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Urkunde der FIDE

Schach ist ein Spiel der Strategie und des Intellekts, das weltweit Millionen von Menschen fasziniert. Auf internationaler Ebene sind Schachtitel ein Zeichen von Können und Engagement. Die FIDE (Fédération Internationale des Échecs), der weltweite Schachverband, ist verantwortlich für die Vergabe dieser Titel.

Kriterien für Internationale Titel im Schach

1. FIDE-Meister (FM)
Der Titel des FIDE-Meisters ist oft der erste internationale Titel, den ein Spieler erreichen kann. Die Hauptanforderung besteht darin, eine festgelegte Elo-Grenze von 2300 Punkten zu überschreiten. Dies zeigt ein hohes Maß an Schachverständnis und Konsistenz. Dem FM vorgelagert ist der Titel des Candidate Master (CM), der das Erreichen einer Elozahl von 2200 Punkten erfordert.

2. Internationaler Meister (IM)
Um den Titel des Internationalen Meisters zu erlangen, muss ein Spieler eine Elo-Zahl von mindestens 2400 erreichen und drei Normen erwerben. Normen sind spezielle Leistungen in anerkannten Turnieren, die bestimmte Kriterien erfüllen, wie z.B. das Spielen gegen eine internationale Konkurrenz und ein entsprechend starkes Ergebnis mit einer Performance von 2450 Elopunkten.

3. Großmeister (GM)
Der Titel des Großmeisters ist der prestigeträchtigste im Schach. Ein Spieler muss eine Elo-Zahl von mindestens 2500 erreichen und ebenfalls drei GM-Normen in anerkannten Turnieren erzielen. Diese Normen erfordern oft, dass der Spieler gegen andere Großmeister und starke internationale Gegner erfolgreich ist. der Junioren- und der Seniorenweltmeister erhält den Großmeistertitel ebenfalls automatisch verliehen. Für den GM-Titel ist eine Performance von 2600 Punkten erforderlich.

4. Frauengroßmeister (WGM)
Dieser Titel ist der höchste im Frauenschach. Die Anforderungen für den WGM sind ähnlich wie beim GM, jedoch liegt die erforderliche Elo-Zahl und die notwendigen Ergebnisse etwas niedriger bei 2300. Auch hier sind drei Normen erforderlich. Anmerkung: Frauen sind nicht von den geschlechterunabhängigen Titel ausgeschlossen. Tatsächlich streben die erfolgreichsten Frauen im Schach nach den höchsten, also am schwierigsten zu erringenden Titeln.

5. Internationale Frauenmeisterin (WIM)

Dieser Titel ist der zweithöchste Titel im Frauenschach. Der Weltschachbund FIDE verleiht den WIM-Titel seit 1950. Um den WIM-Titel zu erringen muss man eine Elozahl von 2200 Punkten erzielen und drei definierte Normen in FIDE-gewerteten Turnieren erfüllen. Wie bei allen anderen Titeln der FIDE gibt es noch einige andere Wege den Titel der Internationalen Frauenmeisterin zu erringen.

Es gibt noch weitere Titel mit jeweils etwas geringeren Anforderungen. Wie Frauen FIDE Meisterin (WFM), Frauen Candidate Meisterin (WFM). Genauso gibt es in der offenen Klasse den Titel des Candidate Master (CM).

6. Internationale Schiedsrichter und Trainer
Neben den Spielertiteln vergibt die FIDE auch Titel für Schachfunktionäre, Organisatoren und Trainer. Diese Titel erfordern eine Kombination aus Erfahrung, Wissen und der Teilnahme an FIDE-anerkannten Kursen oder Seminaren. Und ganz wichtig das Zahlen von Gebühren. Für die anderen Titel muss man einmalig eine Gebühr entrichten und erhält dafür eine Urkunde und eine Anstecknadel der FIDE.

Zusätzliche Anforderungen


Neben den Elo-Zahlen und Normen gibt es andere Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, wie die Anzahl der gespielten Partien, die Qualität der Gegner und die Turnierbedingungen. Die Einhaltung der FIDE-Regeln und -Vorschriften ist ebenfalls entscheidend für das Anerkennen von Leistungen.

Arena-Titel

Der Weltschachbund vergibt seit wenigen Jahren Titel für bestimmte Ergebnisse im Online-Schach, die für Amateurspieler interessant sein können. Diese beginnen im Unterschied zu den erwähnten bekannteren Titeln mit A wie Arena:: Arena Großmeister, Arena Internationaler Meister und ähnliche Titel können bei bestimmten Ergebnissen erworben werden. Gespielt wird Online auf der FIDE Online Arena – Official FIDE Gaming Platform.

Informativer Beitrag von Stefan Breuer zum Thema Arena-Titel via Youtube (in deutscher Sprache).

Fazit


Internationale Schachtitel sind erreichbar durch Ausdauer, Talent und harte Arbeit. Sie erfordern nicht nur respektable Leistungen in Schachturnieren, sondern auch die Fähigkeit, konstant auf hohem Niveau zu spielen. Für viele Schachspieler sind diese Titel ein lebenslanges Ziel und eine Anerkennung ihrer Leidenschaft und ihres Engagements für das Schachspiel. Die Titel werden vom Weltschachbund wie akademische Titel auf Lebenszeit vergeben.

Die offiziellen Titel-Regeln (Handbuch)

TC

Urkunde der FIDE Schach ist ein Spiel der

Foto: Nagalakhsmi

Das Phänomen der Eltern, die ihre Kinder unterstützen gibt es in vielen Sportarten, natürlich auch beim Schach. Das Engagement von Schacheltern beginnt meist damit die Leidenschaft und das Interesse des Kindes am Schachspiel zu fördern. Das kann zu einer Art Vollzeitbeschäftigung werden.

Eine „Chess Mum“ ist eine Mutter, die aktiv in das Schachleben ihres Kindes involviert ist. Diese Mütter unterstützen ihre Kinder in vielerlei Hinsicht, wie zum Beispiel durch das Fahren zu Trainings und zu Turnieren. Das passiert anfangs oft an Wochenenden, aber bei größerem Erfolg und internationalen Engagements steigen die Anforderungen an die Eltern und diese müssen eine Entscheidung treffen, die finanziell betrachtet nicht einfach sein dürfte.

Zu den bekanntesten Schachmüttern gehört Nagalakshmi, die Mutter der großmeisterlichen indischen Geschwister Praggnanandhaa und Vaishali. Sie ist meist bei den Turnieren ihrer Kinder dabei und kocht sogar. Nagalakshmi spielt selbst kein Schach, versteht also nicht was auf dem Brett passiert. Dennoch beobachtet sie ihre Kinder während der Partie und spürt wie es ihren Kindern geht. Inzwischen ist sie selbst ein medialer Superstar. Ihre Kinder meinen, dass die Mutter häufiger erkannt wird.

Die Rolle der Eltern wird immer wichtiger für die Entwicklung der besten Schachspielerinnen und Schachspieler. Das liegt vor allem an den immer früher, oft im Kindesalter beginnenden Schachkarrieren. Um die Karriere von Magnus Carlsen zu fördern reiste beispielsweise die gesamte Familie Carlsen für ein Jahr durch Europa. Es sind viele andere Beispiele von Eltern bekannt, die mit ihren Kindern auf der Tour unterwegs sind und waren. Beim indischen Herausforderer Gukesh ist es sein Vater, Dr. Rajinikanth, hat seinen Job als Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgegeben hat und ist mit seinem Sohn unterwegs. Er fiebert während der Turniere mit seinem Sohn mit und ist in der Regel nervöser als sein Sohn. Hier ein Interview via Chessbase India und Sagar Shah.

Interessante FT-Reportage mit einer Schach Mutter

TC

Foto: Nagalakhsmi Das Phänomen der Eltern, die ihre

Wilhelm Steinitz um 1900 (unbekannter Fotograf)

Wilhelm Steinitz (1836 in Prag – 1900 in New York)

Wilhelm Steinitz war ein bedeutender Schachspieler des 19. Jahrhunderts und gilt als der erste offiziell anerkannte Schachweltmeister der Geschichte. Geboren am 17. Mai 1836 in Prag, das damals Teil des österreichischen Kaiserreichs war, begann Steinitz seine Karriere im Schach in den 1850er Jahren, als er nach Wien zog, um Mathematik zu studieren.

Steinitz erlangte rasch Anerkennung in der Wiener Schachszene und gewann 1861 das Wiener Schachturnier, was ihm den Ruf eines der besten Schachspieler seiner Zeit einbrachte. 1862 zog er nach London, wo er seine Fähigkeiten weiter verfeinerte und zahlreiche Turniere gewann. Im Jahr 1866 besiegte er Adolf Anderssen, der als der beste Spieler der Welt galt, und festigte damit seinen Status als führender Schachspieler.

Steinitz’ größter Beitrag zum Schach war die Entwicklung der positionellen Spielweise, bei der er strategische Überlegungen und strukturelle Prinzipien über direkte Angriffe aufstellte. Diese Herangehensweise revolutionierte das Spiel und beeinflusste Generationen von Schachspielern. Er gilt als Begründer der modernen Schachtheorie.

1886 spielte Steinitz den ersten offiziell anerkannten Weltmeisterschaftskampf gegen den polnisch-französischen Schachspieler Johannes Zukertort in den USA, den er mit 12,5 zu 7,5 Punkten gewann. Damit wurde er der erste offizielle Schachweltmeister. Er verteidigte seinen Titel erfolgreich bis 1894, als er von Emanuel Lasker geschlagen wurde.

Neben seiner Karriere als Spieler war Steinitz auch als Autor und Schachtheoretiker tätig. Er schrieb zahlreiche Artikel und Bücher, in denen er seine Ideen und Theorien darlegte. Trotz seiner Erfolge im Schach war sein Leben von finanziellen Schwierigkeiten geprägt, und er verbrachte seine letzten Jahre in relativer Armut.

Wilhelm Steinitz starb am 12. August 1900 in New York City. Sein schachliches Erbe lebt jedoch in der modernen Schachstrategie weiter, und er wird bis heute als einer der einflussreichsten Schachspieler der Schachgeschichte angesehen. Zwei Zitate zeigen seinen großen Beitrag zum kollektiven Schachverständnis.

„Ein Opfer wird am besten durch seine Annahme widerlegt.“

Wilhelm Steinitz

„Der König ist eine starke Figur, die aktiv am Spiel teilnehmen sollte.“

Wilhelm Steinitz

„Schach ist schwierig, es erfordert Arbeit, ernsthaftes Nachdenken und eifriges Forschen.“

Wilhelm Steinitz

„Die unsterbliche Partie“ von Wilhelm Steinitz in einer Analyse von Georgios Souleidis (The Big Greek) in deutscher Sprache. Via Youtube.

Wilhelm Steinitz um 1900 (unbekannter Fotograf) Wilhelm Steinitz

GM Elisabeth Paehtz beim Problemlösen. Foto Konstantin Shalabov (FIDE Chess).

Von Thorsten Cmiel

Als Taktikaufgaben bezeichnet man beim Schach Spielsituationen, die eine Lösung erfordern. Das sind oft wenige Züge und manchmal längere Sequenzen. Synonym wird von einer Kombination gesprochen. Gemeint ist damit eine Abfolge mehrerer Schachzüge, die ein bestimmtes Ziel auf dem Brett verfolgen. Einfachste Aufgaben suchen beispielsweise nach einem Zug, einem Matt in einem Zug beispielsweise.

Bezüglich des Lerneffektes von Schachaufgaben gilt der Grundsatz: Je komplexer das Problem sich dem Lösenden darstellt, desto größer ist der erwartbare Lerneffekt beim Lösen dieser Aufgabe. Oder kurz: Je schwieriger, desto besser. Aber: Für Einsteiger sollte man mit einfachen Aufgaben starten, um schnelle Erfolgserlebnisse zu erlauben. So lernt man die klassischen Motive wie Grundreihenmatt und ähnliches.

Was bringen kostenlose Internetangebote? Im weltweiten Netz gibt es unzählige Angebote. Beginnend beim kostenlosen Aufgabentraining, das von vielen Online-Jüngern meist als Puzzle Rush bezeichnet wird. Diese Trainingstools von Spielplattformen sind oft nur Fingerübungen, immerhin manchen Spielern mag die wettbewerbliche Herangehensweise an Schachaufgaben helfen. Man kann von Mustererkennung von meist einfachen schachlichen Motiven sprechen. Der Effekt des Erkennens von bekannten Mustern ist begrenzt. Beim Lösen komplexerer Aufgaben spielen diese Grundformen jedoch eine wichtige Rolle.

Aufgabe 1: Weiß am Zuge setzt Matt. 

Das Erkennen eines solchen Motivs ist für jeden Schachspieler leicht erlernbar. Geeigneter für das Erzielen von echten Lerneffekten ist das Betrachten von wirklich gespielten Partien. Dabei kann man die letzte Phase betrachten oder den Weg dahin. Dabei gilt: Je komplexer die Aufgabe und die eigenen Bemühungen eine Lösung zu finden, desto größer dürfte der Lerneffekt ausfallen.

Es beginnt mit einem Schachgebot und geht so weiter. 1.Db3+ Kh8 2.Sf7+ Kg8 3.Sh6+ (Doppelschach) Kh8 4.Dg8+ Txg8 5.Sf7#. Diese Sequenz ist typisch für ein „ersticktes Matt“.

Aufgabe 2: Weiß am Zuge setzt Matt.

Diese Stellung stammt aus einer Online-Partie im Bullet, also mit sehr geringer Grundspielzeit. Die Herausforderung ist nicht allzu groß, da alle Züge mit Schachgeboten erfolgen. Dennoch dürften Anfänger in der Zugfolge bereits eine erste Herausforderung bewältigen müssen.

Weiß setzt schnellstens in vier Zügen Matt. 1.Lh7+ Kh8 2.Lg7+ Kxg7 3.Dg6+ Kh8 (f8) 4.Dg8#. Etwas länger dauerte das gespielte. 1.De6+ Kh8 2.Lg7+ Kxg7 3.Df7+ Kh6 4.Dh7+ Kg5 5.h4+ (5.Dxh5#) Kg4 6.Dxh5# (Lxh5#).

Aufgabe 3: Schwarz am Zuge setzt Matt.

Diese Stellung stammt aus der Analyse zu einer gespielten Partie (Sunye Neto – Kasparow, Graz 1981). Die Lösung ist etwas komplizierter als im letzten Beispiel, aber immer noch recht einfach zu finden. Vor allem wenn man wie der Betrachter weiß, dass etwas funktioniert. Diesen Vorteil hat man in einer Schachpartie nicht.

Schwarz startet mit dem Zug 1…Tdxg2! – das droht Tg1 oder Th2 Matt. Weiß ist gezwungen den Turm zu schlagen. 2.Sxg2 und jetzt folgt der entscheidende Zug 2…Tg3!! und der Weiße kann nichts mehr gegen das Matt auf h3 unternehmen. Wichtig: Nach Springerwegzug folgt das alternative Matt auf g1, das von Kennern Arabisches Matt genannt wird.

Aufgabe 4: Schwarz am Zuge sollte wie fortsetzen?

Wir bleiben bei der gleichen Partie, aber der Brasilianer Sunye Neto machte es seinem Gegner etwas schwieriger. Diesmal steht der König nicht in der Ecke, sondern auf dem Feld f1. Beachten Sie die etwas andere Fragestellung.

Garry Kasparow nahm hier ebenfalls auf e3, etwas schwieriger zu berechnen. Die Partiefolge war: 42…Lxe3!! 43.fxe3 Tdxg2. Also erneut dieser Einschlag auf g2. Diesmal ist die Pointe eine etwas andere, nach Sxg2 folgt das „Familienschach“ mit dem Springer auf d2. Man musste hier nach dem Läuferopfer noch zwei alternative Schlagfälle berechnen: 1.) 43.gxf3 Txf2+ 44.Ke1 Tg1# und 2.) 43.Dxe3 Td1+ 44.Ke2 Te1# (Matt).

5. Wie sollte Schwarz am Zuge fortsetzen?

Wir betrachten hier die Partie in einer etwas späteren Phase. Der weiße König steht gefährdet. Aber wie geht es weiter mit dem Angriff? Die Lösung ist nicht trivial, im Gegenteil, und erfordert etwas mehr als nur eine Abfolge von Schachgeboten wie in der ersten Aufgabe beispielsweise.

Hier spielte Garry Kasparow den antizipativen stillen und sehr starken Zug 45…Kh7!, der das denkbare Dauerschach via c8 – f5 vermeidet. Eigentlich würde Schwarz gerne Tg5-g2 spielen um mit Tf2 Matt zu setzen, aber das wäre hier verfrüht. In der Partie folgte jetzt noch 46.Dc8 Th1+ 47.Kf2 Sd2 und Weiß gab auf, da weiterer Materialverlust unvermeidbar ist. Zunächst droht das Matt mit dem Turmzug nach f1 und nach einem Springerzug als Reaktion darauf folgt das Turmschach auf h2 und der weiße Läufer auf b2 geht verloren.

6. Wie setzte Nihal Sarin kraftvoll fort?

Nihal Sarin Foto: Lennart Ootes

Der Inder Nihal Sarin fand hier eine gefällige Kombination, die nicht allzu schwierig zu erkennen ist, wenn man einige gängige bekannte Motive kombiniert.

Nihal Sarin beginnt diese Kombination mit einem Ablenkungsopfer und schlägt zunächst den Bauern auf e6…

Fazit

Wer besser im Schach werden will, der sollte einen geeigneten Schwierigkeitsgrad aussuchen und nicht auf zu einfache Taktikaufgaben setzen. Der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben wurde hier zur Illustration etwas gesteigert. Nicht die einfachen Aufgaben erhöhen das eigene Spielvermögen im klassischen Schach – das mag nur bei absoluten Beginnern einen positiven Effekt für die effektive Spielstärke haben. Aber: Natürlich macht es Spaß gelegentlich einfache Aufgaben zu lösen und gerade für Kinder kann das eine geeignete spielerische erste Herangehensweise an das Schachspiel sein. Frühe Erfolgserlebnisse schaden nie, späte aber ebenfalls nicht.

Empfehlenswerter als Puzzle Rushes sind die Aufgaben der darauf spezialisierten Webpräsenz von Chesspuzzle von Martin Bennedik. Aufgaben kann man nach unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden oder Motiven auswählen. Die Datenbank wird aus aktuell gespielten Partien gespeist und listet auch viele klassische Kombinationen auf. Wobei Aktualität bei Taktikaufgaben, wie unsere Beispielpartie zeigt, bei der Auswahl nicht sonderlich wichtig ist. Alternativempfehlung: Es mag heutzutage eher ungewöhnlich klingen, aber vielleicht sollte man gelegentlich einen Blick in ein Buch mit Aufgaben werfen, die von einem didaktisch geschulten Schachpädagogen stammen.

Als Taktikaufgaben bezeichnet man beim Schach Spielsituationen,

Beratungspartie. Foto: Dariusz Gorzinski

Von Thorsten Cmiel

Das Positive zuerst. Schach findet im Internet statt wie kaum eine andere Sportart. Wer Schach regelmäßig verfolgt, der kann sich schnell in der Vielzahl der kommerziellen als auch kostenlosen Angebote verlaufen. Neben Partieübertragungen auf speziellen Plattformen gibt es Livekommentierungen, Informationsvideos oder etwas traditioneller und informativer Podcasts. Aber: Der Tag hat nur 24 Stunden und zwischendurch muss man etwas Essen und gelegentlich studieren oder arbeiten. Wie soll man eine Auswahl treffen, wem man folgt oder wessen Angebote man nutzt? Ein Vorschlag.

Die Zahl der Turniere weltweit ist enorm. Täglich gibt es überall auf der Welt Schachturniere und viele Turnierveranstalter bieten Liveübertragungen der gespielten Partien und oft eine Moderation an. Dabei wird von starken Spielerinnen und Spielern das Geschehen auf dem Brett erläutert. Manchmal kommt es zu Interviews mit Spielern, die gelegentlich informativ und manchmal sogar lustig sind.

Am besten kann man Schach verfolgen wenn man Fan ist

Die Vielzahl an Turnierübertragungen führt zu einem Luxusproblem für Schachliebhaber. Jeder hat die Qual der Wahl, denn alles kann man nicht verfolgen. Bei den großen Turnieren werden Hunderte von Partien gleichzeitig übertragen. Wem soll ich folgen? Wessen Partien soll ich regelmäßig nachspielen? Die Auswahl fällt nicht leicht und kann individuell völlig unterschiedlich ausfallen. Die persönlichen Helden sind oft Spieler aus dem eigenen Land, die man kennt und die international für Schlagzeilen sorgen. Turnierspieler könnten ebenfalls auf die Idee kommen Spielern zu folgen, die ähnliche Eröffnungen spielen oder deren Spielstil imponiert. Ich hatte mal die Idee Youngstern schachlich zu folgen und um mehr Aufmerksamkeit zu erhalten habe ich diese Methode als schachliches Stalking bezeichnet, also das ungefragte Analysieren der Partien dieser Spieler, die allesamt Internationale Meister und Teenager waren. Ein besorgter Vater, der das Konzept wohl nicht verstanden hat, erkundigte sich nach mir. Heute kennt die Youngster von damals jeder in der Schachwelt: Gukesh, Nihal Sarin, Arjun Erigaisi, Praggnanandhaa, Alireza Firouzja, Vincent Keymer, Nodirbek Abdusattorov waren einige dieser Spieler.

Was in dem folgenden Video aus Indien zu sehen ist geht allerdings zu weit.

Das Positive zuerst. Schach findet im Internet

Schacholympiade Budapest 2024 Nils Rohde

Etwas Glück in der ersten Hälfte

In den ersten zwei Runden spielte Divya an Brett 2, da die beiden indischen Spitzenspielerinnen Harika Dronavalli und Vaishali aussetzten. Vergleichsweise kurzfristig war Tanja Sachdev zum Team gestoßen, nachdem Koneru Humpy aus privaten Gründen, so hieß es, nicht mitspielen konnte. Die beiden Startpartien stellten jedenfalls keine größere Herausforderung für Divya dar. Die kritischste Partie spielte die Inderin in der vierten Runde, nachdem ihr die Partie entglitten war. Gleichzeitig muss man die Gegnerin loben, die sich stark wehrte und sogar auf Gewinn stand. In der Runde danach konsolidierte sich die Inderin und in der sechsten Runde folgte erneut ein starker Auftritt von Divya Deshmukh,







Zweite Hälfte – es wurde souveräner

Damit war die erste Hälfte des Turniers in Budapest beendet und manche Spielerinnen und Spieler nutzten den freien Tag für Sightseeing in Budapest. Kritisch wurde es in der Folge erst für das indische Frauenteam nach der Niederlage gegen Polen in der achten und das Unentschieden gegen die Vereinigten Staaten in der neunten Runde. Plötzlich waren die Kasachinnen vorne und aus der zuvor gejagten und souveränen indischen Frauenmannschaft waren plötzlich Jägerinnen geworden. Ein Eis zu essen soll es dann für das indische Team gerichtet haben.






Das Ergebnis bei der Schacholympiade

Ergebnis Divya Deshmukh via Screenshot Chess results

Video Chessbase India: Divya Deshmukh interviewed by Sagar Shah shortly after the Chess Olympiad 2024.

Die Analysen können heruntergeladen werden und wer will kann sie mit der Engine seines Vertrauens, oder besser ohne, nochmals genauer anschauen oder archivieren.


Hier ist der Button zum Download (Beispiel)

TC

Schacholympiade Budapest 2024 Nils Rohde Etwas Glück in

Foto: Dariusz Gorzinski

Die Elo-Zahl ist der Zahlenwert eines Bewertungssystems, das verwendet wird, um die relative Spielstärke von Spielern in Zwei-Spieler-Spielen, wie Schach, zu bewerten. es gilt je höher, desto besser. Entwickelt wurde das System von Arpad Elo, einem ungarisch-amerikanischen Physiker und Schachspieler. Die Elo-Zahl ändert sich basierend auf den Spielergebnissen, wobei ein Spieler Punkte gewinnt, wenn er gegen einen höher bewerteten Spieler gewinnt, und Punkte verliert, wenn er gegen einen niedriger bewerteten Spieler verliert. Dieses System ermöglicht eine dynamische Bewertung, die sich an die aktuelle Leistung der Spieler anpasst. Im besten Fall.

Wer war der Erfinder der Elozahl?

Arpad Elo wurde am 25. August 1903 in Ungarn geboren und wanderte später in die Vereinigten Staaten aus, wo er als Professor für Physik arbeitete. Der gebürtige Ungar war ein guter Schachspieler und zwischen 1935 und 1961 erfolgreicher Turnierspieler in Wisconsin. Später engagierte er sich als Verbandspräsident in den USA. Sein Bewertungssystem, das er in den 1960er Jahren entwickelte, und seinen Namen trägt, beruht auf statistischen Methoden und hat sich als äußerst nützlich erwiesen, um die Leistungen von Spielern objektiv zu vergleichen. Das Elosystem findet nicht mehr nur im Schach Verwendung. Elo starb am 5. November 1992.

Grobe Zuordnung von Elozahlen von Schachspielern zu ungefähren Spielstärken:

ElozahlUngefähres Spielniveau
Unter 1000Anfänger
1000 bis 1400Fortgeschrittener
1400 bis 1600Klubspieler
1600 bis 1800Starker Klubspieler
1800 bis 2000Experte
2000 bis 2200Meisteranwärter
2200 bis 2400FIDE Meister
2400 bis 2500Internationaler Meister
2500 bis 2700Großmeister
Mehr als 2700Weltklassegroßmeister
Elozahlen und ungefähre Einschätzung der Spielstärke

Diese Zuordnung gibt eine grobe erste Orientierung und ist vom Weltschachbund FIDE bei der Titelvergabe so ähnlich angenommen worden. Für das Erringen eines internationalen Schachtitels genügt das Erreichen einer bestimmten Elozahl nicht unbedingt aus. Hinzu kommen so genannte Titelnormen, die vom Weltschachbund genau definiert und deren Erreichen überprüft und durch ein Gremium begutachtet wird. Schachtitel

Magnus Carlsen erreichte mit 2.889,2 die höchste jemals ermittelte Live-Elozahl. Das war in 2014 und Magnus Carlsen war damals der amtierende Weltmeister im Schach mit klassischer Bedenkzeit.

FIDE Rating Calculators

Offizielle Weltrangliste (Weltschachbund)

Live-Ratings der Spitzenspieler

TC

Foto: Dariusz Gorzinski Die Elo-Zahl ist der Zahlenwert

Der 13. Weltmeister Garry Kasparow Foto: John Brezina

Von Thorsten Cmiel

Das 20. Jahrhundert war eine ereignisreiche Ära für das Schachspiel. Es gab große Rivalitäten und dramatische Duelle um den Titel des Schachweltmeisters. Politik spielte ebenfalls eine wichtige Rolle seit der Weltschachbund 1924 gegründet wurde. Der Titel des Schachweltmeisters ist für viele Länder eine nationale Angelegenheit.

Emanuel Lasker (1894–1921): Der Deutsche Emanuel Lasker hielt den Weltmeistertitel länger als jeder andere Spieler in der Geschichte. Er verteidigte seinen Titel erfolgreich gegen renommierte Gegner wie Wilhelm Steinitz, Frank Marshall und Carl Schlechter. Lasker war bekannt für seine psychologische Herangehensweise und seine Fähigkeit, in schwierigen Situationen die Oberhand zu gewinnen.

José Raúl Capablanca (1921–1927): Der kubanische Großmeister José Raúl Capablanca erlangte den Titel von Lasker und wurde für seine brillante Technik und sein intuitives Spiel gefeiert. Capablanca war für seine Serien ohne Niederlagen bekannt und galt als einer der größten Schachspieler aller Zeiten.

Alexander Aljechin (1927–1935, 1937–1946): Der russisch-französische Schachspieler Alexander Aljechin eroberte den Titel von Capablanca in einem legendären Match. Aljechin war bekannt für seinen kreativen und aggressiven Stil. Nach einem Verlust an Max Euwe im Jahr 1935 konnte er den Titel 1937 zurückerobern und bis zu seinem Tod 1946 halten.

Max Euwe (1935–1937). Max Euwe war ein niederländischer Schachspieler und der fünfte offizielle Schachweltmeister. Euwe wurde am 20. Mai 1901 in Amsterdam geboren und gewann die Weltmeisterschaft im Schach 1935, indem er Alexander Aljechin besiegte. Euwe war bekannt für seinen strategischen und positionellen Spielstil sowie seine Beiträge zur Schachtheorie. Neben seiner Schachkarriere war er als Mathematiker aktiv und wurde später Präsident der FIDE, der internationalen Schachorganisation. Max Euwe hinterließ ein bedeutendes Erbe in der Welt des Schachs, sowohl durch seine Spiele als auch durch seine zahlreichen Lehrbücher und Veröffentlichungen.

Mikhail Botvinnik (1948–1963): Nach Aljechins Tod wurde ein Turnier abgehalten, um den neuen Weltmeister zu bestimmen. Der sowjetische Großmeister Mikhail Botvinnik gewann und begann eine Ära der sowjetischen Dominanz im Schach. Botvinnik war ein Pionier der Schachtheorie und Mentor vieler zukünftiger Weltmeister. Botvinnik verlor mehrfach den Titel, gewann ihn aber immer wieder zurück. Er wird gelegentlich als der Patriarch bezeichnet.

Wassili Smyslow, Michail Tal, Tigran Petrosjan und Boris Spasski (1957–1969): Diese Periode war geprägt von einer Rotation der Weltmeister innerhalb der Sowjetunion. Jeder dieser Spieler brachte seinen einzigartigen Stil ein, von Tal’s aggressivem und taktischem Spiel bis hin zu Petrosjans defensiver Stärke und seinen berühmten defensiven Qualitätsopfern.

Bobby Fischer (1972–1975): Der Amerikaner Bobby Fischer brach die sowjetische Vorherrschaft, indem er Boris Spasski in einem der berühmtesten Schachduelle der Geschichte besiegte. Fischer wird von vielen Schachfans noch immer als ein genialer Spieler angesehen, bekannt war er für seine beispiellose Dominanz bis hin zu seinem Sieg in Reykjavik 1972.

Anatoli Karpow (1975-1985): Nach Fischers Rückzug wurde Anatoli Karpow Weltmeister. Sein großes strategisches Geschick und seine vielen Turniererfolge machten ihn trotz des kampflosen Sieges zu einem würdigen Champion. Es folgte ein jahrelange Rivalität mit seinem sowjet-russischen Landsmann Garri Kasparow.

Garri Kasparow übernahm 1985 den Titel von Karpow in einem epischen Duell und dominierte das Schach in den folgenden Jahren mit seinem dynamischen Spielstil. Der 20. Jahrhundert endete zwar mit Kasparows unangefochtener Herrschaft, aber ab 1993 trennte sich Kasparow vom Weltschachbund, organisierte seine eigene Weltmeisterschaft und sorgte für einige Aufregung in der Schachwelt. Die FIDE veranstaltete eigene Turniere um die Weltmeisterschaft. Es gab also mehrere Weltmeister, die heutzutage allerdings weniger Anerkennung genießen.

Die Historie der Schachweltmeisterschaften ist spannend und voller kleinerer und größerer Schlenker und vieler Dramen. Wer sich für mehr Details und Hintergründe interessiert, dem sei beispielsweise die Webpräsenz der Emanuel Lasker Gesellschaft empfohlen, die sich mit dem deutschen Schachweltmeister beschäftigt.

Der 13. Weltmeister Garry Kasparow Foto: John

Der Begriff Seniorenschach bezieht sich auf Schachturniere und -veranstaltungen, die speziell für ältere Spieler organisiert werden. Diese Veranstaltungen bieten Senioren die Möglichkeit, sich in einem freundlichen und gleichzeitig wettbewerbsfähigen Umfeld zu messen, ihre geistige Fitness zu fördern und soziale Kontakte zu knüpfen. Weltweit gibt es zahlreiche Seniorenschachturniere, darunter jedes Jahr die Seniorenwelt- und Kontinentalmeisterschaften, die in verschiedenen Alterskategorien ausgetragen werden.

Seit 2014 ist man ab 50 Jahren in der Definition des Weltschachbundes FIDE Jungsenior. Ab 65 Jahren beginnt das klassische Seniorenalter. Zudem bezeichnen manche Organisatoren Senioren ab 75 Jahren als Nestoren. Ebenso kämpfen Frauen ihre Titelträgerinnen im Seniorenbereich aus. Die Seniorenweltmeisterschaften wurden in Deutschland von Reinhold Hoffmann (ChessOrg) erfunden. Die meisten der ersten Seniorenweltmeisterschaften fanden in Deutschland statt.

Seniorenschach ist nicht nur ein sportlicher Wettkampf, sondern auch eine Möglichkeit, lebenslanges Lernen und strategisches Denken zu fördern.

Das Schachspielen ist als potenzielles Mittel zur Prävention von Demenzerkrankungen geeignet, indem das Gehirn herausgefordert und aktiviert wird. Schach ist ohnehin ein Spiel, das komplexes Denken, gute Gedächtnisleistungen und Problemlösungsfähigkeiten erfordert. Diese kognitiven Anforderungen stimulieren das Gehirn und fördern damit die Fähigkeit des Gehirns, neue Verbindungen zu schaffen und sich an Veränderungen anzupassen. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig Schach spielen, oder andere geistig anspruchsvolle Aktivitäten ausüben, ein geringeres Risiko haben, an Demenz zu erkranken.

Seniorenweltmeisterschaften als ultimative Herausforderung

Der Sieger bei der Seniorenweltmeisterschaft, die inzwischen von dem Weltschachbund Fide ausgetragen wird, erhält neben dem Titel des Seniorenweltmeisters den Titel eines Internationalen Großmeisters. Das ist genauso wie bei dem Sieger der Juniorenweltmeisterschaft geregelt. Meist sind die Sieger jedoch ohnehin Großmeister, da sich die Turniere großer Beliebtheit erfreuen.

Foto: John Brezina

Der Sieger bei der Seniorenweltmeisterschaft, die inzwischen von dem Weltschachbund Fide ausgetragen wird, erhält neben dem Titel des Seniorenweltmeisters den Titel eines Internationalen Großmeisters. Das ist genauso wie bei dem Sieger der Juniorenweltmeisterschaft geregelt. Meist sind die Sieger jedoch ohnehin Großmeister, da sich die Turniere großer Beliebtheit erfreuen.

Der erste Seniorenweltmeister war im Jahr 1991 Wassili Smyslow (1921 – 2010), der von 1957 bis 1958 den Titel des Schachweltmeisters inne hatte. Es folgten viele bekannte Großmeister. 2006 gewann beispielsweise der 75-jährige Viktor Kortschnoi, der schon lange für die Schweiz aktiv war. In späteren Jahren gelang es gelegentlich Internationalen Meistern Seniorenweltmeister zu werden und so den Titel eines Großmeisters verliehen zu bekommen.

Wikipedia Seniorenweltmeisterschaft_im_Schach

Neben Einzelwettbewerben gibt es auch in der Altersklasse der Senioren Teamwettbewerbe.

Der Begriff Seniorenschach bezieht sich auf Schachturniere

(Foto: Dariusz Gorzinski)

von Thorsten Cmiel

Ding Liren wollte den Erfolg mehr als sein Gegner und spielte mit einem überraschenden Zug einfach weiter, während dieser die Partie bereits abgehakt haben dürfte. Der Fight war allerdings noch nicht entschieden und Ian Nepomniachtchi hatte eindeutig die schwierigeren Aufgaben zu meistern. Der Rest ist Geschichte.

Dings großer Moment

Am 30. April 2023 gewann Ding Liren im kasachischen Astana die Schachweltmeisterschaft gegen den Russen Ian Nepomniachtchi. Das Weltmeisterschaftsmatch in Astana, Kasachstan, war hart umkämpft. Nach 14 klassischen Partien stand es unentschieden (7:7), was zu dem Schnellschach-Tiebreak und der betrachteten entscheidenden Stellung führte. Im 46. Zug der entscheidenden Partie hatte sich der Russe auf eine Fortsetzung des Wettkampfes eingestellt, dann spielte Ding Liren seinen Turm nach g6, Ian Nepomniachtchi war erkennbar aus dem Gleichgewicht gebracht und konnte seine Chancen nicht nutzen. Der Russe verlor. Ding blieb längere Zeit am Brett sitzen. Er wirkte erschöpft.

Stefan Löffler beschrieb den Moment für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung so: „Als Ding Liren die entscheidende letzte Stichpartie gewann, lächelte er nicht und ballte keine Faust. Er schaute nicht mal auf, während die Zuschauer klatschten und der geschlagene Jan Nepomnjaschtschi sich davonmachte. Der neue Schachweltmeister nahm seinen Kopf in die Hände und blieb sitzen. Er wartete, dass sich die Spannung löst und Freude über seinen Titelgewinn einstellt. Doch die Spannung blieb, und die Freude kam nicht. Schon kurz nach Beginn des Matches hatte Ding alle verblüfft, als er gestand, wie sehr ihn die Anstrengung mitnahm und dass sich während der Vorbereitung seine Freundin von ihm getrennt hatte.“

Seit diesem ultimativen Erfolg spielte der Chinese zunächst kaum und später weit unter seinem früheren Spielstärkeniveau. Die Schachwelt rätselte über die Ursachen. Ding berichtete von Schlafstörungen, nahm Medikamente ein und entwickelte eine Depression. Der Chinese geht sehr offen mit seiner Situation um.

In Singapur wird der Weltmeister als Außenseiter gesehen. Fast jeder seiner Großmeisterkollegen wurde in den Wochen vor dem Wettkampf nach den Chancen des Weltmeisters gefragt. Keiner will auf den Chinesen setzen, was für diesen ein Vorteil sein kann. Der Druck liegt auf dem Gegner, was ungewöhnlich für einen Weltmeisterschaftskampf ist.

Ding kann wieder lächeln. Foto bei der Schacholympiade 2024 in Budapest: Dariusz Gorzinski

Frühe Erfolge

Ding wurde am 24. Oktober 1992 in der südöstlichen chinesischen Provinz Zhejiang geboren und lernte im Alter von vier Jahren von seiner Mutter das Schachspiel. Chen Lixing, der zuvor die ehemalige Schachweltmeisterin Zhu Chen trainiert hatte, nahm sich Ding an. Dieser belegte bei den Jugendweltmeisterschaften der unter 10-Jährigen und der unter 12-Jährigen (2003, 2004) jeweils den ersten Platz, obwohl er bei beiden Veranstaltungen vor dem Stechen den zweiten Platz belegte. Dem Chinesen scheinen also Stichkämpfe immer schon gelegen zu haben.

Im Jahr 2009 wurde Ding mit nur 16 Jahren der jüngste chinesische Meister aller Zeiten. Es folgte schnell der Großmeistertitel. 2011 und 2012 kamen zwei weitere chinesische Meistertitel hinzu. Auf der internationalen Bühne setzte sich der Chinese ebenfalls schnell durch: 2014 gewann China bei der Schacholympiade in Tromsø (Norwegen) die Goldmedaille mit Ding Liren am zweiten Brett und 2015 wurde das chinesische Team Mannschaftsweltmeister im armenischen Zaghkadsor. Im selben Jahr schaffte Ding als erst zweiter chinesischer Spieler den Sprung in die Top Ten der Welt.

St. Louis Foto 2019: John Brezina

Drei Jahre später erreichte Ding Liren im Alter von 26 Jahren seine bislang höchste gemessene Elozahl mit 2816 Punkten. Ding Liren war im Dezember 2018 Nummer 4 der Welt hinter Magnus Carlsen, Fabiano Caruana und Shakhriyar Mamedyarov. Zum WM-Kampf in Singapur ist der Chinese mit 2728 Punkten lediglich auf dem 23. Platz der Weltrangliste zu finden.

100 Turnierpartien ohne Niederlage

2017 und 2019 stand Ding im Finale des Schach-Weltcups, reifte weiter zu einem Weltklassespieler heran und blieb beim Kandidatenturnier in Berlin 2018 ohne Niederlage, gewann allerdings nur eine Partie. 2018 gewann Ding bei Schacholympiade im georgischen Batumi Einzel- und Mannschaftsgold. Von August 2017 bis November 2018 blieb Ding in 100 aufeinanderfolgenden klassischen Partien ungeschlagen. Diesen Rekord brach später Magnus Carlsen höchstpersönlich. In 2019 gewann Ding den Sinquefield Cup, eines der jährlich weltweit besten Turniere mit einer Performance von 2845 und sicherte sich die Grand Chess Tour, da er im Dezember des gleichen Jahres das London Chess Classic ebenfalls gewann. In der Folge gehörte Ding zu den Favoriten beim Kandidatenturnier 2020 in Jekaterinburg, Russland. Er startete schlecht und holte in sieben Runden nur 2,5 Punkte. Das Turnier wurde zur Halbzeit wegen der COVID-19-Pandemie unterbrochen. Bei der Wiederaufnahme gewann der Chinese drei Partien und verlor nur noch eine der sieben Partien.

Ding gewann nie ein Kandidatenturnier

2022 bei seinem dritten Kandidatenturnier in Madrid startete der Chinese erneut schwach und belegte dennoch am Ende hinter Ian Nepomniachtchi den zweiten Platz. Bei Kandidatenturnieren zählt nur der erste Platz und sichert einen Kampf um die Weltmeisterschaft, eigentlich. Magnus Carlsen entschied sich jedoch seinen Titel nicht erneut gegen den Russen zu verteidigen. Deshalb fand sich Ding Liren in einem WM-Match gegen Nepomniachtchi wieder. Dings Erfolg im Jahr 2023 wurde in der Folge überschattet von seinen psychischen Problemen, die immer offensichtlicher wurden. Der Chinese nahm sich eine längere Auszeit vom Schach, um seine psychische Gesundheit wiederherzustellen. In Interviews ist Ding immer überraschend offen und sprach von persönlichen Schwierigkeiten und Depressionen.

In einem Interview vor dem Weltmeisterschaftskampf dachte Ding über seinen Gemütszustand nach: „Mein derzeitiger Zustand ist weder außergewöhnlich gut noch schlecht, wie ich es in den letzten anderthalb Jahren empfunden habe. Ich habe die schlimmsten Momente hinter mir gelassen. Ich weiß, dass ich großartiges Schach gespielt habe – ich konnte nur bestimmte Stellungen nicht gewinnen. Ich glaube immer noch, dass ich das ändern kann, vielleicht während des Matches.“

Video eingebunden von Youtube: Produzent Take Take Take https://taketaketake.com

Pressekonferenz vor dem Match

Bei meinem ersten WM-Match war ich sehr nervös, aber dieses Mal fühle ich mich ruhig und mit viel Energie. Ich bin das erste Mal in Singapur, und es gibt viel zu sehen. Es ist ein warmes Land, und ich habe heute Morgen viele Geschenke und einen herzlichen Empfang von vielen Kindern bekommen. (Bei einem Event hatten ihm Kinder aus Singapur einen herzlichen Empfang bereitet).


Über Gukesh sagte Ding, es komme nicht oft vor, dass er gegen einen Spieler spiele, der jünger sei als er. Ding betonte, dass er mehr Erfahrung habe als Gukesh. Zudem hört man den Respekt aus den Worten des Weltmeisters- Gukesh aber in vielerlei Hinsicht bereits seine Reife bewiesen. Er hoffe, dass beide ihr Bestes geben können. Gukesh sei nicht leicht zu schlagen.


Gestern habe ich mir meine Partien der letzten Zeit angesehen, und die Qualität war nicht so gut. Ich habe viele kurze Remis gemacht, sogar in besseren Stellungen. Es ist klar, dass ich weit von meiner Höchstleistung entfernt war. Aber ich habe vor, mir einige meiner besten Partien anzusehen, um mein Selbstvertrauen und meinen Kampfgeist wiederzuerlangen und bessere Leistungen zu erbringen.

Ding Liren zu seiner aktuellen Form.

Ding Liren wollte den Erfolg mehr als