiedliche Turniere. Am Ende dürfte keine der Spielerinnen zufrieden mit ihrer Leistung gewesen sein. Schauen wir auf das Ende.

Beginnen wir mit etwas Statistik. (Quelle: Chess-results.com)

Name (Rapid Elo)Runde 1 – 4Runde 5 – 8Runde 9 – 11GesamtPerformanceElo +/-
D. Desmukh (2393)23272341-6.5
J. Heinemann
(2218)
1.52.515 2263+14.4
Lu Miaoyi
(2317)
1.511,541989-86.6

Die erst 14-jährige Chinesin Lu Miaoyi ist die Aufsteigerin im klassischen Frauenschach im Jahr 2024 gewesen. Sie hat in einem Jahr 182 Punkte zugelegt, sich den IM-Titel gesichert und liegt mit 2441 Punkten auf dem 28. Rang der Weltrangliste, einen Platz vor der deutschen Spitzenspielerin Dinara Wagner. Bei der Schacholympiade in Budapest holte Lu 7,5 Punkte aus neun Partien am Reservebrett für China.

Bei dieser Schnellschachweltmeisterschaft in New York lief es jedoch nicht für die junge Chinesin. Ob man ihr Ergebnis mit Jet lag oder mit der ungewohnten Bedenkzeit erklären kann? In jedem Fall war es ein Turnier, dass sie schnell abhaken sollten. Es wird interessant sein zu sehen, wie sie sich im Blitzturnier schlägt.


Weiter in ihrer Karriere ist die 19-jährige Inderin Divya Deshmukh. In 2024 gewann Divya die Juniorinnenweltmeisterschaft, zweimal Gold bei der Schacholympiade und schaffte erstmals den Sprung über die Großmeisterelohürde von 2500 Punkten. Sie startete katastrophal mit zwei Niederlagen ins Turnier. Eine ihrer besten Eigenschaften ist ihr unbändiger Kampfgeist. Sie schaffte es am Ende als 21. noch in die Preise, auch wenn sie mit ihrem Turnier sicherlich unzufrieden sein wird. Immerhin kamen ihre zwei Kolleginnen aus Indien, Humpy Koneru und Harika Dronavalli, besser zurecht.


Josefine Heinemann gewann als einzige der drei beobachteten Spielerinnen Elopunkte hinzu. Aber es war vor allem mehr drin. Zumal der dritte Spieltag sehr gut mit einem Sieg begonnen hatte. Zuletzt kamen zwei Niederlagen in den Schlussrunden hinzu, was sich grundsätzlich für jeden Schachspieler schmerzhaft anfühlt. Außer auf dem Titelfoto fand ich kein Foto von ihr im offiziellen FIDE Fotofeed. Daher greife ich auf ein Foto von Dariusz Gorzinski zurück, das dieser bei der Schacholympiade in Budapest gemacht hat.

Schauen wir Josefine bei der Arbeit zu und versuchen wir daraus zu lernen. Wie ihre Fans Josefine kennen, wird sie selbst noch kritischer an die Partieanalysen herangehen…


In der elften Runde spielte Josefine Heinemann mit Weiß gegen die US-Amerikanerin Jennifer Yu. Weiß hat eine typische Isolani-Stellung aufgebaut. Josefine konnte hier beispielsweise ihren Turm nach c1 ziehen und stand nach dem Läuferzug nach b7 und dem typischen Damenzug nach e2 angenehmer, mehr nicht. Stattdessen bewegte sie hier im 14. Zug den Springer nach e4. Das ist ein positionell schwacher Zug, der die Kontrolle des Feldes d5 aufgibt. Die Partie steht danach etwa ausgeglichen.


Diese Stellung war der vermutlich spannendste Moment der gesamten Partie und für Alapin-Spieler sehr lehrreich. Schwarz hat mit a7-a5 die Bauernstruktur am Damenflügel zu fixieren versucht. Weiß ist am Zug und Josefine zog ihren a-Bauern ein Feld vor. Danach hat Schwarz keine Probleme mehr. Aber Weiß hatte in dieser Stellung je nach Geschmack zwei gute Alternativen. Sie konnte mit 19.Sc5 kein echtes Figurenopfer bringen und profitierte danach von ihrem Raumvorteil. Die andere Alternative hier dürfte Angriffsspielern besser zusagen: Weiß zieht seinen Springer nach e5 und nach dem Schlagen auf a3 nimmt Weiß einfach auf h6 den gegnerischen Bauern und zerstört den Schutz des gegnerischen Königs.

Bei Josefines Partien war leider eine Schwäche mit Schwarz erkennbar. Mit Weiß hingegen gelang es der deutschen Spielerin oft, chancenreiche Stellungen zu erzielen. Das geht vielen Spielern so und könnte auf eine nicht geglückte Eröffnungswahl im Schnellschach hindeuten. Hoffentlich legt Josefin beim Blitzen etwas zu und hat dann ein echtes Blitzrepertoire am Start. Das hilft ungemein und ist für mich ein eigener Vorsatz für 2025.


Titelfoto Michal Walusza (FIDE Chess) Von Thorsten Cmiel Josefine

Titelbild: Lennart Ootes

Von Thorsten Cmiel

Arkady Dvorkovich hat es geschafft. Magnus Carlsen nimmt an der Blitzweltmeisterschaft doch teil. Der Weltschachbund FIDE hat ihrem Superstar, der sich zuvor komplett vergaloppiert hatte, damit eine Brücke gebaut. Der ganz große Knall bleibt aus. Vorerst.

Die Schachwelt atmet auf: Im Gespräch mit Levi Rozman von „Take, Take, Take“ sagte Carlsen: „Ich spiele mindestens einen weiteren Tag hier in New York und, wenn ich gut abschneide, noch einen weiteren Tag danach“ und weiter: „Wir haben gestern viele Gespräche geführt und wir haben ein gutes Verhältnis zu FIDE-Präsident Dvorkovich…Im Gespräch mit Dvorkovich und dem Hauptsponsor Turlov hatten wir das Gefühl, dass wir einige fruchtbare Diskussionen führen konnten, und am Ende des Tages entschied ich mich zu spielen“, fügte Carlsen hinzu.

Es ist bekannt, dass im Team Carlsen vor allem Vorbehalte gegenüber dem CEO der FIDE, dem israelischen Großmeister Emil Sutovsky bestehen. Legendär sind die Meinungsaustausche zwischen Peter Heine Nielsen, dem Trainer von Carlsen, und Sutovsky via X, vormals Twitter. Die beiden bekämpfen sich verbal fast täglich. Dabei geht es vor allem um die Politik des Weltschachbundes gegenüber der russischen Schachföderation. Dabei gehört es zu den Details, dass Nielsen mit Viktorija Čmilytė verheiratet ist. Diese ist selbst Schachgroßmeister, aber auch eine führende litauische Politikerin. Die Baltenrepublik fühlt sich bedroht von den Entwicklungen in ihrer Nachbarschaft und dem Krieg der Russen gegen die Ukraine.

Es mag etwas überraschend klingen zu hören, dass Carlsen mit Dvorkovich besser klarkommt als mit dem israelischen Kollegen, der selbst mal Juniorenweltmeister gewesen ist. Dvorkovich ist jedoch zuvorderst Politiker und vielleicht ist es einfacher als Präsident zu agieren. Dennoch klingt Carlsen eher geläutert in seiner Erklärung. Neben Dvorkovich erwähnte Carlsen den Hauptsponsor, der Freedom Holding Corporation. Ein Hauptkritikpunkt von Heine Nielsen ist immer genau dieser Sponsor wegen seiner Nähe zu Russland gewesen. Das dürften interessante interne Diskussionen gewesen sein.

Mein Take

Es gibt bereits erste Jubelarien, dass Magnus den Weltschachbund in die Knie gezwungen habe. Diese Sichtweise wird vermutlich schnell die Runde machen. Das ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit, sondern der falsche Take wie man heutzutage sagt. Der Gewinner ist der FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich, der jetzt fester im Sattel sitzen dürfte als jemals zuvor. Sein Statement zeigt, wer der Erwachsene im Raum bei den Diskussionen mit dem Team Carlsen war. Seine CEO wird er nicht opfern und vielleicht hat Carlsen sogar Recht, wenn er die Rollenverteilung der beiden Granden im Weltverband mit good cop und bad cop bezeichnet.


Magnus Carlsen provoziert Jeansgate

Titelbild: Lennart Ootes Von Thorsten Cmiel Arkady Dvorkovich hat

Titel: Lennart Ootes

Drei Russen unter neutraler Flagge dominierten die Schnellschachweltmeisterschaft 2024. Der Jüngste gewann Gold mit einem halben Punkt Vorsprung. Volodar Murzin ist sogar einige Tage jünger als der indische Weltmeister im klassischen Schach, Gukesh, der in New York nicht dabei war.

Einige Wochen zuvor war Murzin noch in Singapur, spielte dort allerdings nicht um die Weltmeisterschaft, sondern im internationalen Open nur um Preisgeld. Am Ende wurde der an Rang zwei gesetzte Russe Zweiundzwanzigster. Er hatte gegen einen noch jüngeren Großmeister aus Singapur verloren. In New York lief es besser für ihn.

Auf Reisen ist Murzin mit Mikhail Kobalia, einem weiteren russischen Großmeister und Schachtrainer. Der neue Schnellschachweltmeister war im Vorjahr ebenfalls sehr erfolgreich und hatte neun Punkte aus 13 Partien erzielt. Ebenfalls ohne Niederlage. In der zwölften Runde hatte Volodar allerdings mehr als Glück.

Nach elf Runden lagen Alexander Grischuk und Volodar Murzin mit 8,5 Punkten in Führung. Es folgten vier Spieler mit acht Punkten: der US-Amerikaner Leinier Dominguez, der FIDE-Russe Ian Nepomniachtchi und die zwei Inder Arjun Erigaisi und Praggnanandhaa, kurz Pragg. Für Erigaisi ging es um die Qualifikation zum Kandidatenturnier 2026. Er musste auf einem geteilten ersten Platz landen. Da er gegen die Führenden schon gespielt hatte, bekam er es mit Leinier zu tun. Am anderen Brett wurde Schachgeschichte geschrieben.


In dieser Stellung aus der Partie Praggnanandhaa – Murzin gewann der f-Bauernzug nach f7 recht klar und ohne größere Schwierigkeiten. Der Inder hatte hier aber einen Aussetzer, den Schachspieler als „Schachblindheit“ bezeichnen. Damit ist ein unerklärlicher Fehler gemeint, den man rational nicht erklären kann, eine Art blinder Fleck im Denkprozess. Wer sich über den Zug 55.Tf2 von Ding Liren im WM-Kampf aufregt, der wird hier noch einen größeren Fehler ausmachen. Tragisch für den Inder und eine unerwartete Chance für den Russen. Fehler gehören zum Schachspiel und nur Fehler lassen Brillanz des Gegners zu, wusste schon Emanuel Lasker, der zweite Schachweltmeister der Schachgeschichte.


In der letzten Runde versuchte Alexander Grischuk nichts mehr gegen Leinier Dominguez und Volodar genügte ein Remis zum Turniersieg. Am Ende standen drei Russen auf dem Treppchen der Sieger. Arjun konnte mit seinen zwei Remis in den Schlussrunden nicht mehr eingreifen und Fabiano Caruana war der eigentliche Gewinner des Duells. Er ist für das Kandidatenturnier qualifiziert.

Die Siegerliste (Quelle: chess-results.com)

Die Fotos zeigen die vier weiteren Erstplatzierten im Turnier. Leinier Dominguez nach seiner Kurzpartie gegen Alexander Grischuk und darunter Ian Nepomniachtchi und Arjun Erigaisi.


Fotos bereitgestellt von FIDE Chess.

Die offizielle Website. Die komplette Siegerliste.

Titel: Lennart Ootes Drei Russen unter neutraler Flagge

Titelfoto: Maria Emelianova

Von Thorsten Cmiel

Sieben Spielerinnen lagen vor der letzten Runde mit siebeneinhalb Punkten gleichauf im Frauenturnier. Aber nur der 37jährigen Inderin gelang ein Sieg in der Schlussrunde. Humpy Koneru gewann nach 2019 bereits ihre zweite Weltmeisterschaft im Schnellschach.

Ein Jahr zuvor hatte die Inderin den Stichkampf um den WM-Titel gegen die Russin Anastasia Bodnaruk verloren. Aber 2024 ist das Jahr der Inder im Schach und so war diesmal das Glück auf ihrer Seite. Ihre Gegnerin war die Indonesierin Irine Kharisma Sukandar. Diese hatte bis dahin ein starkes Turnier gespielt und zwei Runden zuvor die Vorjahressiegerin geschlagen.


Die Kommentatoren diskutierten die überraschenden Stichkampfregeln, die einen Stichkampf der zwei Erstplatzierten nach Wertung vorsahen. Im Nachhinein wissen wir, dass bei einem Remis die Chinesin Ju Wenjun und Katerina Lagno gegeneinander angtreten wären. Aber dann passierte hier das Unfassbare. In dieser Stellung zog Sukandar ihren König nach f4 und kassierte ein Schachgebot mit dem g-Bauern und stand plötzlich auf verlorenem Posten. Diese Wendung der Ereignisse war weniger dramatisch als fast zeitgleich in der zwölften Runde in der offenen Klasse. Dort hatte der indische Superstar Praggnanandhaa eine Gewinnstellung gegen den späteren Sieger in eine Verluststellung verwandelt. Hier war es ein etwas kleinerer Turnaround.


Endstand Frauen Schnellschach WM 2024

Quelle: chess-results.com


Die 15-jährige Usbekin Afruza Khamdamova spielte vermutlich ihr bestes Turnier ihrer bisherigen Karriere und sammelte bei einer Eloperformance von 2577 ganze 218 Elopunkte ein und liegt damit über 2400 Punkten. In der Vorschlussrunde hatte die Usbekin die deutsche Großmeisterin Elisabeth Pähtz geschlagen. Im Turnier hatte Afruza nur gegen Lei Tingje aus China hinter sich greifen müssen.


Weiß steht mit dem zentralen Springer etwas besser postiert. Aber Schwarz kann sicher noch kämpfen. Aber an dieser Stelle unterlief der deutschen Spielerin ein grober Fehler, den ihre Gegnerin sofort ausnutze. Die Schwarzspielerin zog im 31. Zug ihren Läufer nach b5 und griff den Turm an. Dieser reagierte sogar, fand aber auf e6 ein sehr attraktives Feld und Weiß stand auf Gewinn. Nach 32…f5 und dem Damenzug nach g3 waren der Bauer auf f5 und der auf d6 angegriffen. Die Partie dauerte noch sechs Halbzüge lang.

Die beiden platzierten Spielerinnen: Ju Wenjun, die Weltmeisterin im klassischen Schach und Katarina Lagno.


Fotos bereitgestellt von FIDE Chess.

Titelfoto: Maria Emelianova Von Thorsten Cmiel Sieben Spielerinnen lagen

Titelfoto: Lennart Ootes (FIDE Chess)

Nach acht Runden führen zwei Inderinnen und eine Chinesin das Feld mit sechseinhalb Punkten an. Erfreulich ist aus deutscher Sicht, dass Elisabeth Pähtz nur einen halben Punkt dahinter liegt. Die drei Frauen, die wir verfolgen, haben unterschiedliche Turnierverläufe bisher.

Punkte nach 4 RundenRunde 5Runde 6Runde 7Runde 8Gesamt
D. Deshmukh211/21/215 (8)
Lu Miaoyi1,500012,5 (8)
J. Heinemann1,51/211/21/24 (8)

Beginnen wir mit einer verpassten Chance für die deutsche Spielerin, die es bisher noch auf kein Foto der FIDE gebracht zu haben scheint. Daher hier eines aus Budapest.

Diese Stellung stammt aus der Partie in der siebten Runde von Josefine Heinemann gegen die Bulgarin Nadya Toncheva. Hier sollte Weiß sich einfach weiter entwickeln mit einem Läuferzug nach e3 beispielsweise. Josefine nahm hier den strukturellen Vorteil durch das Schlagen auf d7 mit. Dieser Zug ist eindeutig überhastet und ein positioneller Irrtum. Schwarz kann diesem Tausch gar nicht wirklich ausweichen. Zudem ist der hemmende Springer auf b6 dem gegnerischen Läufer klar überlegen. Nach dem Tausch auf d7 konnte die Schwarzspielerin zunächst ihre Stellung konsolidieren und die Krise war vorbei.


Diese Stellung stammt aus der gleichen Partie und zeigt ungleiche Vorzeichen. Hier ist das Verteidigen mit wenig Restbedenkzeit für Weiß fast unmöglich. Josefine spielte hier den natürlichen Turmzug nach e1 und lag falsch damit. Richtig war es den Turm nur nach e2 zurück zu ziehen, um später ein Schachgebot der Gegnerin auf der zweiten Reihe zu verhindern. Es folgten noch einige Irrungen und Wirrungen beider Spielerinnen, die aber bei der knapper Restbedenkzeit entschuldbar sind.



Lennart Ootes (FIDE Chess)


Der vielleicht spannendste Moment aus den Partien von Divya ereignete sich in der Partie gegen die deutsche Spitzenspielerin Dinara Wagner. Schwarz hatte zuletzt auf e2 einen Springer geschlagen. Das gab der Inderin eine zusätzliche Chance. Weiß kann hier zunächst auf g7 den Bauern schlagen, um den eigenen h-Bauern folgen zu lassen. Gegen diesen einfachen Plan gibt es keine ausreichende Verteidigung mehr. Auch in dieser komplexen Partie entgingen den Spielerinnen in der Folge noch einige Wendungen. Bei geringer Restbedenkzeit ist das keine Überraschung.

Am dritten Arbeitstag stehen bei den Frauen noch drei Runden an.


Titelfoto: Lennart Ootes (FIDE Chess) Nach acht Runden

Titelfoto: Michal Walusza (FIDE Chess)

Magnus Carlsen ist raus aus dem Titelrennen um die Schnellschach- und Blitz-WM 2024. In New York gibt es einen Dresscode. Er weigerte sich die Hose zu wechseln und trägt die Konsequenzen. Keiner steht über den Regeln und das ist gut so.

Der Ablauf am zweiten Tag der Schnellschachweltmeisterschaft ist schnell erzählt. Magnus Carlsen hatte die falschen Hosen angezogen und zwar nach eigener Aussage aus purer Unachtsamkeit. Er bekam zur zweiten Runde an dem Tag eine Verwarnung inklusive einer Geldstrafe aufgebrummt. Dann, eine Runde später, gab es eine Art Bockigkeit des Spielers, der nicht wie andere Spieler vor ihm in sein Hotel wollte, um die Hosen zu wechseln. Der englische Hauptschiedsrichter Alex Holowczak (Foto) zeigte ihm die Alternativen auf und teilte dem Spieler mit, dass er ohne Hosenwechsel für die neunte Runde nicht gepaart würde. Magnus Carlsen machte daraus eine prinzipielle Angelegenheit und verabschiedete sich recht unflätig vom Turnier.


Kontextmaterial


Der Tag begann mit einer Provokation von Magnus Carlsen. Der Präsident des US-Schachverbandes, Kevin Pryor, musste den 9Startzug ohne den norwegischen Superstar ausführen, der kam wie oft einfach etwas später.

Titelfoto: Michal Walusza (FIDE Chess) Magnus Carlsen ist

Titelfoto. Michal Walusza (FIDE Chess)

Die drei Frauen, deren Turniere in New York ich genauer beobachten will, waren bisher nicht sonderlich gut in Form. Dafür führt eine junge US-Amerikanerin, die schon bei der Schacholympiade in Budapest sehr stark auftrat. Die Frauen spielten am ersten Tag vier von elf Runden.

Quelle: Chess-Results

Runde 1Runde 2Runde 3Runde 4Gesamt
D. Deshmukh00112
Lu Miaoyi1/21001 1/2
J. Heinemann101/201 1/2

Divya Deshmukh kann mit ihrem Start nicht zufrieden sein. Sie verlor die ersten beiden Partien recht deutlich gegen schwächere Gegnerinnen. In der dritten Runde dauerte es dann ebenfalls lange und benötigte massive Hilfe ihrer Gegnerin. Man sollte erwähnen, dass die Zeitunterschiede für Asiaten besonders groß ausfallen. Diesen Nachteile müssen US-Amerikaner bei Meisterschaften in Asien genauso aushalten.



Für Josefine begann das Turnier mit einem sehr schönen Sieg mit den weißen Steinen. In der zweiten Partie passierte ihr ein Flüchtigkeitsfehler in der Eröffnung gegen Polina Shuvalova. Die dritte Partie verlief recht ereignislos nachdem die Deutsche aus der Eröffnung besser herausgekommen ist. In der vierten Runden gab es dann eine unübersichtliche Partie mit zahlreichen Wendungen gegen eine US-Amerikanerin.



In dieser Stellung muss Schwarz aufpassen. Schwarz sollte zunächst den ungedeckten Läufer b5 nutzen, um sich weiter zu entwickeln. Der richtige Zug ist hier der Läuferzug nach d7. Nach Schlagen auf e5 nimmt man einfach zurück und das Problem mit dem Bauern auf e5 löst sich, indem der Springer auf d7 zurück schlägt, falls Weiß auf d7 tauscht. In der Partie verpasste Josefine ihre Chance und spielte sofort ihren Springer nach g6. Nach Springertausch auf e5 gewann der Läuferzug nach a3 einfach Material. Kein echter Kampf.


Titelfoto. Michal Walusza (FIDE Chess) Die drei Frauen,

Foto: Michal Walusza

Von Thorsten Cmiel

Am ersten Tag der Schnellschach-Weltmeisterschaft 2024 in New York wurden fünf Partien in der offenen Klasse gespielt. Der Favorit und Titelverteidiger Magnus Carlsen liegt mit fünfzig Prozent bereits etwas zurück. Das könnte die Chance sein für die anderen Teilnehmer den Titel in diesem Jahr zu erringen.

Die vier Spieler, denen ich bei dieser Rapid- und Blitzweltmeisterschaft in New York folgen will, hatten am ersten Tag überwiegend positive Ergebnisse erzielt. Dabei gab es schon einige kritische Momente zu überstehen. Beim Inder fing es bereits in der ersten Runde an. Bis seinem Gegner nichts mehr gelang.

Runde 1Runde 2Runde 3Runde 4Runde 5Gesamt
Fabiano Caruana10111/23 1/2
Arjun Erigaisi110114
N. Abdusattorov110114
Frederik Svane1011/21/23
Offene Klasse: Ergebnisse Tag 1

Tabellenspitze nach Tag 1. Quelle: Chess-Results.

Caruana früh erwischt

Gegen den Russen Volodar Murzin stand der US-Amerikaner schon früh kritisch, er bekam aber später noch seine Chance zum Ausgleich, verpasste diese allerdings in der folgenden Situation mit wenig Restbedenkzeit. Der Damentausch war allerdings eine grobe Falschbewertung.


Für Arjun Erigaisi geht es um viel bei dem Turnier. Er muss zumindest geteilter Erster werden, um sich für das Kandidatenturnier vor Fabiano Caruana zu qualifizieren. Dabei hatte der Inder zunächst einen schweren Start. In der ersten Runde landete Arjun in einem deutlich schlechter stehenden Doppelturmendspiel gegen einen jungen amerikanischen Großmeister.



Frederik Svane startete mit einem überzeugenden Sieg gegen den russischen Großmeister Andrey Esipenko. In der nächsten Partie stellte der deutsche Großmeister im 23. Zug einen Bauern ein und konnte sich davon nicht mehr erholen. In der dritten Runde gewann Frederik ein Endspiel mit einer Mehrqualität (Turm gegen Leichtfigur), das eigentlich für den Gegner haltbar sein sollte, wenn er vorsichtig genug agiert und den gegnerischen König aussperrt. Danach folgten noch zwei Remis.

Foto: Lennart Ootes.





Foto: Michal Walusza Von Thorsten Cmiel Am ersten Tag

Von Thorsten Cmiel

Am 24. Dezember 1868 wurde Emanuel Lasker in Berlinchen, dem heutigen Barlinek in Polen, geboren. Lasker ist der zweite Schachweltmeister der Schachgeschichte und eine der spannendsten historischen Figuren im Weltschach überhaupt.

Lasker regierte die Schachwelt von 1894 bis 1921 und war damit länger Weltmeister als irgendein anderer Spieler in der Schachgeschichte. Gegen seinen Vorgänger Wilhelm Steinitz gewann Lasker sein erstes Match in New York City, Philadelphia und Montreal 1894 mit zwölf zu sieben Punkten. Den Rückkampf in Moskau gewann Lasker noch überzeugender mit 12,5 Punkten zu 4,5 Punkten. Es folgten weitere Wettkämpfe gegen Frank James Marshall (USA 1907), Siegbert Tarrasch (Deutschland 1908), Carl Schlechter (Wien und Berlin 1910). Nach einer längeren Pause der Wettkämpfe verlor Lasker 1921 gegen den zwanzig Jahre jüngeren Kubaner José Raúl Capablanca in Havanna.

Emanuel Lasker starb am 11. Januar 1941 in New York.

In Zeiten in denen die Welt glaubt fehlerfreies Schach von Maschinen sei das Nonplusultra im Schach sollte öfter an Emanuel Lasker erinnert werden.

Ohne Fehler kann es keinen Glanz geben.

Emanuel Lasker über Schach.

Ein Video der Deutschen Schulschachstiftung e.V. von Walter Rädler erzählt in Kurzform über das Leben und Wirken von Emanuel Lasker.

Der Youtube-Kanal der Deutschen Schulschachstiftung e.V. sei hier generell empfohlen.

Wer mehr Zeit und Interesse hat sich mit dem Leben und Wirken von Emanuel Lasker zu beschäftigen, der wird auf zahlreiche Informationsquellen im Internet und in der Literatur hingewiesen.

Das Vermächtnis von Emanuel Lasker wird von vielen Enthusiasten weltweit heute noch als würdig erwiesen genauer ausgeleuchtet und erinnert zu werden. In Deutschland übernimmt das die Emanuel Lasker Gesellschaft, die ihre Aufgabe darin sieht, das geistige und kulturelle Erbe Emanuel Laskers zu bewahren und weiter zu erforschen. Hier findet man zahlreiche Hinweise auf Vorträge und Videos beispielsweise.


Nur am Rande zu tun haben die Lasker Aufgaben auf dieser Webpräsenz mit Emanuel Lasker. Der Schachverein KSK Dr. Lasker 1861 e.V. wurde 1948 umbenannt und ist der Namensgeber der wöchentlichen Schachaufgaben.

Von Thorsten Cmiel Am 24. Dezember 1868 wurde

Teilnehmer-Broschüre

Von Thorsten Cmiel

Bei der Senioreneuropameisterschaft 2024 im italienischen Lignano Sabbiadoro, traf es den Titelverteidiger 2023, dessen kurze Hose und sein T-Shirt gefielen einem Schiedsrichter nicht. Es gab Diskussionen kurz vor Rundenbeginn. Über den Umgang mit dem Dresscode im Schach.

Der Vorfall bei der Europameisterschaft der Senioren ereignete sich nicht zu Beginn des Turniers, sondern mittendrin. Einer der Saalschiedsrichter erklärte Dr. John Nunn, dass er in seinem Outfit nicht spielen dürfe. Der Engländer ärgerte sich vor allem über den fehlenden Hinweis beim Technical Meeting vor Turnierbeginn. Am Ende spielte Nunn in langer Hose. Der Preisfonds bei der Senioreneuropameisterschaft hat allerdings ein anderes Niveau als das Event in New York. Zudem gab es vor Ort bei den Senioren keine professionellen Fotografen, die entsprechend hochwertiges Fotomaterial erstellen wollen. Insofern müsste man das Thema durchaus noch einmal durchdenken.

Bei einer Amateurweltmeisterschaft auf Malta funktionierte die Klimaanlage kaum und die Spieler, meist jüngeren Alters, traten natürlich trotz Dresscode in kurzen Hosen an. Man einigte sich später, dass die Spieler nicht barfuß und in Badekleidung spielen durften. Immerhin etwas Flexibilität war vorhanden bei den Organisatoren.

Shoegate in 2023

Bei der Schnellschach- und Blitzweltmeisterschaft ist die FIDE nach einigen medialen Debakeln im Vorjahr einen Schritt weiter gegangen und hat eine Art Designleitfaden herausgegeben, um zu erklären was erlaubt und was eben nicht richtig ist. Schauen wir zunächst zum viralen Hit des Jahres 2023. Es ging um teure Designerschuhe einer niederländischen Spielerin.




Shoegate in der Presse

Offizielle Dresses Worldchess/FIDE

FIDE Dressangebot

FIDE and World Chess geben zur Schnellschach und Blitzweltmeisterschaft eine limitierte Kollektion heraus. Absurd an dem Angebot ist, dass kein Spieler beim Turnier so auflaufen dürfte. Denn die Kleidung in der Werbung widerspricht dem Dresscode des Weltschachbundes. Das vereinfacht die Sache keineswegs.

Aus der Beschreibung vom 19. Dezember 2024

Die Kollektion umfasst klassische Sweatshirts und T-Shirts mit Rundhalsausschnitt in verschiedenen Farben, die so gestaltet sind, dass sie sich bei einer Schachpartie oder einem nächtlichen Ausflug nach Nolita wie zu Hause fühlen. Die Sweatshirts sind pillenresistent, weich und gemütlich genug für eine Blitzpartie an einem eiskalten Dezemberabend. Die T-Shirts sind leicht, perfekt geschnitten und lassen sich gut übereinander tragen, denn wir sind in New York, und niemand trägt nur ein Teil. (Übersetzung aus dem Englischen)

Mein Take

Schachspieler, die um einen respektablen Preisfonds von einer Million Euro spielen wollen, sollten sich an einen Dresscode halten. Dennoch werden wir auch in diesem Jahr den einen oder anderen Fall diskutieren. Dass der Weltschachbund und die European Chess Federation (ECU) sich über das Thema Dresscode Gedanken machen, sollte niemanden überraschen und grundsätzlich ist der Ansatz richtig. Wer professionelle Spielbedingungen und Honorare kassieren möchte, der tritt in passendem Outfit an. Basta.

Bei der Schacholympiade war dieses Thema sogar noch präsenter. Es gab dort viele Fotografen, die Teams und Spieler fotografierten. Wer nicht als Team auffiel, der bekam eben keinen Profibilder von seinen Spielern. Das war zumindest zu Beginn des Events so.

Die indischen Teams beispielsweise traten meist als solches auf und stimmten die Tageskleidung, die Farbe, vorher ab. Die Inder verfügten über einen hellblauen, dunkelblauen, braunen und grauen Anzug. Die indischen Frauen waren insofern übrigens etwas disziplinierter.


Für andere Teams wie die deutsche Nationalmannschaft mussten Mitarbeiter eigene Fotos machen, da Fotografen sich die überzeugenden Teams herauspickten. Herausgekommen ist ein Fotoalbum mit 974 Fotos, das an ein privates Urlaubsalbum ohne Auswahl nach qualitativen Kriterien erinnert. Ein Fotograf fragte mich in Budapest, was macht der Deutsche Schachbund da? Ich: Keine Ahnung.

Kommen wir zum Event in New York zurück. Fotos gehören heutzutage zu einer guten Berichterstattung dazu. Wenn man auf der Weltbühne dabei sein darf, dann ist es sicher angebracht sich entsprechend den Vorgaben zu kleiden und diese zu respektieren. Das sollte für die Spieler keine allzu große Hürde darstellen und Teil der eigenen Professionalität sein.

Aber: Der Weltschachbund sendet selbst unterschiedlich interpretierbare Signale und verbreitet eine eher verwirrende Kommunikation. Luft nach oben ist vorhanden. Bei Spielern und den Verbänden.


Dieses Video wurde erst später (2025) veröffentlicht und gibt einen Einblick darüber wie Spieler informiert wurden. Explizit erläutert worden war, dass die Regeln für alle Spieler gelten. Zu sehen ist der Hauptschiedsrichter, der Magnus Carlsen später mit den hier angekündigten Folgen konfrontierte.

Teilnehmer-Broschüre Von Thorsten Cmiel Bei der Senioreneuropameisterschaft 2024 im