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Titelfoto: Petr Vrabec (Prag Chess Festival)

Der Weg zum Großmeistertitel erweist sich nach einem schwierigen Turnier zuvor in Wijk aan Zee für Divya Deshmukh auch in Prag als steinig. In der letzten Phase des Turniers hilft ihr in der achten Runde Glück und in der Schlussrunde zündet Divya ein taktisches Feuerwerk.

Von Thorsten Cmiel

Runde 7: Jonas Buhl Bjerre (Dänemark)

Jonas ist 20 Jahre alt und erst in diesem Jahr aus dem Juniorenalter entwachsen. Der Däne ist bereits seit 2020 Schachgroßmeister, was sein außerordentliches Talent belegt. Allerdings stagniert er seit einiger Zeit. Bjerre ist zurzeit die dänische Nummer Eins unter den aktiven Spielern. Seine Partie gegen Divya entwickelte sich zu einer Seeschlange, also einer sehr langen Partie. Bjerre ist eröffnungstheoretisch meist gut vorbereitet und pflegt meist einen positionellen Spielstil. Die Eröffnungsphase überstand Divya ordentlich, zeigte dann aber, dass sie mit dem entstandenen Stellungstyp nicht viel anfangen konnte. In der darauf folgenden Phase manifestierte sich der Eindruck und zur Zeitkontrolle stand die Inderin auf Verlust und gab wenige Züge später auf.



Runde 8: Jachym Nemec (Tschechien)

Jachym gehört zu der jungen Garde tschechischer Spieler, die den Großmeistertitel anstreben. Der Tscheche ist drei Jahrgänge jünger als Divya und bislang noch Fide-Meister, er hat aber bereits die ausreichende Elozahl von 2400 Punkten zusammen. Der Verlauf der Partie erweist sich als tragisch für den Tschechen, der in der letzten Spielphase regelrecht einbricht, dabei hatte er nach der Zeitkontrolle komplett auf Gewinn gestanden.




Runde 9: Stamatis Kourkoulos-Arditis (Griechenland)

Der 26-jährige griechische Großmeister hatte zuletzt im Dezember mit 7,5 aus 9 die griechische Landesmeisterschaft gewonnen. Bei der Europameisterschaft in Petrovac hatte Stamatis mit 7 Punkten aus 11 Partien ebenfalls ein sehr gutes Ergebnis erzielt. In Prag lief es für den Griechen nicht sonderlich gut. Und dann kam die folgende Stellung gegen Divya auf das Brett.


Zuletzt hatte der Grieche seinen Turm von a8 nach b8 gezogen. Was ist davon zu halten? Kann und sollte Divya den Bauern auf g7 schlagen? Und falls ja, wie geht es dann konkret weiter.

Das Turnier endete mit einem versöhnlichen Schlusstag für Divya. Das Ergebnis bedeutete eine leichten Eloverlust von etwas mehr als sechs Punkten.

Das Challengers-Turnier in Prag gewann der Usbeke Nodirbek Yakuboev gegen den Divya schon in Wijk ran durfte. Divya hat den direkten Vergleich mit den zwei punktgleichen Spielern 2-0 gewonnen und ist daher auf dem siebten Platz gelandet. Beide Partien gewann die Inderin in überzeugendem Stil und wurde dafür in der zweiten Runde mit dem Zuschauerpreis für die beste Partie der Runde ausgezeichnet. Ob sie diesen Preis ebenfalls für ihren Schlussrundensieg erhielt war zum Zeitpunkt des Erstellen dieses Textes noch nicht bekannt, aber wahrscheinlich.

Wie geht es weiter für Divya?

In einer Woche folgt für Divya der nächste Grand Prix in Nicosia auf Zypern weiter. In Prag hat sich gezeigt, dass sie zumindest gegen sehr starke Gegner im positionellen Bereich noch nachlegen kann. Gleichzeitig zeigt vor allem ihr Sieg in der Schlussrunde wie gefährlich es ist, der Inderin taktische Verwicklungen anzubieten. Die Eröffnungsvorbereitungen von Divya sind meist erstklassig gewesen, aber die Auswahl der Schwarzeröffnungssysteme scheint verbesserungsbedürftig zu sein. Ein langwieriger Abwehrkampf wie er sich aus der Tarrasch-Verteidigung gelegentlich ergibt mit isoliertem d-Bauern scheint zu ihren Stärken im konkreten Spiel nicht zu passen. Fans dürfen gespannt sein.


Unkommentierte Partien




Fotos: Petr Vrabec, Mark Livshitz (Dr. ML Photo). Prag Chess Festival.


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Titelfoto: Petr Vrabec (Prag Chess Festival) Der Weg

Titelfoto: Petr Vrabec, Prag Masters 2025.

Taktische Wendungen sind in Partie von starken Spielern meist das Resultat von gutem Spiel. Kreativität zeigt sich genau in diesen Momenten und oft sind die Lösungen keineswegs Standardkombinationen wie man sie in typischen Taktiktests findet. Hier einige Stellungen zum Üben.

Von Thorsten Cmiel


1. Schwarz ist am Zuge. Was soll er tun?

Diese Stellung ist aus der siebten Runde im Masters. Dran ist Aravindh Chithambaram, 25, ein langjährigen Trainingspartner des in der Schachwelt bekannteren Praggnanandhaa, Pragg. Beide gehören zur vermutlich spielstärksten Trainingsgruppe in Indien in der u.a. noch Carlsen-Besieger Murali Karthikeyan dabei ist. Mentor der Top-Großmeister aus Chennai ist RB Ramesh mit seiner Schachschule Gurukul.


2. Schwarz ist am Zuge. Was soll er machen?


3. Schwarz ist am Zuge. Was ist hier überhaupt los?

Diese Stellung stammt aus dem Challenger-Turnier in Prag. Beide Seiten haben Freibauern. Weiß hat aber vor allem auch Angriffspotential und Druck gegen den Bauern auf g7. Der schwarze Springer auf h5 ist eine reine Deckungsfigur. Schwarz muss damit umgehen und sollte sich mit den Drohungen des Gegners sowie den eigenen Chancen beschäftigen. Es ist nicht einfach im 64. Zug noch die ausreichende Aufmerksamkeit aufzubringen.

Fotos: Petr Vrabec

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Titelfoto: Petr Vrabec, Prag Masters 2025. Taktische Wendungen

Foto: John Brezina, Wijk aan Zee 2025.

Von Thorsten Cmiel

Die beiden Challenger-Turniere in Wijk aan Zee und Prag haben sich als Nachwuchsturniere für Großmeisterkandidaten etabliert. In den Niederlanden lag der Elodurchschnitt bei 2547 Punkten und in Prag ist er mit 2555 Punkten in diesem Jahr sogar etwas besser ausgefallen. In Wijk waren neun der 14 Teilnehmer bereits Großmeister. In Prag sind sechs der neun Teilnehmer Großmeister. Mit Marc‘ Andria Maurizzi (2007) ist der Juniorenweltmeister 2023 am Start. Maurizzi hatte kurz vor dem Turnier in Prag ein Großmeisterturnier in Djerba gewonnen und dabei eine Turnierleistung von 2898 Elopunkten erzielt. In Prag lief es zunächst nicht sehr gut für den inzwischen für Frankreich spielenden Großmeister. In der fünften Runde spielte er mit zwei Punkten gegen Divya.

Runde 4: Ma Qun (China)

Über den 33-jährigen chinesischen Großmeister Ma Qun ist in Europa wenig bekannt, da er im Schatten der Topspieler in China steht und eher selten spielt. Sein bisheriger Höhepunkt mit Turniererfolgen in Europa liegt schon etwa zehn Jahre zurück. Großmeister wurde Ma 2013. Die Partie aus der vierten Runde war eine Berliner Mauer und im Verlauf nicht sehr dramatisch. Nicht einmal aus dem Maschinenraum gab es leiseste Kritik. Der 34-jährige Großmeister zeigt Respekt und versucht gar nicht erst etwas zu erreichen in dieser Partie. Die Inderin hatte in den aktuellsten Datenbanken nur eine Partie gegen das schwarze System gespielt.

Runde 5: Marc‘ Andria Maurizzi (Frankreich)

Die folgende Partie betrachten wir zum Zwecke der eingehenden Analyse in drei Teilen. So ist eine lange Partien oft leichter verdaulich. Es ist nicht eine exakte Aufteilung in Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel, kommt dieser Einteilung in der betrachteten Partie aber durchaus nahe. Diese Analysetechnik hilft in jedem Fall etwas genauer hinzuschauen und kann als Ergänzung für das eigene computergestützte Training empfohlen werden.

Für dieses Turnier hat sich Divya offensichtlich für die Tarrasch-Verteidigung entschieden. Man muss dann damit rechnen mit einem isolierten Damenbauern (IQP = Isolated Queens Pawn) zu spielen. So kam es in der ersten Runde gegen Ivan Salgado und in der dritten Runde gegen Nodirbek Yakuboev. In beiden Partien lagen ihre Niederlagen nicht an der Eröffnungswahl. Auch diesmal überstand die Inderin die Eröffnungsphase mit einer ausgeglichenen Stellung. Aber der entstandene Stellungstypus ist keinesfalls einfach zu spielen und das könnte ein grundsätzlicher Nachteil dieser Spielweise sein. Der spielstärkere Spieler kann in der Regel diesen Stellungstyp sehr lange weiter kneten.




Runde 6: Vaclav Finek (Tschechien)

Vaclav ist mit 15 Jahren (geboren am 1. Januar 2010) der jüngste Teilnehmer im Feld. Wie Divya hatte er in fünf Runden anderthalb Punkte gesammelt. Seinen Internationalen Meister bekam Vaclav 2023 auf dem gleichen Kongress (3.) wie Divya zuerkannt. Vaclav war damit der jüngste tschechische Spieler, der diesen Titel erreichen konnte.


Die IM-Normen von Vaclav.

Im letzten Jahr war Vaclav sehr erfolgreich. Im Czech Open 2024 gewann Vaclav überraschend nachdem er in der Schlussrunde gegen Liviu-Dieter Nisipeanu in ein einem Turmendspiel erfolgreich war. Bei der U14-Jugendeuropameisterschaft 2024 in Prag gewann er den Titel.

Die Partie bestand aus einer interessanten Eröffnungsphase Divya wählte mit ihrem achten Zug eine Variante, die ihr Gegner noch nie auf dem Brett hatte. Die Eröffnungsphase verlief eindeutig zugunsten der Inderin, die eine ausgeglichene Stellung erzielte. Dann allerdings passierte ihr im 19. Zug ein positioneller Fehler und davon konnte sie sich nicht mehr erholen. Die Verwertungsphase von Vaclav Finek war insgesamt ein starker Vortrag im zweiten PGN-Teil.



Mit anderthalb Punkten liegt Divya nach der sechsten Runde auf dem letzten Platz im Challengers. Die letzten zwei Partien haben Schwächen (vor allem in weniger konkreten Stellungen) in ihrem Spiel aufgezeigt, die ihren Trainern helfen dürften daran zu arbeiten. In Prag stehen allerdings zunächst drei weitere Runde an und die gilt es in dieser schwierigen Situation zu überstehen.


Unkommentierte Partien




Fotos: Petr Vrabek, Mark Livshitz (Dr. ML Photo).

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Foto: John Brezina, Wijk aan Zee 2025. Von

Von Thorsten Cmiel

Die Idee der Lasker Puzzles ist es, einmal in der Woche, in der Regel an Sonntagen, einige wenige Aufgaben unterschiedlicher Art an alle Interessierten des Vereins Lasker Köln zu verschicken. Es wird Taktikaufgaben und immer wieder auch mal Fragen zum Endspiel geben. Der Schwierigkeitsgrad wird unterschiedlich sein, damit für Spieler jeder Mannschaft und Spielstärke etwas dabei ist. Die Lösungen gibt es zwei Tage später. Los geht’s.

In der letzten Woche ist einer der ganz großen Schachspieler gestorben. Boris Spasski war ein Gigant auf dem Schachbrett, er lebte von 1937 (Leningrad) bis 2025 (Moskau) und wurde 88 Jahre alt. Spasski war der zehnte Schachweltmeister. Von 1969 – 1972 dauerte seine Regentschaft und er folgte er auf Tigran Petrosjan. Die Bürde des Weltmeistertitels belastete ihn, wie er mal sagte. Wer mehr über Boris Spasski wissen will, der sei auf die hervorragenden Texte von Johannes Fischer verwiesen.

Wir ehren ihn durch einige Aufgaben in dieser Aufgabensammlung.


1. Aufgabe: Weiß ist am Zuge? Hier gilt es einen klaren Gewinn zu finden.

Boris Spasski fand überraschenderweise nicht den Königszug nach f6, der leicht gewonnen hätte.


2. Aufgabe: Schwarz ist am Zuge. Wie sollte sich Schwarz am besten verteidigen.


3. Aufgabe: Schwarz ist am Zuge. Einmal verwandeln wie Spasski bitte.

Boris Spasski begann seinen Angriff mit dem entscheidenden Springerschach auf f3.


4. Aufgabe: Weiß ist am Zuge. Es folgte noch genau ein weiterer Zug?

Dies ist eine Stellung aus der letzten entschiedenen Partie zwischen Boris Spasski und dem amtierenden Weltmeister Tigran Petrosjan aus dem Jahr 1969. Gespielt wurde die Partie in Moskau. Boris Spasski spielte noch den 53. Zug f5-f6.

Wer Spaß am Lösen von Schachaufgaben hat, der wird ab 2025 hier in der Schachakademie immer wieder fündig werden. Für den Anfang findet ihr unter den Links weitere Aufgaben und einige Hinweise darauf wie schwer Schachaufgaben sein sollten.


Von Thorsten Cmiel Die Idee der Lasker Puzzles

Titelfoto: Dariusz Gorzinski

Von Thorsten Cmiel

Den Unterschied macht im Schach häufig Wissen und Halbwissen. Hinzu kommt in Turnierpartien Müdigkeit und als Folge daraus Unaufmerksamkeit. Besonders im Endspiel kosten solche Kombinationen negativer Faktoren halbe Punkte. Die Beispiele hier sollen uns helfen zu lernen, aber nicht die Leistung der Spieler zu beurteilen.

Schauen wir uns einige aktuelle Endspiele an, die nicht so verliefen wie es sein sollte.


Wie sollte Vincent Keymer mit Schwarz hier fortsetzen?


Wie sollte Schwarz hier seine Verteidigung organisieren? Eigentlich dürfte das niemandem Probleme bereiten, aber in Turnierpartien kommt man auf die merkwürdigsten Gedanken, vor allem wenn man im Kopf hat, dass man in Turm- und Doppelturmendspielen möglichst aktiv zu Werke gehen sollte. Aber spekulieren wir nicht. Was tun?


Ich nenne solche Entscheidungen gerne Fifty-Fifty-Entscheidungen. In dieser Stellung sind sowohl Tc1 als auch der sofortige Tausch auf c4 in der Bewertung nicht sonderlich unterschiedlich einzuschätzen. Für welchen Zug sollte sich ein Praktiker entscheiden. Den Erhalt des stärkeren Läufers oder das Turmendspiel mit einem Bauern weniger?


Titelfoto: Dariusz Gorzinski Von Thorsten Cmiel Den Unterschied macht

Foto: Mark Livshitz.

Von Thorsten Cmiel

Eine besondere Faszination üben Schachpartien auf mich aus, die dem Gegner keine Chance lassen und scheinbar aus dem Nichts heraus entstehen – das ist freilich ein Irrglaube. Eine weitere Fehleinschätzung in der heutigen Zeit behauptet, es käme vor allem auf Taktik an. Richtig ist, dass man mit Taktiktraining am einfachsten Erfolge, einfache Punkte, einsammeln kann gegen schwächere Gegner und Anfänger.

Entscheidend ist es zunächst in die Lage zu kommen, taktische Schläge gegen die gegnerische Stellung zu bekommen. Die Lösung gegen einen einigermaßen verständigen Gegner besteht darin, kontinuierlich positionelle Punkte zu sammeln. Das sind schwache Bauern und Felder oder sogar ganze Felderkomplexe im gegnerischen Lager, eigene Trümpfe wie Freibauern in Szene zu setzen oder das Zentrum mit Figuren zu beherrschen. Ohnehin kommt der Figurenaufstellung eine große Bedeutung zu. Die Aufzählung hier ist natürlich nicht vollständig.

Für Lernende, also für jeden Schachspieler, gehören Partien von starken Positionsspielern zur Grundausbildung. Gerade im Positionsschach spielt dabei Aktualität keine Rolle, sondern das Können der betrachteten Spieler. Aus diesem Grund ist es sinnvoll Klassiker und moderne Klassiker zu studieren.


Beginnen wir unsere Betrachtungen mit dieser Stellung. Die Bauernstruktur hat einen geschlossenen Charakter im Zentrum. Schwarz verfügt über das Läuferpaar, Weiß nicht. Das ist eigentlich ein positives Stellungsmerkmal für den Nachziehenden. Allerdings wirken Läufer vor allem dann, wenn sie freie Bahn haben, also die Stellung einen offenen Charakter aufweist. Das ist hier nicht der Fall. Auffallend ist zudem die dauerhafte Schwäche des Feldes c4. Hier haben die weißen Figuren ein hervorragendes Operationsfeld zur Verfügung. Nehmen wir einmal an, dass Weiß hier sofort mit dem Springer das Feld c4 besetzten würde, dann könnte Schwarz seinen a-Bauern vorziehen und der Damenflügel bliebe dauerhaft geschlossen. Hat man das erkannt, dann kommt der weiße Zug 12.a5 automatisch auf das Brett. So kann Weiß seinen Vorteil manifestieren und sich für die Zukunft das Feld b6 für die eigenen Figuren sichern.


Das Titelfoto zeigt Artur Jussupow bei der Seniorenteamweltmeisterschaft 2025 in Prag. Foto Credit: Mark Livshitz.

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Foto: Mark Livshitz. Von Thorsten Cmiel Eine besondere Faszination

Von Thorsten Cmiel

Die Idee der Lasker Puzzles ist es, einmal in der Woche, in der Regel an Sonntagen, einige wenige Aufgaben unterschiedlicher Art an alle Interessierten des Vereins Lasker Köln zu verschicken. Es wird Taktikaufgaben und immer wieder auch mal Fragen zum Endspiel geben. Der Schwierigkeitsgrad wird unterschiedlich sein, damit für Spieler jeder Mannschaft und Spielstärke etwas dabei ist. Die Lösungen gibt es zwei Tage später. Los geht’s.

In der letzten Woche ist einer der ganz großen Schachspieler gestorben. Boris Spasski war ein Gigant auf dem Schachbrett, er lebte von 1937 (Leningrad) bis 2025 (Moskau) und wurde 88 Jahre alt. Spasski war der zehnte Schachweltmeister. Von 1969 – 1972 dauerte seine Regentschaft und er folgte er auf Tigran Petrosjan. Die Bürde des Weltmeistertitels belastete ihn, wie er mal sagte. Wer mehr über Boris Spasski wissen will, der sei auf die hervorragenden Texte von Johannes Fischer verwiesen.

Wir ehren ihn durch einige Aufgaben in dieser Aufgabensammlung.


1. Aufgabe: Weiß ist am Zuge? Hier gilt es einen klaren Gewinn zu finden.

Diese Stellung stammt aus der Partie von Boris Spasski gegen Lev Polugaevski aus dem Finalturnier der 28. Sowjetmeisterschaft. Auf diese Stellung weist Vishy Anand, einer der Nachfolger von Spasski hin. Spasski hat diese Partie besonders viel Freude bereitet, auch wenn er hier nicht den richtigen Weg zum Gewinn fand. Bonus frage: Wie heißen die Nachfolger von Boris Spasski. Wird nicht aufgelöst.


2. Aufgabe: Schwarz ist am Zuge. Wie sollte sich Schwarz am besten verteidigen.

Boris Spasski war ein Jungtalent. In dieser Partie aus der Jugendmeisterschaft von Leningrad aus dem Jahr 1949 hatte er zuletzt seinen g-Bauern zwei Felder nach vorne geworfen. Der letzte weiße Zug wirkt etwas ungestüm, aber was soll man von einem zwölfjährigen Schachspieler erwarten, der natürlich nicht weiß, dass seine Partie über 75 Jahre später beleuchtet werden wird. Das Turnier gewannen Spasski und Efim Geller, der später zweimal Gegner von unserem Helden in Kandidatenturnieren wurde.


3. Aufgabe: Schwarz ist am Zuge. Einmal verwandeln wie Spasski bitte.

Diese Stellung stammt aus einer Bundesligapartie von Jürgen Graf gegen Boris Spasski. Hier ist es nicht einmal mehr so schwierig den schwarzen Angriff fortzuführen. Ich war zufällig an dem Tag Zuschauer beim Wettkampf zwischen Bochum und Solingen und erinnere mich wie leicht das Spiel von Boris Spasski auf mich wirkte. Dabei hatte sein Gegner eigentlich so gespielt wie Spasski in seiner Jugend. Für Nerds: Das weiße Eröffnungsspiel trägt den Namen Leningrader-Variante.


4. Aufgabe: Weiß ist am Zuge. Es folgte noch genau ein weiterer Zug?

Dies ist eine Stellung aus der letzten entschiedenen Partie zwischen Boris Spasski und dem amtierenden Weltmeister Tigran Petrosjan aus dem Jahr 1969. Gespielt wurde die Partie in Moskau. Danach begann eine Phase in der Boris Spasski die Last des Weltmeistertitels spürte. Trotzdem versuchte er später noch mehrfach einen weiteren WM-Kampf zu erreichen. Aber das ist eine längere Geschichte.

Wer Spaß am Lösen von Schachaufgaben hat, der wird ab 2025 hier in der Schachakademie immer wieder fündig werden. Für den Anfang findet ihr unter den Links weitere Aufgaben und einige Hinweise darauf wie schwer Schachaufgaben sein sollten.


Von Thorsten Cmiel Die Idee der Lasker Puzzles

Titelfoto: Mark Livshitz (Dr. ML-Photo)

Vor einem Jahr gewann Divya Deshmukh (19) die Weltmeisterschaft der Juniorinnen. Inzwischen verfolgt die Inderin neue Ziele. Sie will den Großmeistertitel und spielt im Prager Schachfestival und nicht bei der zeitgleich stattfindenden Juniorinnenweltmeisterschaft in Petrovac mit.

Von Thorsten Cmiel

Die Inderin war schon zweimal nah dran an der Norm. In Wijk aan Zee beim Challengers lief es zu Beginn des Jahres allerdings nicht gut und 3.5 aus 13 waren eine ziemliche Dusche. Auf der anderen Seite sind es solche Turniere an denen Spieler wachsen können. Jetzt erhält Divya eine erneute Chance sich in einem gemischten Feld zu beweisen. Die Challenger-Turniere erweisen sich mit ihrem Spielermix aus Erfahrung und Herausforderern oft als viel interessanter als die Meisterturniere. So ist es auch in Prag, wobei den jüngeren Spielern entgegen kommen dürfte, dass die Strecke diesmal nur neun Runden beträgt. Divya ist die einzige weibliche Teilnehmerin im Feld.

Runde 1: GM Ivan Salgado Lopez (Spanien)

In der Partie gegen den erfahrenen Großmeister Ivan Salgado konnte die Inderin lange Zeit gut mithalten. Später zeigte Divya im Endspiel einige Unsicherheiten bei der Frage welche Figuren sie vom Brett nehmen sollte. Sie vermied in zwei Situationen den Tausch des letzten Turmpaares und später war es ausgerechnet die Qualität der Turmaufstellung, welche die Entscheidung für den Spanier brachte. Schade.



Runde 2: IM Richard Stalmach (Tschechien)

Eine starke Partie der Inderin, die wie Vaishali beispielsweise ebenfalls mit den weißen Steinen bekanntlich viel besser ist als mit den schwarzen Steinen. Hier mag es auch am Gegner gelegen haben. Jedenfalls kann Divya den Score sofort ausgleichen.


Die endgültige Entscheidung fiel erst in diesem Moment. Divya hatte zunächst kompromisslos angegriffen, aber dann nicht den Ausknippser gefunden und ihre Gewinnstellung war nach drei ungenauen Zügen nur noch weißer Vorteil. Hier war jetzt ihr Gegner dran und entschied sich nach drei Sekunden für den falschen Zug.


Runde 3: Nodirbek Yakuboev (Usbeskistan)

Schon in Wijk hatte Divya in der ersten Runde gegen den Usbeken gespielt und verloren. In Wijk hatte es später Aufregung gegeben, weil der Usbeke den Frauen im Feld den Handschlag verweigerte diesmal ging er souveräner mit der Situation um. Divya erhielt zudem eine Plakette für die Partie des Tages am Vortag.


Die Entscheidung über den Ausgang dieser Partie fiel bereits nach 18 Zügen und 69 Sekunden für diese Entscheiung. Schwarz konnte auf e5 die Springer tauschen und musste dann den Damentausch auf a5 anbieten. Viel spannender war es hier jedoch den eigenen Turm nach c7 zu ziehen, wonach Weiß eine Qualität (Leichtfigur für einen Turm) für einen Bauern kassieren konnte nach dem Springerzug nach g4. Divya entschied sich für den Turmzug nach e7 und dauerhaft geschwächte Bauern am Damenflügel. Diesen strukturellen Nachteil konnte sie später nicht mehr kompensieren.


Fotos: Prague Chess Festival. Mark Livshitz, Petr Vrabec.

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Titelfoto: Mark Livshitz (Dr. ML-Photo) Vor einem

Die Spanierin Sarah Khadem gewinnt gegen Lagno und entscheidet den Ausgang mit. Drei Spielerinnen liegen am Ende vorne und die Russin Goryachkina gewinnt erneut und ist jetzt Favoritin für einen Qualifikationsplatz im Turnier der Kandidatinnen 2026.

Von Thorsten Cmiel

Eine dramatische Schlussrunde mit drei Siegerinnen brachte die Tabelle noch einmal gehörig durcheinander. Am Ende teilen sich mit der Inderin Koneru Humpy, Batkhuyag Munguntuul und Aleksandra Goryachkina drei Spielerinnen das Podium. Die Russin liegt bei der Wertung (Zahl der Schwarzpartien und Sonneborn-Berger) knapp vorne. Die Grand-Prix-Punkte werden allerdings geteilt.

Tabelle: Chess Results.

Alexandra Kosteniuk – Elisabeth Pähtz 1 – 0

Wenige Spielerinnen im Feld haben so häufig gegeneinander gespielt wie die zwei Turnierseniorinnen Alexandra Kosteniuk und Elisabeth Pähtz. Die Megadatabase 2025 weist 79 Partie über alle Zeitkontrollen hinweg aus. Pähtz konnte 31.5 Punkte sammeln, liegt also deutlich hinten. Am letzten Tag gab es noch einmal einen großen Fight von der in der Schweiz lebenden Russin. Es wurde eine ziemlich einseitige Begegnung. Kosteniuk schaffte noch die 50 Prozent und für die Deutsche bliebt erneut nur ein geteilter letzter Platz in einem Grand-Prix-Turnier.


Sarasadat Khademalsharieh – Kateryna Lagno 1 – 0

Sara Khadem (Kurzform) wirkte zuletzt im Turnier eher angeschlagen. Insofern war es erstaunlich wie die Wahlspanierin ihre Letztrundenpartie gegen die acht Runden lang führende Russin gewann. Das Spiel von Lagno machte schon früh keinen guten Eindruck. Sie schien mit einem Remis zufrieden zu sein und tauschte Figuren ohne ihre Stellung zu entlasten.


Der entscheidende Moment. Weiß hat einen Mehrbauern, aber die schwarze Dame und der Springer stören erheblich. Die Stellung wirkt für Lagno, die hier am Zuge ist, haltbar. Ihr nächster Zug allerdings verdirbt die Stellung vollends. Nach dem schwarzen Damenzug nach b1 zog Sara ihre Dame nach c3 und übernahm die Kontrolle über diese wichtige Diagonale. Weiß droht nicht nur den Springer nach d7 zu ziehen, sondern die weiße Dame kann auch nach c4 gelangen und den Bauern f7 attackieren. Das hielt die Stellung nicht mehr aus. Sara gewann in der Folge souverän.

Koneru Humpy – Bibissara Assaubayeva 1 – 0

Die Partie nahm einen sehr einseitigen Verlauf nachdem die Kazachin recht früh einen Bauern einstellte. Die Inderin Humpy Koneru gewann die Partie durch eine danach ruhige Partieanlage. Insgesamt zahlte sich am letzten Spieltag die Eröffnungswahl für die Spielerinnen nicht aus, die sich für die königsindische Verteidigung entschieden hatten.


Schwarz steht bereits etwas gedrückt. Im nächsten Zug droht Weiß seinen Läufer nach g5 zu ziehen. Darauf benötigt Schwarz hier eine Antwort. Eine Möglichkeit besteht darin, den Springer nach h5 zu ziehen, um die Damen oder nach dem Zug mit dem Läufer nach g5 die Läufer via f6 zu tauschen. Ein etwas krumm aussehender, aber spielbarer Zug war es den Turm nach e5 zu ziehen, um nach dem Läuferzug nach g5 den schwarzen h-Bauern ein Feld nach vorne zu ziehen und den Läufertausch zu erzwingen. Bibissara spielte stattdessen ihren Springer nach d7 und verlor nach dem Tausch auf d8 und dem Springerzug nach b5 einen Bauern.


Unkommentierte Partien







Wie steht der Grand Prix nach drei von sechs Turnieren?

Tabelle Grand Prix nach Monaco.

BREAKING NEWS

Die folgende Meldung kam erst nach Erstellen dieses Textes heraus. (Ergänzt am 28. Februar 2025)

Bibissara Assaubaeya dürfte bereits aus dem Rennen um die ersten beiden Plätze sein. Goryachkina hat bereits zwei gute Ergebnisse und muss auf Zypern noch ein gutes Turnier nachlegen. In der Liste fehlt noch eine weitere Favorition, Lei Tingjei (CHN) spielt in den letzten drei Grand-Prix-Turnieren. (Der letzte Satz ist inzwischen überholt!)

Fotos: Niki Riga. FIDE CHESS.

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Die Spanierin Sarah Khadem gewinnt gegen Lagno

Boris Wassiljewitsch Spasski ist gestorben. Spasski war von 1969 bis 1972 der zehnte Schachweltmeister. Spasski ist vermutlich der am meisten unterschätzte Schachweltmeister des letzten Jahrhunderts. Der russische Schachverband gab am 27. Februar 2025 den Tod von Boris Spasski bekannt. Spasski wurde 88 Jahre alt.

Über die Umstände des Todes wurden keine offiziellen Angaben bekannt. Gesundheitlich stand es schon längere Zeit nicht gut um Spasski. 2006 und 2010 hatte er zwei Schlaganfälle erlitten. Nach seinem zweiten Schlaganfall lebte Spasski seit 2012 wieder in Moskau. Zuvor hatte er fast 30 Jahre in Frankreich eine Wahlheimat gefunden.

Am besten in Erinnerung dürfte der Öffentlichkeit der Wettkampf mit Bobby Fischer 1972 in Reykjavik geblieben sein, der als Match des Jahrhunderts bezeichnet wurde. Der Russe stand immer im Schatten seines damaligen Gegners, zumal der Wettkampf von den Medien zum Duell der Systeme gemacht wurde und diesen Wettkampf gewann der US-Amerikaner. (TC)

Wer mehr über Boris Spasski erfahren möchte, dem sei dieser Artikel von Johannes Fischer empfohlen.

Die vielleicht berühmteste Partie von Boris Spasski kam 1970 im Teamwettkampf einer Weltauswahl gegen die UDSSR zur Aufführung. Die Partie war eine grandiose Kurzpartie, die jeder Schachschüler mindestens einmal von seinem Trainer gezeigt bekommt. Hier pur.


Boris Wassiljewitsch Spasski ist gestorben. Spasski war