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Diesmal wurde die Mongolin Munguntuul aus einem damenlosen Mittelspiel in ein Doppel-Turmendspiel verwickelt. Allerdings war es in der zweiten Runde in Pune ihre Gegnerin, die alle Trümpfe hielt und schließlich deutlich gewann.

Von Thorsten Cmiel

Auch komplexe Endspiele sollte man meines Erachtens abschnittweise analysieren. Das Endspiel aus der zweiten Runde in Pune zwischen Batkhuyag Munguntuul und Zhu Jiner entstand aus einer typischen sizilianischen Struktur und bietet viele Wendungen. Wir steigen ein in einem Moment, den man vermutlich als ausgeglichen bezeichnen sollte.



Die beiden Spielerinnen haben eine typische Bauernstruktur in einer sizilianischen Eröffnung auf dem Brett. Schwarz übt Druck auf der halboffenen c-Linie aus. Auffällig ist, dass der e-Bauer und der h-Bauer „fehlen“. Der weiße Springer auf d5 ist dominant im Zentrum postiert, greift aber keine gegnerische Schwäche beispielsweise an. Schwarz wiederum hat einen blockierten und schwachen Bauern auf d6, der aber zumindest noch nicht von einer weißen Leichtfigur angegriffen werden kann und zuverlässig vom Läufer auf f8 gedeckt wird. Der weiße Läufer auf f2 zielt ebenfalls ins Leere. Auch der Schwarzspieler hat Aktiva, die zu seinen Gunsten sprechen sollten. Vor allem zu nennen ist der weiße Bauer auf c3, der keine Unterstützung durch seinen b-Bauern erhält. Die weit vorne postierten schwarzen Bauern auf b5, e5 und f5 sichern ausreichend Raum für den Nachziehenden und seine Figuren. Zunächst muss Schwarz die drohende Springergabel auf b6 entschärfen. In der Partiefolge zeigte sich, dass vor allem die Mongolin Probleme damit hatte, einen konstruktiven Plan zu entwickeln.


Die Türme stehen auf der d-Linie recht wenig effektiv. Der Bauer auf d6 ist ausreichend vom König und einem Turm gedeckt. Damit hat Schwarz potentiell einen freien Turm, um im gegnerischen Lager zu wüten. Die Frage lautet also wie man die weiße Verteidigung hier am effektivsten organisiert. Man kann aus meiner Sicht zwei Ansätze verfolgen: Den Status quo erhalten oder man versucht beispielsweise durch Schlagen auf a4 die Struktur zu verändern. Aber geht das sofort?


Schwarz hat im Vergleich zu den vorher betrachteten Positionen erkennbar Fortschritte erzielt. Das Finden des stärksten Zuges gestaltet sich hier nicht als allzu schwierig, umso überraschender, dass die chinesische Großmeisterin für einen Moment nachlässt. Fündig wird wer sich systematisch auf die Suche begibt. Oder?


Die Aufgabe besteht für Betkhuyag Muntuguul darin, möglichst viel Widerstand zu leisten. Ausgleich ist bereits weit weg. Der letzte objektiv kritische Moment in diesem Endspiel scheint in dieser Stellung erreicht zu sein. Die Mongolin muss dringend einen Turm aktivieren, um Kompensation für den verlorenen Bauern zu finden. Sie wählt einen drastischen, aber verständlichen Weg und opfert zeitweise einen zweiten Bauern. Wer geht da mit ihr mit? In der Partie folgten noch später einige weitere spannende Momente, da beide Spielerinnen mit wenig Zeit nicht immer die genauesten Züge fanden.


Diesmal wurde die Mongolin Munguntuul aus einem

Beim fünften FIDE Frauen Grand-Prix-Turnier im indischen Pune kam es direkt in der ersten Runde zu einem hochspannenden Endspiel mit jeweils zwei Leichtfiguren und einem Mehrbauern für Weiß. Lange war das Endspiel zwischen der Mongolin Batkhuyag Muntuguul und Salome Melia ausgeglichen, aber die mit den schwarzen Steinen spielende Georgierin war die gesamte hier betrachtete Endspielphase in hochgradiger Zeitnot und das entschied letztlich über den Ausgang der Partie.

Von Thorsten Cmiel

Grundsätzlich und sozusagen vor die Klammer gezogen stellt sich für die Spieleinnen in allen Situationen die Frage, wie die folgenden Stellungen jeweils einzuschätzen sind. Das ist eine gute Übung zur Stellungsbeurteilung für diejenigen, die sich etwas Zeit für die Analyse dieses Endspiels nehmen und konkrete Berechnungen anstellen.


In der Partie führte die Georgierin hier mit drei Sekunden auf der Uhr ihren Springer nach c2. Was ist davon zu halten? Die Aufgabe kann nicht intuitiv gelöst werden, entsprechend lagen die Spielerinnen gelegentlich in diesem Endspiel falsch. Mit mehr Zeit als dreißig Sekunden pro Zug dürften die Chancen steigen durch das kurze Labyrinth der Fragen hier zu manövrieren.



Wie soll Schwarz hier seine Verteidigung organisieren? Welche der drei Figuren soll er ziehen und im Zweifel wohin damit? Auch hier wird man ohne Kalkulation nicht die richtige Lösung finden. Wir erinnern uns, dass die Schwarzspielerin hier keine Zeit hatte diese Berechnungen anzustellen. Sie griff fehl. Das kann man als Beobachter natürlich besser lösen, oder?



Wie sollte Weiß hier im 73. Zug am besten fortsetzen? Der Läufer ist angegriffen, aber wohin damit und warum? Auch die Mongolin hatte nur wenig Zeit. Bei diesem Zug waren es noch etwas mehr als dreieinhalb Minuten. Sie spielte einen völlig natürlichen Zug ohne längeres Nachdenken und lag falsch. Wer hier Zeit zum Rechnen hat, dürfte Vorteile haben.



Mit seinem 76. Zug gibt Weiß den Bauern auf. Soll Schwarz den Bauern schlagen oder nicht? In der Partie entschied sich die Georgierin richtig, um einen Zug später dann tragischerweise letztlich an praktisch der gleichen Aufgabe zu scheitern. Auch hier half konkretes Rechnen. Aber auch dann gab es bei ungenauem Spiel noch Fallstricke, die man jedoch auch als Normalsterblicher umschiffen konnte.



Diese letzte Stellung ist mit Schwarz, aber auch mit Weiß am Zuge eine bemerkenswerte Form von Zugzwang. Sie kam in der Partie nicht vor, aber in einer der angegebenen Varianten. Die Stellung ist gleichzeitig eine Ermahnung, Partien möglichst lange weiter zu spielen, wenn es irgendeine Hoffnung gibt. Leider werden heutzutage auch hoffnungslose Endspiele wie Turm und Springer gegen den Turm lange weitergespielt. Diese Kulturlosigkeit ist hier nicht gemeint.


Fotos: FIDE CHESS.

Beim fünften FIDE Frauen Grand-Prix-Turnier im indischen

Die Frauen-Weltmeisterschaft im Schach steht vor dem vorzeitigem Ende. Ju Wenjun gewann die siebte und die achte Partie. Sie muss jetzt nur noch ein Remis in vier ausstehenden Partien holen.

Von Thorsten Cmiel

Die zweite Hälfte des Frauen-WM-Matches 2025 findet in Chongquing statt. Chongquing ist eine zentralchinesische Millionenstadt. Bezieht man die gesamten Verwaltungseinheiten ein, dann ist die Stadt mit etwa 32 Millionen Einwohnern die größte Stadt der Welt. In der engeren City wohnen etwa sieben Millionen Menschen. Seit 2004 ist Düsseldorf Partnerstadt von Chongquing. Schachfans vor Ort können sich in den nächsten Tagen in der Stadt als Touristen umschauen.

Der Wettkampf scheint deutlich früher zu enden als gedacht und von den Organisatoren geplant. Tan Zhongyi hatte zuletzt einen Einbruch, der an den letzten WM-Wettkampf von Magnus Carlsen erinnert, der nach einem wichtigen Sieg gegen Ian Nepomniachtchi in der sechsten Partie plötzlich scheinbar ohne Widerstand den Kampf klar verlor.

Frauen-WM 2025Partie 1Partie 2Partie 3Partie 4Partie 5Partie 6Partie 7Partie 8Gesamt
Ju Wenjun1/2011/211116
Tan Zhongyi1/2101/200002

Partie 7: Tan mit Chancen. Ju Wenjun gewinnt.

Bevor man sich einer Partie analytisch nähert, sollte man die Partie ruhig mehrfach schnell durchspielen. Das bietet die FIDE an und wir nutzen es hier für genau diesen Zweck. (Ich empfehle aber den Ton abzustellen).


Schwarz ist hier am Zuge und Tan sollte ihr Gegenspiel vorbereiten. Welche Ideen kommen hier in Betracht? Die Auflösung findet sich in der Partiefanalyse am Ende dieses Abschnitts zur siebten Partie.


Was sind die wichtigsten Stellungsmerkmale? Wie sollte Weiß hier am besten fortsetzen? Wer seine Lösung überprüfen möchte, der schaut in die Partieanalyse.


Schwarz hat einen Mehrbauern, steht aber mit dem rückständigen c-Bauer und dem recht wenig agilen Läufer auf c8 anfällig. Wie sollte Schwarz hier fortsetzen? Tan konnte das Problem nicht lösen. Die Lösung gibt es in der Partieanalyse.


Partie 8:

Erstmals in diesem Wettkampf zieht Tan Zhongyi einen anderen ersten Eröffnungszug als den mit dem c-Bauern. Dieser Wechsel des Startzuges kommt zu spät im Wettkampf. Vielleicht ist das die Folge eines frühen Sieges gewesen. Allerdings lag dieser Erfolg nicht an der Eröffnung. Üblicher ist es die Eröffnungsvorbereitung des Kontrahenten frühzeitig im Kampf zu testen, um spezifischere Vorbereitungen vornehmen zu können. Beide Spielerinnen scheinen in diesem Kampf wenig Wert auf Eröffnungsvorteil gelegt zu haben und im Nachhinein rächt sich das, zumindest für Tan.

In dieser Stellung war Ju Wenjun mit Schwarz am Zuge. Die Lösung ist nicht zu schwierig, aber instruktiv.

Hier steht ein starker klassischer Zug an, den Ju Wenjun leider auslässt. Wer den Zug nicht so einfach findet, dem sei der folgende Artikel empfohlen. Danach fällt der Groschen garantiert.



Fotos: Anna Shtourman (FIDE CHESS)

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Die Frauen-Weltmeisterschaft im Schach steht vor dem

Titelfoto: Dariusz Gorzinski. Dortmund 2024.

Wäre das Ergebnis ein Team-Resultat bei einer Schacholympiade, dann hätte das deutsche Team elf Punkte geholt und wäre im Mittelfeld gelandet. Die jüngsten Resultate sind allerdings von der Frauen-Europameisterschaft auf Rhodos, also einem Einzelturnier. Ein Kommentar.

Von Thorsten Cmiel

Es ist natürlich angenehmer über Erfolge der deutschen Spitzenspielerinnen und Spieler zu schreiben. Da gab es kürzlich Positives zu berichten: Das hervorragende Abschneiden von Matthias Bluebaum und Frederik Svane bei der Europameisterschaft 2025 beispielsweise. Oder Vincent Keymer, der ordentlich Geld bei Spaßturnieren einsammeln konnte.

Bei den Frauen hatte zuletzt die langjährige deutsche Spitzenspielerin Elisabeth Pähtz (40) eingeräumt, dass sie international mit den jüngeren Spielerinnen nicht mehr mithalten kann. Ihre Auftritte bei den letzten Grand-Prix-Turnieren missglückten sämtlich. Folgerichtig kündigte sie (erneut) ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft an, vermutlich wird der eine oder andere Funktionär im deutschen Schach das bedauern, denn hinter Elisabeth ist in den letzten Jahren nur wenig Hoffnung hinzugekommen. Das räumt sogar der aktuelle Leistungssportreferent des Deutschen Schachbundes irgendwie ein.

Deutsche Frauen bei der EM auf Rhodos

Quelle: Chess-Results.

Elisabeth Pähtz meldet sich

Als bei Facebook Kritik am Abschneiden der deutschen Frauen aufkam, verteidigte Pähtz ihre früheren Mitstreiterinnen. In Kurzform: Es war kein Betreuer auf Rhodos dabei und unter dem vorherigen Präsidenten war die Unterstützung besser.

Ein Funktionär aus den Ländern, der hier anonym bleiben soll, äußerte sich dazu so: „Ich sag mal so: damit Elisabeth, die ja an Ullrich Krause und Markus Fenner wenig Gutes auszusetzen hatte, sich so äußert, da muss schon echt eine Menge passieren.“ Dieser Funtionär sieht Veränderungsbedarf: „Zur Leistungssportförderung im DSB ließe sich viel sagen, aber belassen wir es erstmal bei ’so wie es ist, kann es nicht weitergehen‘.“

Elisabeth Pähtz zu der hier zitierten Einschätzung über Ullrich Krause.


Auszüge aus dem aktuellen Lagebericht

Gerald Hertneck – Referent für Leistungssport beim Deutschen Schachbund – bezeichnet das Turnier als „durchwachsen“ in seinem aktuellen Bericht über die Frauen. Zu beachten ist, dass der folgende Textauszug am 8. April 2025 verfasst wurde, es waren sieben Runden auf Rhodos gespielt. Danach verschärfte sich die Situation im Turnier, gemeint ist die Europameisterschaft auf Rhodos, leider noch weiter.

„Aktuell bewegen sich die Platzierungen aller Spielerinnen um den 40. Platz herum. Besonders unsere Spitzenspielerin IM Dinara Wagner spielt deutlich unter ihren Möglichkeiten, das muss man ganz klar sagen. Auch aus Elo-Sicht können die Frauen schwer mit der Spitze im internationalen Frauenschach mithalten, denn nur eine Spielerin hat über 2400 Elo, und übrigens kratzt GM Elisabeth Pähtz inzwischen auch an der 2400-er Marke, d.h. sie liegt nur noch knapp drüber. Alle anderen Spitzenspielerinnen liegen eher bei Elo 2300.


Leider, das muss man sagen, ist das deutsche Frauenschach derzeit nicht in der besten Verfassung, und ist auch nicht klar, wie man das ändern kann, nachdem das Programm Powergirls nicht die gewünschten Erfolge gezeigt hat, d.h. zu keiner nachhaltigen Verbesserung der Spielstärken der Nationalspielerinnen geführt hat…“

Immerhin ist Geld durchaus vorhanden wie Hertneck im weiteren Berichtstext anmerkt:

Stand der Kürzungen im Budget Leistungssport


„Das Budget für den Bereich Leistungssport (Nachtrag 2025) sowie Planung für die Jahre 2026 und 2027 wurden im März mit dem Vizepräsidenten Finanzen besprochen, und liegt wie immer im sechsstelligen Bereich. Das klingt nach viel, ist es aber in der Praxis nicht, weil auch viele Turniere zu bedienen sind, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern, bei den Nachwuchsspielern als auch bei den Nationalspielern, sowie bei den Einzel- als auch bei den Mannschaftsmeisterschaften! Das Ganze dann noch auf deutscher, europäischer und internationaler Ebene! Jedoch konnte in Abstimmung mit dem Vizepräsidenten Finanzen eine teilweise Rücknahme der Kürzungen erreicht werden, allerdings noch nicht in dem Maße, dass der Leistungssport wieder auf dem Niveau von vor der Kürzung (Jahr 2022) liegt. Wir danken dafür, dass das Präsidium ein offenes Ohr für die Belange des Leistungssports gezeigt hat.“

Der vollständige Bericht von Gerald Hertneck zum Nachlesen.

Gerald Hertneck war ein glühender Verfechter und einer der Initiatoren der „Powergirls“. Das ist ein von der der Immobiliengruppe Krulich gefördertes Programm, um die deutschen Spitzenfrauen im Schach zu fördern. Das Programm startete im August 2021.

Mehr Informationen zu den Powergirls.


Eingeständnis der Ratlosigkeit

Beim Deutschen Schachbund gibt es neben Gerald Hertneck auf Funktionärsebene und im Hauptamt mehrere Verantwortliche. Zu nennen sind neben dem Referenten für Leistungssport noch der Vizepräsident Sport, der Bundestrainer der Frauen und ein hauptamtlicher Sportdirektor. Jetzt sollte man die Spielerinnen, die natürlich in erster Linie selbst verantwortlich sind für ihre Ergebnisse, nicht unerwähnt lassen, aber die Frage ist wer sich für die Misserfolge vor das Team stellt und wer das Ruder konzeptionell herumreißt? Denn es ist auch nach der eher durchwachsenen Schacholympiade erneut deutlich geworden, dass trotz Förderung irgendetwas nicht funktioniert bei den besten deutschen Frauen.

Unrealistische Ziele

Die Idee war eindeutig zu ambitioniert bei Spielerinnen über zwanzig Jahren eine signifikante Spielstärkeentwicklung zu erwarten. Das Powergirls-Programm musste insofern scheitern. Der Autor dieses Kommentars hatte hierzu früh einen Austausch mit Hertneck via Facebook und leider Recht behalten. Das Verfehlen dieses Zieles sollte man den aktuellen Spielerinnen nicht vorwerfen. Sie versuchen mit Sicherheit ihr Bestes. Die Frage ist wie es jetzt weitergeht mit den bisherigen Förderkonzepten. Man darf gespannt sein.

Was jetzt folgen sollte

In wenigen Wochen findet in Paderborn der Bundeskongress des Deutschen Schachbundes statt bei dem sich zumindest die zwei ehrenamtlichen Funktionäre (Vizepräsident Sport und Leistungssportreferent) erneut zur Wahl stellen müssen. Es bleibt zu hoffen, dass die Delegierten aus den Landesverbänden die Berichte – auch zu anderen Themen – nicht wie in der Vergangenheit zu oft – einfach nur zur Kenntnis nehmen, sondern diskutieren und, falls als sinnvoll erachtet, Veränderungen einfordern. Möglicherweise muss man die Spitzenförderung für Frauen im deutschen Schach neu denken. Es ist die Aufgabe von Funktionären und Delegierten die Weichen möglichst geschickt zu stellen und von einem Bundestrainer und dem Sportdirektor den Zug dann auf das richtige Gleis setzen zu lassen. Auch deren spezifischer Beitrag ist grundsätzlich zu hinterfragen.

Es wäre in jedem Fall erfreulich, wenn die Verantwortlichen im Schachbund künftig eine Idee entwickeln würden, wie man die Frauen zumindest mittelfristig wieder an die europäische Spitze heranführt. Mehr Geld war bisher immer die Antwort und vor allem bei Kürzungen die Entschuldigung der Verantwortlichen. Das verkommt aber zur Ausrede, wenn man kein mittelfristiges inhaltliches Konzept, das über gelegentliche Kadertrainings und Turnierzuschüsse hinausgeht, hinterlegt.

Alles muss auf den Tisch: Sollen vorhandene Mittel gezielter für wenige etablierte Spielerinnen eingesetzt werden? Vielleicht verzichtet man auf das Beschicken von Kinderturnieren bei den Mädchen? Andersrum wäre es genauso denkbar: Der DSB könnte einige Jahre Team-Turniere abschenken und verstärkt auf den Nachwuchs, also auf die jüngeren Generationen U20, setzen. Eine Diskussion zu führen und ein Meinungsbild einzuholen in Paderborn wäre immerhin ein Anfang.


Titelfoto: Dariusz Gorzinski. Dortmund 2024. Wäre das

Bei Dinara Wagner lief es auf Rhodos bisher nicht. Wenn es nicht läuft auf dem Brett, dann kommt es immer wieder zu kleinen Ungenauigkeiten, die letztlich verpasste Chancen ausmachen können. So auch hier. Am Ende war es dann ganz schlimm. Das hatte aber nichts mit der Eröffnung zu tun, sondern mehr mit Zeitnot und vermutlich Frust und Ermüdung.

Von Thorsten Cmiel

Katalanisch ist eine der typischen Profieröffnungen. Weiß strebt in der Regel nicht nach schnellem Erfolg durch scharfes Eröffnungsspiel, sondern es geht hier meist um die feinere Klinge. Chancen bekommt man meist nur wenige umso wichtiger ist es dann aufmerksam zu sein. Gelegentlich verschwimmen die Systeme etwas, aber die weißen und schwarzen Aufmarschpläne sind oft ähnlicher Natur. Viele Motive sind bekannt und dennoch kommt es immer wieder zu neuen Details, die man entdecken kann. Wie das hier.


In dieser Stellung steht Weiß vor einer bekannten Entscheidung. Schwarz hat bereits etwas unvorsichtig agiert und Weiß kann jetzt die lange Diagonale und den ungedeckten Läufer auf b7 für das Aktivieren ihres Springers via dem Feld c4 nutzen. Die eigentliche Frage ist aber etwas komplexer. Sollte Weiß hier zunächst auf d7 die Springer tauschen. Und falls ja, warum?

Ja, Weiß erreicht mehr durch vorherigen Tausch des Springers auf d7. Die Bedenkzeit von Dinara, die unter einer Minute verbrauchte und sofort ihren Springer von d2 nach c4 zog, zeigt fehlende Aufmerksamkeit für ein wichtiges Detail. Schwarz kann nach dem Tausch nicht gut auf d7 mit der Dame schlagen, da hiernach Weiß später auf f6 den Springer schlägt und Schwarz mit einer katastrophalen Bauernstruktur übrig bliebe. Einen Zug später ist diese Chance verpasst, da Schwarz den Läufer nach e7 beordert und der Tausch f6 keine Zugeständnisse mehr notwendig machen würde.

Eigentlich wollte ich zu dieser Partie nur diesen einen Moment genauer betrachten. Es war für Dinara eine verpasste Chance schneller einen ordentlichen positionellen Vorteil zu erzielen. Irgendwann stand Dinara nach der Eröffnung klar auf Gewinn. Mit einem ordentlichen Zeitunterschied war es in Costa Rica kurz vor Mittag als ich zum Einkaufen fuhr. Zunächst gab es eine andere Überraschung, die meine Aufmerksamkeit weckte: Der US-Präsident, den ich nur den „Orangenen“ nenne, konnte den Druck wegen seiner katastrophal törichten Zollpolitik vermutlich nicht mehr ertragen, kündigte eine Art Moratorium seiner wenige Tage zuvor verkündeten Strafzölle an und schickte die internationalen Aktienmärkte gen Norden. Nachdem ich mir das mediale Chaos angesehen hatte, warf ich einen Blick auf die Stellung von Dinara. Die war plötzlich nur noch ausgeglichen in einem Turmendspiel mit zwei Bauern weniger, das man aber halten können sollte. Es gab wieder etwas mediale Ablenkung, da sich in Deutschland an diesem Tage eine neue Regierung aufmacht endlich das eine oder andere politische Thema zu adressieren und zu lösen. Ich sah ein Replay einer Pressekonferenz mit Friedrich Merz, Markus Söder, Lars Klingbeil und Saskia Esken. Auch das war kein Vergnügen. Inzwischen sah ich noch nicht das Ende, aber das Ergebnis der Partie von Dinara. Die genaue Analyse wirkt vielleicht auf den einen oder die andere wie Leichenfledderei, aber aus solchen Partien kann man oft mehr lernen als aus Partie wie sie eine andere Deutsche am gleichen Tag gespielt hat. Ich verzichte auf weitergehende Kommentare, aber die Gegnerin spielte eine ultrascharfe, interessante Variante und kannte sich offenbar nicht aus.



Zurück zu der Partie von Dinara Wagner. Die deutsche Spitzenspielerin spielte eine lange Partie, die ich neuerdings in Portionen analysiere, um dadurch das Spiel vor allem bei Eigenanalysen besser zu erfassen und Schwachpunkte des eigenen Spiels zu benennen. Folgen wir unserem Plan die verschiedenen Spielphasen nacheinander abzuarbeiten und die Knackpunkte nachzuarbeiten. Oft reichen vier Analysephasen. Diesmal sind es sechs.

Bevor man in die Details einer Analyse geht, sollte man meines Erachtens eine Partie möglichst mehrfach schnell durchspielen, um das Geschehen möglichst zu erfassen und sich Fragen zu notieren. Dazu findet man hier die komplette Partie unkommentiert. Um die Partie nachzuspielen klickt man auf einen beliebigen Zug und ein Partiefenster poppt auf. Mit den Pfeiltasten kann man die Partie vor und zurück nachspielen.


Die Eröffnungsphase lief gut für Weiß auch ohne das beschriebene Detail in der Eröffnung gelang es Dinara sich eine aussichtsreiche Stellung zu erspielen. Es ging zunächst erfreulich weiter bis sich dann im finalen Teil der Partie ein größerer Unfall ereignete. Der vermutlich auf Ermüdung und Zeitnot zurückzuführen ist. Die meiste Zeit hatte Dinara nicht nur die bessere Stellung, sondern auch die bessere Restbedenkzeit. Erst in der Schlussphase als Dinara ein Turmendspiel mit zwei Bauern eigentlich halten sollte, lag die Deutsche auch auf der Uhr zurück. Es kam wie es sprichwörtlich kommen musste…







Ich hoffe in naher Zukunft eine überzeugende Partie von Dinara Wagner hier präsentieren zu können. Ein spannendes Endspiel aus der Runde danach kommt in jedem Fall in Kürze.


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Bei Dinara Wagner lief es auf Rhodos

Die Hälfte des Wettkampfes, die in Shanghai, ist vorbei und die Spielerinnen ziehen in eine andere chinesische Metropole: Chongquing. Ju Wenjun wechselt zum Auswärtsspiel mit einem deutlichen Vorsprung. Der Verlauf erinnert bisher an den Wettkampf 2018. Damals konnte Tan Zhongyi ihren Rückstand nicht mehr aufholen.

Von Thorsten Cmiel

Nach dem Sieg in der zweiten Partie und den guten Chancen in der vierten Partie für Tan Zhongyi sah es nach einem offenen Wettkampf der beiden chinesischen Großmeisterinnen aus. In der fünften Partie sah man jedoch wie Tan positionell überfordert war und in der Partie zockte, statt objektiv nach den richtigen Zügen Ausschau zu halten wie noch zu Beginn des Wettkampfes. Partien nach Niederlagen sind immer eine Herausforderung, denn Sportler neigen dazu sofort zurück schlagen zu wollen. Das ist Ju Wenjun in der dritten Partie gelungen, aber sie verzichtete auf Risiken. Tan ist an dieser Aufgabe gescheitert. Immerhin der Chinesin bleiben sechs Partien, um den Wettkampf noch auszugleichen.

Frauen-WM 2025Partie 1Partie 2Partie 3Partie 4Partie 5Partie 6Gesamt
Ju Wenjun1/2011/2114
Tan Zhongyi1/2101/2002

Partie 5: Tan zu unvorsichtig

Die fünfte Partie sah diesmal einen Paulsen-Sizilianer (Kan). Da bisher die Spielerinnen mit Schwarz jeweils in Schwierigkeiten waren, hätte man erwarten können, eine solidere Spielweise von Tan zu sehen. Auf die Eröffnungswahl sollte man die Schwierigkeiten der Ex-Weltmeisterin Tan jedoch nicht schieben, sondern auf einige positionell zweifelhaften Entscheidungen.


Eine erste wichtige Stellung in dieser Partie ist entstanden. Zuletzt hatte Ju Wenjun die Wirkkraft des gegnerischen Läufers durch Vorrücken ihres c-Bauern beschränkt. Schwarz sollte hier sofort reagieren und nicht auf spätere Chancen hoffen. Die richtige Reaktion bestand im sofortigen Befragen des Bauern c5 mit dem eigenen b-Bauern.


Erneut sollte hier Schwarz dem eigenen Läufer Luft verschaffen. Das erreicht man am besten erneut durch den kurzen Zug mit dem b-Bauern nach b6. Das wäre in der Stellung zuvor besser gewesen, aber immerhin spielt Schwarz danach noch mit. Tan zog den b-Bauern zwei Felder nach vorne, was man als positionellen Fehler bezeichnen sollte.


Ju Wenjun steht vor ihrem 14. Zug. Der Springer auf c4 steht wackelig und Ju entschied sich das sofort zu markieren, indem sie ihren a-Bauern zwei Felder nach vorne rückte. Noch stärker war hier der Doppelangriff mit der Dame vom Feld d4 aus. Nach kurzer Rochade folgt dann der a-Bauer und Schwarz muss in verzweifelter Manier bereits Klimmzüge unternehmen, um überhaupt noch etwas im Spiel zu bleiben. Es gab eine zweite Chance, aber Ju Wenjun setzte auf materiellen Vorteil und gab dadurch einen Teil ihres Vorteils wieder zurück.


Die letzte entscheidende Weggabelung dieser Partie. Schwarz steht schlechter entwickelt und hat weniger Raum. Aber Weiß hat zuletzt wertvolle Zeit verloren und daher ist die Stellungsbewertung für Schwarz noch erträglich. Angesichts der Fesselung des c-Bauern sollte Tan hier die einige ihrer Probleme aktiv angehen und mit ihrem d-Bauern den gegnerischen c-Bauern herausfordern. Es bleibt anspruchsvoll, aber Schwarz hat Chancen die eigene Stellung weiter zu konsolidieren. Stattdessen zog Tan ihren f-Bauern zwei Felder nach vorne und attackierte den gegnerischen Bauern im Zentrum. Der Zug ist allerdings eine positionelle Bankrotterklärung und Ju Wenjun weist das in der Folge der Partie ohne größere Probleme nach.


Partie 6: Schwarzsieg für Ju Wenjun

Es deutete sich bereits in der fünften Partie an. Tan spielt nicht objektives Schach, sondern sie hat ihr Gleichgewicht verloren. In der sechsten Partie überzog sie ein Endspiel, das ihr kaum Gewinnchancen bot und verlor erneut und zeigte ungeahnte positionelle Schwächen. Ju Wenjun musste gar nicht viel machen, sie aktivierte ihren König und Tans Stellung krankte an ihrem inaktiven König.






Fotos: Anna Shtourman (FIDE CHESS)

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Die Hälfte des Wettkampfes, die in Shanghai,

In einer Kraftleistung konnte Ju Wenjun die dritte Partie gewinnen. Die vierte Partie sah die meiste Zeit Tan Zhongyi vorne, die aber vor allem ihren Zeitvorteil konservierte, aber mehrere Chancen ausließ ihre Gegnerin vor noch größere Probleme zu stellen. Am Ende standen sich zwei Könige gegenüber. Es folgt ein erneuter Ruhetag.

Von Thorsten Cmiel

Der Wettkampf ist wieder ausgeglichen. Ein direkter Ausgleich ist keine einfache Angelegenheit, aber Ju Wenjun gelang diese Leistung sofort nach ihrer Niederlage in der zweiten Partie. Lange Zeit sah es nach einem Unentschieden aus, aber im Endspiel fand Tan nicht die richtige Aufstellung und nach einem ungenauen Manöver ging die Partie letztlich verloren. Auffällig ist der unbändige Kampfgeist beider Spielerinnen. Die Partien sind nicht mehr einwandfrei wie zu Beginn des Kampfes, aber für Spannung ist weiter gesorgt. Bislang scheinen beide Spielerinnen mit Schwarz vor allem auf Ausgleich bedacht zu sein. Beim Wettkampf zwischen Gukesh und Liren in Singapur im Dezember letzten Jahres schien Schwarz oft Schwarz die Farbe der Wahl zu sein.


Frauen-WM 2025 ShanghaiPartie 1Partie 2Partie 3Partie 4Gesamt:
Ju Wenjun1/2 011/22
Tan Zhongyi1/2101/22

3. Partie Ju Wenjun mit Kampfsieg

Die dritte Partie des Wettkampfes um die Schachweltmeisterschaft der Frauen 2025 dauerte fünfeinhalb Stunden und ist insofern keine einfache Kost. Die Partie blieb lange Zeit im Gleichgewicht. Letztlich setzte sich die Willensstärke von Ju Wenjun durch.

Phase 1: Tan übersteht die Eröffnung ohne Probleme

In der Eröffnungsphase folgen die Spielerinnen scheinbar dem bekannten sizilianischen Muster. Ju Wenjun greift diesmal auf eine Spielweise eines ihrer Sekundanten zurück.


Phase 2: Ju Wenjun mit symbolischem Vorteil

Das Mittelspiel meistert Tan ohne Fehler und mit Kreativität. Sie erreicht ein fast ausgeglichenes Endspiel mit einem Bauern weniger aber ungleichen Läufern.


Phase 3: Es wird knapper im Endspiel

Endspiele mit ungleichen Läufern sind auch mit Türmen auf dem Brett keine einfache Angelegenheit. In dieser dritten Partiephase legt Tan Zhongyi unbemerkt in ihrer Bauernstruktur die Ursache für spätere Probleme. Zum Ende des hier betrachteten Abschnitts verteidigt sich Tan erstmals fehlerhaft und gerät in eine schwierige Stellung, die größere Präzision von ihr erfordert.


Phase 4: Die Verwertung nach einem Fehler

Mit immer weniger Bedenkzeit findet Tan zu Beginn der hier betrachteten vierten Phase dieser Partie keine ausreichende Verteidigung mehr und wird sich davon nicht mehr erholen. Ju Wenjun gewinnt letztlich verdient, macht sich die Arbeit aber gelegentlich komplizierter als notwendig. Dabei findet sie schwierige Verstärkungszüge, lässt aber einen einfachen Gewinn gegen Ende beispielsweise aus.



Partie 4

Tan Zhongyi blieb mit Weiß bei ihrer bisherigen Strategie, ihre Gegnerin vor allem auf der Uhr unter Druck zu setzen. Das gelang ihr immer wieder und sie hatte Chancen, spielte dann im Verlauf der Partie mehrfach jedoch weiter zu schnell und verpasste mehrere Gelegenheiten und Chancen auf Vorteil in verschiedenen Spielphasen. Mehrere Photos zeigen wie Tan, scheinbar unruhig wie ein Tiger, während der Partie unterwegs war. Von ihrer Gegnerin bot die FIDE hingegen nur Fotos am Brett an.


Eine erste Chance bot sich hier. Weiß muss hier nicht am Läufer auf e3 festhalten, der hier ohnehin vor allem Deckungsaufgaben erfüllt. Stattdessen war es eine gute Option hier den natürlichen Zug mit dem Springer nach e2 zu vollziehen. Weiß kann danach gutes Spiel reklamieren. Tan opferte stattdessen mit dem Läuferzug nach f4 zeitweise einen Bauern. Das ist zwar löblich und spricht für ihr nach der vorherigen Niederlage nicht komplett verloren gegangenes Selbstbewusstsein, war aber gleichzeitig unnötig, da sie eine gute Alternative zur Verfügung hatte.


Eigentlich sucht man in dieser Stellung mit Schwarz nach Möglichkeiten den eigenen Bauern unter günstigen Bedingungen zurück zu geben, um den gegnerischen Zentraldruck abzumildern und die Stellung dadurch auszugleichen. Welche Kandidaten kommen in Frage? Ein natürlicher Zug ist hier eindeutig der Damenzug nach f6. Eine andere Idee besteht im Turmzug nach c8 und falls die Dame auf a6 das materielle Gleichgewicht herstellt, konnte man mit b5 eine Besonderheit ausnutzen. Die Partie wäre danach sehr scharf geworden. Stattdessen zog Ju Wenjun hier ihren Springer nach b5 und zerstörte damit ihre eigene Bauernstruktur ohne ihren kleinen materiellen Vorteil erhalten zu können. Das gab ihrer Gegnerin erneut Chancen.


Mit dem Läufer, der das Feld b8 kontrolliert, gab es kaum einen Grund nicht auf b6 zu schlagen und materiellen Vorteil zu sichern. Stattdessen wollte Tan mehr und zog mit riesigem Zeitvorteil, aber erneut zu schnell, den eigenen Läufer nach d6. Das gab ihrer Gegnerin die Chance die Stellung erneut fast auszugleichen.

In dieser Stellung war Ju Wenjun am Zuge und musste sich im 34. Zuge entscheiden unter welchen Bedingungen sie die Damen tauschen will. Sie tauschte die Damen direkt, was ihrer eigene Bauernstruktur nicht half. Es war daher besser auf den Tausch auf e3 zu verzichten und der Gegnerin etwa mit dem Turmzug nach d8 eine Frage zu stellen.

Ein erneuter spannender Moment kurz vor der Zeitkontrolle erneut spielte Tan sehr schnell und zog ihren b-Bauern nach b4. Das sieht natürlich aus, aber sie konnte sofort ihren König via e2caktivieren und ihrer Gegnerin damit in größere Schwierigkeiten bringen. Die beste Verteidigung danach bestand in einer komplexen Spielfolge die Ju Wenjun vermutlich mit vier Minuten an Restbedenkzeit nicht gespielt hätte. Eine weitere Chance der Herausforderin war vertan.


Die Teams

Zumindest Teile der Sekundantenteams sind bekannt. Im Team von Ju sind Ju wird erneut von dem chinesischen Großmeister Ni Hua unterstützt, der ebenfalls aus Shanghai stammt. Die beiden arbeiten seit der Schacholympiade 2016 zusammen. Damals gewann das chinesische Frauenteam Gold (mit Ju und Tan). Zu ihrem Team gehört zudem der russische Großmeister Maxim Matlakov. Tan wird erneut wie in Toronto vom US-Großmeister Jeffery Xiong unterstützt. Zum Team gehört laut FIDE auch dessen Vater.


Homepage – Women’s World Championship 2025

Fotos: Anna Shtourman (FIDE CHESS).


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In einer Kraftleistung konnte Ju Wenjun die

WM-Match 2025123456789Gesamt
Ju Wenjun1/2011/211111/26 1/2
Tan Zhongyi1/2101/200001/22 1/2








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WM-Match 2025123456789GesamtJu Wenjun1/2011/211111/26 1/2Tan Zhongyi1/2101/200001/22 1/2 SERVICEHINWEIS Die Partien

Titelfoto: Dariusz Gorzinski (2024).

Auf die folgende Partie des jungen Magnus Carlsen wurde ich aufmerksam durch ein Buch von RB Ramesh, einem der besten Trainer der Welt, der diesen Partie in seinem ersten Buch „Logical Decision Making“ vorneweg gestellt hatte.

Von Thorsten Cmiel

Diese Partie spielten zwei Topgroßmeister: Magnus Carlsen, der 2013 die Krone im Schach gewann und Weltmeister wurde und Levon Aronian, der diesen Titel nicht gewann, aber lange Zeit einer der größten Anwärter auf den Titel des Schachweltmeisters war und der einer der beliebtesten Spieler auf der Tour ist.


In dieser Stellung kann Weiß zum Beispiel seine Dame nach a4 ziehen. So spielte beispielsweise Boris Gelfand gegen Vladimir Kramnik ein Jahr zuvor. Befragt man eine moderne Maschine, dann fand der junge Magnus Carlsen hier einen Zug, der bei reiner Maschinenanalyse nicht zum Vorschein kommt. Fast zwei Dutzend Züge sollen minimal besser sein. Carlsen spielte in dieser Stellung den scheinbar absurden Zug 15.d4-d5. Damit opfert er einen wertvollen, zweiten Mittelbauern, den sein Gegner auf vier verschiedene Arten schlagen kann. Solch ein Zug macht Eindruck beim Gegner und der muss sich vermutlich erstmal sammeln. Das Bauernopfer ist nicht psychologisch für den Gegner eine Herausforderung, sondern erfordert auch Chuzpe desjenigen Spielers, der den Bauern für „Nichts“ gibt. Der junge Magnus Carlsen brachte diese Kraft auf.



Großmeister RB Ramesh

Fundamental Chess: Logical Decision Making

Das Buch erschien 2017 und richtet sich an fortgeschrittene Schachspieler, die nach den tieferen Beweggründen in ihrem Spiel suchen als nur im Finden von Zügen.

288 Seiten in englischer Sprache.

Verlag: Metropolitan Chess Publishing.


Titelfoto: Dariusz Gorzinski (2024). Auf die folgende Partie

Drei Partien von der Europameisterschaft der Frauen dienen uns als Beispiel für ein wichtiges positionelles Motiv im Schach. Zweimal war Josefine Heinemann beteiligt. Für Lernende ist es natürlich erfreulicher Niederlagen anderer zu analysieren.

Von Thorsten Cmiel

Es gibt verschiedene Eröffnungskonzepte bei denen ein Mittelbauer geopfert wird. Eine nette Geschichte dazu ist die erste Partie von Magnus Carlsen, die er in der Datenbank beim Schachdatenbankanbieter Chessbase verewigt hat. Sein Gegner, Ingo Cordts, ein deutscher FIDE-Meister, spielte ein gelegentlich als Kasparow-Gambit bekanntes Konzept. Dabei opfert Schwarz früh einen Zentralbauern und setzt auf schnelle Entwicklung. Die Eröffnungstheorie mag inzwischen gutes weißes Spiel nachweisen, aber gegen einen nicht vorbereiteten Gegner dürfte der Schwarzspieler mit diesem dynamischen Konzept gute Chancen erhalten.


Dreimal ist Schwarz am Zuge

Gelegentlich stören Mehrbauern im Zentrum eine Seite, während die andere Seite vor allem auf der Farbe, die der gegnerische Bauer im Dreieck um sich herum als Schwäche markiert, sein Figurenspiel aufzieht. Bei einem weißen Bauer auf d5 nutzt Schwarz bevorzugt die Felder (Dreieck) c5, d6 und e5 für seine Leichtfiguren. Das kennt man aus dem Kasparow-Gambit. Aber das Konzept kommt nicht nur in der Eröffnung vor, sondern kann auch im Mittelspiel ein wichtiges Motiv sein. Schauen wir auf drei Stellungen, die zunächst anonym bleiben. Die Lösungen finden sich unten.


In der ersten betrachteten Stellung war hier Schwarz dran. Die Figuren stehen vielleicht etwas ungewohnt. Wir sehen letztlich eine französische Bauernstruktur mit einem rückständigen e-Bauern. Hier gilt es eine Idee zu entwickeln, um das eigene Figurenspiel voll zur Wirkung zu bringen.


In der zweiten Stellung ist erneut Schwarz am Zuge. Die schwarze Aufstellung erinnert an ein Igelsystem. Wer diesen Stellungstyp kennt ist klar im Vorteil. Aber auch ohne dieses Vorwissen, sollten erfahrene Spieler schnell eine gute Idee entwickeln


Wer das Motto dieses Beitrages nutzt, der kommt auch im dritten Beispiel recht schnell zur richtigen Spielweise für den Nachziehenden. In einer praktischen Partie hat man freilich diese Hilfestellung nicht.

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