Das Foto zeigt Kasparow in der Analyse mit Bent Larsen. Kiebitz ist Boris Spassky. Quelle: geheugenvennederland.nl
Am 14. Oktober 1981, also vor genau 44 Jahren spielte Garry Kasparow (1963) eine Partie gegen den dänischen Volkshelden Bent Larsen (1935 – 2010). Die Partie ging Unentschieden aus und geriet in Vergessenheit, dabei passierte einiges auf dem Brett.
Von Thorsten Cmiel
Bent Larsen spielte sechs Turnierpartien gegen den gerade aufkommenden Garry Kasparow. Dabei sprang ein halber Punkt heraus. Nur die erste Partie der beiden Großmeister im Jahr 1981 endete Remis und das war eher ein glückliches Resultat für den Dänen. Ich erinnere mich an eine Analyse von Boris Spassky, der ebenfalls gegen Garry gespielt hatte und stolz wie Bolle war über den halben Punkt. So war das damals. 1980 hatte Garry Kasparow in Dortmund souverän die Jugendweltmeisterschaft vor Nigel Short und dem Chilenen Ivan Morovic gewonnen.
Beginnen wir mit einem Schnelldurchgang der Partie, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen.
Zunächst begann die Partie mit einer aggressiven Spielweise des jungen Kasparow, der auf entgegengesetzte Rochaden und gleich mehrfach auf ein passives Figurenopfer auf dem Feld g5 setzte. Zunächst verteidigte sich der Däne ausreichend gut. Aber später gelang es Kasparow sich im Turmendspiel gewinnbringenden Vorteil zu erarbeiten. Zweimal verprasste er aber seine Chancen. Insgesamt war die Bilanz fast ein echtes Fischer-Ergebnis. Kasparow gewann fünf und spielte einmal Remis, in unserer Partie.
Eine spannende Stellung mit entgegengesetzten Rochaden ist entstanden. Wie geht es hier weiter nach dem Schlagen auf c4 und wie nach dem Läuferschach auf h7? Was ist besser?
Bis hierhin war die Stellung in etwa ausgeglichen. Wie sollte Weiß hier fortsetzen?
Weiß hat erkennbar den aktiveren Turm, der mehr Ziele gleichzeitig angreifen kann. Wie sollte er hier fortsetzen?
Wie konnte Garry Kasparow hier seine Stellung im 41. Zug verstärken. Es könnte der Abgabezug gewesen sein. Dazu fehlen mir leider die Informationen. Möglicherweise kam es gar nicht zur Hängepartie.
Servicehinweis
Die Partieanalysen können heruntergeladen werden. Dafür muss man auf den hier rot markierten Button klicken.
Die Zahl der Remispartien sind in der Regel bei mir zu hoch und meine Risikobereitschaft zu niedrig. Bei der Senioren-Europameisterschaft 2025 in Rabac in Kroatien war das von Beginn an anders. Es lief zu oft aus dem Ruder. Ein Turnier mit Höhen und Tiefen in Diagrammen.
Von Thorsten Cmiel
Durch eigene schlechte Eröffnungskenntnisse kam es während meines Turniers in Rabac immer wieder zu kritischen Situationen auf beiden Seiten. Einige dieser teilweise interessanten Momente aus eigenen Partien will ich festhalten.
Beginnen wir mit einem Gesamtüberblick über den gesamten Turnierverlauf. Fünf Siege in neun Runden ist ein starkes Ergebnis. Drei Niederlagen sind allerdings zu viel. Der Verlauf war insgesamt sehr volatil auch während der Partien ging es mitunter rauf und runter.
Das Diagramm zeigt eine Situation aus der ersten Runde. Ich hatte in der Eröffnung mit Weiß nichts erreicht, obwohl mein Gegner mit Schwarz eine eher fragwürdige Spielweise gewählt hatte. Dann gab es sogar eine Phase in der mein Gegner aggressiver vorging und meine Stellung und mich arg erschütterte. Wie sollte man mit Weiß hier fortsetzen?
Lösung (Hier Klicken)
Etwas später war die Stellung wieder im Gleichgewicht. Hier musste mein Gegner den attackierten Läufer ziehen, aber wohin? Es sollte das Ausschlussprinzip zur Anwendung kommen.
Lösung (Hier Klicken)
Der Läufer gehört nach a6. Die Antwort ergibt sich aus der Partiefolge. Mein Gegner zog seinen Läufer scheinbar logisch – von hier unterstützt er den eigenen a-Bauern besser – nach b3. Der Zug übersieht allerdings die gegnerischen Möglichkeiten. Nach dem Turmschach auf der Grundreihe gewinnt die Springergabel auf b5 eine Qualität und die Partie, die kurz darauf beendet war.
In der zweiten Runde stand eine schwierige Partie gegen einen starken Gegner an, der in Turin bei der Schacholympiade Individual-Gold am zweiten Brett gewonnen hatte mit 9 aus 11. Ich hatte hier zuletzt etwas unvorsichtig agiert, immerhin wirkte mein Gegner nervös und witterte plötzlich seine Chance. Wie sollte er hier fortsetzen?
Lösung (Hier Klicken)
In dieser Stellung aus der dritten Runde musste ich mit Weiß meinen 22. Zug spielen. Wie sollte es hier weitergehen?
Lösung (Hier Klicken)
Nicht zu schwierig, aber wenn man im Modus unterwegs ist: Ich ziehe meine Figuren und übe Druck aus, dann muss man irgendwann aufhören und stattdessen konkretere Maßnahmen angehen. Die praktische Frage ist immer wann genau soll man loslegen. Den Vorteil im richtigen Moment gefragt zu werden hatte ich natürlich nicht. Ist also jetzt im 28. Zug von Weiß bereits der richtige Moment gekommen?
Lösung (Hier Klicken)
Ich sollte hier mit Schwarz und dem Läuferpaar, das in die offene Stellung meines Gegners hineinstrahlt, klar auf Gewinn stehen. Es folgt eine für meine Verhältnisse überraschend schlechte Verwertungsphase. Wie sollte Schwarz hier fortsetzen? Es gibt nicht nur einen guten Zug, aber Pragmatismus ist angesagt.
Lösung (Hier Klicken)
Ich hatte gefühlt sehr ungenau gespielt, nachdem ich den eigenen h-Bauern aufgezogen hatte. Jetzt hatte mein Gegner gute Ausgleichchancen, indem er seinen Springer gelegentlich auf g6 hineinpflanzen würde. Wie geht es hier am besten weiter?
Lösung (Hier Klicken)
Mein Gegner stand gefühlt immer leicht angenehmer. Die Entwicklung beeinflusst gelegentlich das Handeln und gelegentlich greift man dann fehl. Wie ist hier das Springeropfer auf f6 einzuschätzen?
Lösung (Hier Klicken)
Weiß ist am Zuge. Auf g2 hängt der Bauer mit Matt und Schwarz muss das irgendwie abwehren oder aufgeben. Ihr Vorschlag?
Lösung (Hier Klicken)
Ich hatte zuletzt meinen Läufer nach d8 gezogen und eine letzte verzweifelte Drohung aufgestellt. Es folgte hier das Damenopfer auf h5 und im nächsten Zug wird der Turm auf h7 den Bauern schlagen und mattsetzen. Mein Gegner lachte herzhaft. Natürlich hatte ich bei diesem Sieg viel Glück gehabt.
Die Sechste gegen den Internationalen Meister Josep Antonio Lacasa Diaz
Es sind solche Partien, die am meisten Spaß machen. Betrachtet man die Partie mit der unbestechlichen Instanz, dann geht dieser Spaß einer praktischen Schachpartie am Brett weitgehend verloren. Dennoch muss man nach der Partie die Wahrheit suchen und die ist manchmal ernüchternd. In der Partie stand mein Gegner bis zum 45. Zug die meiste Zeit klar besser, in Maschinenwertung sogar auf Gewinn. Dann ereignete sich eine brutale Entwicklung der Ereignisse.
Die entscheidende Partie für den Turnierverlauf schien meine sechste Partie zu sein. Mir war in der Eröffnung etwas verrutscht. Der schwarze König steht nicht ganz sicher und positionell sieht es auch nicht gut aus für mich mit den schwarzen Steinen. Immerhin habe ich einen zentralen Springer auf d5 etabliert. Wie sollte meine spanischer Gegner hier im 29. Zug fortsetzen? Der weitere Verlauf danach war ebenfalls von taktischen Möglichkeiten geprägt. Bis zum Kontrollzug sah es nicht sonderlich gut aus…
Lösung
Diese Stellung nach dem Kontrollzug ist immer noch deutlich besser für den Weißspieler, aber es gibt keine taktische Lösung, die sofort Material gewinnt. Eine positionelle Idee ist grundsätzlich den Druck gegen den Punkt d5 zu erhöhen, aber für den Augenblick ist die Dame auf d2 ungedeckt.
Lösung (Hier Klicken)
Mein spanischer Gegner konnte hier seinen Turm abziehen, aber wohin? Es wird konkret in diesem Moment und in der Folge.
Lösung (Hier Klicken)
In dieser Stellung ist Schwarz am Zuge. Es ist verlockend, den eigenen c-Bauern ein Feld vorzurücken, aber ist das die beste Idee? Gibt ist eine vielversprechende Alternative dazu?
Lösung (Hier Klicken)
Schwarz kann den Bauern auf f3 nicht schlagen, da das Bauernendspiel nach Abtausch sofort für Weiß gewonnen wäre. Aber was sollte er stattdessen unternehmen?
Lösung (Hier Klicken)
Accordion Content
Mein Gegner hatte zuletzt seinen Springer von f6 nach d5 gezogen. Und nun?
Lösung
In dieser Stellung war ich mit Schwarz dran und beendete das Turnier mit einem Tiefpunkt. Ich sah, dass ich nach dem eigentlich geplanten Damenzug nach a5 in Probleme geraten würde nach dem Opfer des f-Bauern springt Weiß mit seinem Springer nach d5 und unterbricht die Deckung des Läufers auf f5 und Weiß gewinnt. Ich ersetzte danach die Deckungsfigur des Feldes f5 durch den Turm, den ich nach a5 zog. Diesmal bleibt der Bauer e7 gedeckt. Dabei übersah ich, dass nach f5 erneut eine Figur verloren geht, diesmal via Schachgebot mit der Dame auf g4. Richtig war es die Diagonale mit dem kurzen Zug des f-Bauern zu schließen. Weiß steht danach etwas besser, mehr nicht.
Fazit
Die Darstellung eines Turniers in Diagrammen ist attraktiv, da sie einen schnellen Überblick verschafft. Aber es gibt weitere Aspekte, die eine Rolle spielen sollten, wenn man das Turnier eines Spielers zerlegt. Ein Vergleich zu den Turnierverläufen anderer bei den Senioren-Europameisterschaften zeigt, dass die meisten Teilnehmer ebenfalls Glück auf dem Weg hatten. In der Gruppe der Jungsenioren standen die vier Sieger mindestens einmal im Turnier glatt auf Verlust. Bei den älteren Senioren zeigten die Gegner von John Nunn zu viel Respekt und er bekam bereits zu Beginn des Turniers in zwei schlechten Schlussstellungen mit Weiß Remis angeboten und griff zu.
Durchschnittlich dauerten meine Partien fast fünfzig Züge, was ein guter durchschnittlicher Wert ist. Dafür muss man im Seniorenalter erst einmal die Kraft aufbringen. Bei mir ist der Trend insofern sehr positiv, da ich vor zwei Jahren noch gesundheitsbedingt in neun Runden oft vier schnelle Remis angestrebt habe. Schach ist ein Ergebnisspiel und seit der deutschen Meisterschaft im Seniorenschach 2024 in Bad Wildungen konnte ich mein Elozahl in 54 gewerteten Partien um 128 Punkte steigern und auf dem Weg dahin vier Internationale Meister und einen Großmeister schlagen. Der letzte Trend ist also ermutigend und bei der in Kürze beginnenden Weltmeisterschaft der Senioren im italienischen Gallipoli sollte ein Ratingpunkt drin sein, um meine Elozahl wieder über 2200 zu hieven. Das nächste Ziel danach ist meine Wiedereinstiegs-Elo aus dem Jahr 2017, die bei 2250 lag. In 2026 stehen allerdings mit Kandidatenturnier, Schacholympiade und Weltmeisterschaft drei Turniere an, die ich als Beobachter angehen möchte.
Dieser Blog dient mir als eine Art Tagebuch für eigene Turniere – früher habe ich mit viel Aufwand – eigene Turniere aufgearbeitet und kleine Turnierbücher zum Eigengebrauch geschrieben. Das ist inzwischen komfortabler organisiert. Wer will kann meine Analysen nutzen, um selbst besser zu werden. Aber der Sinn ist es Analysetechniken auszuprobieren und einen möglichst objektiven Blick auf meine Partien zu werfen.
Servicehinweis
Die Analysen können in dieser Ansicht heruntergeladen werden, indem man auf den hier markierten Button klickt.
Historisches Foto: José Raúl Capablanca. Illustration: NanaBanana.ai
Der Kubaner José Raúl Capablanca (1888 – 1942) war der dritte Weltmeister in der Geschichte des Schachspiels. Capablanca gehört zu den anerkannt besten Spieler aller Zeiten. Ihm sei diese neue Serie von Schachaufgaben gewidmet. Wir lösen damit die Lasker-Aufgaben ab.
Ein Scherz zu Beginn. Heute gewann die deutsche Spielerin Hanna Marie Klek in Batumi bei der europäischen Mannschaftsmeisterschaft hier nach welchem schicken Zug?
Lösung (Hier Klicken)
Wie sollte Weiß in dieser Stellung seinen Angriff fortsetzen.
Lösung (Hier Klicken)
In Endspielen kommt es oft auf gute Technik an. Hier ist einmal die weiße Stellung zu verwerten. wie?
Lösung (Hier Klicken)
Nicht zu schwierig ist es hier für Schwarz die beste Fortsetzung zu finden.
Lösung (Hier Klicken)
In praktischen Partien begegnen den Spielern in jeder Turnierpartie unterschiedliche Aufgaben und nicht immer sind es einfache Taktiken. Insofern finde ich neben thematischen Aufgabenzusammenstellungen einen Mix aus unterschiedlichen Aufgabentypen hilfreich.
Hinweis
Die Partien können heruntergeladen werden, indem man auf den Downloadbutton unter Diagrammen klickt.
Wie sollte man einen sympathischen Sportverband positionieren in einer Zeit vieler medialer Versuchungen? Vor allem gilt es vieles anders zu machen als der Deutsche Schachbund derzeit. Ein Kommentar von der Seitenlinie.
Schach ist eine der beliebtesten Sportarten weltweit. Das liegt vor allem daran, dass man das Spiel der Könige und Damen selbst online spielen kann und dafür nicht vielmehr benötigt als ein internetfähiges Mobiltelefon. Gespielt werden kann Schach auf ganz vielen unterschiedlichen Niveaus und jeder hat in seiner Welt und auf seinem Spiellevel Spaß am Spiel, online oder am Brett. Zudem ist Schach bei vielen Anlässen Thema und dient in Werbung und Film oft als Kulisse. Täglich produzieren zahlreiche Influencer viele Dutzend Videos und manche berichten in ihren Streams über die wichtigsten Ereignisse in der Schachwelt. Schach ist so betrachtet präsenter als viele andere Sportarten im Netz. Wenn Magnus Carlsen mal auf den Tisch haut, dann bebt sogar das Internet und allgemeine Medien greifen dieses scheinbar rüpelhafte Verhalten gerne auf.
Von diesem medialen Grundrauschen sollte eigentlich der organisierte Schachsport profitieren. Aber in Deutschland beherrschen immer wieder negative Schlagzeilen die Szene und die Gründe dieses zunächst überraschenden Befundes sind beim Deutschen Schachbund (DSB) weitgehend hausgemacht. Mit etwas gutem Willen und vielleicht der einen oder anderen personellen Neuausrichtung könnte man viel erreichen.
Für das Außenbild von Organisationen ist die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Der Deutsche Schachbund stellt sich zu oft selbst ein Bein. Schauen wir kurz genauer hin was ist und was sein sollte.
Wie es laufen sollte
Pressearbeiter auf der Seite des organisierten Sports haben ein Interesse daran, dass die eigenen Erfolgsgeschichten erzählt werden. Dafür benötigt man Pressemitarbeiter, die ihr Handwerk und ihre Rolle verstehen: Als Pressemensch eines Sportverbandes ruft man beispielsweise Journalisten an, stellt sich vor und fragt, ob man etwas für den Kollegen auf der anderen Seite tun kann. Journalisten sind übrigens bestechlich und zwar mit exklusiven Informationen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass eine positive Geschichte im Sinne des Verbandes geschrieben wird. Das ist der Idealfall.
Wer als Sportverband seine Themen in die Öffentlichkeit tragen will, der kann viele Instrumente der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit nutzen. Beispielsweise können Verantwortliche Themenlisten aufstellen und interessierten Journalisten anbieten. Falls Journalisten Fragen haben oder einen Ansprechpartner suchen, dann sollte ein Pressearbeiter eines Sportverbandes im besten Sinne Zuarbeiter für Journalisten sein. Das ist Handwerk in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Eine andere Idee wäre es, einen regelmäßig erscheinenden Pressespiegel zu erstellen und intern und extern zu veröffentlichen. So bekommt man zudem seinen eigenen Presseverteiler ausgebaut und kann sich mit diesen Journalisten besser vernetzen. Anders als beim Fußball beispielsweise ist die Zahl derer, die regelmäßig für Schachzeitungen oder in der allgemeinen Presse das Thema Schach behandeln, einigermaßen überschaubar. Aber eines kann ich garantieren: Wer regelmäßig über Schachthemen schreibt hat kein Interesse den Schachsport schlecht aussehen zu lassen. Aber es ist nicht die Aufgabe von Journalisten vom Hofe zu berichten und den Mächtigen im Sport einen Teppich auszulegen.
Wie es beim Schachbund gerade läuft
Der aktuelle Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und vermutlich auch irgendjemand im Präsidium hat eine andere Weltsicht und entsprechend stellt der DSB sich auf. Beim Spitzenverband des Schachsportes in Deutschland glaubt man möglichst gar nicht mit Journalisten zusammenarbeiten zu müssen, denn die sind nur lästig und schreiben zu oft nicht was die Verbandsvorderen gerne hören wollen.
Einige Beispiele
Der hauptamtliche Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter des DSB begann seine Karriere im Spätsommer 2024 damit, dass er einem erfahrenen Redaktionsleiter die Welt erklärte und seinen Job gleich mit, weil ihm ein Interview, das ein Referent des DSB über Seniorenschach gab und das im Medium des Redaktionsleiters veröffentlicht wurde, den Verantwortlichen im Schachbund nicht gefiel. Statt sich zunächst nett einzuführen und Gemeinsamkeiten zu suchen, setzte der inzwischen oberste Pressearbeiter des Schachbundes gleich eine erste Duftmarke. Es muss nicht weiter erläutert werden wie das ankam und wie sich die weitere Zusammenarbeit entwickelte. Nebenbei sei erwähnt, dass die Reaktion des Schachbundes die Empörung über die geringe Finanzausstattung von Seniorenturnieren erst richtig befeuerte. Eine Art ungewollte Folge also. Nennen wir es Fehlstart.
Pressemeldungen aus der Hölle
Der Deutsche Schachbund gibt auch sonst bei vielen anderen Themen keine besonders gute kommunikative Figur ab: Greifen wir zunächst das noch recht aktuelle Beispiel um eine Spielerin auf, die bei der deutschen Jugendmeisterschaft einen ersten Platz erzielte und gar nicht so lange zuvor noch als Junge in den Ranglisten zu finden war. Die Spielerin ist einer schwierigen Lebensphase und hat von dem neuen Selbstbestimmungsrecht Gebrauch gemacht. Es gab Kritik an der Spielberechtigung für die junge Spielerin. Der DSB bezog Stellung und stützte die Spielerin und ihr Anliegen. Soweit ist diese Position sympathisch. Wie der Schachbund allerdings kommunizierte ist ein Beispiel dafür wie man es sicher nicht machen sollte.
Schauen wir genauer hin und beschränken wir uns auf die Überschrift und den Lead des Textes vom 24.Juni 2025.
„Schach ist bunt und inklusiv.“ Der Deutsche Schachbund mit einer klaren Haltung – und gegen Vorstöße von Ehrenamtlichen: „Auch Transfrauen werden weiterhin mitspielen.“
Zum Inhalt und der Diskussion will ich mich gar nicht äußern, aber es ist keine Überraschung, dass es zu diesem Thema unterschiedliche Meinungen und nachvollziehbare Argumente gibt. Im Schachkicker gibt es eine Reihe von Texten, die überwiegend eine andere Sichtweise repräsentieren. Meinungsvielfalt ist bei einem kontroversen Thema kein Problem, aber der Umgang damit ist es schon. Die interne Aufgabe eines Sportverbandes und der eigenen Öffentlichkeitsarbeit bestünde darin, eine Diskussion zu kanalisieren und auftretende Kontroversen möglichst nicht öffentlich auszutragen. Der DSB wählte einen anderen Weg und schuf seine eigene Kommunikationskrise. Bravo.
Im Text und Lead zitiert man sich sozusagen selbst und wollte die Diskussion offenbar von Anfang an im Keime ersticken. Pustekuchen. Wenn ein hauptamtlicher Mitarbeiter die Meinungen von Ehrenamtlichen per Pressemitteilung abqualifiziert, selbst wenn man der Meinung ist, dies sei eine unterstützenswerte Position, funktioniert solch eine Kommunikation in keiner Welt. Das ist eigentlich nicht schwierig zu verstehen. Besonders geärgert haben dürfte man sich beim DSB als in der direkten Folge eine ehrenamtliche Referentin der DIE WELT ein Interview gab, das für noch mehr interne Aufregung sorgte.
Hauptamt und Ehrenamt
Leisten wir uns einen kurzen Exkurs zu den Machtstrukturen des DSB: Die Macht hat im organisierten deutschen Schach auf Bundesebene ein ehrenamtliches Präsidium, das auch für das Führen der hauptamtlichen Mitarbeiter zuständig ist. Im Präsidium sind vier Personen gewählte Vertreter. Hinzu kommen zahlreiche Ehrenamtler im Referentenrang, die inhaltlich zuarbeiten sollen, im besten Fall. In der jüngeren Vergangenheit gab es immer wieder Kritik, dass die Referenten nichts zu bestellen haben und, dass die interne Kommunikation im Verband nicht so funktioniert, wie man sich das wünschen würde.
In solch einer Gemengelage platzierte der Schachbund seine Pressemeldung, die einigen Ehrenamtlichen über den Mund fährt. Das ist nicht nur wenig schlau, sondern führt bei den meisten Erwachsenen entweder zur inneren Kündigung des Engagements oder zu offenem Protest. Vermutlich passiert beides je nach eigener Persönlichkeit. Aber nicht nur Betroffene registrieren den Umgang mit ehrenamtlich Engagierten, sondern auch andere Referenten machen sich ihre Gedanken.
Es gibt noch einige kleinere Baustellen, die ich nur kurz ansprechen will: Die Aufgabe eines Sportverbandes ist es sicher nicht Werbung für zufällig ausgewählte Literatur und kommerziell organisierte Veranstaltungen und Turniere zu machen. Warum ein Sportverband das nicht tun sollte ist einfach: Man schafft Präzedenzfälle und beispielsweise Verleger könnten künftig auf die Idee kommen, solche Leistungen beim Schachbund einzufordern. Der Verband wäre in der Bredouille und müsste begründen warum er es einmal macht und in einem anderen Fall nicht machen will.
Höhepunkte, die der Pressesprecher zu Tiefpunkten machte
Senioren-WM zum Jubiläum
Beginnen wir mit der Nachricht, dass der deutsche Schachbund sich in seinem Jubiläumsjahr 2027 um eine Seniorenweltmeisterschaft bemüht und diese in Magdeburg stattfinden soll. Der Schachbund veröffentlichte zunächst eine derart widersprüchlich formulierte Pressemeldung, dass einige Beobachter meinten, dass der Schachbund die Einzelweltmeisterschaft in Magdeburg ausrichten möchte. Das sorgte für Verwirrung und bei einem, der sich ebenfalls dafür bewirbt und mit dem DSB in Kontakt steht, für verständliche Enttäuschung. Der Fall war dann recht schnell aufgeklärt und die Pressemeldung korrigiert – und nur noch diese wird vom DSB auf seiner Homepage angezeigt: In Magdeburg soll das Teamevent stattfinden. Solche kommunikativen Kurzkrisen können passieren, sind aber natürlich ärgerlich und die direkte Folge einer recht untalentiert geschriebenen Pressemeldung.
Eine sportliche Großtat
Deutschland kann nach 34 Jahren wieder auf einen Spieler hoffen, der eine Chance bekommt, um die Weltmeisterschaft im Schachsport zu spielen. Matthias Blübaum qualifizierte sich beim Grand Swiss im usbekischen Samarkand für das Kandidatenturnier 2026. Eine tolle Nachricht für das deutsche Schach. Vor der letzten Runde hatten sogar noch zwei Spieler die Chance sich zu qualifizieren. Vincent Keymer war auch im Rennen und scheiterte nur knapp.
Die Aufgaben eines Presse- und Öffentlichkeitsarbeiters in solch einer Situation sind recht einfach erklärt: Man bereitet sich auf Eventualitäten und mögliche Presseanfragen vor. Dazu telefoniert man zunächst beispielsweise seine hoffentlich vorhandenen Journalistenkontakte ab und bietet Handreichungen aller Art. Dazu gehören Hinweise und Informationen, Links zu Texten und Interviews aus der jüngeren Vergangenheit. Hilfreich ist sicher auch die Information wo man Fotos von der Veranstaltung findet, oder ob aus dem eigenen Fundus Fotos möglichst honorarfrei genutzt werden können. Auch das ist Handwerk.
Der Verantwortliche im Schachbund vertritt offenkundig eine diametral andere Linie. Für ihn sind Journalisten die Zuarbeiter. Florian Pütz, ein Journalist vom „Der Spiegel“, der regelmäßig über Spitzenschach berichtet, meldet sich per X, vormals Twitter, mit einem kleinen Hinweis, der an Peinlichkeit für den DSB kaum zu übertreffen ist. Der DSB-Verantwortliche hat in seiner Pressemeldung bei Pütz eine ganze Passage abgeschrieben und das nicht kenntlich gemacht. In der echten Welt der Pressearbeit sollte es andersrum laufen.
Hinweis aus Transparenzgründen
Der Deutsche Schachbund hat am 26. Juni 2025 zu meiner Person eine Schmähpressemitteilung herausgegeben. Für sich genommen ist das ein einmaliger Vorgang, der ein zusätzlicher Beleg ist für die oben zusammengefasste Bewertung, dass der DSB sich im Wettbewerb mit Journalisten wähnt und eine sagen wir eigenwillige Vorstellung von Pressearbeit und Pressefreiheit zu haben scheint. Die Meldung des DSB ist zudem so schlecht geschrieben, dass man als Uneingeweihter nicht einmal den Zusammenhang versteht, nur die Abneigung gegen einen angeblich bösartigen Journalisten kommt zum Ausdruck. Daher habe ich mich entschlossen einen kurzen Erläuterungstext dazu zu verfassen, inklusive einiger zusätzlicher Informationen, welche die Position des Schachbundes ins rechte Licht rücken. Es darf übrigens laut gelacht werden.
Irgendwer beim Schachbund kam bei Ansicht der Broschüre auf eine bemerkenswerte Idee: Die Fraktur in der Überschrift hat eine üble Anmutung. Man ist beim Schachbund offenbar der Meinung, die Fraktur sei eine Nazischrift.
Am ersten Tag kam der lokale Organisator der deutschen Seniorenmeisterschaft in Bad Neuenahr 2025 zu mir und erzählte mir eine Art Räuberpistole und er konnte diese auch belegen – zunächst mit einer Geister-Broschüre. Der Deutsche Schachbund (DSB) hatte ihm untersagt, seine bereits gedruckte Broschüre zu verteilen, weil die Überschrift in Fraktur geschrieben war. Jetzt bin ich kein Fan einer eher wenig leserlichen Schnörkelschrift, aber die Fraktur wird von vielen angesehenen Tageszeitungen noch heute im Titel genutzt. Mein Interesse war geweckt.
Der lokale Organisator hatte letztlich dem Schachbund eine Art Entschuldigungs-E-Mail geschrieben, weil er sich unter Druck gesetzt fühlte und eine Broschüre zum Verteilen wollte – die bekam er dann mit reichlich Verspätung. Bei Senioren, insbesondere bei vielen Älteren, sind Broschüren der bevorzugte Informationsquelle. Die E-Mail ärgerte ihn aber auch im Nachhinein, weil er sich vom Schachbund in eine rechte Ecke geschoben fühlte – von einer Faust in einer Tasche war die Rede.
Über diese kleine Geschichte einer Schrift und einer nicht verteilten Broschüre schrieb ich dann in meinem Text einen kurzen harmlosen Absatz bei dem der Schachbund aus meiner Sicht sehr gut wegkommt und mit der auch der lokale Organisator einverstanden war.
„Die Teilnehmerzahl war nicht so hoch wie bei der letzten Seniorenmeisterschaft in Bad Wildungen. Im Vorfeld gab es Irritationen um einen Flyer der lokalen Organisatoren für die Veranstaltung, der vom Deutschen Schachbund vor allem wegen der Verwendung einer Schriftart nicht akzeptiert wurde, und dessen später Ersatz in der Produktion längere Zeit ein Informationsvakuum erzeugte. Dass diese Provinzposse die Teilnehmerzahl beeinflusst hat, ist wahrscheinlich, meint Gottfried Schumacher, der den Kontakt zum Hotel vor Ort hielt. Schumacher zeigte sich enttäuscht von der Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle in Berlin.“
Diese kurze Passage triggerte dann offenbar den Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Schachbundes und die Geschäftsführerin. Der Pressereferent unterstellte mir unter anderem triumphierend in seiner Pressemeldung, dass ich nicht erwähnt hätte, dass es sich um die Fraktur handelt. Das für sich genommen ist lustig, denn es zeigt fehlende Kenntnisse beim Schachbund über die Frakturschrift.
Ist die Fraktur eine Nazischrift? (Für die Antwort hier klicken)
Ein Blick in die Wikipedia hätte gereicht. Ich habe mir per Künstlicher Intelligenz (Google Gemini) in sehr kurzer Zeit einen Text anzeigen lassen. Das konnte auch der DSB leisten.
Nein, die Frakturschrift ist keine Nazischrift. Das ist ein verbreiteter Mythos, der auf einer missverständlichen oder unvollständigen Geschichtsbetrachtung beruht.
Hier sind die wichtigen Punkte dazu:
Historische Bedeutung: Die Frakturschrift ist eine Schriftart aus der Gruppe der gebrochenen Schriften, die ihre Ursprünge im 15. Jahrhundert hat. Sie war vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert die meistgenutzte Druckschrift im deutschsprachigen Raum und wurde auch in anderen nordeuropäischen Ländern verwendet. Sie war also über Jahrhunderte hinweg eine ganz normale und weit verbreitete Schrift in Deutschland.
Verwendung im Nationalsozialismus (anfänglich): Zu Beginn ihrer Herrschaft nutzten die Nationalsozialisten die Fraktur, weil sie sie fälschlicherweise als „deutsche Schrift“ ansahen und damit völkische und nationalistische Ideen verbanden. Viele offizielle Publikationen und Plakate wurden in Fraktur gedruckt.
Das Verbot durch die Nazis: Ironischerweise wurde die Frakturschrift im Januar 1941 von den Nationalsozialisten selbst verboten. In einem „Normalschrifterlass“ ordnete Hitler an, dass künftig die Antiqua (die heute gebräuchliche lateinische Schrift) als „Normalschrift“ verwendet werden sollte. Die Begründung dafür war, dass die Fraktur angeblich eine „Schwabacher Judenletter“ sei und im Ausland nicht gelesen werden könne, was der internationalen Verbreitung der deutschen Propaganda im Weg stünde. Es gab auch Bestrebungen, die „deutsche“ Schrift an westliche Standards anzupassen und den Absatz deutscher Bücher im Ausland zu fördern.
Folgen des Verbots: Nach dem Verbot verschwand die Fraktur weitgehend aus dem öffentlichen Gebrauch und wurde durch die Antiqua ersetzt. Dies führte dazu, dass die Fraktur nach dem Krieg oft mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht wurde, obwohl die Nazis sie selbst verboten hatten.
Heutiger Gebrauch: Die Fraktur findet heute noch Verwendung, oft in dekorativer Weise, in traditionellen Kontexten (z.B. auf alten Gebäudeschildern, manchen Zeitungslogos wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder in bestimmten Subkulturen). Der Missbrauch durch Neonazi-Gruppen trägt leider weiterhin zur fälschlichen Assoziation bei, aber das ändert nichts an der historischen Tatsache, dass die Schrift selbst keine „Nazi-Erfindung“ ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Frakturschrift ist ein historisches Kulturgut und war lange Zeit die dominierende Schrift in Deutschland. Ihre kurzzeitige (und widersprüchliche) Nutzung durch die Nationalsozialisten und das spätere Verbot durch dieselben haben zu dem Missverständnis geführt, sie sei eine „Nazischrift“. Historisch gesehen ist das jedoch falsch.
In seinem Text schreibt der Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des DSB, dass die Sache geregelt war aus Sicht der Geschäftsstelle. In seinem Text zitiert der Öffentlichkeitsarbeiter übrigens aus der genannten Entschuldigungs-E-Mail und aus einem nicht ganz freundlichen Austausch, den er und ich ebenfalls hatten. Der DSB hat weder die Autorisierung aus einer der zwei genannten E-Mails zu zitieren noch dies selektiv und sinnentstellend zu tun. Ich könnte aus seiner E-Mail an mich auch zitieren wie der Pressearbeiter mir mit seinen Kanälen gedroht hat, wenn ich nicht die Position des Deutschen Schachbundes in meinem Text anführe. Ich gab ihm die Chance eine kurze Anmerkung zu schreiben, er hat das Angebot öffentlich ausgeschlagen.
Ein weiteres presserechtliches und rügefähiges Foul des DSB ist das Nichtverlinken zum Originaltext, denn nur so ist die Pressemeldung für Leser überhaupt verständlich. Anmerkung: Der DSB unterliegt nicht dem Presserecht und -kodex, aber deren Vertreter glaubt andere maßregeln und journalistisch bewerten zu müssen. Das ist weder angemessen noch akzeptabel. Jeder blamiert sich auf seinem Niveau. (TC)
Historisches Foto: José Raúl Capablanca. Illustration: NanaBanana.ai
Der Kubaner José Raúl Capablanca (1888 – 1942) war der dritte Weltmeister in der Geschichte des Schachspiels. Capablanca gehört zu den anerkannt besten Spieler aller Zeiten. Ihm sei diese neue Serie von Schachaufgaben gewidmet. Wir lösen damit die Lasker-Aufgaben ab.
Erfahrene Spieler werden diese Gewinnführung als einfach empfinden, aber es ist manchmal ganz hilfreich Standardgewinnführungen zu wiederholen. Wie gewinnt Weiß diese Stellung – es kommt weniger auf einzelne Züge, sondern die Idee an. Technik.
Lösung (Hier Klicken)
Auch hier muss Weiß eine Gewinnführung zeigen. Als Hilfe: Die Lösung ist studienartig, also nicht zu einfach.
Lösung (Hier Klicken)
In dieser Stellung gab der Weißspieler auf, da er keine Idee hatte, um das Matt abzuwehren. Können sie ihm helfen?
Lösung (Hier Klicken)
Diese Stellung habe ich bei Jan Timman auf X gefunden. Wie immer bei dem holländischen Großmeister ist es nicht so einfach, aber besonders zufriedenstellend die Lösung zu finden. Oder?
Lösung (Hier Klicken)
In praktischen Partien begegnen den Spielern in jeder Turnierpartie unterschiedliche Aufgaben und nicht immer sind es einfache Taktiken. Insofern finde ich neben thematischen Aufgabenzusammenstellungen einen Mix aus unterschiedlichen Aufgabentypen hilfreich.
Hinweis
Die Partien können heruntergeladen werden, indem man auf den Downloadbutton unter Diagrammen klickt.
Historisches Foto: José Raúl Capablanca. Illustration: NanaBanana.ai
Der Kubaner José Raúl Capablanca (1888 – 1942) war der dritte Weltmeister in der Geschichte des Schachspiels. Capablanca gehört zu den anerkannt besten Spieler aller Zeiten. Ihm sei diese neue Serie von Schachaufgaben gewidmet. Wir lösen damit die Lasker-Aufgaben ab.
Diese Stellung habe ich bei Stefan Löffler in seiner Kolumne für die Frankfurter allgemeine Zeitung gefunden. Wie gewinnt Weiß hier?
Lösung (Hier Klicken)
Beginnen wir die Aufgaben mit einer einfachen Gewinnführung. Wie gewinnt der Anziehende in dieser Stellung in der er einen gedeckten Freibauern mehr hat?
Lösung (Hier Klicken)
Diese Stellung ist eine Studie oder das Ende einer solchen aus dem Jahr 1895. Das Material ist stark reduziert. Kann Weiß noch gewinnen? Wie?
Lösung (Hier Klicken)
Diese Stellung habe ich im Internet gefunden. Leider geben oft die Tweeter die Quellen nicht an, aber ich vermute, dass es sich um eine Studie handelt, deren Autor können wir also leider nicht ehren mit der Veröffentlichung. Aber wie geht es hier weiter?
Lösung (Hier Klicken)
In praktischen Partien begegnen den Spielern in jeder Turnierpartie unterschiedliche Aufgaben und nicht immer sind es einfache Taktiken. Insofern finde ich neben thematischen Aufgabenzusammenstellungen einen Mix aus unterschiedlichen Aufgabentypen hilfreich.
In Samarkand qualifizierte sich beim Grand Swiss nach Jahrzehnten wieder ein deutscher Schachspieler für das nächste Kandidatenturnier. Matthias ist amtierender und zweifacher europäischer Champion, dennoch hatte ihn niemand auf dem Zettel. Wie lief sein Turnier eigentlich? Was zeichnet sein Schach aus?
Von Thorsten Cmiel
Im Jahr 2023 qualifizierte sich der Inder Vidit Gujrathi mit 28 Jahren erstmals für ein Kandidatenturnier. In Toronto spielte Vidit ein herzzerreißendes Turnier mit vielen Aufs und Abs. Vidit hatte bei seiner Qualifikation im Grand Swiss mit einer Niederlage angefangen. So ähnlich lief es bei Matthias, ebenfalls 28, ebenfalls, er begann mit zwei Remis und schien sich bereits früh aus dem Turnier verabschiedet zu haben. Dann folgten drei Siege in Folge und zwei Runden später gab es noch einen starken Sieg gegen den Inder Arjun Erigaisi. Insgesamt spielte Matthias Bluebaum gegen fünf Supergroßmeister, was ihm am Ende einen guten Gegnerschnitt und die Qualifikation unter drei punktgleichen Spielern sicherte.
Turnierverlauf Grand Swiss in Zahlen
Die Elo-Entwicklung von Matthias Bluebaum
Der Deutsche wird durch seine tolle Leistung in Samarkand 22 Punkte zulegen und mit 2693 nur sieben Zähler unter der virtuellen Schallgrenze von 2700 Punkten stehen – die höchste Wertzahl, die der junge Mann aus Lemgo je aufwies. Bei 2700 liegt die inoffizielle Grenze zum Supergroßmeister und die absolute Elite beginnt, zumindest in der Welt der Schachspieler, die von Zahlen und Vergleichen dominiert wird.
Auf Matthias vorbereiten
Es gab vor vier Jahren eine grundsätzliche Kritik an Matthias Bluebaum, der mit seinem Repertoire zu eng aufgestellt sei, um in die Weltklasse aufzusteigen. Bluebaum sei zudem „kein starker Spieler“, untalentiert hieß es von einem Ex-Deutschen, der wohl etwas zu pointiert argumentierte. Matthias scheint durchaus Humor zu haben und nannte seinen Twitch-Account passend zur Schmähkritik „KeinSehrStarkerSpieler„.
Schauen wir dennoch zumindest grob hin, wie es mit dem Eröffnungsrepertoire von Matthias aussieht. Das ist insofern spannend als man die Partien in Samarkand mit diesen Erkenntnissen abgleichen kann und sieht wie die Vorbereitungssituation für seine Gegner war. Der Verlauf könnte die Frage beantworten, ob das solide Eröffnungsrepertoire diesmal ein so großer Nachteil war. Matthias Bluebaum hat zudem weder Trainer noch Sekundanten. Das ist wegen der fehlenden Unterstützung in Deutschland keine Seltenheit bei Spitzenspielern, die nicht Vincent Keymer heißen und fehlende finanzielle Möglichkeiten sind ein ernsthaftes Argument, nicht mehr in der Eröffnungsarbeit leisten zu können.
Weißrepertoire
Matthias Bluebaum spielt ausschließlich geschlossene Systeme. Den Damenbauer zwei Felder vorzuziehen ist sein bevorzugter Start in die Partie. Das erleichtert Gegnern die Vorbereitung. Auf der anderen Seite kennt Matthias seine Systeme sehr gut. Ein Großteil der Partien waren zuletzt Blitzpartien, dabei ist bei einer konkreten Vorbereitung zu prüfen, ob er bei den Titled Tuesdays beispielsweise oft experimentiert.
Schwarz gegen 1.e2 – e4
Die Gegner von Matthias müssen sich keine Sorge machen, auf einen Sizilianer (1…c5) zu treffen. Die Hauptwaffe von Bluebaum ist die französische Verteidigung. Caro Kann ist eine halboffene Alternative und gelegentlich zieht er seinen e-Bauern zwei Felder vor.
Schwarz gegen 1.d2 – d4
Auch gegen den Damenbauern setzt Matthias auf ein recht enges Repertoire. Neben Nimzoindisch muss man bei ihm auch mit Ragozin rechnen.
Stilreport nach Chessbase
Seit der neuesten Version (18) des führenden Datenbankprogramms der gepflegten Schachanalyse gibt es dort eine Stilanalyse. Ich bin skeptisch, dass dies eine Hilfe ist, aber zur Ersteinschätzung der signifikanten Eigenschaften von Spielern bietet das Tool einen guten ersten Überblick. Ich hatte eine Erwartungshaltung zu den Partien von Matthias und Vincent, den ich zum Vergleich heranziehen möchte. Hier die Ergebnisse.
Ich schätze beide deutsche Topspieler als positionelle Spieler ein, die mit Weiß geschlossene Stellungsstrukturen bevorzugen. Das wird deutlich durch die recht geringen Werte bei der Angriffslust. Bemerkenswert ist aus meiner Sicht, dass Vincent deutlich mehr Risikobereitschaft zu haben scheint – in objektiver Betrachtung – diesen Eindruck vermittelte auch das Turnier in Samarkand. Matthias wurde 2015 mit 18 Jahren zum Großmeister ernannt und seine erste GM-Norm stammt aus dem Jahr 2013. Vincent Keymer ist seit 2020 Schachgroßmeister, er schaffte den Titel etwas früher.
Deutsche Großmeister vor der Partie. Runde 3. Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.
Turnierstart – zwei ereignislose Remis
Die beiden ersten Partien sind alles was man am modernen Schach kritisieren kann. Beide Spieler waren lange in der Vorbereitung und nicht einmal eine Ungenauigkeit unterlief den Großmeistern. Die verbrauchte Bedenkzeit beider Spieler in beiden Partien war recht gering und jeweils unter einer Stunde. Mit Weiß hatte Matthias mit dem Königsspringer begonnen und in der zweiten Partie Caro-Kann gespielt.
Foto: Dariusz Gorzinski. In Dortmund 2025.
Die Explosion – drei Siege in Folge
Zunächst folgte eine schicke und fehlerlose Positionspartie von Matthias, der gegen seinen Gegner, den norwegischen Großmeister Jon Ludvig Hammer, nach dessen fehlerhaftem Spiel einfach Material einsammelte und gewann. In der vierten Runde spielte Matthias gegen einen chilenischen Großmeister und der Verlauf war ähnlich und zunächst ein positioneller Häuserkampf. Der deutsche Spieler verspielte in Gewinnstellung durch ein grobes Versehen im 35. Zug (Läufer zieht nach c7) seinen Vorteil einmalig, bekam eine zweite Chance und gewann erneut verdient. Das Meisterstück in der ersten Turnierhälfte gelang Matthias in seiner Partie gegen die indischen Ausnahmegroßmeister Praggnanandhaa, Pragg. Die Partie wurde entschieden durch einen groben Fehler des Inders, während Bluebaum erneut fehlerfrei agierte. Eine ganz starke Leistung.
Matthias nach seinem Sieg in Runde 3. Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.
Wie Matthias gegen Pragg gewann
Die größte Schwäche des Inders Praggnanandhaa ist seine schlechte Zeiteinteilung. In der Partie gegen Matthias waren vergleichsweise gar keine so schwierigen Probleme zu lösen. Im entscheidenden Moment allerdings wären wenige Minuten sicherlich hilfreich gewesen.
Die entscheidende Situation in dieser Partie ist erreicht. Wie sollte Pragg mit Schwarz das Problem lösen, dass sein b-Bauer schwer unter Beschuss steht? Der Inder hatte noch etwas mehr als anderthalb Minuten auf der Uhr und findet überraschend nicht die beste Fortsetzung.
Lösung (Hier Klicken)
Matthias kurz vor seinem Sieg in Runde 5. Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.
Remis vor dem Ruhetag
Die Partie der sechsten Runde ähnelte vom Verlauf und von der Partieanlage her den ersten zwei Runden. Beide Spieler spielten laut Rechenknecht fast optimales Schach und die Partie endete nach 30 Zügen mit Remis.
Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.
Sieg gegen Erigaisi – Zweites Meisterstück
Die Partie gegen den zweiten Top-Inder, der gegen Matthias Bluebaum gewinnen wollte, war eine weiteres Gesamtkunstwerk, das Renier Castellano für LiChess, die technologisch führende Schachplattform, ausführlich analysiert hat. Mehr seiner Analysen finden sich hier.
Hinweis: Falls kein Diagramm angezeigt wird, handelt es sich um ein Popup-Diagramm, das man durch klicken auf die Notation aktivieren kann. Zudem können die Partieanalysen einfach durch Klicken auf einen Button unter dem Diagramm heruntergeladen werden.
In der Eröffnungsphase sah sich Arjun noch auf anderen Brettern um. Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.
Ahnte Arjun hier schon wie schwierig die Partie für ihn werden würde? Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.
Vorsprung halten
Es folgte zunächst eine weitere ereignislose Weißpartie gegen Nihal Sarin, der ebenfalls grandios aufspielte in Samarkand. Beide Spieler versuchten wenig und folgten ausgetreten Pfaden. Man war sich irgendwann offenbar handelseinig, aber die Reklamation dreimaliger Stellungswiederholung erfolgte etwas später als notwendig.
Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.
Ein Malheur kostet Vincent die Qualifikation
Ein Großmeister der Worte beschreibt die entscheidende Situation vor dem Fehler für die Wochenzeitung „Die Zeit“ so:
Blübaum sah die Niederlage gegen Keymer kommen. Aber er spielte weiter, zäh, Zug um Zug. Zähigkeit ist die zweitwichtigste Eigenschaft an der Spitze. Keymer könnte gleich mit dem Turm ziehen, um einen weiteren Bauern zu gewinnen, und das wär’s dann. Da erkennt Blübaum: Wenn Keymer den Turm zieht, gibt es eine kleine, giftige Kombination, einen letzten Trick. Aber Keymer würde das sehen, keine Frage.
(Ulrich Stock in: Die Zeit vom 16. September 2025)
Das ist die Stellung, die Ulrich Stock in der obigen Passage beschreibt. Was passiert nach dem weißen Zug mit dem Turm nach h7, den Stock oben beschreibt?
Lösung (Hier Klicken)
Michal Walusza für FIDE Chess
Die entscheidende Situation ist ebenfalls in dem Rundenbericht zur zehnten Runde ausführlich beschrieben (Klick auf das Bild öffnet den Text).
Die Ausgangslage stellte sich so dar: Matthias Bluebaum hatte von allen fünf Spielern mit sieben Punkten (+4) die beste Wertung. Es gab zwar noch einen Spieler (Mishra Abhimanyu aus den USA), der bei einem Remis durch einen Sieg noch vorbeiziehen konnte, der hatte aber Schwarz und spielte gegen einen auf dem Papier stärkeren Gegner (Vidit Gujrathi aus Indien). Matthias würde also genau das tun, was er am besten kann. Solide Schach spielen. Die anderen Spieler mussten auf Gewinn spielen. Das gelang allerdings nur dem Niederländer Anish Giri gegen den US-Großmeister Hans Niemann. Vincent musste mit Schwarz gegen den Inder Arjun Erigaisi ran.
Der Verlauf war erwartbar. Der Wahlfranzose Firouzja versuchte Verschärfungen, kam aber gegen den soliden deutschen Großmeister nicht voran. Als deren Partie mit Remis beendet war, stand ein deutscher Spieler im Kandidatenfinale. Die Frage war nur noch wer. Vincent verpasste auch in dieser Partie seine Chancen und der Rest ist Geschichte. Nach 34 Jahren folgt endlich wieder ein deutscher Schachgroßmeister den Spuren des in diesem Jahr verstorbenen Robert Hübner (1948 – 2025). Es ist Matthias Bluebaum.
Bei der Siegerehrung kam Alireza Firouzja, der das Turnier als Dritter beendete, nicht vorbei. Eine schlechte Angewohnheit unter manchen Spitzenspielern, die mit Preisgeldabzug geahndet wird. Matthias, Vincent und Alireza teilen auf den Plätzen zwei bis vier die Geldpreise und bekommen etwas mehr als 62 Tausend US-Dollar. Alireza dürften laut Regularien standardmäßig zehn Prozent davon abgezogen werden.
Die Qualifikation ist geschafft, er weiß es nur noch nicht. Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.
Qualitätsbewertung des Spiels nach Mehmet Ismail
Beim Schach geht es Mehmet Ismail zufolge nicht nur um Präzision, sondern auch darum, kalkulierte Risiken einzugehen. Hierfür hat der Datenexperte den Game Intelligence (GI)-Score entwickelt, der einen Kompromiss zwischen dem Spielen der Hauptvariante und dem Abweichen davon zum Eingehen von gezielten Risiken erfasst.
Was misst der GI-Score?
Was ist mit Spielintelligenz (GI) gemeint?
Der GI-Wert kombiniert die menschliche Leistung mit der Engine-Analyse und misst die Fähigkeit der Spieler, strategische Risiken einzugehen. Die GI-Punktzahl steigt, wenn man mehr Punkte gewinnt und gegen stärkere Gegner punktet, aber sie sinkt bei Fehlern. Der durchschnittliche GI-Wert eines Schachspielers liegt bei 100. Etwa 68 Prozent der Spieler haben einen GI-Wert zwischen 85 und 115. Die Gewinner von Superturnieren erreichen in der Regel einen GI-Wert von 160 oder mehr.
Methodenhinweise
Jeder Fehler wird anhand der Gewinn-Remis-Verlust-Wahrscheinlichkeit des besten Engine-Zuges und des tatsächlichen Zuges des Spielers berechnet. Mit diesem Verfahren ist es möglich, Probleme bei der Interpretation zu vermeiden, die mit den weit verbreiteten durchschnittlichen Bauernverlust-Metriken einhergehen. Für die Engine bedeutet eine Änderung der Bewertung von +9,0 auf +7,0 oder von +2,0 auf 0,0 einen Verlust von zwei Bauerneinheiten; aus menschlicher und praktischer Sicht gibt es jedoch einen großen Unterschied zwischen den beiden Änderungen. Aus diesem Grund liefert die Arithmetik, z. B. das Addieren und Bilden des Durchschnitts von Verlusten in Hundertstelbauern, aus menschlicher Sicht im Allgemeinen keine aussagekräftigen Ergebnisse.
Ebenso sind Ergebnisse mit prozentualer Genauigkeit möglicherweise nicht intuitiv. Beispielsweise hatten die Spieler im aktuellen WCC sowohl in Partie 2 als auch in Partie 7 eine Genauigkeit von etwa 96 %. Allerdings hatten die Spieler in Partie 2 0,07 Punkte, was ein nahezu perfektes Spiel bedeutet, während sie in Partie 7 1,00 Punkte verfehlten, was einem spielentscheidenden Fehler in einer Gewinnstellung entspricht. Spiel 7 war zwar ein ganz anderes Remis als Spiel 2, da Spiel 7 sehr lange dauerte, was jedoch den Genauigkeitswert verzerrt.
Mehmet Ismail berücksichtigt für seine Analysen alle Züge in einer Partie, beginnend mit dem ersten Zug. Er verzichtet auf das Herausnehmen von Eröffnungszügen. Das begründet Ismail so: Ihm sei erstens kein zuverlässiger Datensatz bekannt, der die ersten Züge außerhalb des Buches enthält, und zweitens würde es ohnehin wenig ändern, da verpasste Punkte eine Statistik auf Spielebene sind (sie wird nicht durch die Zuganzahl geteilt).
Ergebnis Fehleranalyse im Turnier
Bei recht typischer Sensitivitätseinstellung der Engine kritisiert Stockfisch 17 einen groben Fehler, einen Fehler und wenige Ungenauigkeiten im Spiel von Matthias Bluebaum im gesamten Turnier. Das ist eine Folge von guter Vorbereitung und Kenntnis des eigenen Eröffnungsrepertoires. Fünf der von Bluebaum gespielten Partien weisen von beiden Spielern keine Fehler auf – in Enginebewertung. Matthias hat im Turnier keine Partie verloren und stand nur einmal auf Verlust, nachdem er insgesamt drei ungenaue Züge gegen Vincent gespielt hatte. Diese sehr guten Werte von Matthias Bluebaum über das gesamte Turnier sind für Spieler des Typs Matthias Bluebaum keine Überraschung und das entspricht auch der im Stilreport erwarteten Herangehensweise. Dass der Deutsche sich gegen sehr starke Großmeister (2700+) mit +2 (aus fünf) sehr stabil zeigte, spricht für die Spielweise des Deutschen, der seine Gegnern vor die unangenehme Aufgabe soliden Spiels stellt und daher nur schwer zu besiegen ist.
#Chess "I don't have a coach or a second, so I was completely on my own here" – Matthias Bluebaum, Germany. Foto: Michal Walusza, Fide Chess. pic.twitter.com/raBVfd8IaG
Hier erfährt Anish Giri, dass Matthias Bluebaum weder Coach noch Trainer hat. Giri realisiert wie viel Geld er in Sekundanten und Trainer in seiner Karriere bereits investiert hat und ist offensichtlich erstaunt.
Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.Vincent kann schon wieder lachen auf diesem Foto bei der Siegerehrung. Foto: Michal Walusza. FIDE Chess.
Matthias Bluebaum im Gespräch
Nach dem Turnier gab Matthias Chessbase India ein kurzes Interview.
Ich habe mich entschlossen Matthias Bluebaum zu schreiben, obwohl er in Deutschland und vermutlich auch in seinem Reisepass eine etwas andere Schreibweise seines Namens führt – Blübaum – also einem Buchstaben („ü“), den nicht jede Sprache und Tastatur kennt. Der letzte deutsche Kandidat Robert Hübner hatte auch diesen seltenen Buchstaben in seinem Namen. Vermutlich ist in der Vergangenheit irgendwann bei den Blühbaums ein „h“ im Namen der Familie verloren gegangen. Schade, dann wäre der Name gleichbedeutend mit einem blühenden Baum, das sind Gehölze, die Blüten tragen und oft besonders farbenfroh sind. Buchstaben hin oder her: Die deutsche Schachöffentlichkeit dürstet jedenfalls nach etwas mehr Farbe in der Szene und die könnte jetzt auch ohne „h“ ins Spiel kommen.
Hinweis
Partien können im Diagramm-Modus heruntergeladen werden. Dafür muss man den hier markierten Button nutzen.
Der größte Sieger in der Finalrunde war Anish Giri, der eine hervorragende Partie gegen den US-Amerikaner Hans Niemann gewann und damit erstmals im Turnier auf den ungeteilten ersten Platz rückte. Überraschend kam der zweite Platz von Europameister Matthias Bluebaum, der sich damit für das Kandidatenturnier qualifizierte. Bei den Frauen blieben die Inderin Vaishali und Kateryna Lagno vorne.
Von Thorsten Cmiel
Es gab wieder viele spannende Geschichten um Erfolge und Dramen zu berichten, die man je nach eigenem Fokus erzählte oder eben nicht. Einige solcher Geschichten schrieben wieder einmal die Youngster. Auch wenn Yagis Kaan Erdogmus (14) am Ende etwas de Puste ausging, sein Auftritt war ein Augenöffner für eines der größten Talente weltweit. Auffällig waren auch die Leistungen der nächsten Generation von US-Großmeistern, die tolle Resultate ablieferten. Allen voran Abhimanyu Mishra, der mit den besten Spielern mithalten konnte. Andy Woodward (15) ist ein weiterer Spieler, den man in den nächsten Jahren beobachten sollte.
Bei zwei Qualifikationsplätzen für die Kandidatenturniere je Gruppe gibt es natürlich immer auch Enttäuschte. In der offenen Klasse hatten vor der Finalrunde fünf Spieler die gleiche Punktzahl und konnte sich bei einem Sieg Chancen auf die Qualifikation machen. Bei den Frauen gab es zwei klar Führende, aber in der letzten Runde hatten noch zumindest fünf Spielerinnen eine theoretische Chance. Am Ende war es in der Gruppe weniger dramatisch als in der offenen Klasse.
Hans und Alireza schafften die Qualifikation nicht.Vincent Keymer bekam erneut eine Chance, konnte aber gegen Arjun Erigaisi, der ebenfalls gewinnen musste, keinen vollen Punkt holen und landete auf dem vierten Platz.
Vincents Chance
Vincent war derjenige Spieler, der das Kandidatenfinale am knappsten verpasste. In der zehnten Runde hatte er durch eine Nachlässigkeit gegen Matthias Bluebaum schon einen halben Punkt verloren und das gleiche Missgeschick passierte ihm hier gegen den Inder Arjun Erigaisi.
Vincent Keymer muss seinen 31. Zug mit Schwarz ausführen. Das Hauptproblem seiner Stellung ist sein eigener Läufer, der von den gegnerischen Bauern in seiner Wirkkraft eingeschränkt wird.
Lösung (Hier Klicken)
Vincent Keymer verpasste seine Chance. Der Unterbrecherzug mit dem Läufer nach e6 bedroht unmittelbar den Springer f3, weil die Fesselung auf der e-Linie durch unterbrochen würde.
Endstand im Open-Grand-Swiss
Es folgen 7 Spieler mit 6.5 (+2) Punkten bei insgesamt 116 Teilnehmern.
Endstand im Frauen-Grand-Swiss
Es folgen 6 Spielerinnen mit 6.0 (+1) Punkten. Insgesamt spielten 56 Frauen aus 26 Nationen mit. Hiervor waren 14 Großmeister (hier ist der genderlose höhere Titel gemeint).
Renier analysiert Giri – Niemann
Schachgroßmeister Renier Castellanos analysiert in jeder Runde eine Partie aus dem Grand Swiss für Lichess. Die Analysen sind besonders empfehlenswert, da Renier erfahrener Coach und Buchautor ist, also etwas von Didaktik versteht. Seine gesammelten Analysen finden sich hier.
Hinweis: Die Partieanalysen auf dieser Website können heruntergeladen werden. Falls sie kein Diagramm finden zum Nachspielen – einfach auf die Notation klicken, dann geht eines auf.
Bluebaum – Alireza
Matthias Bluebaum hatte die beste Wertung unter den punktgleichen Spielern vorn. Ihm reichte mit Weiß ein halber Punkt und entsprechend solide legte der deutsche Spieler die Partie an und holte den angestrebten halben Punkt. Der Franzose wählte eine eher unsolide Spielweise mit dem frühen Vormarsch seines f-Bauern, die Leningrader Variante, hatte aber keinen Erfolg damit. Nur der Deutsche hatte zu Beginn der Partie kurze Zeit die besseren Chancen.
Josefine analysiert Finale aus deutscher Sicht
Die Frauen-Großmeisterin Josefine Safarli analysierte diesmal natürlich die deutsche Begegnung zwischen Vincent Keymer und Matthias Bluebaum und erneut die Partie der einzigen deutschen Spielerin im Feld bei den Frauen. Weitere Video-Analysen finden sich auf dem Youtube-Kanal von Josefine.
Frauen Grand Swiss
Die Ausgangssituation war bekannt: Vaishali und Lagno benötigten jeweils einen halben Punkt, um sich für das Turnier der Kandidatinnen zu qualifizieren. Zuerst schaffte die Russin das Unentschieden und war durch. Das Ergebnis kam zwar nach ausgeglichenem Spielverlauf, aber die Spielerin aus Aserbaidschan konnte sich durch einen Sieg selbst noch qualifizieren. Die Inderin hatte die unangenehme Aufgabe mit der Chinesin Tan Zhongyi gegen eine Spielerin anzutreten, die sich nicht mehr qualifizieren musste.
Raluca analysiert Tan – Vaishali
Die Internationalen Frauen-Meisterin Raluca Sgircea analysiert täglich für Lichess, die technologisch führende Spielplattform im Schach, eine Partie aus dem Frauen Grand Swiss in Samarkand. Am heutigen Spieltag wählte die Rumänin die entschiedene Partie von Vaishali gegen Mariya Muzychuk.
Vor dem Turnier hatte ich mich entschieden 15 Spielerinnen und Spielern zu folgen und deren Partie bevorzugt anzuschauen. Von den Indern hatte ich angesichts deren Dominanz in Budapest auch in diesem Turnier mehr erwartet. Vaishali und Divya zeigten gute Leistungen. Nihal kann hoffentlich an die in Samarkand gezeigten Leistungen anknüpfen und dann ist er ein Kandidat wieder ins erste indische Team aufzurücken. Für den Moment hat er die 2700er-Schallmauer genommen.
Ergebnisse Grand Swiss
Spieler
Runden 1-6
7
8
9
10
11
Gesamt
Leistung
Pragg
3.5/6
1.0
0.5
0.5
0.0
0.5
6.0 (11)
2694 (-14)
Erigaisi
4.5/6
0.0
0.5
1.0
0.5
0.5
7.0 (11)
2783 (+ 2)
Gukesh
3.0/6
0.0
0.5
0.5
1.0
1.0
6.0 (11)
2667 (-15)
Firouzja
4.0/6
1.0
0.5
1.0
0.5
0.5
7.5 (11)
2808 (+ 8)
Keymer
4.0/6
0.5
1.0
1.0
0.5
0.5
7.5 (11)
2795 (+ 7)
Nodirbek
4.0/6
1.0
0.5
0.5
0.5
0.5
7.0 (11)
2760 (+ 2)
Nihal
4.5/6
1.0
0.5
0.0
0.5
0.5
7.0 (11)
2761 (+10)
Erdogmus
4.0/6
0.0
1.0
0.0
0.5
0.5
6.0 (11)
2721 (+11)
Svane, F
2.5/6
0.5
0.0
1.0
0.5
1.0
5.5 (11)
2608 (- 5)
Gurel
3.0/6
1.0
0.5
0.5
0.0
0.5
5.5 (11)
2654 (+ 3)
Divya
2.5/6
1.0
0.5
0.0
0.5
0.5
5.0 (11)
2613 (+20)
39/66
7.0
6.0
6.0
5.5
6.5
70/121 (+19)
(gerundet)
Divya Deshmukh spielte in der offenen Klasse mit und holte eine überzeugende GM-Norm, die sie gar nicht mehr benötigt.Nihal hatte einen starken Auftritt und konnte seine Elozahl wieder über die Grenze von 2700 Punkten heben,
Ergebnisse Grand Swiss der Frauen
Spielerin
Runden 1-6
7
8
9
10
11
Gesamt
Leistung
Wagner
4.0
0.0
0.5
0.5
0.0
0.5
5.5 (11)
2433 (+5)
Vaishali
5.0
1.0
0.0
0.5
1.0
0.5
8.0 (11)
2603 (+21)
Agrawal
2.5
1.0
0.0
0.0
1.0
0.5
5.0 (11)
2350 (- 4)
Miaoyi
3.0
1.0
0.5
0.5
0.5
1.0
6.5 (11)
2437 (-2)
14.5/24 (+5)
3.0
1.0
1,5
2.5
2.5
25/44 (+ 6)
(gerundet)
Kamen die ausgewählten 15 Gladiatoren am ersten Tag gemeinsam noch auf elf Punkte, waren es tags drauf noch zehn und in Runde drei neun Punkte. In Runde vier und fünf kamen die Protagonisten nur auf 50 Prozent. In der sechsten Runde kamen neun Punkte zusammen. In der siebten Runden waren es wie in der zweiten Runde zehn Punkte. In der achten Runde waren es sieben aus 15, also erstmals weniger als 50 Prozent. in der neunten Runde reichte es gemeinsam für 50 Prozent. In Runde zehn kamen noch einmal ein Plus 1 hinzu. In der letzten Runde kamen noch viele Remispartien und drei Siege ohne Niederlage hinzu.
Ich versuche einige Partien trotz Urlaubs zu analysieren und nutze Links zu Analysen, die mir gefallen, sofern ich das rechtlich darf. Dazu gehören diesmal die Analysen der Internationalen Frauen-Meisterin Raluca Sgircea, Großmeister Renier Castellanos Rodriguez, die das Turnier für Lichess beobachten und eine Partie pro Runde ausführlich analysieren. Die beiden sind zudem Teil des Teams von Killer Chess Training. Die engagierten Analysen der Frauen-Großmeisterin Josefine Safarli (früher Heinemann) kann ich ebenfalls empfehlen, vor allem für die Fans der deutschen Spielerinnen und Spieler. Hier geht es zu ihrem Youtube-Kanal. Ich selbst bin Fide-Meister mit einer IM-Norm und das ist so lange her, dass der Weltschachbund nicht mal das Ernennungsjahr auf seiner Website vermerkt. Auf meiner Urkunde steht 1988 und die ist unterschrieben von Florencio Campomanes, dem damaligen Präsidenten. Manche spannende Phasen aus Partien habe ich als GIF mit Hilfe des Datenprogramms von Chessbase abgespeichert. Ich finde das ein schickes Feature, um sich einen schnellen Eindruck über einen Partieverlauf zu machen. Wer die Geschwindigkeit drosseln will, der klickt einfach auf das Diagramm. Bei Partieanalysen findet sich entweder oben links ein Diagramm zum Nachspielen oder durch Klicken auf einen beliebigen Moment öffnet sich ein Pop-up-Diagramm bei Klicken auf die Notation
Vaishali gewinnt ihre letzte Weißpartie und kann zu Kateryna Lagno aufschließen. In der offenen Klasse remisieren Alireza Firouzja und Anish Giri schnell und setzen damit auf ihre Gewinnchance in der elften Runde. Hans Niemann kommt durch einen Sieg gegen Praggnanandhaa letztlich in die Verlosung und Keymer verpasst eine gute Chance gegen seinen Landsmann Matthias Bluebaum.
Von Thorsten Cmiel
Der dramatischste und folgenreichste Moment in der zehnte Runde. Hier war Vincent Keymer mit den weißen Steinen am Zuge und zog seinen Turm nach h7. Was hat er bei seinem Zug übersehen?
Lösung (Hier Klicken)
Der Turmzug war ein schwerer Fehler, der Vincent einen halben Punkt kostete. Matthias sah seine Chance und nahm den Bauern auf g3 und deckte den schwarzen Bauern auf h5. der weiße Bauer kann wegen der Fesselung durch den Turm nicht zurück schlagen und nach Schlagen mit dem König folgte das Turmschach auf d3 und das Turmendspiel mit dem Mehrbauern auf der h-Linie war nicht mehr zu gewinnen.
Eine Runde vor Schluss sieht die Schachwelt so aus: In der offenen Klasse kommt es zum Showdown und die Wertung (Elo-Durchschnitt der Gegner) spielt eine Rolle für die Strategien der Spieler morgen. Die Frauen haben ein ähnlich knappes Finale bei dem sich drei Spielerinnen um die zwei Qualifikationsplätze zu bewerben scheinen. Dabei haben Kateryna Lagno und Vaishali mit einem halben Punkt und besserer Wertung die besseren Karten vor Bibisara Assaubayeva und Yuxin Song. Aber beginnen wir mit der Tabelle nach Runde 10 und den Paarungen der elften Runde.
Top-Spieler im Open-Grand-Swiss nach zehn Runden
Es folgen 14 Spieler mit 6.0 (+2) Punkten.
Die relevanten Paarungen in Runde 11
Top-Spielerinnen im Frauen-Grand-Swiss nach zehn Runden
Nicht nur in Deutschland finden Rechenspiele statt. In der Offenen Klasse sind die im Twitter-Beitrag angegebenen Elodurchschnittswerte nach 11 Runden relevant. Es ist extrem knapp. So weisen Anish Giri und Vincent Keymer die exakt gleichen Gegnerschnitte auf und da es einen Korrekturergebnis gibt und das bei beiden identisch ist, bleibt es bei folgender Rangfolge: Bluebaum, Firouzja, Niemann, Giri und Keymer. Es gibt noch eine weitere Unsicherheit, gilt die gerundete Zahl, statt eine genaue Auflistung wie hier vorgenommen, könnte auch Hans mit Vincent und Anish gleich sein (das wurde inzwischen von der FIDE bestätigt). Sollte es zwischen Hans, Anish und Vincent zum Vergleich kommen, zählen die anderen Wertungen, die zurzeit ebenfalls fast gleich sind. Ein tolles Finish steht an.
Wertung nach Runde 11
Szenarien und Strategien aus deutscher Sicht
Die beste Wertung der Top5-Spieler weist der deutsche Großmeister Matthias Bluebaum auf. Ein Remis genügt ihm für einen der vorderen zwei Plätze, sofern Anish Giri und Hans Niemann keinen Sieger finden. Falls einer der beiden gewinnt, darf zumindest nicht sein Landsmann Vincent Keymer voll punkten. Es gibt noch ein anderes Szenario, das Matthias Bluebaum einen Strich durch die Remis-Rechnung machen könnte. Falls Abhimanyu Mishra seine Partie gegen Vidit gewinnt, wäre Mishra dann auf dem zweiten Platz.
Für Vincent Keymer stellt sich die Situation anders dar: Er muss seine Partie mit Schwarz in jedem Fall gewinnen, da er bei Remis zwingend hinter einem der Spieler in der Partie Anish Giri – Hans Niemann und hinter mindestens einem der Spieler am Spitzenbrett (bei Remis hinter beiden) landen würde.
Die beiden Kontrahenten Anish Giri und Hans Niemann müssen beide ebenfalls auf Gewinn spielen, da bei Remis am ersten Brett sowohl Alireza Firouzja und Matthias Bluebaum vor ihnen landen würden. Es wird in jedem Fall spannend und zwei deutsche Spieler können es ins Kandidatenturnier schaffen.
Renier analysiert Hans – Pragg
Schachgroßmeister Renier Castellanos analysiert in jeder Runde eine Partie aus dem Grand Swiss für Lichess. Die Analysen sind besonders empfehlenswert, da Renier erfahrener Coach und Buchautor ist, also etwas von Didaktik versteht. Seine gesammelten Analysen finden sich hier.
Giri und Alireza vertagen Entscheidung
Beide Spieler waren letztlich mit dem Unentschieden zufrieden, denn beide Spieler konnten abweichen. Das Motiv mit dem Springerzug nach c3 ist ein bekanntes Motiv.
Josefine analysiert Matthias – Vincent
Die Frauen-Großmeisterin Josefine Safarli analysierte diesmal natürlich die deutsche Begegnung zwischen Vincent Keymer und Matthias Bluebaum und erneut die Partie der einzigen deutschen Spielerin im Feld bei den Frauen. Weitere Video-Analysen finden sich auf dem Youtube-Kanal von Josefine.
Frauen Grand Swiss
Die Spitzenreiterin Kateryna Lagno musste sich in der zehnten Runde mit Tan Zhongyi auseinander setzten, die bereits via World-Cup qualifiziert ist und nach einem Spätstart erst in den finalen Runden an die Spitze aufrücken konnte. Die Partie endete nach hartem Kampf friedlich. Einen großen Schritt Richtung erneute Qualifikation zum Turnier der Kandidatinnen machte Vaishali, die gegen die Ex-Weltmeisterin Mariya Muzychuk nach einigem Hin und Her gewann.
Modernes von Engines inspiriertes Schach ist oft nicht schön. Die diesmal gewählte Variante ist von einem einem Wettstreit der stärksten Maschinen inspiriert. Hier sollte Weiß was am besten spielen?
Lösung (Hier Klicken)
Der richtige Zug war an dieser Stelle zunächst den b-Bauern physisch zu stoppen und selbst den eigenen b-Bauern nach b4 zu stellen. Danach will Weiß die Schwäche b5 attackieren und sollte die etwas besseren Chancen behalten. In der Partie startete Vaishali mit ihrem eigenen a-Bauern und kam schnell unter Druck, auch wenn es insgesamt sehr gut lief für die Inderin.
Raluca analysiert
Die Internationalen Frauen-Meisterin Raluca Sgircea analysiert täglich für Lichess, die technologisch führende Spielplattform im Schach, eine Partie aus dem Frauen Grand Swiss in Samarkand. Am heutigen Spieltag wählte die Rumänin die entschiedene Partie von Vaishali gegen Mariya Muzychuk.
Partie des Tages
Die folgende Endphase beinhaltet Einiges was beim Schach Spaß macht. Kreativität und etwas Material wird geopfert, um einen unwiderstehlichen Mattangriff vorzutragen. Der Ukrainer Vassily Ivanchuk ist Jahrgang 1969, kult und war viele Jahre einer der besten Spieler der Welt und könnte längst bei den Senioren (50+) mitspielen. Stattdessen hält er immer noch gut bei den Jungen mit. Sein Gegner in dieser Partie ist 35 Jahre jünger.
Ergebnisse Grand Swiss
Spieler
Runden 1-6
7
8
9
10
11
Pragg
3.5/6
1.0
0.5
0.5
0.0
Erigaisi
4.5/6
0.0
0.5
1.0
0.5
Gukesh
3.0/6
0.0
0.5
0.5
1.0
Firouzja
4.0/6
1.0
0.5
1.0
0.5
Keymer
4.0/6
0.5
1.0
1.0
0.5
Nodirbek
4.0/6
1.0
0.5
0.5
0.5
Nihal
4.5/6
1.0
0.5
0.0
0.5
Erdogmus
4.0/6
0.0
1.0
0.0
0.5
Svane, F
2.5/6
0.5
0.0
1.0
0.5
Gurel
3.0/6
1.0
0.5
0.5
0.0
Divya
2.5/6
1.0
0.5
0.0
0.5
39/66
7.0
6.0
6.0
5.5
Ergebnisse Grand Swiss der Frauen
Spielerin
Runden 1-6
7
8
9
10
11
Wagner
4.0
0.0
0.5
0.5
0.0
Vaishali
5.0
1.0
0.0
0.5
1.0
Agrawal
2.5
1.0
0.0
0.0
1.0
Miaoyi
3.0
1.0
0.5
0.5
0.5
14.5/24 (+5)
3.0
1.0
1,5
2.5
Kamen die ausgewählten 15 Gladiatoren am ersten Tag gemeinsam noch auf elf Punkte, waren es tags drauf noch zehn und in Runde drei neun Punkte. In Runde vier und fünf kamen die Protagonisten nur auf 50 Prozent. In der sechsten Runde kamen neun Punkte zusammen. In der siebten Runden waren es wie in der zweiten Runde zehn Punkte. In der achten Runde waren es sieben aus 15, also erstmals weniger als 50 Prozent. in der neunten Runde reichte es gemeinsam für 50 Prozent. In Runde zehn kam noch einmal ein Plus hinzu.
Ich versuche einige Partien trotz Urlaubs zu analysieren und nutze Links zu Analysen, die mir gefallen, sofern ich das rechtlich darf. Dazu gehören diesmal die Analysen der Internationalen Frauen-Meisterin Raluca Sgircea, Großmeister Renier Castellanos Rodriguez, die das Turnier für Lichess beobachten und eine Partie pro Runde ausführlich analysieren. Die beiden sind zudem Teil des Teams von Killer Chess Training. Die engagierten Analysen der Frauen-Großmeisterin Josefine Safarli (früher Heinemann) kann ich ebenfalls empfehlen, vor allem für die Fans der deutschen Spielerinnen und Spieler. Hier geht es zu ihrem Youtube-Kanal. Ich selbst bin Fide-Meister mit einer IM-Norm und das ist so lange her, dass der Weltschachbund nicht mal das Ernennungsjahr auf seiner Website vermerkt. Auf meiner Urkunde steht 1988 und die ist unterschrieben von Florencio Campomanes, dem damaligen Präsidenten. Manche spannende Phasen aus Partien habe ich als GIF mit Hilfe des Datenprogramms von Chessbase abgespeichert. Ich finde das ein schickes Feature, um sich einen schnellen Eindruck über einen Partieverlauf zu machen. Wer die Geschwindigkeit drosseln will, der klickt einfach auf das Diagramm. Bei Partieanalysen findet sich entweder oben links ein Diagramm zum Nachspielen oder durch Klicken auf einen beliebigen Moment öffnet sich ein Pop-up-Diagramm bei Klicken auf die Notation