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Foto: Lennart Ootes (Tata Steel India 2024)

von Thorsten Cmiel

Divya Deshmukh ist eine der talentiertesten jungen Schachspielerinnen Indiens. Schon früh zeigte sie außergewöhnliche Fähigkeiten und machte sich in der internationalen Schachszene einen Namen. Mit großem Talent und einem Ehrgeiz, der kaum zu bremsen ist, hat Divya bereits als Kind und Teenager Titel gewonnen.

Kaum eine andere Schachspielerin sammelt internationale Erfolge wie die am 9. Dezember 2005 geborene Inderin Divya Deshmukh. Nach zahlreichen nationalen und internationalen Titeln im Kindesalter ist der Teenager aus Nagpur, einer Stadt im zentralindischen Bundesstaat Maharashtra, im Jahr 2024 zu einem internationalen Superstar im Schach aufgestiegen.

Viele Schachspieler folgen einem Ritual zu Beginn und manche sogar nach dem Ende jeder Partie. Nach ihren Schachpartien unterschreibt Divya Deshmukh in Budapest die Partieformulare und baut die Figuren wieder in der Grundstellung auf. Immer. Lediglich die Könige werden in der Mitte positioniert, um zunächst der Elektronik und damit der Schachwelt das Ergebnis der Partie mitzuteilen. Nicht jeder Schachspieler ist so gut erzogen wie Divya. Das Aufbauen der Figuren bezeugt vor allem Respekt gegenüber dem Spiel. Ähnlich verhält sich ein anderer indischer Superstar, Gukesh, der sogar noch eine Art Bekreuzigungsritual anfügt.

Frühe Erfolge im Mädchenschach

Divya begann mit fünfeinhalb Jahren das Schachspiel. Zunächst wollte sie vor allem ihren Vater im Schach besiegen, also eine recht typische Motivation unter Schachspielern. Früh stellten sich erste Erfolge ein und oft war Divya die Erste, die bestimmte Leistungen erreichte. Beispielsweise war die Inderin die erste Frauen-Fidemeisterin im Alter von sieben Jahren. 2014 gewann Divya im südafrikanischen Durban die U10-Weltmeisterschaft der Mädchen und in 2017 folgte im brasilianische Poços de Caldas der WM-Titel in der Altersklasse U12. Im April 2019 gelang es Divya erstmals eine Ratingzahl von über 2400 Punkten zu erzielen, das repräsentiert einen Spielstärkelevel, der für das Erringen des zweithöchsten Titels im Schach, dem Titel eines Internationalen Meisters, notwendig ist. Dieses hohe Spielniveau konnte Divya zunächst nicht halten und ging mit einer Wertzahl von 2305 Punkten in die pandemiebedingte Zwangspause.

Partieende durch Stromausfall

2020 spielte Divya mit 14 Jahren für Indien am Frauenbrett bei der online ausgetragenen Schacholympiade, die mit gemischten Sechserteams ausgetragen wurde. Angeführt wurde das Team vom fünfmaligen Weltmeister Viswanathan Anand. Divya wurde für beide Finalpartien am Frauenbrett eingesetzt und bestand gegen die damals deutlich höher eingeschätzte Russin Polina Shuvalova. Die erste Partie endete Remis und dann in der zweiten Partie passierte aus indischer Sicht ein Drama. Es gab einen Stromausfall. Fans sahen auf dem Brett von Divya die folgende Situation.


Finale Online-Schacholympiade Divya Deshmukh – Polina Shuvalova nach 25….Kg8

Shuvalova ist komplett überspielt und hat kein Gegenspiel, da sie am Damenflügel unvorsichtig agiert hat. Gegen den heraufziehenden weißen Angriff am Königsflügel gibt es keine ausreichende Verteidigung mehr. Die Inderin wollte hier mit 26.Th2 fortsetzen Aber: Divya verlor offiziell zunächst ihre Partie, da jegliche Übertragungsfehler dem betroffenen Team angerechnet werden. Divya weinte vor laufender Kamera, fand aber wieder die Fassung. Der Leitungsausfall betraf allerdings nicht nur drei Partien der Inder an ihrem Spielort, sondern ein ganzer Kontinent war abgehängt. Der Weltschachbund fand ein nicht unumstrittenes gleichwohl salomonisches Urteil, beide Teams, Russland und Indien, wurden zu Goldmedaillengewinnern ausgerufen.

Bei der Schacholympiade 2022 in Chennai (Indien) gewann die damals 16-jährige Divya mit sieben Punkten aus neun Partien die Bronzemedaille am Reservebrett. Sie nannte diesen Erfolg zunächst „surreal“. Divya spielte für das zweite indische Team. Am ersten Brett von Indien B spielte Vantika Agrawal, die 7,5 aus elf Partien holte, ebenfalls ihre Mannschaftskameradin in Budapest 2024. Das zweite indische Team landete auf dem achten Platz. In der offenen Klasse sorgte ebenfalls Indien B für Aufregung und landete letztlich auf dem dritten Platz, einen Platz vor der ersten indischen Mannschaft.

(Foto: Lennart Ootes for Fide Chess)

2023 – überraschender Turniersieg als Ersatzspielerin

Erfolgreiche Sportler unterschiedlicher Disziplinen berichten immer wieder darüber. Es gibt Momente, die scheinbar einen Schalter umlegen und Sportlern einen Schub in ihren Karrieren verleihen. Vielleicht war der 2. September 2023 solch ein Tag in der Karriere von Divya Deshmukh. In der indischen Nationalbibliothek Bhasha Bhawan in Kalkutta gewann Divya das Tata Steel Frauen Schnellschachturnier vor der Favoritin und Weltmeisterin Ju Wenjun aus China. Dabei war die 17-jährige Inderin für das Turnier gar nicht vorgesehen. Divya sprang kurzfristig ein, da ihre Landsfrau Vaishali aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen konnte. Divya war ohnehin gut in Form und hatte im Monat zuvor bei einem Openturnier in Abu Dhabi, also in den Vereinigten Arabischen Emiraten, ihren Titel als Internationaler Meister klar gemacht.

Von Beginn an lief es gut für Divya, die mit der geringsten Elozahl im Feld und damit als krasse Außenseiterin startete. Nach einem Auftaktsieg gegen Harika Dronavalli und einem Unentschieden gegen die Weltmeisterin gab es scheinbar kein Halten mehr und nach fünf Siegen und zwei Remis in den ersten sieben Runden legte die Inderin ordentlich vor. Gegen die unter neutraler Flagge teilnehmende Russin Polina Shuvalova verlor Divya dann in der achten Runde nach einem unnötigen Bauernopfer, das ihre Gegnerin geschickt nutzte. Der Turniersieg schien in Gefahr, zumal Ju Wenjun zur Inderin aufschließen konnte. Divya musste mit Schwarz erstmals gegen die indische Spitzenspielerin Koneru Humpy ran und die Chinesin hatte Weiß gegen die Ukrainerin Anna Ushenina, die scheinbar einfachere Aufgabe. Dann wurde jüngere indische Schachgeschichte geschrieben und Divya erzielte ihren ersten größeren Erfolg bei den Frauen.


Humpy – Divya Tata Steel Rapid Kalkutta – Diagramm nach 39.Le2 von Weiß

Divya erkannte in dieser Stellung, dass sie eine taktische Chance hatte. Nach einem Rechenfehler ihrer Gegnerin streute die junge Inderin einen Zwischenzug ein, gewann die Partie und das Turnier. Ihr erster großer Erfolg im Frauenschach.


Pressekonferenz der Siegerinnen. Tata Steel India Rapid 2023.

Medaillen sammeln als Hobby

Divya sammelte, Stand Oktober 2024, bereits 23 Goldmedaillen bei 40 internationalen Events für Indien ein. Die Zahl der nationalen Titel kennt sie nicht einmal selbst. International ragen ihre drei Weltmeistertitel der Frauentitel in Asien 2023 heraus. Im Mai 2024 gewann Divya das Sharjah Challenger Turnier, ein Mixed-Event. Es fehlten ihr 16 Punkte bei der Performance und ein Gegner mit einem Großmeistertitel zu ihrer ersten GM-Norm. Im Monat danach gewann die Inderin in Gandhinagar, der Hauptstadt im indischen Bundesstaat Gujarat, die Weltmeisterschaft der Juniorinnen mit zehn von elf möglichen Punkten. Sie war haushohe Favoritin, aber diesem Druck, zumal im eigenen Land, muss man erst einmal standhalten. Es gelang der Inderin überzeugend. Im August 2024 übernahm Divya erstmals die Spitzenposition in der Weltrangliste der Juniorinnen. Im September kamen zwei Goldmedaillen bei der Schacholympiade hinzu im Team und am dritten Brett. Die gemischte Teamwertung nach der Schachlegende Nona Gaprindashvili benannt, gewann Indien ebenfalls. Ihre Elozahl schraubte die Inderin von 2420 im Januar 2024 auf 2490 in der Dezemberliste

Divya und ihre Mutter. Fide Chess GP Shymkent Foto: Konstantin Chalabov (Fide Chess)

Trotz harten Schachtrainings seit ihrer Kindheit absolvierte Divya ihre Schulprüfungen und in 2024 kamen ihre Examina in der Oberprimarstufe 12 hinzu. Ihre Eltern sind Doktoren, was in Indien kein seltener Background bei Schacheltern zu sein scheint. Ihre Mutter Namratha gab ihren Job auf als Divya etwa fünf Jahre alt war, um die Schachkarriere ihrer jüngsten Tochter zu fördern, als Chess Mom. Sie begleitete seither meist ihre Tochter. Divya wurde von der Schule ebenfalls unterstützt, indem ihre Ausfallzeiten für die Teilnahme an Schachturnieren und Trainings toleriert wurde. In einer Frühphase ihrer Karriere war Divya jeden Monat für eine Woche in Chennai in der Schachakademie von Ramesh RB und seiner Frau Aarthie Ramaswamy. Mit 14 Jahren sagte Divya in einem Interview mit Sagar Shah, dem Gründer von Chessbase India, dass ihre Karriereplanung wie die von Hou Yifan aussieht: Zunächst will sie Weltmeisterin werden und dann ein Studium starten.

Foto: Lennart Ootes (Tata Steel India 2024) von

Urkunde der FIDE

Schach ist ein Spiel der Strategie und des Intellekts, das weltweit Millionen von Menschen fasziniert. Auf internationaler Ebene sind Schachtitel ein Zeichen von Können und Engagement. Die FIDE (Fédération Internationale des Échecs), der weltweite Schachverband, ist verantwortlich für die Vergabe dieser Titel.

Kriterien für Internationale Titel im Schach

1. FIDE-Meister (FM)
Der Titel des FIDE-Meisters ist oft der erste internationale Titel, den ein Spieler erreichen kann. Die Hauptanforderung besteht darin, eine festgelegte Elo-Grenze von 2300 Punkten zu überschreiten. Dies zeigt ein hohes Maß an Schachverständnis und Konsistenz. Dem FM vorgelagert ist der Titel des Candidate Master (CM), der das Erreichen einer Elozahl von 2200 Punkten erfordert.

2. Internationaler Meister (IM)
Um den Titel des Internationalen Meisters zu erlangen, muss ein Spieler eine Elo-Zahl von mindestens 2400 erreichen und drei Normen erwerben. Normen sind spezielle Leistungen in anerkannten Turnieren, die bestimmte Kriterien erfüllen, wie z.B. das Spielen gegen eine internationale Konkurrenz und ein entsprechend starkes Ergebnis mit einer Performance von 2450 Elopunkten.

3. Großmeister (GM)
Der Titel des Großmeisters ist der prestigeträchtigste im Schach. Ein Spieler muss eine Elo-Zahl von mindestens 2500 erreichen und ebenfalls drei GM-Normen in anerkannten Turnieren erzielen. Diese Normen erfordern oft, dass der Spieler gegen andere Großmeister und starke internationale Gegner erfolgreich ist. der Junioren- und der Seniorenweltmeister erhält den Großmeistertitel ebenfalls automatisch verliehen. Für den GM-Titel ist eine Performance von 2600 Punkten erforderlich.

4. Frauengroßmeister (WGM)
Dieser Titel ist der höchste im Frauenschach. Die Anforderungen für den WGM sind ähnlich wie beim GM, jedoch liegt die erforderliche Elo-Zahl und die notwendigen Ergebnisse etwas niedriger bei 2300. Auch hier sind drei Normen erforderlich. Anmerkung: Frauen sind nicht von den geschlechterunabhängigen Titel ausgeschlossen. Tatsächlich streben die erfolgreichsten Frauen im Schach nach den höchsten, also am schwierigsten zu erringenden Titeln.

5. Internationale Frauenmeisterin (WIM)

Dieser Titel ist der zweithöchste Titel im Frauenschach. Der Weltschachbund FIDE verleiht den WIM-Titel seit 1950. Um den WIM-Titel zu erringen muss man eine Elozahl von 2200 Punkten erzielen und drei definierte Normen in FIDE-gewerteten Turnieren erfüllen. Wie bei allen anderen Titeln der FIDE gibt es noch einige andere Wege den Titel der Internationalen Frauenmeisterin zu erringen.

Es gibt noch weitere Titel mit jeweils etwas geringeren Anforderungen. Wie Frauen FIDE Meisterin (WFM), Frauen Candidate Meisterin (WFM). Genauso gibt es in der offenen Klasse den Titel des Candidate Master (CM).

6. Internationale Schiedsrichter und Trainer
Neben den Spielertiteln vergibt die FIDE auch Titel für Schachfunktionäre, Organisatoren und Trainer. Diese Titel erfordern eine Kombination aus Erfahrung, Wissen und der Teilnahme an FIDE-anerkannten Kursen oder Seminaren. Und ganz wichtig das Zahlen von Gebühren. Für die anderen Titel muss man einmalig eine Gebühr entrichten und erhält dafür eine Urkunde und eine Anstecknadel der FIDE.

Zusätzliche Anforderungen


Neben den Elo-Zahlen und Normen gibt es andere Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, wie die Anzahl der gespielten Partien, die Qualität der Gegner und die Turnierbedingungen. Die Einhaltung der FIDE-Regeln und -Vorschriften ist ebenfalls entscheidend für das Anerkennen von Leistungen.

Arena-Titel

Der Weltschachbund vergibt seit wenigen Jahren Titel für bestimmte Ergebnisse im Online-Schach, die für Amateurspieler interessant sein können. Diese beginnen im Unterschied zu den erwähnten bekannteren Titeln mit A wie Arena:: Arena Großmeister, Arena Internationaler Meister und ähnliche Titel können bei bestimmten Ergebnissen erworben werden. Gespielt wird Online auf der FIDE Online Arena – Official FIDE Gaming Platform.

Informativer Beitrag von Stefan Breuer zum Thema Arena-Titel via Youtube (in deutscher Sprache).

Fazit


Internationale Schachtitel sind erreichbar durch Ausdauer, Talent und harte Arbeit. Sie erfordern nicht nur respektable Leistungen in Schachturnieren, sondern auch die Fähigkeit, konstant auf hohem Niveau zu spielen. Für viele Schachspieler sind diese Titel ein lebenslanges Ziel und eine Anerkennung ihrer Leidenschaft und ihres Engagements für das Schachspiel. Die Titel werden vom Weltschachbund wie akademische Titel auf Lebenszeit vergeben.

Die offiziellen Titel-Regeln (Handbuch)

TC

Urkunde der FIDE Schach ist ein Spiel der

Foto: Nagalakhsmi

Das Phänomen der Eltern, die ihre Kinder unterstützen gibt es in vielen Sportarten, natürlich auch beim Schach. Das Engagement von Schacheltern beginnt meist damit die Leidenschaft und das Interesse des Kindes am Schachspiel zu fördern. Das kann zu einer Art Vollzeitbeschäftigung werden.

Eine „Chess Mum“ ist eine Mutter, die aktiv in das Schachleben ihres Kindes involviert ist. Diese Mütter unterstützen ihre Kinder in vielerlei Hinsicht, wie zum Beispiel durch das Fahren zu Trainings und zu Turnieren. Das passiert anfangs oft an Wochenenden, aber bei größerem Erfolg und internationalen Engagements steigen die Anforderungen an die Eltern und diese müssen eine Entscheidung treffen, die finanziell betrachtet nicht einfach sein dürfte.

Zu den bekanntesten Schachmüttern gehört Nagalakshmi, die Mutter der großmeisterlichen indischen Geschwister Praggnanandhaa und Vaishali. Sie ist meist bei den Turnieren ihrer Kinder dabei und kocht sogar. Nagalakshmi spielt selbst kein Schach, versteht also nicht was auf dem Brett passiert. Dennoch beobachtet sie ihre Kinder während der Partie und spürt wie es ihren Kindern geht. Inzwischen ist sie selbst ein medialer Superstar. Ihre Kinder meinen, dass die Mutter häufiger erkannt wird.

Die Rolle der Eltern wird immer wichtiger für die Entwicklung der besten Schachspielerinnen und Schachspieler. Das liegt vor allem an den immer früher, oft im Kindesalter beginnenden Schachkarrieren. Um die Karriere von Magnus Carlsen zu fördern reiste beispielsweise die gesamte Familie Carlsen für ein Jahr durch Europa. Es sind viele andere Beispiele von Eltern bekannt, die mit ihren Kindern auf der Tour unterwegs sind und waren. Beim indischen Herausforderer Gukesh ist es sein Vater, Dr. Rajinikanth, hat seinen Job als Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgegeben hat und ist mit seinem Sohn unterwegs. Er fiebert während der Turniere mit seinem Sohn mit und ist in der Regel nervöser als sein Sohn. Hier ein Interview via Chessbase India und Sagar Shah.

Interessante FT-Reportage mit einer Schach Mutter

TC

Foto: Nagalakhsmi Das Phänomen der Eltern, die ihre

Wilhelm Steinitz um 1900 (unbekannter Fotograf)

Wilhelm Steinitz (1836 in Prag – 1900 in New York)

Wilhelm Steinitz war ein bedeutender Schachspieler des 19. Jahrhunderts und gilt als der erste offiziell anerkannte Schachweltmeister der Geschichte. Geboren am 17. Mai 1836 in Prag, das damals Teil des österreichischen Kaiserreichs war, begann Steinitz seine Karriere im Schach in den 1850er Jahren, als er nach Wien zog, um Mathematik zu studieren.

Steinitz erlangte rasch Anerkennung in der Wiener Schachszene und gewann 1861 das Wiener Schachturnier, was ihm den Ruf eines der besten Schachspieler seiner Zeit einbrachte. 1862 zog er nach London, wo er seine Fähigkeiten weiter verfeinerte und zahlreiche Turniere gewann. Im Jahr 1866 besiegte er Adolf Anderssen, der als der beste Spieler der Welt galt, und festigte damit seinen Status als führender Schachspieler.

Steinitz’ größter Beitrag zum Schach war die Entwicklung der positionellen Spielweise, bei der er strategische Überlegungen und strukturelle Prinzipien über direkte Angriffe aufstellte. Diese Herangehensweise revolutionierte das Spiel und beeinflusste Generationen von Schachspielern. Er gilt als Begründer der modernen Schachtheorie.

1886 spielte Steinitz den ersten offiziell anerkannten Weltmeisterschaftskampf gegen den polnisch-französischen Schachspieler Johannes Zukertort in den USA, den er mit 12,5 zu 7,5 Punkten gewann. Damit wurde er der erste offizielle Schachweltmeister. Er verteidigte seinen Titel erfolgreich bis 1894, als er von Emanuel Lasker geschlagen wurde.

Neben seiner Karriere als Spieler war Steinitz auch als Autor und Schachtheoretiker tätig. Er schrieb zahlreiche Artikel und Bücher, in denen er seine Ideen und Theorien darlegte. Trotz seiner Erfolge im Schach war sein Leben von finanziellen Schwierigkeiten geprägt, und er verbrachte seine letzten Jahre in relativer Armut.

Wilhelm Steinitz starb am 12. August 1900 in New York City. Sein schachliches Erbe lebt jedoch in der modernen Schachstrategie weiter, und er wird bis heute als einer der einflussreichsten Schachspieler der Schachgeschichte angesehen. Zwei Zitate zeigen seinen großen Beitrag zum kollektiven Schachverständnis.

„Ein Bauer ist die Seele des Schachspiels.“

Wilhelm Steinitz

„Der König ist eine starke Figur, die aktiv am Spiel teilnehmen sollte.“

Wilhelm Steinitz

„Die unsterbliche Partie“ von Wilhelm Steinitz in einer Analyse von Georgios Souleidis (The Big Greek) in deutscher Sprache. Via Youtube.

Wilhelm Steinitz um 1900 (unbekannter Fotograf) Wilhelm Steinitz

GM Elisabeth Paehtz beim Problemlösen. Foto Konstantin Shalabov (FIDE Chess).

Von Thorsten Cmiel

Als Taktikaufgaben bezeichnet man beim Schach Spielsituationen, die eine Lösung erfordern. Das sind oft wenige Züge und manchmal längere Sequenzen. Synonym wird von einer Kombination gesprochen. Gemeint ist damit eine Abfolge mehrerer Schachzüge, die ein bestimmtes Ziel auf dem Brett verfolgen. Einfachste Aufgaben suchen beispielsweise nach einem Zug, einem Matt in einem Zug beispielsweise.

Bezüglich des Lerneffektes von Schachaufgaben gilt der Grundsatz: Je komplexer das Problem sich dem Lösenden darstellt, desto größer ist der erwartbare Lerneffekt beim Lösen dieser Aufgabe. Oder kurz: Je schwieriger, desto besser. Aber: Für Einsteiger sollte man mit einfachen Aufgaben starten, um schnelle Erfolgserlebnisse zu erlauben. So lernt man die klassischen Motive wie Grundreihenmatt und ähnliches.

Was bringen kostenlose Internetangebote? Im weltweiten Netz gibt es unzählige Angebote. Beginnend beim kostenlosen Aufgabentraining, das von vielen Online-Jüngern meist als Puzzle Rush bezeichnet wird. Diese Trainingstools von Spielplattformen sind oft nur Fingerübungen, immerhin manchen Spielern mag die wettbewerbliche Herangehensweise an Schachaufgaben helfen. Man kann von Mustererkennung von meist einfachen schachlichen Motiven sprechen. Der Effekt des Erkennens von bekannten Mustern ist begrenzt. Beim Lösen komplexerer Aufgaben spielen diese Grundformen jedoch eine wichtige Rolle.

Aufgabe 1: Weiß am Zuge setzt Matt. 

Das Erkennen eines solchen Motivs ist für jeden Schachspieler leicht erlernbar. Geeigneter für das Erzielen von echten Lerneffekten ist das Betrachten von wirklich gespielten Partien. Dabei kann man die letzte Phase betrachten oder den Weg dahin. Dabei gilt: Je komplexer die Aufgabe und die eigenen Bemühungen eine Lösung zu finden, desto größer dürfte der Lerneffekt ausfallen.

Es beginnt mit einem Schachgebot und geht so weiter. 1.Db3+ Kh8 2.Sf7+ Kg8 3.Sh6+ (Doppelschach) Kh8 4.Dg8+ Txg8 5.Sf7#. Diese Sequenz ist typisch für ein „ersticktes Matt“.

Aufgabe 2: Weiß am Zuge setzt Matt.

Diese Stellung stammt aus einer Online-Partie im Bullet, also mit sehr geringer Grundspielzeit. Die Herausforderung ist nicht allzu groß, da alle Züge mit Schachgeboten erfolgen. Dennoch dürften Anfänger in der Zugfolge bereits eine erste Herausforderung bewältigen müssen.

Weiß setzt schnellstens in vier Zügen Matt. 1.Lh7+ Kh8 2.Lg7+ Kxg7 3.Dg6+ Kh8 (f8) 4.Dg8#. Etwas länger dauerte das gespielte. 1.De6+ Kh8 2.Lg7+ Kxg7 3.Df7+ Kh6 4.Dh7+ Kg5 5.h4+ (5.Dxh5#) Kg4 6.Dxh5# (Lxh5#).

Aufgabe 3: Schwarz am Zuge setzt Matt.

Diese Stellung stammt aus der Analyse zu einer gespielten Partie (Sunye Neto – Kasparow, Graz 1981). Die Lösung ist etwas komplizierter als im letzten Beispiel, aber immer noch recht einfach zu finden. Vor allem wenn man wie der Betrachter weiß, dass etwas funktioniert. Diesen Vorteil hat man in einer Schachpartie nicht.

Schwarz startet mit dem Zug 1…Tdxg2! – das droht Tg1 oder Th2 Matt. Weiß ist gezwungen den Turm zu schlagen. 2.Sxg2 und jetzt folgt der entscheidende Zug 2…Tg3!! und der Weiße kann nichts mehr gegen das Matt auf h3 unternehmen. Wichtig: Nach Springerwegzug folgt das alternative Matt auf g1, das von Kennern Arabisches Matt genannt wird.

Aufgabe 4: Schwarz am Zuge sollte wie fortsetzen?

Wir bleiben bei der gleichen Partie, aber der Brasilianer Sunye Neto machte es seinem Gegner etwas schwieriger. Diesmal steht der König nicht in der Ecke, sondern auf dem Feld f1. Beachten Sie die etwas andere Fragestellung.

Garry Kasparow nahm hier ebenfalls auf e3, etwas schwieriger zu berechnen. Die Partiefolge war: 42…Lxe3!! 43.fxe3 Tdxg2. Also erneut dieser Einschlag auf g2. Diesmal ist die Pointe eine etwas andere, nach Sxg2 folgt das „Familienschach“ mit dem Springer auf d2. Man musste hier nach dem Läuferopfer noch zwei alternative Schlagfälle berechnen: 1.) 43.gxf3 Txf2+ 44.Ke1 Tg1# und 2.) 43.Dxe3 Td1+ 44.Ke2 Te1# (Matt).

5. Wie sollte Schwarz am Zuge fortsetzen?

Wir betrachten hier die Partie in einer etwas späteren Phase. Der weiße König steht gefährdet. Aber wie geht es weiter mit dem Angriff? Die Lösung ist nicht trivial, im Gegenteil, und erfordert etwas mehr als nur eine Abfolge von Schachgeboten wie in der ersten Aufgabe beispielsweise.

Hier spielte Garry Kasparow den antizipativen stillen und sehr starken Zug 45…Kh7!, der das denkbare Dauerschach via c8 – f5 vermeidet. Eigentlich würde Schwarz gerne Tg5-g2 spielen um mit Tf2 Matt zu setzen, aber das wäre hier verfrüht. In der Partie folgte jetzt noch 46.Dc8 Th1+ 47.Kf2 Sd2 und Weiß gab auf, da weiterer Materialverlust unvermeidbar ist. Zunächst droht das Matt mit dem Turmzug nach f1 und nach einem Springerzug als Reaktion darauf folgt das Turmschach auf h2 und der weiße Läufer auf b2 geht verloren.

6. Wie setzte Nihal Sarin kraftvoll fort?

Nihal Sarin Foto: Lennart Ootes

Der Inder Nihal Sarin fand hier eine gefällige Kombination, die nicht allzu schwierig zu erkennen ist, wenn man einige gängige bekannte Motive kombiniert.

Nihal Sarin beginnt diese Kombination mit einem Ablenkungsopfer und schlägt zunächst den Bauern auf e6…

Fazit

Wer besser im Schach werden will, der sollte einen geeigneten Schwierigkeitsgrad aussuchen und nicht auf zu einfache Taktikaufgaben setzen. Der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben wurde hier zur Illustration etwas gesteigert. Nicht die einfachen Aufgaben erhöhen das eigene Spielvermögen im klassischen Schach – das mag nur bei absoluten Beginnern einen positiven Effekt für die effektive Spielstärke haben. Aber: Natürlich macht es Spaß gelegentlich einfache Aufgaben zu lösen und gerade für Kinder kann das eine geeignete spielerische erste Herangehensweise an das Schachspiel sein. Frühe Erfolgserlebnisse schaden nie, späte aber ebenfalls nicht.

Empfehlenswerter als Puzzle Rushes sind die Aufgaben der darauf spezialisierten Webpräsenz von Chesspuzzle von Martin Bennedik. Aufgaben kann man nach unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden oder Motiven auswählen. Die Datenbank wird aus aktuell gespielten Partien gespeist und listet auch viele klassische Kombinationen auf. Wobei Aktualität bei Taktikaufgaben, wie unsere Beispielpartie zeigt, bei der Auswahl nicht sonderlich wichtig ist. Alternativempfehlung: Es mag heutzutage eher ungewöhnlich klingen, aber vielleicht sollte man gelegentlich einen Blick in ein Buch mit Aufgaben werfen, die von einem didaktisch geschulten Schachpädagogen stammen.

Als Taktikaufgaben bezeichnet man beim Schach Spielsituationen,

Beratungspartie. Foto: Dariusz Gorzinski

Von Thorsten Cmiel

Das Positive zuerst. Schach findet im Internet statt wie kaum eine andere Sportart. Wer Schach regelmäßig verfolgt, der kann sich schnell in der Vielzahl der kommerziellen als auch kostenlosen Angebote verlaufen. Neben Partieübertragungen auf speziellen Plattformen gibt es Livekommentierungen, Informationsvideos oder etwas traditioneller und informativer Podcasts. Aber: Der Tag hat nur 24 Stunden und zwischendurch muss man etwas Essen und gelegentlich studieren oder arbeiten. Wie soll man eine Auswahl treffen, wem man folgt oder wessen Angebote man nutzt? Ein Vorschlag.

Die Zahl der Turniere weltweit ist enorm. Täglich gibt es überall auf der Welt Schachturniere und viele Turnierveranstalter bieten Liveübertragungen der gespielten Partien und oft eine Moderation an. Dabei wird von starken Spielerinnen und Spielern das Geschehen auf dem Brett erläutert. Manchmal kommt es zu Interviews mit Spielern, die gelegentlich informativ und manchmal sogar lustig sind.

Am besten kann man Schach verfolgen wenn man Fan ist

Die Vielzahl an Turnierübertragungen führt zu einem Luxusproblem für Schachliebhaber. Jeder hat die Qual der Wahl, denn alles kann man nicht verfolgen. Bei den großen Turnieren werden Hunderte von Partien gleichzeitig übertragen. Wem soll ich folgen? Wessen Partien soll ich regelmäßig nachspielen? Die Auswahl fällt nicht leicht und kann individuell völlig unterschiedlich ausfallen. Die persönlichen Helden sind oft Spieler aus dem eigenen Land, die man kennt und die international für Schlagzeilen sorgen. Turnierspieler könnten ebenfalls auf die Idee kommen Spielern zu folgen, die ähnliche Eröffnungen spielen oder deren Spielstil imponiert. Ich hatte mal die Idee Youngstern schachlich zu folgen und um mehr Aufmerksamkeit zu erhalten habe ich diese Methode als schachliches Stalking bezeichnet, also das ungefragte Analysieren der Partien dieser Spieler, die allesamt Internationale Meister und Teenager waren. Ein besorgter Vater, der das Konzept wohl nicht verstanden hat, erkundigte sich nach mir. Heute kennt die Youngster von damals jeder in der Schachwelt: Gukesh, Nihal Sarin, Arjun Erigaisi, Praggnanandhaa, Alireza Firouzja, Vincent Keymer, Nodirbek Abdusattorov waren einige dieser Spieler.

Was in dem folgenden Video aus Indien zu sehen ist geht allerdings zu weit.

Das Positive zuerst. Schach findet im Internet

Schacholympiade Budapest 2024 Nils Rohde

Etwas Glück in der ersten Hälfte

In den ersten zwei Runden spielte Divya an Brett 2, da die beiden indischen Spitzenspielerinnen Harika Dronavalli und Vaishali aussetzten. Vergleichsweise kurzfristig war Tanja Sachdev zum Team gestoßen, nachdem Koneru Humpy aus privaten Gründen, so hieß es, nicht mitspielen konnte. Die beiden Startpartien stellten jedenfalls keine größere Herausforderung für Divya dar. Die kritischste Partie spielte die Inderin in der vierten Runde, nachdem ihr die Partie entglitten war. Gleichzeitig muss man die Gegnerin loben, die sich stark wehrte und sogar auf Gewinn stand. In der Runde danach konsolidierte sich die Inderin und in der sechsten Runde folgte erneut ein starker Auftritt von Divya Deshmukh,







Zweite Hälfte – es wurde souveräner

Damit war die erste Hälfte des Turniers in Budapest beendet und manche Spielerinnen und Spieler nutzten den freien Tag für Sightseeing in Budapest. Kritisch wurde es in der Folge erst für das indische Frauenteam nach der Niederlage gegen Polen in der achten und das Unentschieden gegen die Vereinigten Staaten in der neunten Runde. Plötzlich waren die Kasachinnen vorne und aus der zuvor gejagten und souveränen indischen Frauenmannschaft waren plötzlich Jägerinnen geworden. Ein Eis zu essen soll es dann für das indische Team gerichtet haben.






Das Ergebnis bei der Schacholympiade

Ergebnis Divya Deshmukh via Screenshot Chess results

Video Chessbase India: Divya Deshmukh interviewed by Sagar Shah shortly after the Chess Olympiad 2024.

Die Analysen können heruntergeladen werden und wer will kann sie mit der Engine seines Vertrauens, oder besser ohne, nochmals genauer anschauen oder archivieren.


Hier ist der Button zum Download (Beispiel)

TC

Schacholympiade Budapest 2024 Nils Rohde Etwas Glück in

Foto: Dariusz Gorzinski

Die Elo-Zahl ist der Zahlenwert eines Bewertungssystems, das verwendet wird, um die relative Spielstärke von Spielern in Zwei-Spieler-Spielen, wie Schach, zu bewerten. es gilt je höher, desto besser. Entwickelt wurde das System von Arpad Elo, einem ungarisch-amerikanischen Physiker und Schachspieler. Die Elo-Zahl ändert sich basierend auf den Spielergebnissen, wobei ein Spieler Punkte gewinnt, wenn er gegen einen höher bewerteten Spieler gewinnt, und Punkte verliert, wenn er gegen einen niedriger bewerteten Spieler verliert. Dieses System ermöglicht eine dynamische Bewertung, die sich an die aktuelle Leistung der Spieler anpasst. Im besten Fall.

Wer war der Erfinder der Elozahl?

Arpad Elo wurde am 25. August 1903 in Ungarn geboren und wanderte später in die Vereinigten Staaten aus, wo er als Professor für Physik arbeitete. Der gebürtige Ungar war ein guter Schachspieler und zwischen 1935 und 1961 erfolgreicher Turnierspieler in Wisconsin. Später engagierte er sich als Verbandspräsident in den USA. Sein Bewertungssystem, das er in den 1960er Jahren entwickelte, und seinen Namen trägt, beruht auf statistischen Methoden und hat sich als äußerst nützlich erwiesen, um die Leistungen von Spielern objektiv zu vergleichen. Das Elosystem findet nicht mehr nur im Schach Verwendung. Elo starb am 5. November 1992.

Grobe Zuordnung von Elozahlen von Schachspielern zu ungefähren Spielstärken:

ElozahlUngefähres Spielniveau
Unter 1000Anfänger
1000 bis 1400Fortgeschrittener
1400 bis 1600Klubspieler
1600 bis 1800Starker Klubspieler
1800 bis 2000Experte
2000 bis 2200Meisteranwärter
2200 bis 2400FIDE Meister
2400 bis 2500Internationaler Meister
2500 bis 2700Großmeister
Mehr als 2700Weltklassegroßmeister
Elozahlen und ungefähre Einschätzung der Spielstärke

Diese Zuordnung gibt eine grobe erste Orientierung und ist vom Weltschachbund FIDE bei der Titelvergabe so ähnlich angenommen worden. Für das Erringen eines internationalen Schachtitels genügt das Erreichen einer bestimmten Elozahl nicht unbedingt aus. Hinzu kommen so genannte Titelnormen, die vom Weltschachbund genau definiert und deren Erreichen überprüft und durch ein Gremium begutachtet wird. Schachtitel

Magnus Carlsen erreichte mit 2.889,2 die höchste jemals ermittelte Live-Elozahl. Das war in 2014 und Magnus Carlsen war damals der amtierende Weltmeister im Schach mit klassischer Bedenkzeit.

FIDE Rating Calculators

Offizielle Weltrangliste (Weltschachbund)

Live-Ratings der Spitzenspieler

TC

Foto: Dariusz Gorzinski Die Elo-Zahl ist der Zahlenwert

Der 13. Weltmeister Garry Kasparow Foto: John Brezina

Von Thorsten Cmiel

Das 20. Jahrhundert war eine ereignisreiche Ära für das Schachspiel. Es gab große Rivalitäten und dramatische Duelle um den Titel des Schachweltmeisters. Politik spielte ebenfalls eine wichtige Rolle seit der Weltschachbund 1924 gegründet wurde. Der Titel des Schachweltmeisters ist für viele Länder eine nationale Angelegenheit.

Emanuel Lasker (1894–1921): Der Deutsche Emanuel Lasker hielt den Weltmeistertitel länger als jeder andere Spieler in der Geschichte. Er verteidigte seinen Titel erfolgreich gegen renommierte Gegner wie Wilhelm Steinitz, Frank Marshall und Carl Schlechter. Lasker war bekannt für seine psychologische Herangehensweise und seine Fähigkeit, in schwierigen Situationen die Oberhand zu gewinnen.

José Raúl Capablanca (1921–1927): Der kubanische Großmeister José Raúl Capablanca erlangte den Titel von Lasker und wurde für seine brillante Technik und sein intuitives Spiel gefeiert. Capablanca war für seine Serien ohne Niederlagen bekannt und galt als einer der größten Schachspieler aller Zeiten.

Alexander Aljechin (1927–1935, 1937–1946): Der russisch-französische Schachspieler Alexander Aljechin eroberte den Titel von Capablanca in einem legendären Match. Aljechin war bekannt für seinen kreativen und aggressiven Stil. Nach einem Verlust an Max Euwe im Jahr 1935 konnte er den Titel 1937 zurückerobern und bis zu seinem Tod 1946 halten.

Max Euwe (1935–1937). Max Euwe war ein niederländischer Schachspieler und der fünfte offizielle Schachweltmeister. Euwe wurde am 20. Mai 1901 in Amsterdam geboren und gewann die Weltmeisterschaft im Schach 1935, indem er Alexander Aljechin besiegte. Euwe war bekannt für seinen strategischen und positionellen Spielstil sowie seine Beiträge zur Schachtheorie. Neben seiner Schachkarriere war er als Mathematiker aktiv und wurde später Präsident der FIDE, der internationalen Schachorganisation. Max Euwe hinterließ ein bedeutendes Erbe in der Welt des Schachs, sowohl durch seine Spiele als auch durch seine zahlreichen Lehrbücher und Veröffentlichungen.

Mikhail Botvinnik (1948–1963): Nach Aljechins Tod wurde ein Turnier abgehalten, um den neuen Weltmeister zu bestimmen. Der sowjetische Großmeister Mikhail Botvinnik gewann und begann eine Ära der sowjetischen Dominanz im Schach. Botvinnik war ein Pionier der Schachtheorie und Mentor vieler zukünftiger Weltmeister. Botvinnik verlor mehrfach den Titel, gewann ihn aber immer wieder zurück. Er wird gelegentlich als der Patriarch bezeichnet.

Wassili Smyslow, Michail Tal, Tigran Petrosjan und Boris Spasski (1957–1969): Diese Periode war geprägt von einer Rotation der Weltmeister innerhalb der Sowjetunion. Jeder dieser Spieler brachte seinen einzigartigen Stil ein, von Tal’s aggressivem und taktischem Spiel bis hin zu Petrosjans defensiver Stärke und seinen berühmten defensiven Qualitätsopfern.

Bobby Fischer (1972–1975): Der Amerikaner Bobby Fischer brach die sowjetische Vorherrschaft, indem er Boris Spasski in einem der berühmtesten Schachduelle der Geschichte besiegte. Fischer wird von vielen Schachfans noch immer als ein genialer Spieler angesehen, bekannt war er für seine beispiellose Dominanz bis hin zu seinem Sieg in Reykjavik 1972.

Anatoli Karpow (1975-1985): Nach Fischers Rückzug wurde Anatoli Karpow Weltmeister. Sein großes strategisches Geschick und seine vielen Turniererfolge machten ihn trotz des kampflosen Sieges zu einem würdigen Champion. Es folgte ein jahrelange Rivalität mit seinem sowjet-russischen Landsmann Garri Kasparow.

Garri Kasparow übernahm 1985 den Titel von Karpow in einem epischen Duell und dominierte das Schach in den folgenden Jahren mit seinem dynamischen Spielstil. Der 20. Jahrhundert endete zwar mit Kasparows unangefochtener Herrschaft, aber ab 1993 trennte sich Kasparow vom Weltschachbund, organisierte seine eigene Weltmeisterschaft und sorgte für einige Aufregung in der Schachwelt. Die FIDE veranstaltete eigene Turniere um die Weltmeisterschaft. Es gab also mehrere Weltmeister, die heutzutage allerdings weniger Anerkennung genießen.

Die Historie der Schachweltmeisterschaften ist spannend und voller kleinerer und größerer Schlenker und vieler Dramen. Wer sich für mehr Details und Hintergründe interessiert, dem sei beispielsweise die Webpräsenz der Emanuel Lasker Gesellschaft empfohlen, die sich mit dem deutschen Schachweltmeister beschäftigt.

Der 13. Weltmeister Garry Kasparow Foto: John

Der Begriff Seniorenschach bezieht sich auf Schachturniere und -veranstaltungen, die speziell für ältere Spieler organisiert werden. Diese Veranstaltungen bieten Senioren die Möglichkeit, sich in einem freundlichen und gleichzeitig wettbewerbsfähigen Umfeld zu messen, ihre geistige Fitness zu fördern und soziale Kontakte zu knüpfen. Weltweit gibt es zahlreiche Seniorenschachturniere, darunter jedes Jahr die Seniorenwelt- und Kontinentalmeisterschaften, die in verschiedenen Alterskategorien ausgetragen werden.

Seit 2014 ist man ab 50 Jahren in der Definition des Weltschachbundes FIDE Jungsenior. Ab 65 Jahren beginnt das klassische Seniorenalter. Zudem bezeichnen manche Organisatoren Senioren ab 75 Jahren als Nestoren. Ebenso kämpfen Frauen ihre Titelträgerinnen im Seniorenbereich aus. Die Seniorenweltmeisterschaften wurden in Deutschland von Reinhold Hoffmann (ChessOrg) erfunden. Die meisten der ersten Seniorenweltmeisterschaften fanden in Deutschland statt.

Seniorenschach ist nicht nur ein sportlicher Wettkampf, sondern auch eine Möglichkeit, lebenslanges Lernen und strategisches Denken zu fördern.

Das Schachspielen ist als potenzielles Mittel zur Prävention von Demenzerkrankungen geeignet, indem das Gehirn herausgefordert und aktiviert wird. Schach ist ohnehin ein Spiel, das komplexes Denken, gute Gedächtnisleistungen und Problemlösungsfähigkeiten erfordert. Diese kognitiven Anforderungen stimulieren das Gehirn und fördern damit die Fähigkeit des Gehirns, neue Verbindungen zu schaffen und sich an Veränderungen anzupassen. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig Schach spielen, oder andere geistig anspruchsvolle Aktivitäten ausüben, ein geringeres Risiko haben, an Demenz zu erkranken.

Seniorenweltmeisterschaften als ultimative Herausforderung

Der Sieger bei der Seniorenweltmeisterschaft, die inzwischen von dem Weltschachbund Fide ausgetragen wird, erhält neben dem Titel des Seniorenweltmeisters den Titel eines Internationalen Großmeisters. Das ist genauso wie bei dem Sieger der Juniorenweltmeisterschaft geregelt. Meist sind die Sieger jedoch ohnehin Großmeister, da sich die Turniere großer Beliebtheit erfreuen.

Foto: John Brezina

Der Sieger bei der Seniorenweltmeisterschaft, die inzwischen von dem Weltschachbund Fide ausgetragen wird, erhält neben dem Titel des Seniorenweltmeisters den Titel eines Internationalen Großmeisters. Das ist genauso wie bei dem Sieger der Juniorenweltmeisterschaft geregelt. Meist sind die Sieger jedoch ohnehin Großmeister, da sich die Turniere großer Beliebtheit erfreuen.

Der erste Seniorenweltmeister war im Jahr 1991 Wassili Smyslow (1921 – 2010), der von 1957 bis 1958 den Titel des Schachweltmeisters inne hatte. Es folgten viele bekannte Großmeister. 2006 gewann beispielsweise der 75-jährige Viktor Kortschnoi, der schon lange für die Schweiz aktiv war. In späteren Jahren gelang es gelegentlich Internationalen Meistern Seniorenweltmeister zu werden und so den Titel eines Großmeisters verliehen zu bekommen.

Wikipedia Seniorenweltmeisterschaft_im_Schach

Neben Einzelwettbewerben gibt es auch in der Altersklasse der Senioren Teamwettbewerbe.

Der Begriff Seniorenschach bezieht sich auf Schachturniere